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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrung KV-Dienst, Nebentätigkeit Hausarztpraxis



cervello
25.06.2018, 18:09
Hallo Kollegen,

als Kliniker im 4. WBJ Innere Medizin interessiere ich mich für die ambulante Versorgung bzw. eine hausärztliche Weiterbildung nach dem Facharzt Innere. Insbesondere weil ich auch auf Abwechslung hoffe.

Nun habe ich mich gefragt, ob eine Mitarbeit auf Stundenbasis in einer Hausarztpraxis bzw. die Übernahme von KV-Dienst fachlich sinnvoll bzw. möglich wären, um sich ein authentischen Blick zu verschaffen und sich mich den speziellen Modalitäten anzufreunden. Ich würde das gerne noch "obendrauf" neben Klinik machen.

Ist/war jemand in einer ähnlichen Situation und kann Erfahrungen teilen?

Beste Grüße
cer

tarumo
26.06.2018, 11:43
Im KV-System ist "stundenweise Mitarbeit" so nicht vorgesehen. Entweder bist Du FA und übernimmst einen anteiligen KV-Sitz mit allen damit verbundenen Pflichten, oder Du läßt Dich als WBA anstellen mit entsprechenden Vorgaben. Privatpraxis ist natürlich was anderes.
Was die Dienste angeht, kann man entweder als Poolarzt über KV auf eigene Rechnung tätig werden (die geforderte Qualifikation sind zwei Jahre Berufserfahrung oder so) oder man läßt sich über eine Agentur oder direkt vom Abgabewilligen anstellen und bezahlen. Mischformen gibt es auch.
Bitte bei der betreffenden KV Deines Regierungsbezirkes nachlesen, wie die Regelungen so sind. Je nach Ort und Dienstmodell sind die Bereitschaftsdienste ein Verlustgeschäft, sonst würde man ja nicht versuchen, sie loszuwerden (im Gegensatz zu früher)

freestyler
26.06.2018, 18:56
Im KV-System ist "stundenweise Mitarbeit" so nicht vorgesehen. Entweder bist Du FA und übernimmst einen anteiligen KV-Sitz mit allen damit verbundenen Pflichten, oder Du läßt Dich als WBA anstellen mit entsprechenden Vorgaben. Privatpraxis ist natürlich was anderes.
Was die Dienste angeht, kann man entweder als Poolarzt über KV auf eigene Rechnung tätig werden (die geforderte Qualifikation sind zwei Jahre Berufserfahrung oder so) oder man läßt sich über eine Agentur oder direkt vom Abgabewilligen anstellen und bezahlen. Mischformen gibt es auch.
Bitte bei der betreffenden KV Deines Regierungsbezirkes nachlesen, wie die Regelungen so sind. Je nach Ort und Dienstmodell sind die Bereitschaftsdienste ein Verlustgeschäft, sonst würde man ja nicht versuchen, sie loszuwerden (im Gegensatz zu früher)

Was heißt Verlustgeschäft? Wie läuft das mit der Vergütung?

Pflaume
27.06.2018, 01:55
Eine Mitarbeit auf Stundenbasis in einer Hausarztpraxis als Nicht-Facharzt ist für einen Hausarzt im allgemeinen nicht adäquat finanzierbar, außer du verpflichtest dich zur Weiterbildung Allgemeinmedizin und es gibt die entsprechende Förderung als Weiterbildungsassistent. Das hast du aber ja nicht vor.

KV-Dienste kannst du im 4. WBJ Innere Medizin vermutlich machen; erkundige dich bei deiner zuständigen KV nach ihren Voraussetzungen. Die wird dir auch die finanziellen Rahmenbedingungen für die KV-Dienste sagen. Diese sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. Als "Verlustgeschäft" würde ich die Vergütungen, die ich so gehört habe, nicht unbedingt bezeichnen, aber die Bezahlung ist wirklich außerordentlich unterschiedlich mit ganz unterschiedlichen, teils schwer oder gar nicht nachvollziehbaren Vergütungs-Modellen.

