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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nervtage



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Lava
28.02.2007, 19:50
Kennt ihr das? Tage, an denen einfach alles nervt, man auf dem Zahnfleisch läuft und das Nervenkostüm so dünn wird, dass man Angst hat, gleich zu explodieren? Für mich ist das irgendwie eine neue Erfahrung, aber ab und zu hab ich sowas seit ich in der Inneren bin.

Heute war's mal wieder so weit. Der Tag fing eigentlich sehr lustig und entspannt an. Dann sollte ich einen Patienten aufnehmen. Nach wenigen Minuten hatte ich keine Lust mehr, kurze Zeit später hätte ich ihn am liebsten erwürgt. Der war einfach so nervig, dass ich am liebsten sofort wieder gegangen wäre! Es war absolut UNMÖGLICH eine vernünftige Anamnese zu erheben! Ich weiß nicht, ob's nur die sprachlichen Probleme waren (Patient ist Ausländer), oder ob er nicht auch noch ne Schraube locker hat oder einfach nur doof ist.

Erschwerend kam noch hinzu, dass ich das alles (inkl. DRU) in einem Vierbettzimmer machen musste und die drei anderen Herren nebenbei Mittag gegessen haben. Es ist schlichtweg nicht möglich, intime Probleme anzusprechen, wenn jemand nebendran sein Essen mampft! Aber es gibt ja auch kein anderen Zimmer, wo man einen Patienten untersuchen könnte. Das Arztzimmer ist ein Büro, der Sono-Raum wird auch von der Physio genutzt und mehr Möglichkeiten gibt's nicht. So kann man doch nicht arbeiten!!!!! Aaaarrrggghhhh!!!!

Doktor_No
28.02.2007, 19:53
Erschwerend kam noch hinzu, dass ich das alles (inkl. DRU) in einem Vierbettzimmer machen musste und die drei anderen Herren nebenbei Mittag gegessen haben.


WGIDD??????????????????????????????????:-)) :-)) was gabs denn zu essen? DA wär ich ja gern beobachter gewesen!!!!!!!!!!

essen regelmäßig stuhlgang schmeckt...

Sackbauer
28.02.2007, 21:26
Erschwerend kam noch hinzu, dass ich das alles (inkl. DRU) in einem Vierbettzimmer machen musste und die drei anderen Herren nebenbei Mittag gegessen haben. Es ist schlichtweg nicht möglich, intime Probleme anzusprechen, wenn jemand nebendran sein Essen mampft!

Also bei uns gibts um jedes Bett einen Vorhang, und der wird immer komplett rundherumgezogen, wenn man irgendetwas mit dem Patienten anstellt, inkl. taegliche Visite. Hier waer das einfach voellig unvorstellbar, einen Patienten vor den Augen anderer Patienten zu untersuchen, oder irgend etwas relevantes mit ihm zu besprechen.

Kackbratze
01.03.2007, 08:52
Achja, das kenne ich...Anamnese in einem Vierbett-Zimmer.

"Wann fing das mit dem Nachtschweiss an?"
"Aha, und jetzt hat ihnen der Hausarzt gesagt sie hätten Leukämie und sie sind zur weiterne Abklärung hier?"
"Könnten sie sich bitte ausziehen?"

Das ganze immer wieder unterbrochen von Tränen der Frau oder des Patienten...eine sehr gefühlvolle Situation....mit 3 Zuschauern.

Eilika
01.03.2007, 09:01
Wir haben hier EIN Arztzimmer für die Aufnahmen... und wenn an einem Tag acht Patienten prästationär kommen, dann sind wir sehr froh, wenn manche davon schon ein Zimmer haben und wir sie dort untersuchen können.... aber ich halte das in der Unfallchirurgie, wo die Leute meist ein sehr lokalisiertes Problem haben und wir eine sehr fokussierte Untersuchung machen auch für möglich. Ansonsten finde ich es zum Teil schon schlimm, wie mit der Privatsphäre der Patienten umgegangen wird. Im Innere Tertial hatten wir auch keine Möglichkeit, die Patienten außerhalb ihrer Zimmer zu untersuchen, aber da hatten wir zumindest auch die Trennvorhänge zwischen den Betten. Und zumindest bei ernsten Themen haben wir die Patienten zu den Gesprächen in ein extra Zimmer mitgenommen... Aber das Wahre ist das alles nicht!

