PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auswahlgespräche fallen weg? - Vergabe der Studienplätze



Seiten : [1] 2 3

Noro
06.07.2018, 15:36
So langsam wird dies alles sehr brenzlig... Ich mach mir ziemlich große Sorgen um die Chancen einen Platz zu ergattern, die viele Leute in der Zukunft nicht mehr haben werden...

Hab letztes Jahr Abi gemacht mit 1.5 und den TMS leider nicht so gut bestanden (praktisch nutzlos). Machte mir bis vor kurzem immer noch Hoffnungen mit Ausbildungsboni oder Auswahlgesprächen. Doch die wundervollen Menschen der Stiftung für Hochschulzulassung haben sich mal wieder übertroffen.
Nun fällt nicht nur die Wartezeitquote, die vielen ewig wartenden Schülern bereits viel Lebenszeit geraubt hat, weg (Was ich ziemlich frech finde), sondern auch die Auswahlgespräche an den Universitäten sollen komplett wegfallen... Es sieht wirklich so aus, als würde man in der Zukunft nur noch als Zahl behandelt werden und keine menschlichen Qualitäten werden berücksichtigt. Der Grund ist der Beste: "Die Software kann nicht rechtzeitig eingesetzt werden" :D Ich fass es nicht.

Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/hochschule/medizinstudium-freiraeume-fuer-die-auswahl-15662519.html

Eigentlich hatte ich vor jetzt erstmal eine Ausbildung zum MTRA zu machen und dann zu studieren, aber diese "Pläne" der Stiftung rauben mir echt alle Hoffnungen.. Oh man. Ärztemangel im Land aber zu geizig um Geld für Neustudenten auszugeben.

Sorry, falls dies wie Rumjammern klingt. Es frustriert mich ein wenig :-blush

Solara
06.07.2018, 15:41
HSS kann recht wenig dafür, du kannst dich bei den klagenden Studenten bedanken, die dieses Gerichtverfahren angestrengt haben, dessen Ergbnis nun die HSS umsetzen muss.

Nimhhh
06.07.2018, 17:06
Vielleicht wird das nur Teil der Übergangslösung.

Ezmon
07.07.2018, 10:21
HSS kann recht wenig dafür, du kannst dich bei den klagenden Studenten bedanken, die dieses Gerichtverfahren angestrengt haben, dessen Ergbnis nun die HSS umsetzen muss.

Die Kläger sind daran Schuld, dass die Gesetzesmacher zu unfähig sind, ein faires und ethisch vertretbares Bewerbungsverfahren für Medizin zu entwerfen? Also dass die Reformen, die der Gesetzgeber "angestrengt" hat sogar noch schlechter scheinen als die jetzige Situation, dass hätte sich wohl keiner ausgemalt.

Vielleicht bleibt Medizin ja das, was es schon lange war und ist, ein Privileg, das vielen Menschen zu unrecht vorenthalten wird. Vor dem Hintergrund einer Gesellschaft und Politik, die sich den Schrei nach Ärztemangel nicht verkneifen kann...

Grenzenloser Zynismus

Kandra
07.07.2018, 10:32
Also dass die Reformen, die der Gesetzgeber "angestrengt" hat sogar noch schlechter scheinen als die jetzige Situation, dass hätte sich wohl keiner ausgemalt.


Falsch. Genau DAS hat sich so ziemlich jeder ausgemalt ^^ Es herrscht nun mal ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, da wird keine Studienplatzreform der Welt etwas dran ändern. Und das es am Ende den Wartezeitlern an den Kragen gehen wird, war leider abzusehen.

davo
07.07.2018, 10:34
@Ezmon: Was soll daran "unfair" oder gar "ethisch nicht vertretbar" sein, wenn Abi, Test, usw. über die Zulassung entscheiden?! Das ist doch absurd. Es gibt nunmal weniger Studienplätze (und weniger Bedarf!) als Bewerber - irgendwer wird also immer nicht zum Zug kommen, ganz egal wie das Auswahlverfahren aussieht. Das ist aber deshalb noch lange nicht "unfair". Die Wartezeitquote war immer ein deutsches Unikum, eine Absurdität die es sonst nirgendwo gibt. Leider waren manche Warter dafür nicht (was eigentlich angemessen gewesen wäre) dankbar, sondern meinten den Bogen überspannen zu müssen. Nun wird dieses Unikum wegfallen, aber durch Test usw. wird es auch weiterhin diverse Möglichkeiten für Bewerber mit einem Abi im Bereich (grob geschätzt) 1,5-2,0 geben.

