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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : USMLE Step 2 CS - Erfahrungen, Tipps?



Radiofreak
02.04.2005, 18:20
Hallo!

Ich werde im Juni in die USA fliegen, um den neugestalteten praktischen Teil des Ami-Examens zu absolvieren. Hat jemand von Euch den schon hinter sich? Erfahrungen? Tipps? Do's and Don'ts?
Freue mich auf Eure Antworten!

Radiofreak

tigerlilly2005
02.04.2005, 19:22
hallo. ich habe zwar noch keinen geschrieben Aber ich kann dir berichten, wie es in den USA so ist, ich habe da 6 monate studiert und einige deren OSCE mitgemacht. ( danke nochmals für deine USMLE Tips für mich, habe mich gerade angemeldet)
Worauf sehr viel wert gelegt wird, ist bedside manners - also rein gehen, sich kurz vorstellen mit vollem namen und was seine aufgabe ist ( eigentlich selbstverständlich)
Anamnese und Berichte werden folgendermaßen erfasst:
1. CC = Chief Complaint z.B. Kopfschmerz, Bauchschmerz ....
2. HPI = History of present illness z.B. seit 3 tagen kopfschmerzen mit übelkeit und erbrechen
3. FH= Family History, sehr wichtig in den USA v.a. wird sehr viel wert auf die erfassung cardiovasculärer risikofaktoren gelegt
4. SH = Social History, sehr wichtig, immer nach drogen fragen und sexueller neigung sowie beruf, exposition gegenüber Tb, HIV
5. General Review of System, hier werden kurz große symptome zur erfassung von weiteren möglichen krankheiten gefragt z.B. dyspnoe, dyspnoe bei anstrengung, polyurie - dies ist in den usa besonders wichtig, als das jeder patient gescreent werden soll für mögliche erkrankungen, sowie versäumte vorsorge!
allgemein vorsorge - wird sehr großgeschrieben, jede junge frau fragen wann sie beim gynäkologen war, jeden mann zwecks prostata

Nach der Anamnese werden SOAP Notes geschrieben als allgemein gültiges konzept - schreiben alle so in den ganzen usa. gerade diese macht es teilweise für uns deutsche am anfang so schwierig dort, da wie gesagt, alles dieser reihenfolge und aufbau folgt - egal wo man ist. nun zum soap note
S= Subjective d.h. wie sagt der patient das es ihm geht, z.B. hat gut geschlafen, findet seine schmerzen nicht mehr so schlimm
O= Objective, d.h. wie finde ich als arzt das es dem patienten geht mit vitalparamentern und kurzen untersuchungsergebnisse
A= Assesment, hier kurze zusammenfassung der situation mit auflistung der probleme des patienten z.B. 1. Pneumonie, 2. Diabetes, 3. Hyponatriämie, mögliche differentialdiagnosen aufzählen, weitere diagnostik
P= Plan, also was hat man vor um die probleme zu lösen

Wichtig ist wiegesagt, sich mit der reihenfolge der anamnese und des soap notes vertraut zu machen, immer nach drogen, tb, hiv und vorsorgeuntersuchungen zu fragen
die scheinpatienten, wie sie auch für deren OSCE benutzt werden, haben checklisten, wo sie abhacken ob man wichtige anamnese fragen gestellt halt
z.b. alles rund um die thrombose mit ihren risikofaktoren, oder wichtige organsysteme zu einem bestimmten krankheitsbild untersucht hat. wenn dan ein patient mit hypertonie sitzt und es wird nach einem struktured exam gefragt, so soll man nicht den patienten einmal durchuntersuchen, wie es hier so üblich ist, sondern nur die organsysteme, die von hypertonie betroffen sind also: herz-lunge abhören, gefäße palpieren, karotiden und über niere abhorchen, kurzer neuro status - gerade hier bin ich am anfang oft reingefallen und hab alles untersucht.

ich hoffe ich habe dir jetzt nix erzählt was du schon wußtest
l

tigerlilly2005
02.04.2005, 19:24
PS: habe ich vergessen, dieser test wird ja seit 2004 auch von allen anderen ami studenten verlangt, sodaß seiner organisation einem OSCE entspricht. dies weiß von studenten, die ihn dort letztes jahr wo ich war zum erstenmal machen mußten

Radiofreak
02.04.2005, 19:53
Hallo Tigerlilly!