Tahel
01.03.2007, 09:18
Also bei uns gibts um jedes Bett einen Vorhang, und der wird immer komplett rundherumgezogen, wenn man irgendetwas mit dem Patienten anstellt, inkl. taegliche Visite. Hier waer das einfach voellig unvorstellbar, einen Patienten vor den Augen anderer Patienten zu untersuchen, oder irgend etwas relevantes mit ihm zu besprechen.

Gibt es so einen Vorhang nicht überall? Das akustische Problem ist damit halt immer noch nicht gelöst.

Kackbratze
01.03.2007, 10:06
Nein, den Vorhang gibt es nicht überall.

Und was die Räumlichkeiten in Krankenhäusern betrifft, ich habs aufgegeben, mich im PJ drüber zu beschweren.

Wenn ich Assistenzarzt bin, gehts los...

Doktor_No
01.03.2007, 10:33
dagegen schwelgen wir im luxus: 4 vollausgestattete ambulanzräume für die aufnahmen und gespräche. und patientengespräche bzw gespräche mit den angehörigen kann man auch prima im arztzimmer führen (auch im pj...)

Muriel
01.03.2007, 12:25
bei uns ergibt sich dieses Problem von Grund auf nicht, da wir ja eh für die Untersuchung auf die Spaltlampe angewiesen sind und daher alles Patienten zu uns rein ins Arztzimmer holen. Wobei man andersherum natürlich auch sagen muss, dass es gerade in der Augenheilkunde auch mehr oder weniger egal wäre, wenn andere Patienten etwas mitbekommen würden, da eine Cataract etc nicht so wirklich perönlich einschneidend ist vom "öffentlichen Charakter" wie die emisten internistischen Krankheitsbilder.
Im PJ oder in Famulaturen habe ich aber immer in der Inneren die Mitpatienten, sowei sie fit waren, gebeten, aus dem Zimmer zu gehen, wenn ich einen Patienten aufgenommen habe, finde das angenehmer.

test
01.03.2007, 18:24
Ich habe in Deutschland noch nie einen Vorhang für die Betten gesehen.
In der Dermatologie gab es extra Untersuchungsräume, in der Inneren und CHirurgen an verschiedenen Kliniken habe ich sie bisher leider immer vermisst. :-nix
Untersuchungsräume finde ich persönlich schon sehr vorteilhaft. :-meinung

Sebastian1
01.03.2007, 19:10
Vorhänge und Trennwände kenn ich aus versch. Häusern auch fast immer nur auf den Intensivstationen - wenn überhaupt.
Derzeit ist es so, dass ich auf einer Station pjotte, die halb Neuro, halb Neuroch. ist. Man teilt sich ein Arztzimmer, in dem dann auch noch eine Untersuchungsliege steht. Und so untersucht man manchmal Patienten, während ständig rein- und rausgerannt wird oder 2 Kollegen am PC sitzen und 2 weitere sich Akten durchsehen oder Briefe diktieren :-kotz.
Ich untersuch dann doch lieber im Patientenzimmer, bei max 3 Betten pro Zimmer ist das dann immer noch die bessere Alternative.
Aber schon schön, wenn es dann um Dinge wie STD und Konsorten geht.

Lava
01.03.2007, 19:19
Einen Vorhang und Trennwände gibt es sogar in den Vierbettzimmern, aber die reichen nicht ganz aus, um sich wirklich komplett abzuschirmen. :-nix Und wie erwähnt ändern sie ja auch nix an der Lautstärke.... heute gab'S wieder so ein Paradebeispiel: ich will dem Patienten gerade erklären, warum wir bei ihm eine Koloskopie machen, aber da ich finde, dass es seinen Zimmernachbarn nix angeht, verschweige ich die Tatsache, dass er ne Fistel hat, die abgeklärt gehört... :-?

alley_cat75
02.03.2007, 11:41
Wer von meinem Patienten im Vierbett-Zimmer noch laufen kann, den schicke ich höflich hinaus, Angehörige sowieso. Habe auch schon Patienten mit ihrem Essenstablett in den Aufenthaltsraum plaziert. Bisher gab es keine Beschwerden, dann alle profitieren letztendlich von der Wahrung der Intimsphäre. Ansonsten hole ich mir Patienten auch in mein Arztzimmer - für Anamnese, Herz- und Lungenauskultation. Den Rest mache ich dann später im endlich freigewordenenm Untersuchungszimmer oder eben im Patientenzimmer. Es gibt immer eine Möglichkeit.


