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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein ganz normaler Tag



Pünktchen
02.11.2003, 22:45
Noch liege ich im Bett, erwacht durch den schrillen Ton meines Funkweckers. Schon ist er aus. Auch wenn in 5 Minuten die Hoffnung auf ein wenig mehr Schlaf wieder schwindet. Ich kuschel mich in meine 2 Decken ein und drehe mich eingemummelt demonstrativ vom Wecker weg. Ich versuche noch ein wenig schlaf zu finden. Doch irgendetwas ist anders.
Ich überlege und versuche gegen innerlichen Widerstand meine schlafverklebten Augen zu öffnen, um meine Umgebung zu erkunden. Ja! Die Wand! Sie ist immer noch genauso weiß wie gestern. Hmmm, das war wohl nix. Ich beschließe, genug gesehen zu haben und nur um sicher zu gehen, daß nichts anders ist, drehe ich mich um und hole unerschrocken der morgentlichen Kälte mit einer Hand nochmals den Wecker zu mir unter die Decke. Wie, schon neun Uhr? Ziemlich ruhig heute draußen nur der Wind ist da, der die Bäume rascheln lässt.
Immer noch nix. Irgendwas ist anders, egal es ist spät und ich muss aufstehen. Nach der morgentlichen erfrischenden Dusche kann ich duftenderweise die welt doch schon etwas besser wahrnehmen. Ich packe meine Sachen und nehme, nachdem ich dreimalkontrolliert habe, ob meine Sachen fürs Wochenende auch vollständig sind, die Wohnungsschlüssel vom Regal. Leise lasse ich meine zimemrtür ins Schloss fallen, drehe den Schlüssel um und verabschiede mich von meinem Zimmer für die nächsten 48 Stunden. Ebenfalls leise um meine noch schlafenden Mitbewohner nicht zu wecken ziehe ich die Wohnungstür hinter mir zu.

Im Hausflur kein künstliches Licht, keine Stimmen, kein Klappern, einfach nichts zuhören. Außer meine Schuhe, die bei jedem Schritt durch den Flur hallen, fix die Steintreppe hinab. Ich wusste gar nicht, wie laut meine Schuhe sind. Ich öffne die Haustür und in mir kommt wieder dieses Gefühl, irgendetwas ist anders. Doch irgendwie ist es ein herrliches Gefühl, leicht beschwingt. Kein Auto fährt die Strasse entlang, holpert über die Betonplatten. Alles schläft. Nur der Wind lässt die Blätter von den Bäumen wehen. Das Pflaster und die Luft ist trocken, doch ob die Wolkendecke am Himmel mit ihrem tristen Grau dies auch noch so lässt. Das sonst so hintergründige monotone Rauschen vom Stadtring ist nicht zu hören. Was für eine Ruhe.

Immer noch sind es meine Schuhe, die den Ton angeben. Ich komme an einem Hauseingang vorbei und plötzlich habe ich einen mir bekannten Duft in der Nase und ein wohliges Gefühl macht sich breit. Dieser Geruch erinnert mich an meine Kindheit, wenn Muttern Sonntag morgens in der Küche stand um Mittagessen vorzubereiten und im ganzen Haus zu riechen war, was es geben würde. Ein Klappern von Töpfen erschallt durch das offene Fenster und neugierig schau ich im Vorbeigehen hinein. Eine ältere Dame mit weißem kurzen Haar schaut mich verdutzt an. Der erste Mensch, den ich heute sehe und dann auch noch durch ein Fenster.
Aus dem Kindergarten gegenüber ist kein Lachen zu hören, keine tobenden, kreischenden Kinder. Seltsam, auch so sind keine Kinder zu hören oder zu sehen. Immer noch beschwingt durch den Duft setze ich meinen Weg fort. Neben der nächsten Eingangstür steht neben den Müllkontainern ein älterer Herr in grauer Jacke und schicker brauner Hose und entleert in aller Seelenruhe den Müll. Irgendwie spüre ich eine seltene Ruhe in der Stadt.

Die Einkaufshalle ist geschlossen und auf dem Parkplatz tümmeln sich keine nach Lücken suchenden Autos. Ohne nach links und rechts zu schaun schlender ich die Strasse entlang. Denn jedes Motorengeräusch würde ich auf 200m Entfernung hören.
Auf der anderen Strassenseite sehe ich Person Nr. 3 heute. Eine Tätigkeit, die nur an solch speziellen Tagen wie heute gemacht wird. Autowaschen! Im neuen Glanz erstrahlt des Besitzers bestes Stück trotz dichter Wolkendecke, ein kleiner burgunder-roter Ford Fiesta neueren Datums. Liebevoll wischt er es trocken.
Ein älteres Pärchen spaziert Hand in Hand den Bürgersteig entlang, wetterfest eingepackt einen grauen und einen grünen Parka. Wieso sind ältere Leute schon morgens um 10 Uhr auf der Strasse unterwegs? Wann sind sie aufgestanden? Ihnen scheint das Wetter und die Uhrzeit nichts auszumachen, denn ihre Gesichter zeigen, daß es ihnen gefällt.

Schon wieder fegt der Wind mir Blätter vor die Füsse, ich raschel wie ein kleines Kind freudig das Laub auf. Es riecht nach Herbst, die durchnässten Blätter auf der Wiese, die fast kahlen Bäume, Menschen dick eingemummelt, gegen Wind und Regen geschützt. Langsam nähere ich mich einer großen Strasse. Mir begegnen die ersten fahrenden Autos heute, keine Strassenbahn, doch aus den Ecken kommen vereinzelt ältere und auch junge Menschen.

Nun steh ich hier vor diesem Fahrplan auf der Suche nach der Abfahrtszeit und bemerke nach meiner eindrucksvollen Reise, heute ist Feiertag und außerdem darf ich zum Bahnhof laufen....

ehemalige Userin 24092013
03.11.2003, 06:07
oh man....sach doch einfach, was passiert ist......*gggg*



Gruss Kaddel

Pünktchen
03.11.2003, 07:51
@kaddel
....muss denn was passiert sein, damit ich hier etwas schreibe? außer einer 5 stündigen bahnfahrt eigentlich nix....

ehemalige Userin 24092013
03.11.2003, 08:55
und was ist daran so anders????



*knuddel*



Gruss Kaddel

Pünktchen
03.11.2003, 16:40
@kaddel
na nix...außer diese Menschenleere und Ruhe, die einem an jedem Sonn- und Feiertag begegnet....wenn man richtig hinhört...ist dir das mal aufgefallen???

ehemalige Userin 24092013
03.11.2003, 17:59
schöööön:-)

Ich kenn das Gefühl, was Du meinst........


Gruss Kaddel