Weiteres Problem ist deine Berufshaftpflichtversicherung - du mußt dich erkundigen, ob deine Berufshaftpflichtversicherung solche KV-Dienste abdecken würde bzw. wieviel teurer es würde, wenn sie abgedeckt werden sollen. Manchmal dringt in dem Zusammenhang die Erkenntnis durch, dass sich der entsprechende Aufwand nicht lohnt für die wenigen KV-Dienste, die man im allgemeinen neben seiner Weiterbildung Innere dann pro Jahr doch machen würde.

Wenn du Abwechslung willst, würde ich an deiner Stelle im 4. WBJ Innere eher den Notarzt-Schein machen und damit meine Abwechslungs suchen. Halte zumindest ich persönlich für weniger riskant, mindestens genauso interessant wie KV-Dienste, und ich hatte dadurch einen großen Lerneffekt.

tarumo
27.06.2018, 08:29
Was heißt Verlustgeschäft? Wie läuft das mit der Vergütung?

Wenn Du auf eigene Rechnung arbeitest, die Zeit absitzt und die Scheine mit der KV abrechnet (Privatversicherte kommen so gut wie gar nicht vor, weder im ÄBD noch in der BD-Praxis).
Verlustgeschäft ist es, wenn Du 10h in der BD-Praxis sitzt und es kommen fünf Patienten, weil gerade WM-Endspiel/Wetter gut oder whatsever. Verlustgeschäft ist es, einen Fahrdienstsprengel zu haben, größer als das Saarland und am Ende der Nacht dann 3 Patienten gesehen zu haben, dafür aber 500km gefahren zu sein, womöglich noch mit dem eigenen PKW bei Eisregen usw...
Verlustgeschäft ist, wenn für den Schein gar kein Geld fließt wegen Formfehlern usw. Oder Du Dir einen Regress einhandelst. Oder gar eine Klage.
Verlustgeschäft ist, wenn Du Opfer körperlicher Übergriffe geworden bist. Oder verletzt. Oder lebenslang entstellt. Google mal nach "Bereitschaftsdienst Germersheim". Und die Notärztin aus Ottobrunn wird es sich zukünftig auch überlegen, ob sie nochmal freiwillig Dienst macht, sofern sie nicht dauerhaft berufsunfähig wird.
Die KV-Dienste waren vor einer Generation noch so lukrativ (und sicher), daß die HÄ das unter sich exklusiv ausgemacht haben, jetzt muß man schon die FA zwangsverpflichten und es verzichten immer mehr dankend darauf. Glaub mir, daß hat seinen Grund. Wenn Du natürlich eine Pauschalvergütung mit dem abgebenden Arzt ausgemacht hast (600 EUR/Dienst sind üblich, Weihnachten usw. gerne auch mal 1000) und die Risiken auf den Abgebenden abgewälzt hast, sieht das ntaürlich ganz anders aus.

Private Pyle
27.06.2018, 08:36
Es gibt auch KV-Bereiche, in denen die Dienste recht lukrativ sind. In meiner Heimat bekommt man pauschal 50€/h, was bei einem Fahrdienst 1200€ (24h à 50€) und bei einem "Sitzdienst" in der Notfallpraxis 700€ (14h à 50€) macht. Sollte man so viel Arbeitsaufkommen haben, dass man mehr abrechnen kann, dann darf man das auch machen. Finde ich gar nicht so schlecht als Bezahlung, da man oft in der Nacht durchschlafen kann, wenn man den Fahrdienst hat. Es sind also nicht immer reine Verlustgeschäfte.