@Noro: Dir kann das ja ziemlich egal sein da du noch mindestens zwei Anläufe nach dem bisherigen System haben wirst (also noch mindestens zwei Chancen haben wirst, via Auswahlgespräch oder HAM-Nat einen Studienplatz zu bekommen) und da du mit einem Abi von 1,5 höchstwahrscheinlich auch im neuen System Chancen vorfinden wirst, ganz egal wie dieses aussehen wird. Das echte Problem haben ganz andere, nämlich die mit Abi > 2,0 oder > 2,5, und da wiederum insbesondere die, die ihr Abi erst nach 2012 gemacht haben. (Und eine Ausbildung, das nur am Rande, wäre für jemanden mit 1,5er-Abi schon immer hauptsächlich Zeitverschwendung gewesen, eben da man ja jedes Semester erneut Auswahlgespräch oder HAM-Nat machen kann.)

Ezmon
07.07.2018, 11:38
Und das es am Ende den Wartezeitlern an den Kragen gehen wird, war leider abzusehen.

... und den unzähligen ADHler, welche zuvor nur durch Darlegung ihrer psychosozialen Eignung und Kompetenz für den Arztberuf in AUSWAHLGESPRÄCHEN eine Chance auf einen Medizinstudienplatz gehabt hätten *hust*

Der Arztberuf: Schon bald immer mehr nur noch ein Privileg für 0,9-1,1 Abiturienten oder den Handvoll Bewerbern mit überragenden Testergebnissen. Freie und gerechte Berufswahl für alle? Kann man das essen?

Der Arzt wird wohl in Zukunft nicht mehr Freund und Helfer sein, sondern vielmehr ein wandelndes Lexikon, dass zu nichts anderes berufen ist, als ellenlange Anatomiebücher aufzufressen und wieder auszuspucken. Eine Aufgabe, die genauso gut jede psychosozial sterile Künstliche Intelligenz übernehmen könnte.

Ich freue mich auf die Zukunft ... nicht....

@davo Wartezeitlern gegenüber, die schon Jahre ihres Lebens sehnsüchtig auf einen Studienplatz warten oder sich ihre Chancen dadurch erhofft haben, ist das mehr als ungerecht gegenüber. Das braucht du nicht wegzurationalisieren.

Gebt einfach zu, dass das ganze Bewerbungsverfahren rund um Medizin einfach ungerecht ist und durch die Reformen wohl noch weiter in den Abgrund verfrachtet wird. Von freier Berufswahl ist da nichts, das Karlsruher Gerichtsverfahren war wohl nichts weiter als öffentliche Farce

davo
07.07.2018, 11:46
Es ist schon irgendwie auffällig, dass stets die auf ihre "psychosoziale Eignung" und "Kompetenz für den Arztberuf" pochen, die beim Abi nicht so toll waren :-p

Mit 1,4 hast du ja ohnehin gute Chancen, wirst auch im neuen System gute Chancen haben, was ist also das große Problem? Warum diese doofen Verschwörungstheorien?

Ezmon
07.07.2018, 11:58
Es ist schon irgendwie auffällig, dass stets die auf ihre "psychosoziale Eignung" und "Kompetenz für den Arztberuf" pochen, die beim Abi nicht so toll waren :-p

Mit 1,4 hast du ja ohnehin gute Chancen, wirst auch im neuen System gute Chancen haben, was ist also das große Problem? Warum diese doofen Verschwörungstheorien?

Ich spreche weniger für mich als viel mehr für die Allgemeinheit. Dass eventuell die persönlichen Auswahlgespräche wegfallen, empfinde ich als mehr als ungerecht. Es sind keine Verschwörungstheorien, sondern schon bald drohende Realität, wenn wir uns nicht endlich eingestehen, auf was es im Arztberuf WIRKLICH ankommt. Und zwar neben Fleiß und Zielstrebigkeit vor allem auf Menschlichkeit, Empathie und die Freude im Umgang mit Menschen. Schließlich geht es um Menschen, die eine große Rolle im Leben vieler Menschen spielen und häufig Zutritt in persönlichste Bereiche ihres Lebens vertraut bekommen. Diese Kompetenzen werden weder im Ham-Nat noch beim TMS erfasst und auch nicht bei einem 1,0er Abi, sondern einzig und allein bei Interviews und Auswahlgesprächen. Dass diese zukünftig wegfallen werden, wird sich in nicht allzu langer Zeit auch auf die Qualität unserer Ärzte auswirken.

