@Fr.Pelz:
Ist dieses Problem wirklich so "grassierend"? 2013 waren ca. 15,7% der deutschen Erwachsenen adipös.
(Die Übergewichtigen lasse ich mit Absicht außen vor, da es ja, wie schon erwähnt, immer mehr Studien gibt, die die Vorteile eines leichten "Übergewichtes" zeigen.)
Ich finde auch interessant, dass sowohl das Übergewicht als auch die Adipositas klar mit höherem Alter assoziiert sind: http://www.gbe-bund.de/oowa921-insta...p_aid=67821146
Das spricht dafür, dass es weder die bösen neuen Lebensmittel sind noch die Jugend, die keine Ahnung von Essen und Ernährung hat, sondern eher ein Shift im Laufe des Lebenszyklus weg von anderen Genüssen hin zum Essen. (Wofür es ja nicht umsonst viele alte Sprichwörter gibt.)
Ich hab auf diesem Gebiet keine Studien durchgeführt, kann also leider keine fundierte wissenschaftliche Meinung bieten. Aber meine Alltagsbeobachtung aus meinem Bekanntenkreis ist, dass Übergewicht meist eine Konsequenz der Kombination von vielen Snacks und wenig Bewegung ist, also sehr viel mit Gewohnheiten und Lebensumständen zu tun hat (wo wohnt man, wie kommt man zur Arbeit, etc.), während Adipositas sehr oft (meist? immer?) psychische Begleitsymptome hat. Und außerdem muss es eben große interindividuelle Unterschiede im Stoffwechsel geben, wenn ich mir so anschaue, wer wieviel isst, sich wieviel bewegt, und wie aussieht. Und spätestens da muss man aufhören, die "Schuld" alleine dem Patienten zu geben.
Das wollte ich mit meiner Aussage zum Ausdruck bringen. Und auch, dass man die meisten übergewichtigen Patienten meines Erachtens nicht erreichen wird können, wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass man sie kritisiert und ihnen die Schuld an ihren Problemen gibt. (Völlig egal, ob es wahr ist oder nicht!) Vor allem, wenn man bedenkt, dass es deutlich einfacher ist, zuzunehmen als abzunehmen, was ja auch die Medizinstudenten und Ärzte im Offtopic-Forum immer wieder aus ihrem eigenen Leben berichten Man muss also auch anerkennen, dass es extrem schwer ist, langjährige Gewohnheiten nachhaltig zu modifizieren.
Dieses extrem simple Muster der Schuldzuweisung, mit völligem Ignorieren von psychischen und metabolischen Faktoren, fand ich einfach etwas erschreckend. Gerade als Arzt sollte man doch wissen, dass nicht jeder Körper gleich funktioniert. Und wenn man dann noch Sachen liest wie, kann ja einfach nichts essen, dann ist die Kalorienbilanz per definitionem negativ, fragt man sich schon...