Evil
27.06.2018, 11:54
Wenn Du auf eigene Rechnung arbeitest, die Zeit absitzt und die Scheine mit der KV abrechnet (Privatversicherte kommen so gut wie gar nicht vor, weder im ÄBD noch in der BD-Praxis).
Verlustgeschäft ist es, wenn Du 10h in der BD-Praxis sitzt und es kommen fünf Patienten, weil gerade WM-Endspiel/Wetter gut oder whatsever. Verlustgeschäft ist es, einen Fahrdienstsprengel zu haben, größer als das Saarland und am Ende der Nacht dann 3 Patienten gesehen zu haben, dafür aber 500km gefahren zu sein, womöglich noch mit dem eigenen PKW bei Eisregen usw...
Verlustgeschäft ist, wenn für den Schein gar kein Geld fließt wegen Formfehlern usw. Oder Du Dir einen Regress einhandelst. Oder gar eine Klage.
Verlustgeschäft ist, wenn Du Opfer körperlicher Übergriffe geworden bist. Oder verletzt. Oder lebenslang entstellt. Google mal nach "Bereitschaftsdienst Germersheim". Und die Notärztin aus Ottobrunn wird es sich zukünftig auch überlegen, ob sie nochmal freiwillig Dienst macht, sofern sie nicht dauerhaft berufsunfähig wird.
Die KV-Dienste waren vor einer Generation noch so lukrativ (und sicher), daß die HÄ das unter sich exklusiv ausgemacht haben, jetzt muß man schon die FA zwangsverpflichten und es verzichten immer mehr dankend darauf. Glaub mir, daß hat seinen Grund. Wenn Du natürlich eine Pauschalvergütung mit dem abgebenden Arzt ausgemacht hast (600 EUR/Dienst sind üblich, Weihnachten usw. gerne auch mal 1000) und die Risiken auf den Abgebenden abgewälzt hast, sieht das ntaürlich ganz anders aus.
Und wieder mindestens 2 unzulässige Verallgemeinerungen.

1. das hängt, wie Private Pyle schon schrieb, sehr stark vom KV-Bezirk ab; bei uns im südlichen Ruhrgebiet sind die Dienste sehr lukrativ und begehrt, da gibt es keine Probleme mit der Besetzung. Der einzige Grund, warum ich keine mache, ist der, daß ich keinen Bock mehr habe und nicht darauf angewiesen bin

2. die angegriffene Notärztin war im RD-Einsatz, nicht im KV-Einsatz; da gibt es schon noch deutliche Unterschiede, denn als Hausarzt wirst Du auf dem Land normalerweise noch respektvoll behandelt

Freestyler, laß Dir von tarumo kein falsches Bild machen. Was erschreibt, ist meist nur zum Teil korrekt; negative Aspekte, die in sein Weltbild passen, werden verstärkt, wogegen andere Dinge schonmal unter den Tisch fallen. Als Quelle ist er unzuverlässig.

abcd
27.06.2018, 16:31
Es gibt auch KV Dienst, die man an einer Bereitschaftspraxis, die am KH angegliedert ist, macht. Keine Fahrerei, Infrastruktur, etc.. Ein KLinikkollege von mir hat das zusätzlich zum Vollzeitjob inkl. 4-5 24h Dienste gemacht, und es habe sich im Vergleich zu den Klinikdiensten deutlich gelohnt.

tarumo
27.06.2018, 19:04
Freestyler, laß Dir von tarumo kein falsches Bild machen. Was erschreibt, ist meist nur zum Teil korrekt; negative Aspekte, die in sein Weltbild passen, werden verstärkt, wogegen andere Dinge schonmal unter den Tisch fallen. Als Quelle ist er unzuverlässig.

Du mußt mir nicht vertrauen. Es langt, der KV zu vertrauen. Die behaupten das noch nicht mal selbst (siehe Anhang). Habe ich letzte Woche im KV-Verteiler bekommen.

