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Dr.Wilson
12.07.2018, 14:32
Hallo,

ich habe eine vermutlich etwas speziellere Frage, aber vielleicht weiß ja trotzdem jemand etwas dazu: Als schwerbehinderter arbeitender Mensch hat man ja 5 Urlaubstage mehr - gilt dies nun auch für das PJ oder zählt das hier nicht?

Und wann muss man sich denn so für das PJ bewerben? Ich habe schon viele Panik schieben gehört, dass man sich am besten schon ein Jahr vorher bewirbt usw., was ich mir nun nicht vorstellen kann...

Viele Grüße

Dr. Wilson

davo
12.07.2018, 15:37
Zu den Fehltagen kann ich dir nichts sagen. Da es sich ja um Fehltage und nicht um Urlaub handelt könnte ich mir vorstellen dass die von dir angesprochene Regelung nicht gilt - aber wer weiß. Wird man dir sicher an deiner Uni sagen können.

Wann man sich bewerben muss hängt von deiner Uni ab. Bei uns z.B. Anfang Juli für den Start im November.

Falls du ein Tertial im Ausland machen willst, kann es tatsächlich sein, dass man zwei Jahre vorher schon spät dran ist. Das hängt alles davon ab wo usw.

WackenDoc
12.07.2018, 16:24
Das PJ ist kein Arbeitsverhältnis, sondern Teil des Studiums. Und man hat keine Urlaubs- sondern Fehltage. Evtl. kannst du mehr Fehltage bekommen, wenn du aufgrund deiner Erkrankung z.B. häufig zum Arzt musst oder so.

Rettungshase
12.07.2018, 19:47
Ganz unten findest du eine Liste der Behindertenbeauftragten der jeweiligen Universität; die sollten dir weiterhelfen können:
https://www.praktischarzt.de/blog/arzt-mit-behinderung-studium-arztberuf/

Nessiemoo
13.07.2018, 09:12
Wenn du das PJ ganz normal über dein Uni machen willst, musst du nur irgendwannmal Wunschkrankenhäuser auswählen und sich für PJ anmelden, das ist irgendwannmal am Ende vom letzten (in Regelstudienzeit 10.) Semester. Die Anmeldungen für externe Häuser auch circa dann, meistens etwas später. Bewerbungen ist ja ein etwas übertriebenes Ausdruck, es wird ja nicht wirklich ausgewählt, sondern eher gelost und verteilt. Im Ausland, ja, 1,5-2 Jahre vorher bewerben.

Bille11
13.07.2018, 09:20
Als Schwerbehinderte ehemals PJ durchgemacht habende kann kch Dir nur sagen, dass diese Regelung mit den 5 AT mehr Urlaub nicht im Pj gilt, weil pauschal festgesetzte mögliche Krankheitstage, keine Urlaubstage.
Aber, Du kannst über die Schwerbehindertenvertretung Deiner Uni und die Schwerbehindertenvertretungen Deiner PJ-Häuser entsprechend Regelungen treffen. Welche Nachweise diese dann benötigen ist deren Ermessenssache. Die Schwerbehindertenbeauftragten der Häuser helfen Dir gerne und meist umfassend weiter.
Ganz wichtige Empfehlung - Integrationsfachdienst Deines Bundeslandes frühzeitig kontaktieren wegen möglicher Hilfestellungen jm Arbeitsalltag. Ich wusste das damals alles nicht, aber habe diese Erfahrungen in den ersten Assistentenjahren gemacht.

Dr.Wilson
17.07.2018, 18:06
Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten! :)

Nibe
03.08.2019, 20:51
Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten! :)

Hey danke für eure Antworten! Mich wird das Thema PJ und Schwerbehinderung auch betreffen. Das ist bei mir schon das ganze Studium bekannt, dass ich chronisch krank bin, aber ich habe richtig Angst vor dem PJ. Ich kann durch meine Erkrankung i.d.R. keine 8h arbeiten, sondern eher 6h. Habe echt Angst, dass ich dann im PJ über meinem Limit laufe. Ich meine ja, es gibt die Variante das Pj zu verlängern und halt nur 6h tgl zu arbeiten, aber die Rückmeldung ist da eher, dass dieser offizielle Weg gar nicht so gut klappen würde und viele dann doch eher mehr arbeiten. Deshalb die Frage, ob bei euch die internen Absprachen, zb mit behindertenbeauftragten gut funktioniert haben?