Und das alles wegen einer Software .. dass ich nicht lache

Ezmon
07.07.2018, 12:04
Achja und selbst, wenn ich einen Medizinstudienplatz erhalte, werde ich mich immer noch gegen dieses ungerechte Bewerbungsverfahren aussprechen. Ich lebe ungerne nach dem Motto "Nach mir die Sintflut"

davo
07.07.2018, 12:10
In Deutschland gibts halt stets eine ziemlich große Paranoia vor angeblichem Nepotismus. (Was besonders absurd ist wenn man bedenkt wie wenig Nepotismus es in Deutschland gibt :-))) Das war wohl der Grund warum man alles standardisieren will und eher Abi und Test statt Auswahlgesprächen verwenden will. Denn sonst würden gleich wieder jene zu zetern anfangen die überall nur Arztkinder sehen - eine andere Spielart derselben Hysterie.

Allerdings wurden Auswahlgespräche auch in der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts als mögliche Option erwähnt (keine Ahnung ob dir das entgangen ist), jedoch wird dort gefordert, dass sie "standardisiert und strukturiert" sein müssen. Davon abgesehen kann man natürlich auch ganz grundsätzlich anzweifeln, was du interessanterweise gar nicht berücksichtigst, ob Auswahlgespräche überhaupt geeignet sind, die von dir erwähnten Aspekte zuverlässig zu beurteilen.

Und die langsame Software-Implementation müsste dir ja eigentlich gefallen, da sie nur dafür sorgen wird, dass die Umstellung auf das neue System etwas länger dauern wird als man es gerne hätte.

Feuerblick
07.07.2018, 12:11
Empathie und Freunde am Kontakt mit Menschen machen dich ganz sicher nicht zum guten Arzt. Die Fähigkeit, zielstrebig Dinge zu lernen, auch wenn man sie vielleicht unnötig oder überflüssig findet, tut es schon eher. Denn was bringt dir ein Arzt, der superduper empathisch ist, aber keine Ahnung von nix hat?

ehem-user-11022019-1151
07.07.2018, 12:17
Diese Kompetenzen werden weder im Ham-Nat noch beim TMS erfasst und auch nicht bei einem 1,0er Abi, sondern einzig und allein bei Interviews und Auswahlgesprächen. Dass diese zukünftig wegfallen werden, wird sich in nicht allzu langer Zeit auch auf die Qualität unserer Ärzte auswirken.


Schon mal darüber nachgedacht, dass es auch Menschen gibt, die diese ganzen Eigenschaften haben, dies in einem Interview aber nicht ausdrücken können, weil sie z.B. schüchtern sind oder es ihnen nicht klar ist, dass sie freundliche Menschen sind, die aber vielleicht gerade ein 1,0 Abi haben, weil sie es einfach können.
Und dann steht auf der andren Seite der Bewerber, der sich gut präsentieren kann und der vielleicht gar nicht so geeignet ist.
Und dann sag mir bitte noch, dass Auswahlgespräche rein objektiv sind....

Zu guter Letzt kenne ich sehr viele Studenten und Ärzte mit einem 1,0 bis 1,5 Abi, die nicht Medizin studiert haben/studieren, weil sie so ein tolles Abi haben, sondern weil sie es wollten und gute Ärzte sind, ohne dass ihre Qualität in einem Interview überprüft werden musste.


Denn was bringt dir ein Arzt, der superduper empathisch ist, aber keine Ahnung von nix hat?
Mein alter Dorfarzt - super lieber und empathischer Mann, der einem immer zugehört hat und man immer das Gefühl hatte, dass die Menschen ihm wichtig sind.
Nur war leider das Problem, dass er nicht wirklich Ahnung hatte. Eine Bronchitis falsch behandelt hatte, lieber von 5m Entfernung auf eine blutende Wunde sah, als dass er sie versorgt hatte. Eher seine MFAs oder gleich den Notarzt schickte.
Aber er war empathisch.

Feuerblick
07.07.2018, 12:21
Ich kenne sogar Leute, die sich in der Oberstufe auf ihren Hintern gesetzt und gelernt haben, dass es kracht, weil sie unbedingt Medizin studieren wollten und dafür ein gutes Abi brauchten.
Die 1,0er, die dann Medizin studiert haben, weil das Abi so toll war, waren zumindest in meiner Umgebung deutlich in der Minderzahl.

