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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo,

    Die Qual der Wahl: Aktuell stehe ich vor der Frage, ob ich mich privat krankenversichern sollte.

    Wie ist Eure Erfahrung als Ärzte: Haben Eure privat krankenversicherten Patienten tatsächlich eine bessere medizinische Versorgung, als die gesetzlich krankenversicherten?

    Meine Erfahrung aus der Psychiatrie und der Neurologie ist eher die, dass es umgekehrt ist. Klar - ein tägliches Shake-Hand mit dem Oberarzt, in der Neurologie sogar ein Einzelzimmer. Medizinisch jedoch ist die Qualität der Behandlung gleich oder sogar schlechter. Die privaten Kassen feilschen um jeden Euro - in der Psychiatrie um jeden Behandlungstag.

    Bei den heutigen Liegezeiten von ein paar Tagen, bin ich bereit auf ein Einzelzimmer, eine bessere Verpflegung, die medizinisch fragwürdige Behandlung durch einen Heilpraktiker oder einen Small-Talk mit dem Chefarzt zu verzichten. Überspitzt dargestellt, habe ich eher die Sorge, dass ich irgendwann in einem hotelähnlichen Ambiente eines Einzelzimmers bei einem Glas Sekt und einer Portion Kaviar vorzeitig ablebe, weil die private Krankenkasse mir z.B. eine wirksame Chemotherapie verweigert hat.

    Für Eure Meinungen wäre ich dankbar.
    Geändert von PsychoFan (13.01.2011 um 22:53 Uhr)



  2. #2
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    Wegen der gleichen Frage habe ich heute hier mal wieder reingeguckt. ;)

    Nachdem ich nun ein Jahr als Assistenzarzt gearbeitet habe, könnte ich mich ja nun neuerdings auch wieder sofort (Kündigung GKV im Januar, in PKV ab April) versichern lassen. Meine Überlegungen:

    Aktuell zahlen wir rund 310 Euro für die GKV. In 3 Monaten inklusive Arbeitgeberanteil mehr als 1800 Euro. Für eine Quartalskopfpauschale von 60 bis 100 Euro - je nach Krankenkasse. Leistung ist was anderes. Das für mich aktuell interessante, und das ist eigentlich nur Zahnarzt, ist ebenso nicht drin (ausgenommen der Vorsorge).

    In der PKV habe ich ein Angebot für ca. 220 Euro Vollversicherungvertrag (Zähne zu 80%). Arbeitnehmeranteil 110 Euro. 200 Euro weniger.

    Was dabei zu bedenken ist:

    1. OHNE Krankentagegeld. Birgt ein gewisses Risiko, allerdings denke ich, ein überschaubares, vorausgesetzt, man hat 10000 Euro liquide zur Verfügung. 6 Monate dauert es nämlich, bis meine BU dank gelber Zettel-Klausel rückwirkend ab dem Tag der Krankschreibung die vereinbarte BU zahlt. Ich muss also in der Zwischenzeit nach den ersten 6 Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber knapp 4,5 Monate vorschießen, bis die BU das Geld rückfinanziert.

    2. MIT 2000 Euro Selbstbehalt. Nun mag man denken, dass das auch Quatsch ist, alles selbst zu bezahlen, aber was zahle ich denn als gesunder junger Mensch außer besagten 65 Euro Zahnarzt im Jahr? Zudem kriege ich diverse ärztliche Beratungen und Leistungen über Bekannte, das Haus oder den Berufsstand kostenlos. Ich könnte auch 0 Euro Selbstbehalt bezahlen, allerdings werden die 2000 Euro dabei fast auf den Euro auf die Monatsrate umgelegt, so dass die Prämie knapp 390 Euro beträgt - Geld, dass ich der PKV ja nun nicht schenken muss, wenn ich gesund bleibe.

    3. Wenn man dann doch voraussichtlich höhere Kosten haben würde - Wechsel des Tarifes dank uneingeschränktem Tarifwechselrecht in guten Kassen.

    4. Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit kommt dazu. Bis zu 6 Monate Rückzahlung je nach Tarif und Zeitdauer der Leistungsfreiheit.