Vielen Dank für Deine Tipps, gerade das mit der Symptom-bezogenen Untersuchung war mir nicht so bewußt.
Weißt Du, ob von einem nur die Basics-Techniken verlangt werden (Palpation, Auskultation etc.) oder auch so was wie Opthalmoskopie? Das würde mich ziemlich umhauen und unter Streß würde ich das Ding wahrscheinlich nicht einmal zum Laufen kriegen.... :-blush
Na ja, ich nehme nächste Woche noch bei so einer Info-Veranstaltung vom MB teil, ich hoffe, dass mich das noch ein wenig beruhigen wird - kommt mir irgendwie alles ein wenig komisch vor, ich kann mir das noch nicht wirklich vorstellen.

Dir schon einmal viel Erfolg bei den anderen Steps und keine Bange, es ist alles zu schaffen!

Viele Grüße

Radiofreak

tigerlilly2005
02.04.2005, 20:25
also bei uns war ophthalmoskopie im rahmen der untersuchung des hypertonie patienten gefragt - aber keine bange:
1. die dinger hängen an der wand und gehen automatisch an, oder sind ganz einfach strukturiert (nicht so wie wir sie aus neuro oder augen kennen)
2. hauptsache du nimmst es in die hand und untersuchst den patienten - denn sie können keine stauungspapille simulieren also hauptsache so getan an hätte man den fundus gesehen und ihn o.b. nennen
dies haben mir die dortigen studi´s kurz vor dem OSCE gesagt - und so hab´s ich gemacht und alles lief wunderbar
du mußt auch keine großartigen behandlungspläne aufstellen - der augenmerk liegt auf der richtigen dokumentation im usa format mit cc, hpi, fh, sh, gr, soap note und dem weiteren procedere mit deinem patienten und der untersuchung.
keine sorge - das kriegen auch wir deutsche sehr gut auf die reihe obwohl wir ja so einen schlechten ruf international genießen und wenn du nach dem pj bist solltest ohne probleme durchkommen.
falls du einige tage vorher ankommst: es gibt ein kleines buch von maxwell im ringbuchformat, dass alle wichtigen dokumentations arten für verschiedene patienten ( neuro, gyn usw) enthält. dieses buch hat mich in den ersten wochen gerettet. ich guck mal ob ich es bei amazon finde und sag bescheid

tigerlilly2005
02.04.2005, 20:30
das kleine büchlein heißt
Maxwell Quick Medical Reference von Robert W. Maxwell
kostet nur 8 dollar und kann bei amazon.com bestellt werden
wirklich super und der lebensretter - selbst die ami studenten hatten es immer dabei

Radiofreak
02.04.2005, 22:19
Vielen Dank für den Buchtipp - habe mir das Teil gleich mal bei Amazon geordert.
Danke auch für die beruhigenden Worte, was die Untersuchung angeht, mache mir da echt ein bisschen Sorge. Auf der anderen Seite habe ich mir auch schon gesagt, dass eigentlich nichts komplett daneben laufen kann, denn es sind Schauspieler, die ja normalerweise gesund sind...
Eine Frage noch zur Anamnese: fragt man IMMER nach HIV, also auch z.B. wenn ich einen Patienten mit Hypertonie habe?