Ich fasse mal kurz aus dem Artikel zusammen.
KV-Fahrdienst (reformiert) mit irren Kilometern und daher wenig Scheinaufkommen. In Oberfranken hat es kürzlich ein Todesfall in die Presse geschafft, der BD-Arzt kam nach mehreren Stunden und einer mittleren dreistelligen Kilometeranzahl an. Ein findiger Anwalt konstruiert da gerne ein Übernahmeverschulden. Und bevor jetzt wieder Schönredner kommen. In mehreren KVen wird der Anruf von einem Dispatcher entgegengenommen und der Besuch inkl. Fahrer zugesagt. Beide sind nicht wirklich vom Fach. Man hat also keine Chance, als Arzt vorab zu triagieren.
Ein Dispatcher hat mal einen Hausbesuch bei einer Mittzwanzigerin, nachts um 00.30 mit Wunsch nach "Pille danach" zugesagt. Fahrtstrecke einfach 83km. Den Schein habe ich mir aufgehoben.
KV-Bereitschaftspraxis am KH:
Unter der Woche sehr gering frequentiert (Montagabend bis zu zwei Pat. auf 10h) und deswegen kein adäquates Einkommen zu erzielen. Erst recht, wenn man die eigene Praxis dafür schließen muß (Dienste beginnen bereits um 14 oder 15h). Einzig lukrativ ist das Wochenende wegen starker Inanspruchnahme und keinen Fehlzeiten anderswo.

Übrigens behauptet die KV auch gar nicht in den Ausschreibungen von Poolärzten, daß es lukrativ wäre. Es kann das sein. Oder eben auch nicht. Wenn es sich immer lohnen würde, müßte man ja niemanden dienstverpflichten. Ausnahme: sich als Vertreter betätigen und selbst Honorar aushandeln.

Noch wichtig:
Du bist über die KV NICHT versichert. Für Poolärzte wird z.B. die Vorlage einer entsprechenden Haftpflichtpolice von min. 3Mio verlangt. Kann man gleich von seinem Erlös abziehen.
Die PKW vom Fahrdienst sind absolut unterversichert. Ich weiß nicht, ob die Preisgabe der Beträge Insiderwissen ist. Auf jeden Fall ist der maximale Deckungsbetrag schon weniger als z.B. ein einziges Jahreseinkommen. Bisle wenig für einen tödlich verunglückten Familienernährer.
Bitte gerne bei der betreffenden KV erfragen!
Ich persönlich möchte auch nicht ausschließen, daß eines Tages mal die DRV um die Ecke kommt und Beiträge nachfordert. Grundsätzlich (bin kein Jurist) erscheint mir das Konstrukt mit den Poolärzten so gar nicht anders als mit den Notärzten damals.
Aus meinen KV-Diensten kann ich sagen, daß außer den KV-Oberen (die sich selbst befreit haben) damals fast alle 150 Ärzte oder so in meinem Sprengel damit ausgesprochen unglücklich sind und waren. Ein paar ist es egal gewesen (das sind wohl die, die auch in der Klinik 80h in der Woche gearbeitet haben), ein paar haben sich gefreut, daß es nach den HA jetzt auch die FA erwischt, ein paar haben zu wenig Geld für einen Vertreter und zähnekirschend selbst gemacht. Die überwiegende Mehrheit hat tief in die Tasche gegriffen und einen Vetreter beauftragt. Meistens Rentner, die Zeit haben und den Steuer, Versicherungen, Ruhezeiten etc. völlig egal sind.
Und von den KH, die ich überblicke, haben sich die Assistenzärzte nach der Reform fast völlig aus den KV-Diensten zurückgezogen. Sie werden wissen warum.
Von Kollegen, die in Evil´s KV Mitglied sind, wird mir diese regelmäßig als weitaus schlimmer verkauft als "meine" ehemalige KV. Aber vielleicht bin ich auch hier wieder völlig falsch informiert.
Ich warte jetzt gespannt auf Gegenargumente.