    5. Alterrückstellung. Immerwieder hört man Horrorgeschichten, dass im Alter die Prämie überhand nimmt. Heute einen realen Bescheid eines 74 jährigen Rentners gesehen. Prämie 460, Altersrückstellung 390, effektiv 70 Euro PKV Krankenversicherung. Natürlich ist die Wahl der PKV entscheidend. Der Vergleich der Altersrückstellung in Prozent der Jahressume ist dabei entscheidend.

    6. Nachteil freiwillig Versicherter in der GKV, denn das sind wir nun mal alle dank unseres Verdienstes. Als Bemessungsgrundlage wird nicht das Einkommen respektive die Rente genommen, sondern alle Einkünfte, auch Zinsen, Kapitaleinkünfte z.B. Fondsdividenden, Mieteinnahmen, Pacht.

    7. Kinder. Kosten in der PKV zwsichen 50 und 100 Euro pro Kind. Weiß allerdings nicht, ob deren Kosten über meinen Selbstbehalt gezahlt werden. Klar ist die Familienversicherung für Kinder lukrativ, aber bei Milliarden Ausgaben durch eben diese wird das System kurz oder lang so nicht zu führen sein. Bürgerversicherung lässt grüßen.

    8. Selbst wenn die PKV abgeschafft werden sollte: Hier hat man immer eine Option mehr. Kein Mensch wird den Wegfall der imaginären Kapitalkonten beschließen können. Wer weiß, was morgen ist, aber wenn es soweit kommt, dann wird es eine Möglichkeit des Wechselns in was auch immer geben. Und: Wie sind eigentlich die Leute versichert, die das PKV-Ende beschließen müssten, sprich die Politiker? Richtig, in der PKV.

    Aktuell finde ich eigentlich keinen Grund, in der GKV zu bleiben. Klar wird auch die PKV teurer werden, aber hier ist zumindest der zwischen mir und der Versicherung geschlossene Vertrag bzw. Tarif bei guten Versicherungen nicht schließbar, heißt, das Leistungsspektrum bleibt gleich. Was weiß ich denn, was die GKV morgen wieder streicht oder zuzahlungspflichtig macht.

    Was meint ihr?
    Geändert von Robokopi (14.01.2011 um 00:22 Uhr)



  3. #3
    Back on Stage Avatar von Rico
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    Zitat Zitat von Robokopi Beitrag anzeigen
    1. OHNE Krankentagegeld. Birgt ein gewisses Risiko, allerdings denke ich, ein überschaubares, vorausgesetzt, man hat 10000 Euro liquide zur Verfügung. 6 Monate dauert es nämlich, bis meine BU dank gelber Zettel-Klausel rückwirkend ab dem Tag der Krankschreibung die vereinbarte BU zahlt. Ich muss also in der Zwischenzeit nach den ersten 6 Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber knapp 4,5 Monate vorschießen, bis die BU das Geld rückfinanziert.
    Und wenn Du nach 5 1/2 Monaten wieder arbeiten kannst? Dann zahlt die BU nix, oder?
    Zitat Zitat von Robokopi Beitrag anzeigen
    7. Kinder. Kosten in der PKV zwsichen 50 und 100 Euro pro Kind. Weiß allerdings nicht, ob deren Kosten über meinen Selbstbehalt gezahlt werden. Klar ist die Familienversicherung für Kinder lukrativ, aber bei Milliarden Ausgaben durch eben diese wird das System kurz oder lang so nicht zu führen sein. Bürgerversicherung lässt grüßen.
    Wenn Du "über kurz oder lang" schreibst, dann ist halt die Frage ob Du in 30 Jahren Kinder planst oder in den nächsten 5-10 Jahren. Das Argument ist ja nicht neu und stand schon im Raum als ich vor 5 Jahren vor der Entscheidung stand - heute bin ich in Elternzeit und sowohl ich als auch mein Kind sind beitragsfrei bei der GKV versichert, wohingegen bei der PKV wir beide Beiträge zahlen müssten - was schon aufwändig werden kann, v.a. wenn man die Elternzeit über den Elterngeldanspruch hinaus ausdehnt.
    Also ich würde gerade wenn in Deiner Familienplanung Kinder nicht ganz weit weg stehen eher nicht auf den Kollaps der GKV und das Ende der Familienversicherung spekulieren.
    Definition of clinical experience:
    Making the same mistake with increasing confidence over an impressive number of years.



