PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : OP-Phobie



Seiten : 1 [2] 3

Dopamin
05.04.2005, 14:57
Der PJ ist "Arbeitgeber", das Krankenhaus

Arbeitgeber?????? Wohl kaum, PJler sind Arbeitnehmer, Auszubildende, Studenten usw.

Kapier ich nicht.

Smartinchen
05.04.2005, 15:53
Er meint nicht Arbeitgeber in dem Sinne, sondern dass die Ärzte DURCH DIE STUDIS Geld verdienen. Also können die Studis auch ne gewisse Leistung dafür verlangen!

akathisie779
06.04.2005, 09:38
Die meisten Leute kostet es erstmal Überwindung in den OP zu gehen. Ich hab die Erfahrung gemacht, daß es vor allem auf das Team ankommt und auf die eigene Einstellung. Natürlich ist es gemütlicher am PC Arztbriefe zu verfassen, als am OP-Tisch stillzustehen. Aber ich denke das gehört nunmal dazu. Wir werden Ärzte und ich denke da sollte man es schon schaffen ein paarmal im OP zu stehen.
Wenn ich mich schon vorher verrückt mache ist klar, daß ich nach spätestens 15 Minuten umkippe. Guter Rat: Macht Euch mit dem OP Team bekannt, seid vor allem zu den OP-Schwestern freundlich und redet darüber, daß ihr nicht ganz so abgebrüht seid. Ich glaube es gibt so gut wie keinen Chirurgen, der nicht selbst mal umgekippt ist. Das gehört dazu. Ist reine Routine!!!
Mir war anfangs grundsätzlich schlecht und ich hab Schweißausbrüche gekriegt vor OPs. Aber wir als Studenten habens doch gut. Immerhin stehen wir noch nicht in der Verantwortung. Also immer ruhig Blut!
Und noch ein Tipp bei Kreislaufschwäche: Stützstrümpfe anziehen - da versackt das Blut nicht in den Beinen. Kriegt man auf jeder Station!

qsad
20.04.2005, 08:13
Hi - das waren ein paar sehr interessante Beiträge, so daß ich nicht widerstehen kann, auch meinen Senf dazu zu geben.

Liebe "Tibia", sei vorerst versichert, daß ich Dich sehr gut verstehe und Du mein volles Mitgefühl hast. Ich hatte das alles auch so empfunden, viellicht noch schlimmer, da ich zu jener Gattung (überwiegend männlicher) Schwächlinge gehöre, denen es tierisch unheimlich ums Herz wird wenn Rotes durch den Raum spritzt und dann binnen 2 Minuten einen Kreislaufkollaps kriegen müssen. Zudem fühlte ich mich die ganze Zeit von der OP-Tracht mit Mundschutz, Haube, Brille etc. richtig eingeschnürt bzw. fast claustrophobisch eingeengt.

Mein Chirurgie-Tertialhabe ich in einer kleinen Klinik abgeleistet, die chronisch akut (ja, so meine ich das auch) unterbesetzt war und dem PJ-ler daher wenig Freiheit ließ. Vor dem Pj-Anfang hatte ich auch überlegt, ob ich irgendwie darum bitten sollte, vom OP-fernbleiben zu dürfen, daß kam mir aber doch letztendlich ziemlich jämmerlich vor und ich beschloß, einfach der Dinge ihren Lauf zu lassen.

Schon bei der ersten OP (am ersten Tag) wurde mir tierisch schlecht und ich mußte raus, mich ein paar Minuten hinsetzen. Dann gleich wieder der ganze Zirkus: waschen, steril ankleiden u.s.w. Ich wär fast in den Boden versunken vor Scham. Zweite OP: das Gleiche. Es wird mir angeboten, auf Station hochzugehen, aber jetzt bin ich schon echt wütend und verbissen und bitte darum, nach meiner 2-minütigen "Kreislaufstabilisierungspause" weitermachen zu dürfen. Und weiter geht's.

Die nächsten Tage (und Wochen) wiederholten sich solche Vorfälle immer wieder, aber auch immer seltener. Zum Glück reagierten die OP-Schwestern, die in anderen Sachen richtige Hexen sein konnten, doch sehr entgegenkommend und nachsichtig. Später stellten sie mir manchmal sogar einen kleinen Hocker hin (wie für den Operateur auch), falls ich mich "mal kurz hinsetzen" muß, ohne dabei gleich unsteril zu werden. Schließlich entdeckte ich, daß OP-Strümpfe tatsächlich helfen (sei es als Kreislauf- oder psychologische Stütze) und ich war dann in der zweiten Hälfte des Tertials (fast) "beschwerdefrei".

