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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hep/HIV Ansteckungsgefahr



derAnda
06.03.2006, 20:12
Hab grad meine Arbeitsmed. Unterlagen ins Altpapier befördert und bin dabei auf dieses Thema gestossen: Das Risiko einer Ansteckung mit HBV/HCV/HIV ist laut Lehrbuch ca 30%/3%/0,3% - die Werte kann ich runterbeten, aber bei den Umständen bin ich mir ein bisserl unsicher. Das bezieht sich auf einen Nadelstich ? Mit Ausbluten lassen plus Wunde spühlen ? Oder auch ne chemische PEP hinterher ? Wie kommen die Werte also zu stande ? Bei HIV ist ja die Risikoberatung wichtig, bevor man sich die virostatische Käule verpasst. Aber was genau sind den hier Fälle mit hohem oder geringem Risiko ?

eatpigsbarf
07.03.2006, 08:38
Hab grad meine Arbeitsmed. Unterlagen ins Altpapier befördert und bin dabei auf dieses Thema gestossen: Das Risiko einer Ansteckung mit HBV/HCV/HIV ist laut Lehrbuch ca 30%/3%/0,3% - die Werte kann ich runterbeten, aber bei den Umständen bin ich mir ein bisserl unsicher. Das bezieht sich auf einen Nadelstich ? Mit Ausbluten lassen plus Wunde spühlen ? Oder auch ne chemische PEP hinterher ? Wie kommen die Werte also zu stande ? Bei HIV ist ja die Risikoberatung wichtig, bevor man sich die virostatische Käule verpasst. Aber was genau sind den hier Fälle mit hohem oder geringem Risiko ?

Man kann sich merken, dass hochaktive Erkrankungen (also mit hoher Viruslast) immer ein hoeheres Infektionsrisiko haben, als chronisch, niedrigaktive Erkrankungen. Eigentlich auch klar, wenn man sich dass so vorstellt, dass bei hochreplikativen Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit, aktive Viren im Blut zu haben, einfach groesser ist, als wenn die irgendwo im Verborgenen sitzen und einfach nur "da" sind. :-)
Diese 3er-Regel da oben bezeiht sich einfach auf Durchschnittswerte: da wird nicht miteinberechnet, ob Du die Wunde hinterher ausbluten laesst. Es geht um Hohlnadelverletzungen (glaub ich jedenfalls), wo sich in der Nadel inifziertes Patientenblut angesammelt hat, dass dann bei der Selbstverletzung mit dem eigenen Blut in Kontakt kommt. Eine Hohlnadelverletzung ist gefaehrlicher als eine Verletzung nur mit einm spitzen Gegenstand.
Die Therapie nach der Nadelstichverletzung laeuft allerdings in die 3er-Regel nicht mit rein.
Einfach nur: wenn ich mich verletze und der Pat. hat Erkrankungung A/B/C, dann betraegt das Infektionsrisiko fuer mich soundsoviel Prozent.

Und zur Minimierung des Eigenrisikos muss man eben besonders vorsichtig sein und hinterher versuchen, die Wunde gut ausbluten zu lassen, damit eben umso weniger Patientenblut mit dem eigenen in Kontakt kommt. Eine Hep. B. Imfung ist sowieso zu empfehlen :-P.

nowiamsober
07.03.2006, 10:14
War neulich beim Betriebsarzt von der Uni und hab genau danach gefragt;

also die 0,3% beziehen sich auf "perkutane Stich- und Schnittverletzungen", bei tiefen Stich und Schnittverletzungen ist daas Risiko 16-fach höher.

Bei der Abwägung ob PEP oder nicht---> Viruslast des Patienten in Erfahrung bringen.
An der Uni-L gelten dann folgende Indikationen für die medikamentöse PEP:
angezeigt/empfohlen bei;
-Perkutane Verletuzng mit Hohlnadel oder Messer/Draht/Nahtnadel (wenn Patient hohe Viruslast oder AIDS)
-tiefe Stich und Scnittverl. mit kontaminierten INstrumenten
-oberflächlihcer Verletzung bei hoher Viruslast des Indexpatienten
-sichtbares Blut auf den Instrumenten

eingeschränkt bei:
-großflächiger KOntaminationvon verletzeter Haut oder Schleinhaut mit Flüssigkeitne mit hoher Viruskonzentration (auch Spritzer ins Auge)
-oberflächlihce Stich Schnittverl. mit nicht sichtabe kontaminierten Spritzen oder scharfen Gegenständen,mit denen keine Blutgefäße eröffnet wurde

nicht empfohlen bei
-Kontamination von intakter Haut oder Schleimhaut
-KOntakt von Haut und Schlewimhaut mit Körperfl. wie Urin oder Speichel

Beginn PEP innerhalb von 2 Stunden...ggf. wieder abbrechen. Dauer 4Wochen mit Kaletra&Combivir oder Sustiva und Combivir

derAnda
07.03.2006, 17:33
Merci ! :-top

little_lunatic
07.03.2006, 18:06
Hab einmal eine Ladung PEP (im nachinein unnötigerweise...) bekommen. Ob´s hilft gehen die Meinungen ziemlich auseinander - besonders in anbetracht der heftigen Nebenwirkungen bzw. -schädigungen - aber WENN wirklich ein Risiko besteht (also hohe Viruslast des Pat. plus große Menge Blut direkt ohne Sauerstoff-, Seifen- oder Desikontakt in den Körper) würde ich eine PEP durchziehen. (Oder es zumindest versuchen.) Nach der einen Ladung hatte ich aber so höllische Bauchschmerzen und mir ging´s so dreckig, dass ich daraus gelernt habe 120%ig zu vermeiden jemals wieder in so eine Situation zu kommen. Was DEFINITIV unterschätzt wird ist HEP C. Liegt imho sicherlich vor allem am Einfluss bzw. (mangelnder) Aufklärung durch die Medien. Viele haben sogar Panik vor getrocknetem Speichelrest oder Schweiß oder überhaupt Anwesenheit von HIV-Patienten, aber im Gegensatz dazu über Hep (egal ob A, B oder C) oder z.b. MRSA null Ahnung. Gab´s schließlich lange nicht mehr in TV und Bildzeitung.. :-oopss

