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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    docmoechtegern
    Guest
    Weil im Fernsehen gerade nichts Interessantes läuft und hier auch keine heiße Diskussionsschlacht zugange ist, hab ich gerade mal wieder meinem Hobby, dem Googlen, gefrönt und nach der Bedeutung dieses "ut aliquid fiat" in diesem post von hennessy gegoogelt:

    Zitat Zitat von hennessy
    Wenn eine Patientin (homo privatus simplex, mittleres Alter, Doppelname, Lehrerin) in meine Sprechstunde kommt und ich feststelle, dass sie eigentlich nur mal ihr Pseudo-Fachwissen auskotzen will, instilliere ich eine bestimmte schlecht riechende Salbe und schreibe in die Kartei: uaf = ut aliquit fiat. Als Diagnose stelle ich:
    Klimakterisch akzentuierte negative Vitalitätsschwankung mit oraler Manifestation
    Demnach bedeutet "ut aliquid fiat", wenn es im Zusammenhang mit einer Therapie verwendet wird: "damit überhaupt etwas geschieht".

    Ich interpretiere das jetzt mal so: Eigentlich ist man überzeigt, dass sich die Beschwerden des Patienten mit der Zeit von selbst erledigen werden bzw. dass er ein Hypochonder ist (oder im schlimmeren Fall, dass man kein wirksames Mittel kennt, mit dem man dem Patienten helfen könnte), aber man will es ihm aus unterschiedlichen Motiven nicht sagen, und macht eben irgend etwas, damit was gemacht ist und der Patient sich gut behandelt und ernstgenommnen fühlt.

    Ich hab mich ja schon oft gefragt, wie man als Arzt die Hypothesen zur Wirkungsweise von Homöopathika ernstnehmen kann, und als ich gerade die Bedeutung dieses "ut aliquid fiat" gelesen hab, ist mir die Frage gekommen, ob Ärzte, die ihren Patienten Homöopathika verordnen, das vielleicht auch einfach zwecks "ut aliqid fiat" machen.

    Was meint ihr dazu? In Hennessys Beispiel war es eindeutig eine Ver******* der Patientin, aber kann es auch Situationen gegeben, in denen es ethisch korrekt ist, seinem Patienten bewusst ein Placebo zu verordnen?
    Geändert von docmoechtegern (28.12.2007 um 21:45 Uhr)



  2. #2
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Ich kann dir spontan aus meiner täglichen Arbeit ein Beispiel nennen, bei dem das Placebo nicht nur ethisch vertretbar sondern sogar heilend ist: Die psychogene Sehstörung nämlich. Diese Patienten sehen wirklich nichts (also kein Hypochonder!) und sind per Placebo-Augentropfen schnell zu heilen. Ob man nun benetzende Tropfen aufschreibt oder Vitamin-Augentropfen ist ziemlich egal. Die Psyche des Patienten nimmt die kleine "Brücke" gerne an und in den meisten Fällen kann ich damit sogar heilen...
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



  3. #3
    docmoechtegern
    Guest
    Das ist interessant. Kannst Du mehr zu dieser psychogenen Sehstörung sagen?
    Sehen die gar nichts mehr? Oder nur verschwommen? Tritt das plötzlich auf? Wie oft hast Du solche Patienten schon gesehen?



  4. #4
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Zitat Zitat von docmoechtegern
    Das ist interessant. Kannst Du mehr zu dieser psychogenen Sehstörung sagen?
    Sehen die gar nichts mehr? Oder nur verschwommen? Tritt das plötzlich auf? Wie oft hast Du solche Patienten schon gesehen?
    Puh, Zahlen hab ich nicht im Kopf, aber in meinem einem Jahr Kinderabteilung habe ich das sicher fünf- oder sechsmal gesehen. Eigentlich nicht gerade wenig, wie ich finde.
    Ein kurzer, allgemeiner Abriß: Die Patienten sehen in der Regel wirklich gar nichts mehr auf einem oder beiden Augen, selten auch mal sehr verschwommen oder merkwürdige Phänomene. Das ist recht individuell. Und es tritt in der Regel plötzlich auf. Trotzdem sollte man selbst bei spontanem Verdacht auf eine psychogene Störung die komplette Augen-Diagnostik soweit möglich fahren. Zwar gibt man dem Patienten die Aufmerksamkeit, die er gerne möchte, aber man kann schon das eine oder andere Mal eine blöde Überraschung erleben und doch auf eine organische Problematik stoßen.
    Auf Nachfrage kommt man dan schon auf familiäre Probleme, Mißbrauch durch Erwachsene etc. Natürlich reicht das Placebo alleine nicht aus, um den Kindern endgültig zu helfen, denn der Konflikt als solcher muss ja verarbeitet werden, aber das akute Symptom kann schon mal bekämpft werden. Kinderpsychiater und Co werden aber selbstverständlich involviert.
    Ist insgesamt ein zu komplexes Thema, um es in einem Forum in wenigen Worten abzuhandeln.
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

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  5. #5
    *hat sich verabschiedet* Avatar von hennessy
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    jeder Niedergelassene kennt es und auch jeder, der mal in der Ambulanz tätig war: Manche "Patienten" betreiben einfach Ärzte-hopping, weil ihnen langweilig ist oder weil sie anderweitig keine Ansprache haben. Ich versuche zwar schon, auch diese Spezies ernst zu nehmen, aber manchmal fällt es schon ganz schön schwer. Sie erwarten ja auch die vollkommene Konzentration des gesamten Teams auf ihre Wehwehchen. Und genauso erwarten sie eine Therapie. Also gebe ich schlaue, übel riechende Salben, gepaart mit einem Kubik Zuspruch und tröstenden Worten. Und ganz wichtig: Der körperliche Kontakt! Die Leute wollen an den Händen genommen werden oder erwarten gelegentlich auch mal einen Klaps auf die Schulter. (Bin ich jetzt ein Patientenschänder oder ein potentieller Schlägertyp?)
    All das fällt dann in die Rubrik: ut aliquid fiat. Manchmal einfach nur schön und zum Lächeln, manchmal absolut nervtötend.
    Ein Freund ist jemand, der Dich durchschaut
    und trotzdem nicht enttäuscht ist



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