Sehr gut fand ich daß sowohl Operateure als auch OP-Schwester meine Bemühungen positiv quittierten und es schätzten, daß ich helfen will und nicht aufgebe. Entrsprechend nett waren dann auch alle zu mir und zeigten mir dann auch ganz viel.

Richtig vor dem OP "drücken" wäre sowieso nicht wirklich möglich gewesen, da es an Personal immer fehlte. So daß ich an den meisten Tagen von morgens bis abends im OP stand - was ich letztendlich doch fast entspannender fand als Stationsarbeit, mit dem vielen lästigen Kleinkram den man da am Hals hat.

Jetzt bist Du imzwischen bestimmt auch schon mittendrin in Deinem Chriurgie-Tertial, aber gleichwohl mein Rat: versuche am Anfang deine Phobie zu überwinden, zeige Motivation; die Leute werden das schätzen und respektieren, und nach einer (zugegeben vielleicht schlimmen) Anfangsphase wirst Du Dich an das Ganze auch gewöhnen. Und zieh Dir OP-Strümpfe an! :-)

Viel Glück und hoffentlich auch Spaß!

Dein Sesseldoktor

Sabine
20.04.2005, 08:37
hallo Sesseldoc,

sehr sympathischer Beitrag, der Mut macht, finde ich! Auch mir, denn ich habe mein Chirurgie- Tertial noch vor mir, und fürchte mich schon jeden Tag.
Vielen Dank für die aufmunternden Worte!

starter
20.04.2005, 14:57
Vorsicht mit Auslandsempfehlungen!
In der Schweiz kannste um jede Naht kämpfen. Und sonst darfste per se erstmal nix. Ausser Hakenhalten - am liebsten 8h ohne Bewegung.

Und wenn Mensch mal nähen darf, ist ein mindestens bodentiefer Knicks oder so angesagt, damit der Herr Operateur Dich vielleicht nochmal nähen lässt.

Das gesagte gilt für die Schweiz.
Dort in ein grösseres LehrKH gehen, und schon kannst Du den OP im grossen Bogen vermeiden...

Ich selber bin gern im grünen Bereich. Aber hier in der Schweiz könnte ich echt auswachsen. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre mir vielleicht was besseres eingefallen.
Einziger Trost: Kleine KHs sind besser (aber nicht immer von der Heimatuni erlaubt).
Die Polikliniken sind aber nett, und die Hierarchien flacher - das ist recht positiv.

Also - Vorsicht bei pauschalen Auslandbeurteilungen

Werwolf
20.04.2005, 20:24
Nee, war schon so gemeint mit "Arbeitgeber". Das KH bekommt Geld darfür, daß sie dem PJ etwas bieten, nämlich Ausbildung. Ohne PJ kein Geld. Keine Daseinsberechtigung. Überspitz formuliert. Das Krankenhaus muß dankbar sein, daß Du da bist und obendrein noch Handlangerjobs wie Hakenhalten übernimmst. ;-)

starter
20.04.2005, 22:02
stimmt werwolf.
ich habe sogar inoffizielle zahlen:
pro tertial und Pj-ler fließen ca 3000€ in die Kasse eines Lehr-KH.
Unikliniken sind ausgenommen - die bekommen nichts.
Deswegen lassen sich auch PJ-Tertialtauschaktionen von UniKH zu UniKH machen - weil kein Geld fließt. Mir hat einer gesagt:".. - klar würden wir Gast-PJler auch gern nehmen. Da aber die Fremduni den PJ-Platz nicht zahlt - gibt es keinen Gast-PJler...
Das wollte ich nämlich sein...

Ich mag Chir. Ich finde Haken nicht schlimm. Ich kann es aber gar nicht leiden, wenn ich nichts dazulerne. Und wenn ich am Ende des PJ einen Nähkurs von irgendeiner Organisation für 300€ brauche - dann ist das ein Armutszeugnis für das PJ. Chir gehabt zu haben, und (trotz Interesse) kaum was zu machen, ausser irgendeine Patientenerfassungssoftware zu bedienen, ist eigentlich schade.
Da das bis jetzt auch auf mein erstes Tertial zugetroffen hat (wenig gelernt), denke ich - PJ steichen wäre eine Alternative.
Ein Jahr für ein bisschen weniger Geld arbeiten, richtig angelernt werden und dann geht es los. Denn, wenn alle so wenig mitkriegen wie ich (Überflieger weggelassen), dann nützt das PJ ja rein gar nichts.
Dann lieber den AA´s etwas Schonzeit einräumen. Was soll es denn. Ich bin nach einem Jahr PJ nicht viel besser (praktische Handlungen sind gemeint, Blutabnehmen und Stethoskop ausgenommen) als vorher. Und der frische AA, der mir als PJler was zeigen soll, ist der unausgebildete PJler vom letzten Jahr. Ist das nicht absurd? Ich sitze mit dem AA über den Büchern etc., weil wir es beide nicht wissen....
Gute Nacht...