xyl15
03.08.2019, 22:23
Ich habe das Chirurgie-Tertial in 75% gemacht, also 6h täglich. Ich war an einer großen Uni-Klinik mit massenhaft Studenten, so dass ich es den Ärzten gesagt habe, die sich einigermaßen zuständig fühlten und mich dann meistens nach meinen Stunden gegangen. Hat in der Regel gut geklappt, ich hatte auch nicht den Anspruch, dort einen besinders guten oder fleißigen EIndruck zu hinterlassen.

Medibini
13.08.2019, 19:28
Ah sorry falschen Thread erwischt

Gelbe Galle
19.08.2019, 04:56
Hallo,

ich mag noch einmal den Thread ausweiten. Gibt es Leute mit Erfahrungen bzgl. eingeschränkter körperlichen Leistungsfähigkeit im PJ, die mir gerne per PN schreiben mögen?

Zum Hintergrund:
Eine gute Freundin macht im Oktober Examen und ist aktuell auf der Suche nach geeigneten PJ Stellen. Sie hat ein Handicap, das gut sichtbar ist. Um unangenehme Erfahrungen im PJ zu vermeiden, hat sie sich bereits in den in Frage kommenden Häusern vorgestellt. Leider hat sie dabei bereits sehr viele blöde Situationen erlebt und zum Teil sehr abwertende Kommentare zu hören bekommen. Sie ist nun ziemlich verzweifelt, wo und wie sie das PJ durchstehen soll. Sicher würde sie sich sehr über einen Austausch mit anderen sowie allgemein positive Erfahrungsberichte freuen.

tarumo
19.08.2019, 15:37
Um was für ein Handicap geht es denn genau? "Nur" sichtbar, oder wird die Arbeit, die man einem PJler zugedenkt (vielleicht) eingeschränkt? Barrierefrei sind viele Kliniken für Patienten, fürs Personal teilweise nicht...
Bei unverschämten bzw. ablehnenden Reaktionen würde ich mir vielleicht eine Klinik suchen, die das betreffende "Handicap" als Schwerpunkt hat, ggf. auch Wahlfachwechsel...
Übrigens gibt es durchaus "gehandicapte" CA und OA, nur, wenn man sein Personal als reine Ressource zum Ausbeuten ansieht, dann mag die Sicht der "Oberen" eine andere sein...vielleicht sollte man/frau sich sowas auch sowieso nicht antun..
Ich bin der Meinung, wer ein ganzes Studium durchgezogen hat, der soll beim PJ nicht aufgeben.

War bei den PJ-Häusern die "zuständige" Uniklinik dabei? Ansonsten wäre das meine Empfehlung, zum einen ist dort, wie schon ausgeführt, tatsächlich eine funktionierende SB-Vertertung vorhanden, zum anderen kann man sich aufgrund der größeren Zahl an Pjlern eher mal untereinander aushelfen, falls es wirklich zu Einschränkungen im Tätigkeitsspektrum kommen sollte...

Gelbe Galle
19.08.2019, 19:20
Lieben Dank für die Antwort. So in etwa ist auch meine Reaktion. Trotzdem kann ich sie verstehen, dass es ihr gerade reicht. Ihr linker Arm ist amputiert/ Schulterexartikulation. Dies hat im Schulalter stattgefunden und sie ist entsprechend "adaptiert".
Das Pflegepraktikum oder die Famulaturen haben ihr interessanterweise deutlich weniger Probleme als nun das PJ bereitet. Wobei sie dabei natürlich freier in der Wahl der Einrichtungen war.

WackenDoc
19.08.2019, 19:32
Sie soll sich einfach für das PJ in einer passenden Klinik anmelden ohne vorher dort großartig nachzufragen.