Viele Grüße

Radiofreak

JHS
02.04.2005, 22:41
bei der US Untersuchung/Anamnese fehlen noch die Punkte:

PMH - Post Medical History
PSH - Post Surgical History


Vile Grüsse,
JHS

tigerlilly2005
03.04.2005, 13:09
ja - immer wenn man anamnese machen soll. es wird sehr viel wert auf kurze past medical history, social history und family history gelegt. man sollte "große wichtige diagnosen" immer kurz abklappern ( herzinfarkt, schlaganfall, diabetes, hypertonie, tumor, blutfette, tb exposition, drogen aller art - nicotin, alkohol, iv abusus, hiv, regelmäßige vorsorge), falls der patient alkohol angibt kurz versuchen eingrenzen wieviel? hat er schlechtes gewissen? trinkt er morgens schon mal einen zum wachwerden? selbst schonmal drüber nachgedacht aufzuhören? beschwert sich sein umfeld über den konsum? diese 5 fragen gelten dort als sceening - bei uns galt, wenn zwei oder mehr mit ja beantwortet werden besteht hoher verdacht auf chronischen abusus. falls jemand nicotin abusus betreibt auch immer fragen ob man schonmal überlegt hatte aufzuhören und hilfe bei der entwöhnung anbieten
das wirst du schon schaffen! - eigentlich sind es ja ganz selbstverständliche sachen - der unterschied ist nur, dass in usa jeder dieses schema ins hirn gebrannt bekommt sodass man nix vergißt - während bei uns in d zumindest bei mir an der uni immer gesagt wurde: ich mach es so - aber jeder muß sein eigenes system finden und bei uns gibt es halt auch keine gute überwachung - wann spricht schonmal ein erfahrener assi mit einem einen fall durch. ich denke beides hat vor und nachteile. aber überleg dir mal wieviele anamnesen du während dem pj gemacht hast - bestimmt jedentag eine und das macht über 300! aber nun genug frust über meine deutsche uni.
fazit: wir sind nicht schlechter als die! nur manchmal etwas "chaotischer" - so habe ich es zumindest empfunden

eatpigsbarf
04.04.2005, 12:19
und nochmal zum Betonen: NIE vergessen, die Haende zu waschen, BEVOR du den Patienten zur Untersuchung anfaesst!!!! Sowas gab bei der Uni, wo ich an den OSCEs teilgenommen habe, derbe Punkteabzuege!!!
Wichtig ist auch, dass man bei der Vorbereitung wirklich darauf achtet, das Zeitlimit das CS einzuhalten, da man eben nur eine best. Zeit fuer die Anamnese und die Untersuchung hat und danach noch eben einen kurzen Bericht schreiben muss (der leserlich sein muss, auch sonst gibt einem das CS-Komitee Punkteabzuege).
Aber, lt. Statistik vom ECFMG bestehen mehr als 83% aller IMG's. Klingt also nicht allzu schlimm.

@Radiofreak: in welcher Stadt machst du es? Und wie lange vorher hast Du Dich angemeldet fuer diesen Termin. Und nopch mal vom Thema ab: womit hast Du dich auf Step 2 CK vorbereitet (ich mach das in knapp 2 Monaten...)?

Radiofreak
04.04.2005, 18:17
Ich habe mich für den Step CS vor ca. 1 Jahr angemeldet. Ich glaube, es reichen ca. 6 Monate, um sicher einen Termin zu bekommen. Ich war sehr zeitig, weil ich den ganzen Papierkrams noch abwickeln wollte, bevor ich im April fürs PJ 8 Monate im Ausland war.
Angemeldet habe ich mich für Chicago, da ich 1. die Stadt sehr mag und 2. in der Nähe Verwandte habe - ist also eine gute Gelegenheit die Prüfung mit was Angenehmem zu verbinden. Freue mich auch schon drauf, werde ein bisschen rumreisen - habe ich mir dann nach (hoffentlich) bestandenem 3. Stex und Step 2 CS auch verdient!
Auf den Step 2 CK habe ich mich nicht wirklich speziell vorbereitet: ich habe den im Februar 2004 absolviert und im März das deutsche 2. Stex gehabt und mit unserem "deutschen GK-Wissen" hat es sper geklappt. Da ich vorher auf diesbezüglich etwas skeptisch war, habe ich nebenbei noch ein Auge in "Crush the Boards for the USLME Step 2 CK" sowie in den "First Aid für the USLME STEP 2 CK" geworfen. Letzteres hat mir aber wenig bis gar nichts gebracht, fand das viel zu oberflächlich und eher Zeit- und Geldverschwendung. Wie gesagt, so hat es funktioniert und ich bin ohne die teuren speziellen Bücher ausgekommen. Ich denke, ein guter Wissensstand, wie wir den vor dem 2. Stex haben, gepaart mit ein bisschen klinischer Erfahrung (Innere-Fam etc.) sind völlig ausreichend. Lediglich gewöhnungsbedürftig ist die lange Konzentrationszeit, ich war, wenn ich mich recht erinnere, von 9 bis gegen 19 Uhr dort, habe danach nur noch Sternchen gesehen und war k.o. wie selten zuvor.

