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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur Anästhesie Dinkelsbühl



Kilroy
24.10.2004, 23:54
1. Allgemeine Daten zur Klinik
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- Stadt
Dinkelsbühl: Eine wunderschöne historische Kleinstadt mit komplett erhaltener Stadtmauer und vielen Fachwerkhäusern, zu vergleichen mit Rothenburg o.d.T oder Nördlingen, nur ohne Touristen. Zwischen Nürnberg und Schwäbisch Hall, 20 km von Crailsheim im Bayrischen

- Klinik
Ein kleines Kreiskrankenhaus mit ca. 220 Betten, das im Verbund mit Feuchtwangen steht.

- Abteilung
Die Anästhesie besteht aus einer Intensiv mit 8 Bettn und natürlich dem OP (3 Säle)

- Chefarzt
Ein sehr netter Chefarzt (Dr. Kubin), der sich für alle seine Untergebenenen (3 OAs und 2 Ass.) einsetzt. Verheiratet mit seiner Sekretärin , die Ansprechpartner für Famulaturen ist
Hatte uns zur Begrüßung (wir kamen So abend an) ein Bier, eine Flasche Wein und Sprudel kaltgestellt (und wir kannten ihn nicht und sind auch nicht empfohlen worden!)

- Internetadresse der Klinik
www.verbundkrankenhaus.de

2. Betreuung und Arbeitsklima
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- Von wem wurdest du betreut?
Alle, Ärzte wie Pfleger waren unglaublich bemüht und fühlten sich fast ein wenig geehrt, daß man IHR Haus für eine Famulatur ausgesucht hat. Die Zusammenarbeit Ärzte/Pfleger war so kollegial, wie ich sie noch nie erlebt habe. Keiner wirkte gestreßt und alle waren sehr bemüht, uns die Vorgänge und Handgriffe zu zeigen/zu erklären.

- Wie schätzt du die Betreuung ein?
Hervorragend, eben typisch kleines Haus

- Gibt es Famulanten, PJler oder AiPler auf Station im Haus?
2 Ex-AiP-ler, wobei die OAs ihren höheren Status aber nie gezeigt haben und alle die gleichen Arbeiten verrichtet haben.

3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
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- Welche Vorkenntnisse hattest du?
8. Klinisches Semester, also kurz vor dem 2. StEx, meine dritte Famulatur. Die ersten beiden habe ich auf kleinen KKHs in der Inneren gemacht, jetzt wollte ich mal die nötigen Handgriffe (Intubieren, Zugänge bis zum Abwinken) lernen, die nützlich sind, die man aber nie richtig beigebracht bekommt.

- Arbeitszeiten
Morgens um 7.15 (operatives Fach!) bis etwa um 15.45, bei Bedarf aber auch früher, kontrolliert hat niemand

- Beschreibe kurz deinen Tagesablauf
7:15 Frühbesprechung anschließend Visite auf der Intensiv (vor allem Post-OP-Patienten oder Notfalleinsätze, kaum Langzeitbeatmete)
7:45 Alle bis auf einen Arzt gehen in den OP, wir suchen uns den OP mit den interessantesten OPs/Narkosen raus. (Der Chefarzt hat, wie wir zufällig mitbekommen, dafür gesorgt, daß die Assistenzärzte, die uns nicht so viel machen lassen dürfen, während unserer Famulatur in die weniger interssanetn OPs gehen)
8:00 Der erste Patient: Pfleger, Arzt oder ich empfangen den Patienten, ich lege eine Nadel (mehrmals gezeigt) und prämediziere, schließe Pulsoxy und Co an, schon nach der ersten Woche habe ich schon unter Anleitung Spinalen einleiten dürfen, später dann alleine.
8:00 bis ca. 15:00 OPs, je nach Schwierigkeitsgrad wechseln Arzt, Pfleger und ich uns ab oder sitzen alleine in der OP, bei Intubationen oder Larynxmasken (durfte ich auch recht früh bei den leichteren Patienten) ist mmer jemand da, sonst (Spinale) bin ich auch mal alleine und es schaut ab und zu jemand rein, ob alles okay ist.
Zwischendurch kann ich im OP-Trakt frühstücken (umsonst), ab zwölf in der Kantine Mittag essen (wird ebenfalls gestellt) oder ich kann im Aufwachraum die Patienten betreuen (z.B. einen Intercostalblock oder einen 3in1-Katheter legen). Der OP wird von Allg. Chirurgen und Unfallchirurgen "gefüttert", an best. Tagen hat ein HNO-Arzt Termine angemeldet (Kinder mit Polypen) oder ein Gynäkologe (Sectiones oder Hysterektomien).
Weil während der OPs sehr viel Leerlauf herrsch, konnte ich mir auch die OPs ausgiebig anschauen, nach anfänglicher Unsicherheit der Schwestern, daß ich nichts unsteril mache, waren die und die Chirurgen auch sehr auskunftsfreudig - und die meisten OPs sieht man von der Anästhesieseite besser als mit Haken in der Hand! Ab 14:00 sind die planmäßigen OPs meist zu Ende und es kommen höchstens noch die OPs der Notarzteinsätze (Frakturen etc.), oft kann man dann aber auch gehen.

4: Drumherum
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- Verpflegung
wird komplett gestellt

- Möglichkeit der Unterkunft für Auswärtige/Verkehrsanbindung
Unterkunft umsonst im Schwesternwohnheim, Bettwäsche wird auch gestellt. Dinkelsbühl ist sehr schlecht angebunden (kein Bahnhof), wir hatten kein Auto und waren auf den stündlichen Bus nach Ansbach angewiesen. Schaut es euch mal bei der Bahn-Homepage an.

- Arbeitskleidung
Wird auch gestellt

5: Resumee / Fazit
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- Was hat dir sehr gut gefallen?
Betreuung, was ich alles machen durfte, das AiPs in der Uni nicht dürfen (3in1), die kollegiale Atmosphäre auch zwischen Ärzten und Pflegern...
Entgegen weitverbreiteter Vorurteile sind sie auch an den KKHs auf dem Stand der Dinge, was Ausrüstung in Kenntnis von aktuellen Studien betrifft (nein, Spritzen werden nicht mehr ausgewaschen)

- Was hat Dir überhaupt nicht gefallen?
Die Famulatur war perfekt. Ich weiß zwar jetzt, daß ich Anästhesie nicht als Wahltertial nehmen werde, weil ich die nötigen Handgriffe jetzt kann und der Rest nur Rumsitzen ist, aber das liegt ja nicht an Dinkelsbühl.
Da würde ich mir bloß eine bessere ÖPNV-Versorgung wünschen oder ein Wiedereröffnen des Bahnhofs (vor 8 Jahren geschlossen, SCH...Bahn!)

- Wenn Du Deinen "Zustand" (emotional und in Bezug auf fachliche Kenntnisse) vor dem ersten und nach dem letzten Tag vergleichst, wie würdest Du die Entwicklung während der Famulatur einschätzen?
So viel habe ich noch bei keiner anderen Famulaur dazugelernt - und das würde jedem gehen, nicht erst ab dem 8 Semester. Eine kleine Pharma-Kenntnis wäre sicher nicht schlecht, aber selbst das hätte mir jemand erklärt.

- Dinge, die Dir sonst noch so spontan einfallen, sind z.B. [...]
Unbedingt hingehen! Einfach die Nummer der Anästhesie auf der Webseite anwählen.
Ein Auto hätte uns geholfen zum "mal Wegkommen", wird in DKB selber aber nicht gebraucht (Einkaufen geht gut zu Fuß).
Dinkelsbühl anschauen!