Parallel unbedingt Verbindung mit der Schwerbehindertenvertretung der Uni aufnehmen. Bzw. dann wenn das Haus feststeht mit der Schwerbehindertenvertretung des Hauses wenn dafür noch Bedarf besteht.

xyl15
19.08.2019, 19:37
ok jetzt erst gelesen was sie hat. Dann erst Recht: ich sage es so klar: wer damit keinen angemessenen Umgang hinbekommt, ist kein guter Arzt. Punkt.

Das gilt Patienten gegenüber, aber auch Kollegen.

tarumo
20.08.2019, 07:53
Ich würde es auch gar nicht erst zum Thema machen. Vielleicht ausnahmsweise Schmuckarm tragen und dann am ersten Tag dort einfach so erscheinen...Anamnesegespräche, Stationskram, Arztbriefe...geht wunderbar mit einem Arm. Und eine reine Fachkraft für BE und spitzebetontes Hakenhalten soll man ja eigentlich nicht sein...
Und parallel dazu Kontakt zur SB-Vertretung, s.o.
Vermutlich geht es aber um Kliniken, wo man das Pensum auch mit zwei Armen nicht schaffen würde, dann sollte man eher froh sein, dort nicht arbeiten zu müssen...
Ich meine, Abitur durchgezogen, Führerschein, Medizinstudium, eigene Wohnung, vielleicht auch noch Partnerschaft...mehr, als die meisten Bundesbürger schaffen und auch mehr als manche Forumsteilnehmer ...und dann so ein Kram...das kann ja wohl nicht sein...
Ich persönlich kenne jemanden, der mit identischem Handicap dann noch AiP und eine komplette internistische FA-Ausbildung inkl. zwei Zusatzbezeichnungen durchgezogen hat- bis zu einer leitenden KH-Stelle und später Praxis. Die meisten Patienten bemerken nicht einmal, daß der Arm reiner Schmuckarm ist. Palpieren ist ja im Sonozeitalter sowas von "old school" und alles andere geht prima...
In anderen Fachrichtungen dürfte es noch viel weniger ein Problem sein.
Ich würde auch nicht so viel an dem "sichtbar" festmachen, unsere PJler mit Crohn, Epilepsie oder Diabetes hatten wesentlich mehr Einschränkungen im KH-Alltag hinzunehmen...und ein Rollstuhl läßt sich gar nicht verstecken und erfordert natürlich bestimmte Baulichkeiten...
Also: nicht entmutigen lassen und einfach durchziehen!
Warum schreibt Deine Freundin eigentlich nicht selbst? Ratschläge "über Bande" sind ein wenig problematisch...

Dr.Wilson
11.10.2019, 14:07
Ich bin es nochmal und habe noch eine Frage zum Eingangspost :) Jetzt wird es bei mir nämlich etwas aktueller mit dem PJ.

Und zwar hat sich bei mir herauskristallisiert bei den wenigen OP-Tagen die ich bislang im Studium hatte, dass es für mich extremst schwierig ist, akustisch im OP-Bereich etwas zu verstehen (bin taub und mit Cochlea Implantat versorgt). Mundschutz, dadurch oftmaliges Nuscheln, Störgeräusche im Hintergrund - das sind für mich alles andere als ideale Rahmenbedingungen. Ich habe die Verantwortlichen im OP vorab immer darauf hingewiesen, das endete aber meist damit, dass ich komplett ignoriert und zum Hakenhalten verdonnert wurde. Ich wusste meistens nicht einmal, weshalb der Patient operiert wurde und bin ohne jeden Mehrwert (ich weiß, viele müssen nur Haken halten, aber die meisten verstehen wenigstens akustisch, was besprochen wird) aus jedem OP-Tag rausgekommen. Wenn ich Pech hatte, wurde ich noch angeschnauzt, weil ich akustisch nicht verstanden hatte, wie ich den Haken halten soll. Danach bin ich zudem körperlich komplett kaputt, weil ich trotzdem versucht habe, irgendwas zu verstehen und immer aufmerksam zu sein, was ganz schön viel Energie kostet.

