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Sebastian1
17.12.2007, 01:36
Das die ASS i.v.-Gabe nur in D praktiziert wird, ist so nicht richtig. Zumindest kenne ich es aus Unikliniken in CH ebenso. Wobei das keine Aussage meinerseits über den Stellenwert iv vs. oral beinhaltet.

Alley_cat, ich kann ja nur aus persönlicher Erfahrung sprechen und bin um diese Uhrzeit auch zu faul, entsprechende Leitlinien rauszusuchen, aber ihr wartet mit der Kombination (oder ASS alleine) aus ASS, Heparin 5kIE und Morphin allen ernstes bis zum vermeintlichen Wirkungseintritt eines PPI bei ACS? Kannst du mir dazu mal ne Studie oder Leitlinie zeigen? MAcht auf mich sehr den Eindruck einer (fragwürdigen) Hauspolitik...

nduester
17.12.2007, 02:09
Sooo, dann folgt der zweite Teil:


Die Anwendung von Arzneimitteln bei einem bestimmten klinischen Zustand erfolgt unter der Vorstellung, daß eine Heilung, Besserung oder Linderung von Symptomen, eines Krankheitszustandes oder von Beschwerden oder die Prävention einer Erkrankung oder einer Verschlimmerung bei einem angemessen hohen Anteil der exponierten Patienten immer auftritt und daß demgegenüber Art und Häufigkeit der unerwünschten Arzneimittelwirkungen auch unter Berücksichtigung der Art der Erkrankung und des zu erwartenden Verlaufs als hinnehmbar und damit vertretbar bewertet werden.
Die Abwägung von Nutzen und Risiken des Einsatzes eines Arzneimittels erfordert die Kenntnis der Wirksamkeit wie auch der unerwünschten Wirkungen und die Kenntnis der Wahrscheinlichkeit (bzw. Häufigkeit), mit der beide zu erwarten sind.
Unter therapeutscher Wirksamkeit sind die im Hinblick auf das angestrebte Therapieziel im Sinne der Indikation erwünschten Wirkungen zu verstehen. Diese werden mit anerkannten Meßverfahren, die für diese Indikation aussagekräftige Ergebnisse liefern, erfaßt und quantifiziert. Meßverfahren schließen objektive wie subjektive Parameter ein; soweit es sich um Befinden und Lebensqualität als interessierende Parameter handelt, werden diese mit Hilfe von validierten Fragebögen und Skalen erfaßt. Quantifizierung bedeutet sowohl die Ermittlung der Intensität der erwünschten Wirkungen wie auch der Häufigkeit ihres Auftretens in der Patientenpopulation.
Der therapeutische Nutzen bemißt sich gerade bei chronischen Erkrankungen nach den Erfolskriterien Lebensdauer und Lebensqualität der behandelten Patienten. Belastbare Daten mit diesen Endpunkten stehen nur für wenige Therapien zur Verfügung. Daher geht in der Regel hilfsweise die mit objektiven und subjektiven Parametern abgeschätzte Wirksamkeit in die Abwägung von Nutzen und Risiko ein. Unsicherheit besteht häufig darin, wie gut die gewählten Wirksamkeitsparameter tatsächlich den therapeutischen Nutzen in Form der Endpunkte Lebensdauer und Lebensqualität abbilden.
(Allgemeine Grundsätze für den Einsatz von Arzneimitteln - Leitlinie zur Pharmakotherapie - der AWMF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll-na/014-001.htm ). Die Datenlage zum MI ist international sehr umfangreich und eher durch die Menge des zu sichtenden Stoffes als durch seine fehlenden Aussagen berühmt.


Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Keislaufforschung: Diagnostik und Therapie des akuten Herzinfarktes in der Prähospitalphase ( http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll-na/019-002.htm - Stand: 2000):

Eine weitgehende Aggregationshemmung wird bei intravenöser Gabe mit einer einzigen Dosis >150 mg praktisch sofort erreicht (Antiplatelet Trialists' Collaboration (1994) Collaborative overview of randomised trials of antiplatelet therapy-I: prevention of death, myocardial infarction, and stroke by prolonged antiplatelet therapy in various categories of patients. Br Med J 308:81-86)
[...]