Nervige Patienten gehören zum Job. Meist kann man das ja schon etwas vorhersehen. Dann mache ich erst die Normalen, um bei den anstrengenden nicht ganz so gehetzt zu sein.

Evil
02.03.2007, 14:29
Schickt Ihr die Zimmernachbarn bei Visite auch raus?
Denn auch dann bekommen die ja alles mit.

Soll heißen: im Mehrbettzimmer kann man die Privatsphäre so oder so vergessen, oft unterhalten sich die Patienten auch untereinander über ihre Krankheiten.
Man kann da nur Kompromisse eingehen, ich schicke die Nachbarn für bestimmte intime Details (DRU, Aufklärungen,...) raus.

Lava
02.03.2007, 18:15
Ich kome mir ja schon unverschämt vor, wenn ich die Zimmernachbarn bitte, mal für 2 Minuten ruhig zu sein, wenn ich auskultieren will.... ich muss wohl einfach mal etwas härter durchgreifen :-oopss

Zum Thema nervige Patienten: ich mach selten mehr als einen Eintritt pro Tag, also MUSS ich den nervigen Patienten sowieso übernehmen. :-D Und besonder liebe ich alte Omas, deren Ehemann gerade verstorben ist und dessen Krankheitsgeschichte ich mir dann anhören darf und Patienten mit chronischem Rückenweh. "Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?" - "ZEHN! Immer!" - "Auch jetzt im Augenblick?" (Patient steht seelenruhig vor mir und verzieht keine Mine) - "Ja, jetzt auch."

alley_cat75
04.03.2007, 18:45
Schickt Ihr die Zimmernachbarn bei Visite auch raus? ... im Mehrbettzimmer kann man die Privatsphäre so oder so vergessen, oft unterhalten sich die Patienten auch untereinander über ihre Krankheiten.

Da hast Du natürlich absolut Recht! Aber wie gesagt, gerade bei der Anamnese müssen die Bettnachbarn ja nicht alles mitbekommen. Was der Patient dann selbst weiter erzählt, ist seine Sache. Ich finde, auch bei der Visite ist eine gewisse Diskretion möglich. Besonders heikle Themen werden bei uns dann nochmals separat angesprochen.

Doktor_No
04.03.2007, 18:54
ein weiterer vorteil der urologie:
die patienten scheinen in der absoluten mehrzahl der fälle froh zu sein, ihre erkrankungen dem zimmernachbarn/mitpatienten auf dem flur/pflegepersonal usw. in epischer breite und gern auch mit den worten "hier, ich zeig das mal eben her" darbieten zu dürfen.
manche muß man echt schon zurückhalten. visiten sind immer dermassen witzig, hach ich liebe mein fach :-))

alley_cat75
04.03.2007, 19:13
*neiischdreinguck* ... ja, vor allem wenn sie ihren kleinen Freund bereitwillig auspacken und in die Runde zeigen... :-blush

Hoppla-Daisy
04.03.2007, 19:24
Wenn er nicht gerade ein Ca aufweist :-keks

Muriel
04.03.2007, 21:04
ein weiterer vorteil der urologie:
die patienten scheinen in der absoluten mehrzahl der fälle froh zu sein, ihre erkrankungen dem zimmernachbarn/mitpatienten auf dem flur/pflegepersonal usw. in epischer breite und gern auch mit den worten "hier, ich zeig das mal eben her" darbieten zu dürfen.
manche muß man echt schon zurückhalten. visiten sind immer dermassen witzig, hach ich liebe mein fach :-))
hihi, so was kenn ich aus der Augenheilkunde aus. Es gehört ja quasi zum guten Ton, schon "am grauen Star operiert worden zu sein". Jaja, das MUSS man allen auf der Station erzählen und konsterniert gucken, wenn jemand tatsächlich noch nicht in der in-Group ist :-))