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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kinder- und Jugendpsychiatrie?



Zweiflerin
19.12.2004, 16:03
Hallo,

Ich bin eine Noch-Psychologie-Studentin (5. Sem.) und überlege gerade, ob ich nicht auf Medizin umsteigen sollte, weil mich mein Studium total nervt (vor allem die Therapieschulenborniertheit - Verhaltenstherapie als das non-plus-ultra) und das einzige wirklich gute Seminar, dass ich dieses Semester habe, eigentlich eins für Mediziner ist ("Kinder- und jugendpsychiatrische Krankheitsbilder, mit Patientenvorstellung").
Nun gut, so ein Wechsel will natürlich gut überlegt sein, zumal bei mir dazukommt, dass ich mit Ende 20 ohnehin schon nicht mehr die Jüngste bin. Aber irgendwie geht mir die Frage nicht mehr aus dem Kopf, ob ich mir nicht auf lange Sicht gesehen mit Kinder- und Jugendpsychiatrie einen größeren Gefallen tun würde (vermutlich bessere Stellenaussichten, mehr Befugnisse, Therapieausbildung muss nicht selbst finanziert werden).
Ich würde mich total freuen, wenn mir Leute, die sich gerade in der Facharztausbildung zum Kinder- und Jugendpsychiater befinden, von ihren Erfahrungen berichten könnten. Inbesondere interessiert mich:
- ob ihr die Einsatzbereiche von Psychiatern und Psychologen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie als sehr unterschiedlich erlebt
- ob ihr eure Psychotherapieausbildung gut und gründlich findet (bei Psychologen dauert das ja mind. 3 Jahre Vollzeit, und dann ist man nur für eine einzige Therapierichtung ausgebildet - wie ist denn das bei euch?)
- Wie ihr eure Berufsaussichten einschätzt
- Ob ihr das Gefühl habt, dass ihr die Inhalte eures Medizinstudiums für eure Spezialrichtung dauernd braucht (ich meine, Medizin hat ja inhaltlich mit Psychotherapie erst mal nichts zu tun - denkt man da nicht manchmal "Und DAFÜR hab ich mich jetzt durch das Medizinstudium geschlagen?!")
- Wie ihr euren Arbeitsalltag so erlebt (persönliche und zeitliche Belastung, Arbeitsatmosphäre, etc.).

Über Antworten würde ich mich sehr freuen!
Eure Zweiflerin

TomB
19.12.2004, 19:40
Hallo Zweiflerin!

Deine Fragen kann ich dir nur zu einem geringen Teil beantworten.
- Das Medizinstudium bereitet auf auf die Kinderpsychiatrie überhaupt nicht vor. Du wirst Dich mit Zitratzyklus, Anatomie bzw. M. Parkinson, Hüft-TEP und M. Crohn rumschlagen. Ist aber auch sehr interessant :-lesen :-lesen ...
- Die Brufsaussichten sind meiner Meinung nach gut. Es gibt immer mehr auffällige Kinder, die Gründe dafür liegen auf der Hand und sind nicht Thema hier.
- Die Tochter einer ehemaligen Patientin von mir ist niedergelassenene Kinderpsychiaterin und kann sich - so die Mutter - vor Pat kaum retten, so dass die eigene Familie zu kurz kommt.
- Bekannte wollten mit dem eigenen Kind Kinderpsychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen, bekamen aber der den frühesten Termin ca. 8 Monate später.

Aus persönlichen Gründen würden mich weitere Antworten zu deinen Fragen ebenfalls sehr interessieren. Für weitere Fragen von deinerSeite stehe ich gerne zur Verfügung.