WackenDoc
07.07.2018, 12:54
Erinnert ihr euch noch an dieses Pseudo-Assessmentcenter a la "Deutschland sucht den Supermedizinstudenten" was eine Uni eingeführt hat. Wo es dann drum ging, einem Patienten eine Krebsdiagnose zu eröffnen oder dass man in ein Schauspiel-Patientenzimmer gehen musste und bewertet wurde, wie man dem Patienten das Kissen aufschüttelt und dass einem auffallen sollte, dass irgendwas nicht in Ordnung war (war irgendwas pflegerisches- weiss aber nicht mehr genau was).
Hat halt ganz klar die bevorzugt, die aus dem System kommen, vielleicht mal ein Praktikum gemacht haben oder schon eine Pflegeausbildung hinter sich hatten. Wurde halt völlig übersehen, dass das Skills sind, die man nach und nach lernt und auf dem Stand keinerlei Aussage darüber treffen, ob man ein guter Arzt wird.

Ezmon
07.07.2018, 13:05
Der Arztberuf ist und bleibt ein menschlicher Beruf, alles andere könnt ihr mir nicht weiß machen .... Bei einer Mutter von drei Kindern einen bösartigen Hirntumor oder bei einem Kind in Anwesenheit der Eltern Leukämie zu diagnostizieren und die Nachricht zu übermitteln, funktioniert nur mit Menschlichkeit, Einfühlungsvermögen und Mut. Auch wenn man einem Jungen übermitteln muss, dass seine Eltern bei einem tragischen Autounfall leider verstorben sind oder die Schwester den Selbstmordversuch nicht überlebt hat, kann man sich nicht hinter seinen Büchern verstecken. So etwas passiert regelmäßig im Arztberuf. Wer so schüchtern ist, seine Motivation und Eignung für diesen Job in einem 30 Minütigen Gespräch nicht darlegen zu können, sollte seine Kompetenz als Arzt nochmal überdenken.

Wer nur auswendig lernen kann, sollte lieber im Labor arbeiten anstatt so persönlich mit Menschen. Sagen wir es doch einfach ganz deutlich ... Relativ wenige psychosozial geeigneten Bewerber haben ein 0,9-1,2 Abi. Dafür haben weitaus mehr sozial kompetente potentielle Ärzte KEIN 0,9-1,2 Abi. Genau auf DIESE Leute sollte ein Bewerbungsverfahren für Medizin abzielen. Unglaublich, dass unseren Ministerien Supernoten in medizinisch völlig irrelevanten Fächern weitaus wichtiger als die Schlüsselkompetenzen eines Arztes. Die Fakultät der Medizin sollte sich eher an anderen Studienbereichen ein Vorbild nehmen, wo der NC weitaus niederiger ist. Dafür nimmt man eben eine höhere Abbrecherquote in Kauf, dafür haben aber viel, viel mehr Menschen eine freie Chance, ihren Traumberuf zu verwirklichen und viel mehr wirklich geeignete potentielle Ärzte erlangen ihre große Chance.... genauso wie es in den Ingienieursfächern, Physik, Chemie und vielen anderen Fächern ist. Fast jeder kommt rein, viele gehen raus aber trotzdem hat Deutschland in vielen Bereichen die besten Fachkräfte der Welt zu verzeichnen. "Made in Germany"

Aber daran scheint sich die Medizin nicht zu interessieren und das obwohl es wohl einer der wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft ist. Man denkt wohl noch zu elitär als dass man vernunftgesinnt Menschen eine möglichst freie Wahl gewährt.

Eine traurige Entwicklung.Aber wenn ihr euch damit zufrieden geben wollt, ist es eure Sache, nach dem Motto, wer im Rad sitzt kann nicht überfahren werden

davo
07.07.2018, 13:10
Relativ wenige psychosozial geeigneten Bewerber haben ein 0,9-1,2 Abi.