tarumo
27.06.2018, 19:37
Und wieder mindestens 2 unzulässige Verallgemeinerungen.
1. das hängt, wie Private Pyle schon schrieb, sehr stark vom KV-Bezirk ab; bei uns im südlichen Ruhrgebiet sind die Dienste sehr lukrativ und begehrt, da gibt es keine Probleme mit der Besetzung. Der einzige Grund, warum ich keine mache, ist der, daß ich keinen Bock mehr habe und nicht darauf angewiesen bin

Stellt keiner in Abrede. Halt bis zur Dienstreform. Und dann ist da auch Sense. Dann würde mich noch interessieren, wie man "wegen kein Bock" um die Dienste rumkommt. Zumindest würde ich dann etwas verbale Zurückhaltung gegenüber KollegInnen üben, die zwar auch keinen Bock haben, aber gnadenlos und ohne Terminabsprache zwangsverpflichtet werden. Und in jedem Fall Verlust generieren, entweder über die Bezahlung eines Vetreters oder über die Schließung der eigenen Praxis in der Zeit.


2. die angegriffene Notärztin war im RD-Einsatz, nicht im KV-Einsatz; da gibt es schon noch deutliche Unterschiede, denn als Hausarzt wirst Du auf dem Land normalerweise noch respektvoll behandelt

Ja, schrieb ich was anderes? Wenn das betreffende Heim den ÄBD angerufen hätte, wäre dort ein bis auf marginale Unterschiede (kein Blaulichtbalken und koreanisches Fabrikat) nahezu identisches Vehikel vorgefahren. Der Angriff wäre vermutlich genauso erfolgt. Behaupte ich mal. Umgekehrt wäre statt einem gestanden Team von RS und RA eine 450-EUR "Fachkraft" vom zweiten Arbeitsmarkt (sorry, ist aber Tatsache) mit marginalen bis nicht vorhandenen Kenntnissen in Medizin und Deeskalation beteiligt gewesen. In jedem Fall wäre es auch nicht die Haupttätigkeit gewesen, sondern man wollte was "dazuverdienen". Ob es das dann wert war? Und man ist beim BRK (hoffentlich) besser versichert als über die KV (siehe oben). Ob die BG zahlt? Ist ja kein Unfall gewesen. Und von der Ärzteversorgung hat man in dem Alter kaum was zu erwarten. Regierung entschädigt Verbrechensopfer mit 140 EUR/mo (Fall Amri/Berlin).
Das mit dem Land war früher so. Die neuen Dienstbezirke haben bis zu 200km Durchmesser und da sind natürlich gleich mehrere größere Städte drin (in denen man als Ortfremder die gefährlichen Ecken vielleicht auch gar nicht kennt). Ich kann mich auch nicht erinnern, daß Germersheim, wo die Ärztinnen sich nach Übergriffen geschlossen weigern, die KV Dienste zu übernehmen, eine Großstadt wäre? Und daß das Risiko, außerhalb des KH Opfer eines Übergriffs zu werden, um ein vielfaches größer ist, willst Du doch wohl nicht bestreiten? Es sind schon Kollegen bekannt geworden, die eine Schußwaffe bei sich hatten. Und das auch schon vor der Flüchtlingskrise.

tarumo
27.06.2018, 19:48
Es gibt auch KV-Bereiche, in denen die Dienste recht lukrativ sind. In meiner Heimat bekommt man pauschal 50€/h, was bei einem Fahrdienst 1200€ (24h à 50€) Finde ich gar nicht so schlecht als Bezahlung, da man oft in der Nacht durchschlafen kann, wenn man den Fahrdienst hat. Es sind also nicht immer reine Verlustgeschäfte.