Also, mach Dir keine Sorgen, es ist nicht so wild, wie es zunächst aussieht und Du wirst das bestimmt schaffen. Drücke Dir schon mal die Daumen!

Viele Grüße

Radiofreak

Radiofreak
20.08.2005, 15:09
Hallo!

Das Thema ist zwar schon einige Zeit geschlossen, aber beim Stöbern bin ich irgendwie doch noch einmal drauf gekommen. Und da wollte ich mich noch einmal für die guten Tipps bedanken, die ich hier erhalten habe. Es hat sich nämlich gelohnt, habe vor ca. 1 Monat Nachricht aus den USA bekommen, dass ich Step 2 CS bestanden habe und nun in freudiger Erwartung des ECFMG-Zertifikats bin. :-party

Vielen Dank noch einmal und allen, die es noch vor sich haben, wünsche ich viel Glück!

Gruss aus dem verregneten Zürich!

Radiofreak

test
20.08.2005, 15:33
Hey Glückwünsch zum bestandenen Step 2 CS ! :-top

Hattest du eigentlich auch irgendnen Buch dafür gelesen, was du empfehlen würdest? Oder ne Inet Seite?
Hast du dann echt nur für jeden Patienten die Untersuchungen gemacht, die deiner Ansicht nach in dem Fall notwendig waren?

Radiofreak
21.08.2005, 14:36
Hallo Test!

Also, da die Zeit bei zwischen 3. Stex und CS ziemlich knapp war, habe ich mich nur mit 2 Büchern vorbereitet: zum Einen mal wieder das gute Alte "First Aid for the USMLE Step 2 CS" und dann noch ein zweites, dessen Name mir gerade nicht einfällt und ich Dir angesichts der lahmen Internetleitung auch gerade leider nicht nennen kann. Musst mal bei Amazon suchen, ist so ein gelbes Buch. Jedenfalls habe ich mit beiden geübt, wie die die Patient Notes haben wollen. Ferner stehen da noch ein paar Tipps und Tricks drin, fand ich ganz gut.
Das mit den Untersuchungen war wirklich eine Farce, z.T. wusste man wirklich nicht, was die von einem wollen. Ich habe mehr oder weniger immer dasselbe gemacht: kurz den Kopf untersucht (Pupillen, Nase, Mund, Ohren), dann an 2-3 Stellen die Lunge von dorsal auskultiert, WS abgeklopft, dann Patient hingelegt und Herz und Lunge von ventral auskultiert, den Bauch grob abgetastet, Pulse gecheckt und kurze Neuro-Untersuchung mit Babinski, Patellarreflex etc. Je nach Krankheitsbild habe ich z.B. noch eine Funduskopie gemacht (mehr schlecht als recht...), den Patienten herumlaufen lassen, Gedächtnisfragen gestellt etc. Ich habe das alles sehr schnell durchgezogen, war immer vor dem "Gong" draußen, weil die Patient Note viel Zeit kostet. Wichtig ist wirklich, dass man sich vor und nach der Untersuchung die Hände wäscht, den Patient mit so ner Decke versorgt, damit nichts frei liegt, immer fragt, bevor man was untersucht, am Ende erklärt, was nun geplant ist und sich vergewissert, dass der Patient alles verstanden hat. Ach ja und bei Rauchern sagen, dass sie aufhören sollen, Hilfe anbieten etc., gleiches gilt bezüglich Verhütung.

Hoffe, ich konnte Dir etwas helfen!

Gruss

Radiofreak