Hez
08.03.2006, 20:10
Ich hab mich heute gepiekst. :-? :-(( Bin dann zum D-Arzt und musste mir Blut abnehmen lassen und der Patient wird auch getestet.
Meine Beruhigung ist, dass der Junge erst 1,5 Jahre alt ist und nach seiner Geburt auf alles negativ getestet wurde.
Aber ich hasse hasse hasse es. Wegen sowas überlege ich machnmal, dass die Medizin nix für mich ist. Dabei liebe ich sie. :-(

Hez
08.03.2006, 20:18
Und ich habe mich nur oberflächlich gepiekst, nicht mal geblutet und kurz darauf desinfiziert. Aber es ist ein blödes gefühl.

BL4
08.03.2006, 20:26
hab mich auch einmal gepiekst, dabei war es nichtmal meine eigene schuld, das ist dann besonders ärgerlich, hatte jemand eine bz-mess-lanzette falsch abgeworfen, und wir hatten dann zwei hep-c patienten auf der station :-(( :-(( :-((

Gott sei dank waren die nicht diabetiker, und nach 1 jahr bangen ist alles gut :-)

@ HEZ: genau dasselbe denke ich manchmal auch, ich mache mir auch sehr oft grosse gedanken über diese blöden ansteckungsrisiken, denke manchmal schon selber ich wäre ein kleiner neurotiker :-wow

bl4

Hellequin
08.03.2006, 20:26
Und ich habe mich nur oberflächlich gepiekst, nicht mal geblutet und kurz darauf desinfiziert.
Eigentlich sollte man die Verletzung zum bluten bringen um evtl. Erreger auszuschwemmen. Und danach halt ordentlich desinfizieren.

DoktorW
08.03.2006, 20:30
Man piekst sich im Laufe einer Medizinerkarriere öfter mal... Die Chance, sich irgendwo anzustecken halte ich für extrem gering. Klar ist es doof, und man macht sich Gedanken, aber ich denke, man sollte sich keinen allzu großen Kopf machen...
Und mit etwas Vorsicht und Konzentration ist die Gefahr auch gering!

test
08.03.2006, 20:39
Man piekst sich im Laufe einer Medizinerkarriere öfter mal... Die Chance, sich irgendwo anzustecken halte ich für extrem gering. Klar ist es doof, und man macht sich Gedanken, aber ich denke, man sollte sich keinen allzu großen Kopf machen...
Und mit etwas Vorsicht und Konzentration ist die Gefahr auch gering!

Vor allem den letzten Sachen würde ich unterschreiben. Gerade am Anfang sollte man sich nicht hetzen lassen und alles ruhig und langsam machen. Und vor jeder blutigen Aktion die man durchführt sich alles zurecht legen usw..
Immer wissen, was man tut usw. Dann kann man die meisten Stichverletzungen auch vermeiden meiner Meinung nach.
Die meisten Stichverletzungen geschehen denke ich dann, wenn man überhastet oder unüberlegt irgendetwas macht. :-meinung

eatpigsbarf
08.03.2006, 20:58
... oder einem stechaktiven Oberarzt nicht immer beim Hakenhalten ausweichen kann...

Hez
08.03.2006, 21:22
Eigentlich sollte man die Verletzung zum bluten bringen um evtl. Erreger auszuschwemmen. Und danach halt ordentlich desinfizieren.

Aber es hat einfach nicht geblutet, auch nicht mit Quetschen. Es war ungefähr so, als würde man sich mit einer Stecknadel ein bisschen in die Haut pieksen. Ich hab das zuerst nicht so ernst genommen, dann sagten meine Docs aber, dass ich zum D-Arzt soll. Und dann hab ich mir erst Sorgen gemacht.

Hellequin
09.03.2006, 09:49
Aber es hat einfach nicht geblutet, auch nicht mit Quetschen.
Eine sterile Kanüle nehmen und dann den Stichkanal vergrößern, um die Blutung anzuregen. Das ist zumindestens die offiziele Empfehlung.

Hez
09.03.2006, 18:31
Eine sterile Kanüle nehmen und dann den Stichkanal vergrößern, um die Blutung anzuregen. Das ist zumindestens die offiziele Empfehlung.

Ok, das ist mir neu. Aber Danke!! Habe heute erfahren, dass der Junge HCV und HIV negativ ist. Es war zwar zu erwarten, aber es ist ein beruhigendes Gefühl.

Gersig
09.03.2006, 18:41
Dann ist ja alles wieder gut :-top

hottentotte
10.03.2006, 22:30
Noch mal gut gegangen!
Am größten ist das Risiko wenn man die gebrauchte Nadel zurück in die Schutzkappe steckt. ( das Risiko sich anzustecken, die Chance im Lotto zu gewinnen sind gering- musste gerade wieder lesen : die Chance sich anzustecken... ;-) )
Guts Nächtle
/ totte