Goborg
22.04.2005, 23:13
Also ich hab auch die absolute OP-Phobie gehabt.

Arbeite zwar im Rettungsdienst, hab auch schon ne menge eklige sachen gesehn, aber wenn man selbst handeln muss, hat man keine zeit "schwach" zu werden. Aber jedesmal wenn ich nur in die nähe von nem OP kam, hab ich mir die schlimmsten sachen ausgemalt (als "das schlimmste" gilt natürlich die synkope) und hab regelrecht beklemmungen bekommen.

nun hiess es erst, mein erstes tertial gleich in CHIR :-wow mann hab ich bammel gehabt.


aber es kam alles anders ....... ;-)

ich durfte zuerst (also jetzt seit 1 woche) anästhesie machen. da kann man sich so langsam an die arbeitsumgebung OP gewöhnen. Und vor allem dosiert über die blut-hirn-schranke rüberschauen und sich langsam an den anblick gewöhnen. jetzt nach 1 woche schau ich in jeden aufgeklappten bauch und finde es interessant und hab keine angst mehr.

klar - wenn ich selbst an tisch stehe wirds nochmal was anderes. aber ich denke, das bekomm ich dann leichter gebacken, als wenn ich gleich an den tisch gemusst hätte.

ich bin froh, dass ich meine ängste so etwas loswerden konnte und bin erstaunt, dass es doch einigen anderen so ergeht/erging wie mir :-)

hab das alles für mich behalten und bin fast verrückt geworden vor angst - und hab vor allem an mir gezweifelt (von wegen "überhaupt der richtige job für dich?")

finds schön, dass sowas hier offen diskutiert wird. :-)

sunrise10086
23.04.2005, 08:08
Und wenn man mit solchen Kandidaten (auch als Klinik) einen vernünftigen Deal macht, haben am Ende alle etwas davon: Ich würde als PJ-Verantwortlicher Internist oder Chirurg (also in den Pflichtfächern!) gleich am Anfang meine PJs fragen, was sie wollen. Wer interessiert sich für Chirurgie? Der muß zwar ran zum Hakenhalten, aber dem wird auch was geboten. (Zunähen, etc...) Und wer will mit Chirurgie NIE was zu schaffen haben? Möglichkeit a) Hakenhalten, Klappe halten, früh nach Hause oder b) wer auch nicht Haken halten kann/will, aber trotzdem irgendwie motiviert ist, was zu tun, der kann perfekte Stationsarbeit lernen, die anderen Docs dadurch entlasten und kriegt auch was geboten.

Was machen denn dann Leute wie ich, die die Innere Medizin so viel interessiert als ob in China ein Sack Reis umfällt? Bleibe ich dann während meines internistischen Tertials zuhause? Oder besteche ich den PJ-Beauftragten, dass ich anstatt vier Stunden Visite täglich zu machen und in kollaptischen Venen alter Omis rumzustochern ganztägig im OP verschwinden darf?
Der Vorschlag hinkt doch total! Es kann doch nicht sein, dass man vier Monate (!!!) Chirurige nicht aushalten kann. Es ist keine Ewigkeit, und wenn man ein wenig Interesse zeigt, meinstens nochnichtmal das, Freundlichkeit reicht, dann ist es gut.
Sicher gibt es Leute, die nicht in den OP wollen, dafür habe ich vollstes Verständnis. Ich halte aber persönlich überhaupt gar nichts von Vermeidungsstrategien (ergo: "Dann mach ich eben Station..."), meine nämlich, dass man gerade in der Chirurgie auch wissen muss was im OP läuft, um dem Patienten ein kompetenter Ansprechpartner zu sein.

starter
23.04.2005, 10:27
hey, werwolf,
genau das hatt ich auch gedacht -
was machen denn die, die innere nicht so toll finden....
also - Du schreibst genau meine Meinung..