Der Zeitgewinn durch prähospitale Lyse wird in den Studien je nach Organisation und Ort der Durchführung zwischen 33 und 130 min angegeben. In einer prädefinierten Gruppe der EMIP-Studie mit einem Zeitgewinn von über 90 min war die Sterblichkeit bei prähospitaler Lyse signifikant niedriger (The European Myocardial Infarction Project Group (1993) Prehospital thrombolytic therapy in patients with suspected acute myocardial infarction. N Engl J Med 329:383-389)
[...]
Neben dem Zeitgewinn ist auch der Zeitpunkt der Therapie nach Symptombeginn bedeutend. Bei Patienten, die innerhalb 70 min (Weaver WD, Cerqueira M, Hallstrom AP, Litwin PE, Martin JS, Kudenchuk PJ, Eisenberg M (1993) Prehospitalinitiated vs hospital-initiated thrombolytic therapy. The Myocardial Infarction Triage and Intervention Trial. JAMA 270:1211-1216) bzw. 90 min (Linderer T, Schröder R, Arntz HR, Heineking ML, Wunderlich W, Kohl K, Forycki F, Henzgen R, Wagner J (1993) Prehospital thrombolysis: beneficial effects of very early treatment on infarct size and left ventricular function. J Am Coll Cardiol 22:1304-1310) nach Symptombeginn thrombolysiert wurden, waren Sterblichkeit und funktionelles Ergebnis verglichen mit späterer Behandlung signifikant günstiger. Dies ist insofern beachtenswert, als nur der Notarzt einen größeren Anteil der Patienten in diesem für die Reperfusionstherapie äußerst vorteilhaften Zeitfenster sieht (Stern R, Arntz HR, Klatt S, Linderer T, Beneker J, Levenson B, Voller H, Storch WQH, Schäfer H, Schröder R (1992) Ist die prähospitale Thrombolyse bei akutem Myokardinfarkt als Routinemaßnahme sinnvoll? Z Kardiol 81:199-204). In der Klinik steht in der Regel selbst bei optimalen Organisationsbedingungen und kurzen Transportzeiten dieser Zeitrahmen nicht mehr zur Verfügung.
Die diagnostische Sicherheit liegt in den Studien zur prähospitalen Thrombolyse bei >95% und ist damit derjenigen intrahospitaler Lysestudien vergleichbar. Als besondere Komplikation der prähospitalen Lyse ist eine geringe Häufung prähospitalen Kammerflimmerns in der EMIP-Studie beobachtet worden (The European Myocardial Infarction Project Group (1993) Prehospital thrombolytic therapy in patients with suspected acute myocardial infarction. N Engl J Med 329:383-389). Indikationen und Kontraindikationen für die prähospitale Thrombolyse entsprechen den üblichen Regeln (Tab. 1) (The Task Force on the Management of Acute Myocardial Infarction of the European Society of Cardiology. (1996) Acute myocardial infarction: pre-hospital and in-hospital management. Eur Heart J 17:43-63). In Anbetracht der hohen diagnostischen Sicherheit, fehlender spezifischer Risiken und der ausgeprägten Zeitabhängigkeit des Nutzens der Reperfusionstherapie ist die prähospitale Lyse wegen des Zeitgewinns grundsätzlich sinnvoll. Für Patienten, bei denen die Symptome erst weniger als 90 min bestehen oder bei denen ein Zeitgewinn >90 min gegenüber der Behandlung im Krankenhaus zu erwarten ist, ist der Nutzen besonders deutlich.




Gruß, Nils

Nils.
03.05.2009, 11:39
Hallo!

Ich grabe dieses Thema mal wieder aus, weil ich mir da auch ein paar Gedanken drüber gemacht habe. Hier wurden ja einige Pro- und Contra-Argumente genannt bzgl. der ASS-Gabe nach Infarkt. Kann man das denn irgendwie noch grob sagen, dass man als Laie sowas nicht machen sollte?

Ich meine auf der einen Seite steht natürlich der Vorteil, dass es ja wirklich helfen könnte, auf der anderen Seite Nebenwirkung wie das genannte Asthma, was ja im schlimmsten Fall auch recht spaßig werden kann.

Was würde denn der Internist oder Kardiologe sagen, wenn er erfährt, dass der Patient bspw. nach Infarkt-Symptome ASS nimmt? Ist das für die spätere Therapie eher hilfreich oder doch ungeeignet?

WackenDoc
03.05.2009, 12:41
Was würde denn der Internist oder Kardiologe sagen, wenn er erfährt, dass der Patient bspw. nach Infarkt-Symptome ASS nimmt? Ist das für die spätere Therapie eher hilfreich oder doch ungeeignet?


Also ich hab ein Jahr auf der Inneren gearbeitet und wir hatten ne große Cardio. Fast alle Patienten wurden kathetert und so gut wie nie lysiert.
Bei uns hat es keinen interessiert, ob der PAtient ASS oral genommen hat. Zumal das in Frage kommende Patientenkollektiv meist eh schon ASS 100 in der Dauermedikation hatte.
Wenn´s nicht schon der Notarzt gegeben hatte gab´s i.d.R. in der Notaufnahme Aspirin i.v.


Kann man das denn irgendwie noch grob sagen, dass man als Laie sowas nicht machen sollte?

Allerdins ist die Frage was is wenn der Patient keinen Infarkt hat, sondern doch was chirurgischen dahinter steckt- da bringt ASS nicht so viel Spass.

//stefan
03.05.2009, 12:58
Aortendissektion :-top

Nils.
03.05.2009, 15:59
Stand schon ein paar Seiten vorher und da ist es doch eigentlich sowie so egal, wenn's auf ist..