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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arzt und wissenschaftliche Karriere?



Ulle
05.02.2010, 09:49
Hallo Leute

Ich plage mich gerade mit der Frage, wie ich nach dem Studium neben der ärztlichen Tätigkeit meine wissenschaftliche Laufbahn weiterführen kann, ich möchte ein eigene Forschungsgruppe aufbauen, parallel aber dennoch den Facharzt machen.

Hat jemand Erfahrungen, welche Möglichkeiten der Förderung es speziell für Ärzte gibt, die noch im klinischen Alltag eingebunden sind?

Auch das Ausland reizt mich, für mich ist es aber wichtig, dass auch diese Zeit für den Facharzt anrechenbar ist (Studium habe ich mit 33 durch, würde gerne mit 40 den FA in der Tasche haben) und mich wissenschaftlich weiterbringt. Kennt da jemand Programme, die auf wissenschaftlich ambitionierte Ärzte ausgelegt sind?

Muss doch hier auch Leute geben, die ähnliches praktizieren. Ich würde mich über ein paar Tips von den "alten Hasen" sehr freuen.

haemo
05.02.2010, 18:12
Na, dann ist doch ganz einfach die Uniklinik-Karriere wie gemacht für dich, oder? Da wird doch genau das gewünscht: Kliniker sein und "nebenbei" noch die Forschung.

Ok, ich bin kein alter Hase ... ;-)

DoctorHibbert
06.02.2010, 13:09
welches fach denn?

Assistent 3:16
06.02.2010, 13:19
Für die Uni Karriere ist ein Nachteil dein Alter mit 33 bist du schon ziemlich alt meist fangen die dort mit 26,27 an und die schnellsten sind mit Mitte 30 schon PD. Ist Medizin dein Zweitstudium, hast du eine experimentelle Doktorarbeit mit Note 1 oder 2. Du solltest es aber trotzdem an der Uni versuchen, auch wenn es mit 33 nicht ganz so einfach wird. Etwas spätere Karrieren wie bei dir mit 33 beginnen und dann schnell Karriere machen mit 40 PD wird nicht unbedingt so gefördert, gibt aber immer wieder Ausnahmen.

Ulle
06.02.2010, 14:02
Ich meinte jetzt wirklich konkrete Förderprogramme für Ärzte, um Patientenbehandlung und Forschung unter einen Hut zu bekommen (gibt z.B. Rotationsstellenförderung bei der DFG).

Das ich an einer Uniklinik/MPI/Leibnitz-Stelle arbeiten sollte, ist klar.

davemed
07.02.2010, 13:19
Bis auf die von dir genannte DFG-Förderung ist mir da von öffentlicher Seite nichts bekannt.
An den meisten medizinischen Fakultät gibt es aber Förderprogramme für "Jungforscher", so z.B. in Heidelberg das Post Doc-Programm (http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Postdoc-Programm.105497.0.html). Man beantragt seine eigene Stelle für 2 Jahre und wird dann (theoretisch) freigestellt. Das gibt einem eine gewisse Unabhängigkeit von den Rotationsplänen der Kliniken. In der Praxis arbeiten die Leute dann aber meist trotzdem parallel in der Klinik, weil sie ihren Facharzt zeitig fertig machen wollen.
In Lübeck gibt es auch Einzelförderungsprogramme, allerdings bisher ohne die Möglichkeit die eigene Stelle zu beantragen. Hier gibt es allerdings eine Altersgrenze, die derzeit bei 35 Jahren liegt.
Im Endeffekt ist es sicher möglich auch wenn man mit 33 anfängt noch eine wissenschaftliche Karriere zu starten. Vor allem solltest du dir aber einen Chef suchen, der dich unterstützt. Davon ist man als Jungassistent mit Forschungsamibitionen glaube ich am meisten abhängig.

