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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum helfen Betablocker bei LQTS?



Hez
24.01.2006, 20:00
Hm? Betablocker hemmen den Katecholamin-Einfluss auf das Herz, aber wenn doch Kalium-Kanäle mutiert sind, dann verstehe ich die genaue Wirkung nicht? :-?

Evil
24.01.2006, 20:17
Wenn ich mich richtig erinnere, steigt die Gefahr von Rhyrhmusstörungen mit der Herzfrequenz. Wenn man Betablocker als "Frequenzbremse" einnimmt, sinkt dann das Risiko von Rhythmusstörungen.

Hez
24.01.2006, 21:02
Aber je kleiner die Frequenz, desto länger die QT-Zeit und damit wieder das Risiko für HRST oder TdP?

Olle83
24.01.2006, 21:30
Könntet ihr die Abkürzungen mal übersetzen? Die sagen mir nicht alle was.. :-blush

Danke :-)

Hez
24.01.2006, 21:36
Das waren bestimmt keine offiziellen Abkürzungen, ich war nur faul. :-D

LQTS: Long-QT-Syndrom --> Ionenkanalmutationen am Herzen, gibt 7 oder 8 Stück.
HRST: Herzrhythmusstörungen --> Können aufgrund der besagten Mutationen eintreten.
TdP:Torsade de pointes --> Spitzenumkerhtachycardien. Bes. Art der Kammertachycardien bei LQTS, die entweder spontan wieder in Sinusrhythmus umkehren, oder in schlimmen Fällen in Kammerflimmern übergehen.

eatpigsbarf
25.01.2006, 15:50
Eigentlich duerfte sich doch die QT-Zeit nicht frequenzabhaengig verhalten. Kammererregung ist doch gleich Kammererregung im normalen Herzrhythmus. Es ist doch normalerweise physiologisch so, dass sich die Frequenz der Sinusknotensignale aendert und sich so die Frequenz des Herzschlags reguliert. Das hat aber nichts mit der Kammererregungsdauer zu tun (was ja auch wiederum erklaert, warum eine Tachykardie zur Lasten der Diastole und nicht der Systole geht).
Ich sehe das mit den Beta-Blockern genauso wie Evil. Problem u.a. des LQTS ist, das am Ende der Kammerrefraktaetszeit ueber der Erregungsleitungbuendel Signale in die Kammer gelangen kommen und somit letztendlich zu Herzrhythmusstoerungen fuehren. Wenn man Betablocker einsetzt, wird die Frequenz des Herzens gesenkt. Somit kann die verlaengerte Kammeraktivitaet nicht so schnell durch physiologische Erregungsleitungsbahnen "zerstoert" werden.

Hez
25.01.2006, 23:20
Problem u.a. des LQTS ist, das am Ende der Kammerrefraktaetszeit ueber der Erregungsleitungbuendel Signale in die Kammer gelangen kommen und somit letztendlich zu Herzrhythmusstoerungen fuehren. Wenn man Betablocker einsetzt, wird die Frequenz des Herzens gesenkt. Somit kann die verlaengerte Kammeraktivitaet nicht so schnell durch physiologische Erregungsleitungsbahnen "zerstoert" werden.

Ok, das leuchtet mir ein. Danke. :)

Aber dass die QT-Zeit von der Frequenz abhängig ist, das weiß ich sicher. Erstens steht es auf den EKG-Linealen und zweitens sagt die QT-Zeit ja nichts aus, wenn man sie nicht frequenzkorrigiert. Die frequenzkorrigierte Zeit nennt man Qtc und wird nach der Bazett-Formel (?) berechnet. DIe Formel habe ich allerdings gerade nicht im Kopf. Ich glaube QTc = Qt-ZEit durch Wurzel aus RR-Zeit.

Hez
27.01.2006, 10:39
Noch eine Frage: Wenn jemand nun lebenslang Betablocker einnehmen muss, kann das irgendwelche schwerwiegenden Langzeitfolgen haben?
Wer will schon immer Medikamente einnehmen... Würdet ihr einem asymptomatischen Patienten die Einnahme empfehlen?

TABA
27.01.2006, 16:12
Sexuelle dysfunktion ... vorallem bei männern :-blush

Evil
27.01.2006, 17:31
Und logischerweise keine oder wenig Leistungsreserven... die kommen im Stress sofort aus der Puste.

Was das empfehlen angeht, weiß ich zuwenig über das Krankheitsbild, bzw. den Erfolg der Therapie, um dazu was sagen zu können.

test
27.01.2006, 20:09
Wobei mir persönlich keine Langzeitnebenwirkungen von beta blockern geläufig sind. Klar die akuten Nebenwirkungen wie Leistungsminderun ( die aber meist besser wird nach ein paar Wochen) und sexuelle Dysfunktion.
Aber unter Langzeitnebenwirkungen verstehe ich schwerwiegende NWs die nur nach langer einnahme auftreten und nicht reversibel sind.
da siehts soweit ich weiß, ganz gut für die beta blocker aus.
Gibt ja schließlich viele Patientenkollektive, die diese schon über lange Zeiträume eingenommen haben.
Insofern würde ich sagen, gibt es schlimmeres als nen BB zu nehmen.

Hypnos
27.01.2006, 20:12
Sexuelle dysfunktion ... vorallem bei männern :-blush

Oft behauptet, doch NIE, ich wiederhole: NIE bewiesen....
Im Gegenteil...
Im Arzneimittelbrief des letzten Jahres ist eigens hierzu eine Studie veröffentlicht worden, die die Unhaltbarkeit dieser These belegt...