Von "immer" war auch nie die Rede. Und nicht nur beim IMPP ist "immer" die verkehrte Antwort :-) Das sind die alten Regelungen, die zunehmend wegfallen. Von den 50 EUR muß man ja auch 50% versteuern und in den 25 EUR/netto ist dann die komplette Benutzung des eigenen PKWs inkl. Schadensrisiko (zahlt Deine PKW-Versicherung, wenn das Auto auf einmal kommerziell genutzt wird?) und Sprit. Und natürlich die erweiterte Berufshaftpflicht. Also super lukrativ ist was anderes. Zu meiner Zeit waren um die 1000 EUR üblich, da landet man netto unter 20 EUR inkl. PKW... habe mich bewußt dagegen entschieden.
Nach der Umstellung bekommt man einen PKW plus Fahrer, darf aber nur noch die Scheine abrechnen, je nach KV gibt es auch noch eine Mindestumsatzgarantie (niedriger dreistelliger Betrag) obendrauf. Mit Ausschlafen ist auch nix mehr im Fahrdienst.

Private Pyle
27.06.2018, 20:08
Von "immer" war auch nie die Rede. Und nicht nur beim IMPP ist "immer" die verkehrte Antwort :-) Das sind die alten Regelungen, die zunehmend wegfallen. Von den 50 EUR muß man ja auch 50% versteuern und in den 25 EUR/netto ist dann die komplette Benutzung des eigenen PKWs inkl. Schadensrisiko (zahlt Deine PKW-Versicherung, wenn das Auto auf einmal kommerziell genutzt wird?) und Sprit. Und natürlich die erweiterte Berufshaftpflicht. Also super lukrativ ist was anderes. Zu meiner Zeit waren um die 1000 EUR üblich, da landet man netto unter 20 EUR inkl. PKW... habe mich bewußt dagegen entschieden.
Nach der Umstellung bekommt man einen PKW plus Fahrer, darf aber nur noch die Scheine abrechnen, je nach KV gibt es auch noch eine Mindestumsatzgarantie (niedriger dreistelliger Betrag) obendrauf. Mit Ausschlafen ist auch nix mehr im Fahrdienst.

Nope, das ist die neue Regelung, die erst vor 3-4 Jahren eingerichtet wurde. Vorher hat jeder eine bestimme Anzahl an 24h-Diensten gehabt. Ob er dann zu den Patienten gefahren ist oder die Patienten in die Praxis gekommen sind war die Sache des Arztes.

Seit der Reform gibt es zwei Dienste, Sitzdienst und Fahrdienst. Der Sitzdienst ist nur am Wochenende und an Feiertagen in einer von der KV eingerichteten Praxis im Krankenhaus. Der Fahrdienst ist unter der Woche nachts und am Wochenende rund um die Uhr. Disponiert wird das Ganze von der Rettungsleitstelle, die auch solche Kandidaten wie dein Beispiel mit der Pille danach abweisen.
Die Dienste wird man in diesem System relativ leicht los, indem man sie einfach im System anbietet. Normalerweise gibt es mehr als genug Interessenten, die sich ein bisschen Geld dazu verdienen wollen.

Evil
27.06.2018, 20:30
Unter der Woche sehr gering frequentiert (Montagabend bis zu zwei Pat. auf 10h) und deswegen kein adäquates Einkommen zu erzielen. Erst recht, wenn man die eigene Praxis dafür schließen muß (Dienste beginnen bereits um 14 oder 15h).


Kollegen, die in Evil´s KV Mitglied sind, wird mir diese regelmäßig als weitaus schlimmer verkauft als "meine" ehemalige KV. Aber vielleicht bin ich auch hier wieder völlig falsch informiert.
Ich warte jetzt gespannt auf Gegenargumente.
Ich hab jetzt nur mal beispielhaft 2 falsche Punkte herausgegriffen; Deine Beiträge komplett zu demontieren, dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Erstens: Dienstzeiten sind regelhaft montags, dienstags, donnerstags und freitags ab 18 Uhr, mittwochs ab 13 Uhr, werktags morgens dann bis 8. Da muß keiner seine Praxis wegen Diensten schließen.
Zweitens: ja, falsch informiert. Wie gesagt, meine Dienst sind schon zu Beginn des Jahres vergeben, Interesse ist mehr als genug, auch nach der Dienstreform, die hier schon einige Jährchen zurückliegt.