Es ist schwer mit jemandem zu diskutieren dessen Grundannahme gleich mal völlig aus der Luft gegriffen ist...

nie
07.07.2018, 13:15
Ich hab an einer Uni studiert, die im AdH über Auswahlgespräche auswählt. Und habe trotzdem Leute im Semester, bei denen mir Angst und Bange wird, wenn ich dran denke, dass die in weniger als einem Jahr als Arzt arbeiten werden. Wenn man sieht, wie da manche mit Patienten umgehen, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Obwohl sie in einem Auswahlgespräch ihre supertollen psychosozialen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten. :-nix

Im Endeffekt relativieren sich die meisten Vorstellungen über die unempathischen 1er Abiturienten und den superempathischen Wartezeitler mit Studienbeginn. Ich habe vor dem Studium (wie viele andere, die ich kenne) auch in solchen Schwarz-Weiß Kategorien gedacht. Und dann angefangen zu studieren und festgestellt, dass Medizinstudenten auch nur Menschen wie alle anderen sind. Und sich in diesen Studiengang auch nur ein Querschnitt durch die Menschheit mit all ihren positiven wie negativen Eigenschaften findet. Und dass man die paar Idioten, die es immer und überall gibt, niemals rausfiltern kann. Und umgekehrt eben immer Leute auf der Strecke bleiben, die für diesen Job vermutlich gut geeignet gewesen wären.

Edit:


Der Arztberuf ist und bleibt ein menschlicher Beruf, alles andere könnt ihr mir nicht weiß machen .... Bei einer Mutter von drei Kindern einen bösartigen Hirntumor oder bei einem Kind in Anwesenheit der Eltern Leukämie zu diagnostizieren und die Nachricht zu übermitteln, funktioniert nur mit Menschlichkeit, Einfühlungsvermögen und Mut. Auch wenn man einem Jungen übermitteln muss, dass seine Eltern bei einem tragischen Autounfall leider verstorben sind oder die Schwester den Selbstmordversuch nicht überlebt hat, kann man sich nicht hinter seinen Büchern verstecken. So etwas passiert regelmäßig im Arztberuf. Wer so schüchtern ist, seine Motivation und Eignung für diesen Job in einem 30 Minütigen Gespräch nicht darlegen zu können, sollte seine Kompetenz als Arzt nochmal überdenken.

Man merkt, dass deine Vorstellung vom Arztberuf einfach noch von "romantisierten" Arztserienvorstellungen geprägt sind und du schlicht (noch) keine Ahnung von der Realität hast. Kann man dir nichtmal übel nehmen, ging vermutlich den meisten von uns früher so. Woher soll mans auch wissen, wenn man nie im Gesundheitswesen gearbeitet hat? Aber das, was du oben beschreibt muss erstens nicht jeder Arzt machen und zweitens ist das selbst bei den Ärzten, die in Fachbereichen arbeiten in denen man solchen Nachrichten überbringt, nicht tägliches Brot und auch nicht ihr Hauptjob. Und man kann solche Nachrichten auch dann übermitteln, wenn man ein gutes Abitur hatte oder allgemein kein Empathiewunder ist.

Feuerblick
07.07.2018, 13:16
In der Tat, davo, in der Tat!
Kenne eine Menge Kommilitonen, Ärzte, Freunde, Ex-Schulkameraden, die trotz eines sehr, sehr guten Abis ganz normale Menschen und keine bücherwurmigen Nerds sind. Woher die Annahme stammt, man müsse für ein 1,xer Abi ein kompletter unsozialer Streber ohne jegliche Empathie sein, frage ich mich schon seit Jahren. Eines sind diese Leute aber: Zielstrebig!

Außerdem hat keiner gesagt, dass man diese Empathie, Menschlichkeit, Blablabla als Arzt nicht braucht. Aber diese Eigenschaften alleine reichen nicht aus. Denn wenn man die Leukämie gar nicht erst diagnostizieren kann, weil man von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, dann nutzt alle Empathie nichts.

Rahmspinat
07.07.2018, 13:49
Ich finde es immer amüsant, wie Leute, die oft nicht mal einen Tag im Krankenhaus verbracht haben, andere Leute darüber belehren (darunter weit fortgeschrittene Medizinstudenten und sogar Ärzte mit jahrelanger Berufserfahrung) zu müssen, was denn nun Empathie ist. Empathie in der Medizin kann man mMn erst wirklich im Krankenhaus erlernen. Mal ganz davon abgesehen: Muss ein Pathologe oder Humangenetiker sonderlich einfühlsam sein? Nö, und trotzdem werden diese Leute genauso gebraucht wie ein Chirurg oder Kinderarzt oder was auch immer. Das ist ja auch das Tolle an der Medizin, nämlich dass jeder irgendwo seine Nische findet. Subjektiv angewandte Konzepte wie "Menschlichkeit" oder "Empathie" als Eignungskriterium anzuwenden..naja.