Werwolf
23.04.2005, 15:46
@sunrise: Ich sehe einen gewissen Unterschied zwischen Innere und Chirurgie. Wer Chirurgie nicht mag und damit nie wieder was zu schaffen haben will, verpaßt nichts, wenn er statt Haken zu halten Stationsarbeit macht.
Ein bißchen Ahnung von Innere kann man aber für ALLE anderen Fächer gebrauchen. (Sogar für Chirurgie... ;-) :-)) Die Basics (Grundsätze der Behandlung eines art. Hypertonus, einer Herzinsuff, eines Diabetes, etc.) sollte man einfach draufhaben, und dafür eignet sich das Innere PJ schon. Auch, wenn man kein Internist werden will... ;-)

Praia-do-Forte
23.04.2005, 16:12
Ich sehe da allerdings auch einen ziemlichen Unterschied!
Klar kann man das eine oder auch das andere langweilig finden, aber meine Befürchtung ist dann doch wieder eher bei dem Thema "lange im OP stehen müssen" angesiedelt.
Ich habe, ohne Quatsch, Angst davor eine Panikattacke zu bekommen (jetzt mal abgesehen von den Argumenten dass ich vom körperlichen her nicht lange stehen kann und ausserdem ständig aufs Klo muss....).
Wenn ich nämlich längere Zeit irgendwo stehen muss und das Gefühl habe nicht wegzukommen oder mich nicht hinsetzen zu können wann ich will, gerate ich ganz schön ins Schwitzen..... ich seh mich schon kollabieren oder den Operateur erschlagen.....! :-oopss
Und was heisst denn hier bitte "4 Monate sind nicht lang" ?????
Wenn man etwas nicht gern macht IST das eine halbe Ewigkeit!!!!!!

Lava
23.04.2005, 18:46
ich seh mich schon kollabieren oder den Operateur erschlagen.....!

In dem Fall werden sie dich sowieso nie wieder in dem OP mitnehmen. :-D

starter
23.04.2005, 19:56
werwolf
-neeeee, ich finde innere einfach so unwichtig wie nur möglich.... :-blush

Spass beisseite - ich finde, dass 4 Monate chir, 4 mon innere, 4 mon wahlfach so ziemlich das mindeste sind, was mensch an breitem allgemeinwissen medizin mitnehmen sollte. ich geh dabei aber von der nicht immer machbaren illusion aus, dass in den 4 monaten die praktischen grundlagen auch praktiziert werden. wenn ich nur auf schreibkram reduziert werde, und auf aufnahmen und austritte, wo ich nur noch die akten nach den richtigen vorformulierten sätzen absuchen muss, kann ich auf einige fächer verzichten. denn das bringt mir nahezu nichts.

übrigens, ich wusste gar nicht, dass so viele chir gar nicht mögen. ich dachte, das mögen alle so ein bisschen :-wow . nun, irren soll ja menschlich sein.....

Kaya777
23.04.2005, 20:50
Ich hatte auch einen Riesenhorror vor Chirurgie und gedacht, ich würde das nie und nimmer überleben. Aber als dann die 4 Monate vorbei waren, fand ich es sogar schade, weil es doch immer ziemlich locker und lustig war. Und sogar 6 Stunden Whipple waren mit Thrombosestrümpfen locker (!) zu überstehen. Dann hatte ich ein bisschen Horror vor Innere, dachte, da geht es viel zu spiessig zu und so. Und jetzt bin ich in der Inneren hängengeblieben, weil es so schön war. Hat mir sogar noch mehr Spass gemacht als im Wahlfach.

Also man kann sich sehr sehr täuschen und es ist alles meistens halb so schlimm, wie man es sich vorstellt. :-)

condorito
07.06.2005, 18:40
Was machen denn dann Leute wie ich, die die Innere Medizin so viel interessiert als ob in China ein Sack Reis umfällt?


So gings mir auch in meinem Innere-Tertial,und Gott hätte ich mir gewünscht das zu umgehen. Habs überlebt, und mach heut da was ich will.
Und auch wenn man n Horror davor hat,gehört es meiner Meinung nach dazu,genauso wie es z.B. dazugehört mal bei einer vaginalen Geburt dabei gewesen zu sein.
Im Endeffet sinds,verglichen zu der Zeit die wir noch arbeiten müssen,n Tropfen auf den heissen Stein,also daher ...
so long

T4N3M1
08.06.2005, 09:42
du kannst auch mal zeit auf ambulanz oder intensiv verbringen, da holen die einen nicht so oft weg in den op...

flavour
08.06.2005, 12:04
Stützstrümpfe, meine Rettung wird das sein.

Bin hier jetz auch mal umgekippt, als ich nach einer durchzechten Nacht am nächsten Tag 2h einfach still an einem Patientenbett stehen musste. Es wurde dunkler, dunkler und gerade als ich dachte "Jetzt setzt ich mich hin", schlug ich die Augen kurz zu, sofort wieder auf (dachte ich jedenfalls, waren in echt 10sec vergangen) und sah auf einmal lauter Leute über mich gebückt. :-((

Bunte Reihe
25.08.2005, 20:29
@flavour: Und? Wie gings dann mit Stützstrümpfen?
Ich muß morgen nämlich bei `ner subtotalen Magenresektion Haken
(und Maul :-(( ) halten, das erste Mal!
Gruß
Bunte Reihe