...muß nur mal nachsehen, wo ich den hingeworfen habe...vermutlich unter meine ß-Blocker:-)

Es grüßt,

Hypnos

Evil
28.01.2006, 11:03
Oft behauptet, doch NIE, ich wiederhole: NIE bewiesen....
Im Gegenteil...

Da habe ich aber schon von vielen Patienten etwas anderes gehört... :-nix

Hypnos
29.01.2006, 16:02
Da habe ich aber schon von vielen Patienten etwas anderes gehört... :-nix

Jo, ich kann Dir auch sagen, warum: weil die nämlich GLAUBEN, daß sie nicht mehr können...:-)
Und, Evil, ganz unter uns Pastorensöhnen...wir wissen doch beide, daß die Funktion bzw. Dysfunktion nicht unwesentlich von der Psyche abhängt, gell? :-blush

Aber für Dich habe ich mir auch extra noch die Mühe gemacht, und den Artikel rausgekramt:



Nur selten erektile Dysfunktion durch Betablocker?

Die erektile Dysfunktion (ED) wird oft in ursächlichen Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten gebracht und schränkt maßgeblich die medikamentöse Compliance bei Männern ein. Insbesondere von Betablockern wird allgemein angenommen, daß sie häufig eine ED verursachen. Auch in der in der Fachinformation für Betablocker wird auf diese unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) hingewiesen; allerdings wurde die Prävalenz und die langfristige Entwicklung der ED unter Betablocker-Medikation bislang nicht ausreichend untersucht. Zum anderen kann eine ED auch durch kardiovaskuläre Erkrankungen entstehen.

Mit Hilfe eines eleganten Studiendesigns ging die italienische Arbeitsgruppe um A. Silvestri (Eur. Heart J. 2003, 24, 1928) der Frage nach, ob die ED bei Betablocker-Medikation auch von der Information der Patienten abhängt und sich möglicherweise durch Sildenafil (Viagra®) behandeln läßt. In die Studie wurden 96 männliche Patienten eingeschlossen (Durchschnittsalter 52 Jahre) ohne vorbestehende ED mit Erstdiagnose einer kardiovaskulären Erkrankung (40% hatten Bluthochdruck, 60% KHK). In der ersten Studienphase erhielten alle Patienten einmal täglich p.o. 50 mg Atenolol. Hierzu wurden die Patienten in 3 Gruppen aufgeteilt: Gruppe A (n = 32) erhielt das Medikament in verblindeter Form, Gruppe B (n = 32) wurde über die Art des Arzneimittels informiert, aber nicht über die mögliche UAW ED, Gruppe C (n = 32) wurde mit dem Hinweis „kann gelegentlich eine Erektionsstörung auslösen“ informiert. Nach 90 Tagen wurden mit validierten Erhebungsbögen die Kriterien einer ED abgefragt. Die Inzidenz einer ED betrug in Gruppe A 3,1% (n = 1), in Gruppe B 15,6% (n = 5), in Gruppe C 31,2% (n = 10; p < 0,01).

In der zweiten Studienphase erhielten nun die 16 Patienten, die eine ED entwickelt hatten, Sildenafil oder Plazebo als Bedarfsmedikation in einem Cross-over-Design in jeweils einer Studienwoche. Diese Studienmedikation war in beiden Gruppen mit Ausnahme eines Patienten gleichermaßen wirksam. Die Autoren folgern, daß die durch Betablocker induzierte ED nicht durch eine spezifische Medikamentenwirkung, sondern überwiegend durch psychische Effekte verursacht ist.

Fazit: Das Auftreten einer erektilen Dysfunktion unter Betablocker-Therapie ist maßgeblich von psychischen Faktoren abhängig. Bei geringen Erwartungsängsten vor dieser UAW tritt sie vermutlich selten auf. Ärzte sollten ihre Patienten hierüber informieren, um solche UAW zu vermindern. Die Ergebnisse der Studie sollten an größeren Gruppen mit unterschiedlichen Betablocker-Dosierungen überprüft werden.

Zu finden in:

Der Arzneimittelbrief, 2004, 38, 15

Es grüßt,

Hypnos

test
29.01.2006, 16:08
Die meisten Patienten, die Beta Blocker nehmen haben ja vermutlich schon eine ordentliche Atherosklerose.
Neulich in Urologie wurde gesagt, dass die erektile Dysfunktion meist das erste Zeichen für eine Atherosklerose ist. Da die Gefäße noch vor den Coronarien zu gehen. Insofern haben die Patienten die BBl nehmen sowieso wohl sehr oft EDs, obs jetzt am Medikament hängt oder nicht, sicher nich einfach zu sagen. :-nix

Hypnos
29.01.2006, 16:34
Die meisten Patienten, die Beta Blocker nehmen haben ja vermutlich schon eine ordentliche Atherosklerose.
Neulich in Urologie wurde gesagt, dass die erektile Dysfunktion meist das erste Zeichen für eine Atherosklerose ist. Da die Gefäße noch vor den Coronarien zu gehen. Insofern haben die Patienten die BBl nehmen sowieso wohl sehr oft EDs, obs jetzt am Medikament hängt oder nicht, sicher nich einfach zu sagen. :-nix

...wie bereits in o.a. Zitat a.d. Arzneimittelbrief erläutert... :-)

Es grüßt,

Hypnos

Evil
29.01.2006, 18:28
Aber für Dich habe ich mir auch extra noch die Mühe gemacht, und den Artikel rausgekramt
Jo, vielen Dank auch! :-)