  4. #4
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    So sehe ich das auch. Solange die familiäre Situation nicht zumindest einigermaßen geklärt ist, ist die private Krankenversicherung nicht unbedingt die bessere Option. Wenn man verheiratet ist, wobei die Familienplanung mit sagenwirmal 2 Kindern abgeschlossen und der Ehepartner berufstätig ist - dann ist die PKV meist die bessere Lösung, weil man dieselbe Leistung für weniger Geld oder für gleiches Geld deutlich mehr Leistung bekommt; wenn aber nur einer der Ehepartner berufstätig ist, oder man noch gar nicht verheiratet ist, geschweige denn Kinder hat, dann sollte man sich wirklich gut überlegen, ob ein Wechsel in die PKV jetzt schon sinnvoll ist.

    Angst davor, dass die PKV einen später im Stich lässt, weil eine teure Chemo o.ä. nicht bezahlt wird, halte ich für unbegründet. Im Gegensatz z.B. zu den USA verstehen sich die PKV hierzulande als eine Art Premium-Sektor; sie wollen sich von der GKV vor allem über das umfangreichere Leistungsangebot abgrenzen, und das beinhält sicher nicht nur Einzelzimmer mit Kaviar. Selbst wenn die Privaten es schaffen sollten, sich gegen die Angriffe aus dem linken Lager zu wehren und ihre Stellung als vollständige Krankenversicherer zu behalten, werden sie wohl kaum der GKV gleichgestellt sein (wollen). Wenn eine PKV eine Behandlung nicht bezahlen sollte, dann kann man ruhig davon ausgehen, dass diese Behandlung aus dem Katalog der GKV noch viel früher gestrichen würde.

    Privatpatient zu sein, ist nicht zwangsläufig besser. Der einzige wirkliche Vorteil, den ich sehe, ist das Einzelzimmer - und das bekommt man auch mit einer Zusatzversicherung, ohne sich komplett privat zu versichern. (Ob ein Einzelzimmer wirklich wichtig ist, darüber mag man streiten - nach meiner Erfahrung als Patient will ich das unbedingt). Die Behandlung durch den Chefarzt ist nicht immer das Gelbe vom Ei, es kommt halt sehr auf den Chef an. Ansonsten haben wir als Ärzte bei den meisten Kollegen schon eine Art Privatbehandlung, auch wenn man gesetzlich versichert ist. Kollegen behandelt man eben etwas anders.



  5. #5
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    Ich hätte nach einem Jahr Berufstätigkeit nun auch die Möglichkeit in die Private zu wechseln, habe mich aber nach langem Überlegen und Informieren erstmal dagegen entschieden. Ich hatte mich bei Kollegen erkundigt, und ehrlichgesagt waren die meisten ziemlich zurückhaltend in ihrer Euophorie über die privater Versicherung. Mittlerweile fangen die PVK zunehmend auch an, über alle möglichen Leistungen zu feilschen, z.B. hatte die PVK einer Bekannten sich geweigert, das MRT bei V.a. Bänderriss zu bezahlen, da das MRT aufgrund von Metallrückständen aufgrund einer Schraube, welche ihr mal als Kind bei Fraktur eingesetzt aber wieder entfernt wurde, nicht auswertbar war. Insgesamt glaube ich, dass es sich als Mann schon lohnen kann, in die PVK zu gehen, da niedrigere Beiträge und auch doch oft bessere Leistungen (z.B. Zahnarzt). Als Frau sind die Beiträge deutlich höher und wenn man dann noch Elternzeit etc und Kind dazurechnet, lohnt es sich nicht. Ausserdem habe ich auch echt Angst vor der Beitragsentwicklung im Alter, wobei die GKV da natürlich auch immer mehr bei einem holen werden. Ich hab die Entscheidung vorerst mal auf Eis gelegt...



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