Assistent 3:16
07.02.2010, 16:42
Habe nicht gesagt das es unmöglich ist, nur halt deutlich schwerer als mit 25,26 oder 27.

flopipop
10.02.2010, 00:37
warum ist eigentlich alter für die forschung so ein wichtiger indikator? warum kann jemand mit 33 nicht genauso gut forschen und unterstützt werden, wie jemand mit der gleichen qualifikation mit 27bzw. dass es schwieriger ist...ich weiß, dass das halt einfach so ist, aber ich frage mcih die ganze zeit nach dem warum...:-nix

airmaria
10.02.2010, 08:36
warum ist eigentlich alter für die forschung so ein wichtiger indikator?
weil man in jungen jahren formbarer ist... und genau das will dein "ziehvater" dann: einen leibeigenen neger heranzüchten, so einfach ist das!
airmaria

wildcoyote
10.02.2010, 09:39
der zweite faktor ist familie und ortsgebundenheit...ausserdem würde ich in D eh nicht forschen wollen...:-meinung

apple
10.02.2010, 10:47
Ein Positivbeispiel: Mein ehemaliger Doktorvater und jetziger Arbeitsgruppenleiter war mit 30 mit dem Studium fertig, hat dann noch 2 Jahre in England promoviert, dann als Assi hier angefangen, war mit 36 FA + OA, mit 37 Juniorprofessor und mit 41 richtiger Prof. Er hat sehr viele gute Ideen für Studien, das ist glaub ich der Knackpunkt. Wenn man eine gute Idee hat, kann man Anträge für Drittmittel, die Jungforscher unterstützen, stellen oder an unispezifischen Projekten teilnehmen. Dadurch hat er am Anfang schon mal für 3 Jahre Gelder für Hiwis, Probandengelder etc. bekommen und konnte einige Studien durchziehen. Er ist allerdings auch sehr bißfest, d.h. Verhandlungen um Laborräume etc. kann er sehr gut. Natürlich hat er in den Jahren auch viele Kontakte geknüft und auch dadruch Projekte ins Leben gerufen und sehr, sehr viel veröffentlicht. Letztendlich hat er mich mit dem Forschungsvirus auch angesteckt und für mich ist es sehr gut, dass er mich unterstützt wie oben schon erwähnt. Das hatte er nicht. Ich denke, es ist wichtig, dass man weiß in welchem Gebiet man forschen will, sich also auch eine kleine Nische schafft, dann eine oder mehrere konkrete Ideen entwickelt, sich nach Unterstützungsmöglichkeiten umschaut und sich dann knallhart dafür einsetzt. Bei mir ist die Forschungsgruppe schon vorhanden und ich bin sozusagen vom Hiwi zum festen Mitarbeiter aufgestiegen, aber wenn man neu an eine Klinik kommt, ist es natürlich schwieriger, aber vll. findet man ja erst mal 1-2 Kollegen mit ähnlichen Interessen und kann dann den Chef überzeugen :-nix

Ulle
10.02.2010, 12:27
warum ist eigentlich alter für die forschung so ein wichtiger indikator?Mittlerweile findet da auch ein Umdenken statt, bei der DFG ist z.B. bei der Förderung junger Forscher mittlerweile fast immer entscheidend, wann der PhD erlangt wurde - das eigentliche Alter tritt in den Hintergrund. Generell ist es denk ich wichtig, dass die Lebensleistung und der Trend auf das Alter bezogen stimmt. Ich würde jedenfalls auch niemanden sonderlich fördern, der ohne ersichtlichen Grund zehn Jahre für das Medizinstudium gebraucht hat.

flopipop
10.02.2010, 16:16
Ein Positivbeispiel: Mein ehemaliger Doktorvater und jetziger Arbeitsgruppenleiter war mit 30 mit dem Studium fertig, hat dann noch 2 Jahre in England promoviert, dann als Assi hier angefangen, war mit 36 FA + OA...

in 4 jahren zum FA?? das glaube ich nicht...oder hat er während der 2 jahre promotion in england auch etwas anrechenbares für die weiterbildung getan?

@ ulle:

na gut, wer im studium jede klausur mit härtefallantrag knapp bestanden und deswegen jedes semester gleich 2 mal durchgemacht hat, der wird wahrscheinlich eh nicht der forschertyp sein und sich nach dem erhalt der approbation vermutlich ein ruhiges plätzchen in der peripherie suchen....aber es gibt doch auch viele leute, die zwar um die 30 sind nach dem studium, weil sie vorher vllt was anderes gemacht haben, im studium sich aber mächtig ins zeug gelegt haben und sich für die forschung interessieren....wenn nicht orts-buw. familiengebunden, wieso sollten die nicht auch erforgreich forschen? sind die noten während des studiums eigentlich wichtig?

was mich echt gewundert hat, dass man mich bis jetzt bei anfragen anch einer drarbeit so gut wie jeder nach meinem alter gefragt hat und nicht nach meinen studienleistungen....war glaub ich nie das problem bei meinen süßen 26, aber gewundert hats mich schon etwas...

