Leitliniengerechte Differenzialtherapie der Hypertonie - Teil II
Beitrag aus Der Internist Heft 4/09 Springer Verlag
K.H. Rahn
Leitliniengerechte Differenzialtherapie der Hypertonie - Teil II
© / Istockphoto
Wir freuen uns, den Besuchern unserer Webseite an dieser Stelle in regelmäßiger Reihenfolge lesenswerte Auszüge aus der neuen E-Paper Reihe des Springer Medizin Verlages präsentieren zu können. Am Ende dieses Artikels findet sich ein Hinweis auf 3 Ausgaben in Form eines Probeabos.
Heutiger Gastbeitrag:
Leitliniengerechte Differenzialtherapie der Hypertonie
Quelle: Springer Medizin Verlag
Der Internist Heft 4, 2009, S. 7 - 14Die Datenlage zum Zielblutdruck bei anderen speziellen Patientengruppen ist weniger klar. In der MDRD-Studie wurde bei niereninsuffizienten Patienten der Einfluss unterschiedlicher Zielblutdruckwerte auf das Glomerulumfiltrat untersucht. Bei Patienten mit einer Proteinurie >1 g/Tag sank in der Gruppe mit niedrigem Zielblutdruck (arterieller Mitteldruck 92 mmHg bei 60-jahrigen und 98 mmHg bei > 60-jahrigen) das Glomerulumfiltrat weniger ab als in der Gruppe mit hohem Zielblutdruck (arterieller Mitteldruck =107 mmHg bei =60Jährigen und =113 mmHg bei >60-Jährigen). Dies ist allerdings eine Post-hoc-Analyse von Subgruppen. Außerdem erhielten in der Gruppe mit dem niedrigen Zielblutdruck deutlich mehr Patienten ACE-Hemmstoffe als in der Vergleichsgruppe. Auf Grund dieser Daten und einer Metaanalyse wird für Hypertoniker mit Niereninsuffizienz ein Zielblutdruck von <130/80, bei gleichzeitigem Vorliegen einer Proteinurie von >1 g/Tag ein Zielblutdruck von <125/75 mmHg als erforderlich angesehen. In PROGRESS wurden Patienten nach Schlaganfall oder nach transitorischer ischämischer Attacke und einem Ausgangsblutdruck von im Mittel 147/86 mmHg entweder mit Antihypertensiva oder mit Placebo behandelt. Im Verlauf der Studie änderte sich der Blutdruck in der Placebogruppe praktisch nicht, während er bei den mit Antihypertensiva behandelten Patienten auf 138/82 mmHg sank. In der mit Antihypertensiva behandelten Patientengruppe wurden 28% weniger kardiovaskuläre Ereignisse beobachtet als in der Placebogruppe. Eine Post-hoc-Analyse der Daten zeigte eine kontinuierliche Abnahme der Schlaganfallrezidive mit niedrigerem Blutdruck bis zu systolischen Werten um 120 mmHg.
Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit wurden kardiovaskuläre Komplikationen durch eine Blutdrucksenkung von 133/80 auf 120/78 mmHg verhindert. Allerdings verbesserte in einer anderen Studie eine Blutdrucksenkung von 132/76 auf 129/74 mmHg die Prognose von Koronarkranken nicht. Eine Posthoc-Analyse von Subgruppen von INVEST ergab, dass durch eine medikamentöse Blutdrucksenkung die Prognose von Hypertonikern mit koronarer Herzkrankheit verbessert wird. Der optimale Effekt auf den primären Endpunkt (Summe aller Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle) wurde bei Blutdruck-werten von 119/84 mmHg erzielt. Bei diastolischen Blutdruckwerten <70 mmHg kam es wieder zu einer Verschlechterung der Prognose. Diese J-förmige Beziehung zwischen Blutdruckhöhe und Komplikationen kann unterschiedliche Ursachen haben. Möglicherweise ist sie bedingt durch Patienten mit schweren zusätzlichen Erkrankungen. Trotz eingeschränkter Interpretierbarkeit einer Post-hoc-Subgruppenanalyse erscheint es ratsam, insbesondere bei Hypertonikern mit koronarer Herzkrankheit eine Senkung des diastolischen Blutdrucks auf Werte <70 mmHg zu vermeiden.
Differenzialtherapeutische Auswahl von Antihypertensiva Monotherapie
Bei den meisten Patienten ist es sinnvoll, die antihypertensive Therapie mit einem einzelnen Medikament in niedriger Dosierung zu beginnen. Wenn der Zielblutdruck damit nicht erreicht wird, kann die Dosis gesteigert oder zusätzlich ein 2. Antihypertensivum verabreicht werden. Hat das zunächst eingesetzte Medikament keine nennenswerte blutdrucksenkende Wirkung oder wesentliche Nebenwirkungen, muss es durch ein Antihypertensivum einer anderen Gruppe ersetzt werden. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass für den individuellen Patienten ein wirksames und verträgliches Medikament gefunden werden kann. Zum Erreichen des Zielblutdrucks ist bei vielen Patienten eine Kombinationstherapie mit 2 oder mehr Antihypertensiva erforderlich. Dabei kommt es wesentlich auf den Ausgangsblutdruck an. Bei Patienten mit einer Hypertonie Grad 1 (Blutdruck 140/90–159/99 mmHg) genügt häufig eine Monotherapie. Für ALLHAT [1] wurden überwiegend Patienten mit Hypertonie Grad 1 und 2 (Blutdruck 160/100–179/109 mmHg) rekrutiert.
Von diesen erhielten zum Erreichen des Zielblutdrucks von <140/90 mmHg 60% langfristig eine Monotherapie. In der HOT-Studie mit Hypertonikern Grad 2 und 3 (Blutdruck =180/110 mmHg) wurde mit Hilfe einer Monotherapie der jeweilige Zielblutdruck nur bei 25–40% der Patienten erreicht.
- Die günstige Wirkung derBlutdrucksenkung auf diePrognose von Hypertonikern istweitgehend unabhängig vomverwendeten Medikament.
Wichtige Gruppen von Antihypertensiva sind in . Tab. 1 aufgelistet. Antihypertensiva der ersten Wahl sind hervorgehoben. Kriterien fur Antihypertensiva der ersten Wahl sind:
- eine zuverlassige blutdrucksenkendeWirkung auch bei Langzeittherapie, F antihypertensive Wirkung auch inForm einer Monotherapie,
- gunstiger Einfluss auf kardiovaskulareMortalitat und Morbiditat in Interventionsstudien,
- gute Vertraglichkeit.
Heute kann man auf Grund dieser Kriterien Thiaziddiuretika (ebenso Chlortalidon und Indapamid), ß-Blocker, Kalziumantagonisten, ACE-Inhibitoren und AT1-Antagonisten zu den Antihypertensiva der ersten Wahl zahlen. Jede dieser Gruppen besitzt spezifische Eigenschaften sowie Vor-und Nachteile.
Hinweis: Dieser Artikel stammt aus dem ePaper "Highlights der Inneren Medizin", das komplett mit vielen weiteren Artikeln hier verfügbar ist. Wir danken dem Springer-Verlag für die Unterstützung.
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