Und zeige mir doch bitte einen Notdienstbezirk mit 200km Durchmesser... Du bist wie AfD, viel heisse Luft und nix dahinter...

tarumo
27.06.2018, 21:07
1) mein letzter zugeteilter Dienstsprengel hatte nach der Reform eine Fläche so groß wie das Saarland. Eben nochmal nachgerechnet. Ob da jetzt 200km Fahrtstrecke von einem zum anderen Ende reichen- bitte im Atlas nachschauen. Der Nachbarsprengel (Pilotregion) hat 130 km Luftlinie von der einen zu anderen Ecke. Weiter geht nicht wegen Bundeslandgrenze. Und stand auch deswegen schon in der Presse wegen langen Fahrtzeiten. Der andere angrenzende Sprengel ist kleiner, beeinhaltet aber mehrere Großstädte mit ca 1,2 Mio Einwohner zusammen...viel Spaß als einziger KV-Arzt! Es sind nicht alle Gegenden so kleinräumig strukturiert wie das Ruhrgebiet...

2) exemplarische Zeiten einer BD-Praxis am KH einer Kreisstadt Mo-Fr 15-21h, Mittwoch 14-21 H, Samstag und Sonntag 9-21h. Wochenende tagsüber wird soweit ich weiß nur von einem Arzt abgedeckt. Ich fotografier im nächsten Urlaub ein paar Praxisschilder und stelle sie hier mal ein. Abgesehen davon ist eine Diskussion müßig, weil 24/7 Betrieb schon beschlossen ist und die betreffende KV schon nichtärztliches Personal dafür sucht. Wird wohl 2019 soweit sein.
Schön, wenn es in Deiner KV anders ist. Konsequenz aus den o.g. Zeiten ist erstens eine Praxisschließung am Nachmittag durch den dienstverpflichteten Arzt und zweitens, daß KH-Ärzte nicht mehr vertreten können (wer ist schon um 15h fertig?)
Der Fahrdienst läuft parallel dazu, beginnt aber erst später. ich meine, 21h unter der Woche, dafür am WE komplett.
Vielen Dank auch für den Vergleich mit der AFD.

tarumo
27.06.2018, 21:32
Erstens: Dienstzeiten sind regelhaft montags, dienstags, donnerstags und freitags ab 18 Uhr, mittwochs ab 13 Uhr, werktags morgens dann bis 8.

Gleich die zweite beliebige BD-Praxis , die ich auf der KVWL-Liste angeklickt habe, gibt an zwei Wochentagen sogar 13-22h (wie Du auf die Idee kommst, daß man seine Praxis da nicht schließen muß, ist mir schleierhaft) an, Samstag und Sonntag von 8-22h. Als Mitglied der KVWL kannst Du sicherlich sagen, ob für die WE-Dienste laut Plan nur ein Arzt vorgesehen ist und wie das mit den paradisischen Zuständen zusammengeht.
Die 24/7 Öffnungszeiten in der pipeline kann man sich leicht ergoogeln und man hat auch schon ausgerechnet, daß ca. 2500 weitere Ärzte dafür notwendig sein werden, die dann wieder an anderer Stelle fehlen.

In dem Zusammenhang: warum muß man Patienten in Deutschlands dichtbesiedeltster Region an Wochentagen bereits um 13h ambulante Notfalltermine anbieten? Eigentlich völlig bekloppt...

Evil
28.06.2018, 04:39
Ich warte immer noch auf konkrete Beispiele... welcher Sprengel, welche Praxis?
Und hast Du nicht aufgepasst? Ich schrieb doch mittwochs und freitags ab 13 Uhr, das waren schon immer die freien Ärztenachmittage...