Assistent 3:16
11.02.2010, 00:22
Hängt sicher bei den klinischen Fächern auch mit den hierachischen Strukturen und der Lebensplanung zusammen es ist mit 26 einfach einfacher erstmal 2-3 Jahre Assistenzarzt dann 2-3 Jahre Forschungsarbeit und dann mit 30-32 seinen FA in Angriff zu nehmen und parallel wissenschaftlich zu arbeiten nachdem 4-6 Jahre klinische sowie wissenschaftliche Grundausbildung hinter sich hat mann kann dann in 5-6 Jahren seinen FA und PD machen. Das ist ist mit 33 nun mal schwerer man ist nach 2-3 Jahren Assitenzarzt dann schon 35-36 wenn man dann nochmal wissenschaftlich arbeitet ist man schon Ende 30 und hat immer noch einiges für den FA zu machen es ist einfach schwieriger als Ende 30 iger oder Anfang 40 iger noch als Assistenzarzt zu arbeiten als als Anfang 30 iger oder Mitte 30 iger.

test
13.02.2010, 10:25
Hallo,

also wichtig ist es einen Chef zu haben, der einen fördert sprich Forschung ermöglicht bzw. freistellt. Dafür ist die eigene Finanzierung natürlich wichtig, entweder hat der Chef so viel Geld und Willen einen auf seine Kosten freizustellen oder man braucht eine Rotationsstelle der DFG, heißen auch Gerokstellen, damit bekommt die Klinik das eigene Gehalt erstattet und kann einen Arzt als Ersatz für einen einstellen. In dieser Zeit sollte man außer Lehrverpflichtungen (die man meist kaum hat) nur forschen. Diese Zeit wird auch für den Facharzt angerechnet, sprich man verliert hierbei keine Zeit zum FA.
Das nächste Problem ist die Finanzierung von Mitarbeitern, da man mit Mitarbeitern schneller voran kommt als alleine, auch hier braucht man entweder einen Chef, der einem Mitarbeiter zuweist oder man muß selber etwas beantragen, hierfür ist sicher eine sehr gute Promotion und/oder ein paar gute bis sehr gute Publikationen notwendig.

Ich denke das Alter ist grundsätzlich von Bedeutung, nicht so sehr, weil man besser formbar und vielleicht flexibler ist, was ja die Argumente in allen Bereichen für junge Mitarbeiter sind, sondern eher, dass man in der akademischen Leiter gewisse Stufen nur bis zu einem gewissen Alter erreichen kann. Sprich mit Mitte bis Ende 30 wird es sehr schwer ein DFG Auslandsstipendium zu bekommen, mit Ende 40 bis 50 ist das Ende meistens erreicht um Ordinarius zu werden usw..., Ausnahmen gibt es natürlich sind aber schwierig. Jemand der mit 25 mit der wissenschaftlichen Laufbahn anfängt hat es da natürlich leichter als jemand der mit 35 anfängt, unmöglich ist es auch mit 35 sicher nicht. Ich würde es auch so einschätzen, dass sehr viele bis die meisten, die eine akademische Laufbahn anstreben mit 28-32 im Klinik/Forschungsbetrieb anfangen und damit ist sicher noch alles bis zum Ordinariat möglich.
Fängt man tatsächlich erst mit ca. 40 mit FA+Habil an, muß man sich natürlich überlegen, welches Ziel man damit verfolgen möchte, ein Ordinariat halte ich da für sehr unrealistisch. Aber man kann eine akademische Laufbahn ja auch mit anderen Zielen führen, sollte sich nur vielleicht dieser Problematik bewußt sein.

Dr. Drake Remoray
29.06.2010, 13:07
Wie würdet ihr folgenden Plan finden:

- nach dem Studienabschluss (mit 25/26) zunächst 2-3 Jahre klinisch tätig (im Extremfall vielleicht sogar erstmal den Facharzt machen),
- dann sich bewusst 2-3 Jahre "frei" nehmen von Klinik und Lab-based research machen (idealerweise in einem zum klinischen Fach passenden Thema), nebenbei vielleicht hin und wieder Dienste einschieben (speziell wenn man FA ist, für einen Chef doch super attraktiv, oder nicht?)
- und danach beides mehr od. weniger parallel bis zur Habil (oder auch nicht)

wie klingt dieser Plan?

In manchen Ländern ist es glaube ich Usus, dass zunächst auf eine solide klinische Ausbildung geachtet wird (m.W. in USA, Schweden)...in D/A/CH wohl eher anders herum...