Daher meine Frage - wie wird das eigentlich mit dem Chirurgietertial gehandhabt bei anderen körperlich behinderten/körperlich beeinträchtigten? Gibt es Möglichkeiten, nicht oder nur sehr wenig im OP-Saal tätig zu sein (ich verstehe zum Beispiel nichts in akuten Notsituationen im OP und bin vermutlich eher eine Gefahr als eine Hilfe)? Oder sollte ich besser vorab Kontakt mit den PJ-Häusern aufnehmen, ob es möglich ist, nur auf der Station zu arbeiten? Oder das Ganze lieber vor Ort, wenn ich die Stelle habe, klären?
Schlimmstenfalls werden es halt sehr unangenehme 4 Monate für mich, aber ich würde eigentlich sehr gerne wirklich was mitnehmen und sei es dann nur Stationsarbeit, Wundversorgung etc.

Das "Problem" ist, dass man mir die Behinderung zunächst gar nicht unbedingt ansieht und vermutlich auch gar nicht klar ist, welche zusätzliche Anstrengung OP-Tage für mich bedeuten. Ich will halt auch nicht als Drückeberger (vor anderen PJlern und den Ärzten) dastehen. Am liebsten wäre mir ein komplett anderes Fach in dem Tertial, aber das ist wohl nicht möglich.

davo
11.10.2019, 14:34
Ich würde das unbedingt jedes einzelne Mal aktiv ansprechen. Ich denk mir, dass ein kleines Haus mit wenigen PJlern da keine schlechte Idee ist - da kennst du innerhalb kürzester Zeit alle Operateure, und sie dich. Außerdem ist man dort als PJler nicht fix eingeplant sondern eher ein unbekanntes Wesen, weshalb man sich dann oft frei aussuchen kann was man machen will. Ich hab das so gemacht - kann ich nur empfehlen. In einer kleinen UCH-Ambulanz/-Notaufnahme gibt es für PJler sowieso viele potenziell interessante Dinge zu tun (Wundversorgungen!). Rein auf die Station würde ich mich nicht festlegen.

Das andere Extrem kann ebenfalls gut funktionieren: an einem Uniklinikum mit vielen PJlern, am besten im letzten Tertial. Dann sind sehr viele PJler in der Chirurgie und du kannst dir aussuchen was du machen willst. Aber da besteht dann schon eine große Gefahr, dass deine Kommilitonen und die Ärzte deine Situation ausnutzen werden und du zum tagtäglichen Blutentnahmedienst und Verbandwechseldienst degradiert wirst. An meiner Uniklinik war es z.B. so, dass es wirklich ausschließlich darum ging, dass jemand die Blutentnahmen und Braunülen erledigt, und dass es genug Leute für die OP-Assistenzen gab, aber alles andere war denen völlig egal. Und Lehre gabs sowieso keine. Das hat zwar den Vorteil, dass man sich, wenn viele PJler eingeteilt sind, ein recht gemütliches Leben machen kann, aber hat auch den Nachteil dass die 16 Wochen völlig sinnlos sind und dich keinen Schritt weiterbringen.

Meine Empfehlung deshalb: Geh an ein kleines Haus, an dem PJler eine Seltenheit sind und an dem eine angenehme Atmosphäre herrscht. Dann kannst du bestimmt trotz Taubheit viel lernen.

xyl15
11.10.2019, 15:41
Ich war an einer großen Uni-Klinik mit vielen PJlern und habe es wie oben beschrieben gehandhabt. Bzw. ich habe kein Hörproblem, aber interessiere mich nicht für Chirurugie und fand die OPs zum einen anstrengend und außerdem so gut wie nicht lehrreich, weil selten etwas erklärt wurde.

Daher habe ich mich eher proaktiv freiwillig an die anderen Aufgaben begeben, die zwar auch nicht den krassen Lerneffekt hatten, wie Blut abnehmen und Drainagen ziehen, aber immerhin eher relevant als Allgeminarzt sind und außerdem war ich dann beschäftigt und nicht für den OP sofort greifbar.
Oder fragen, ob man in bestimmte Sprechstunden dabei sein kann. Dabei habe ich noch am meisten gelernt.

Absolute Arrhythmie
11.10.2019, 16:18
Also ich hatte im Chirurgie - Tertial ein vergleichbares Problem. Und zwar hab ich mitten im PJ eine Augenerkrankung entwickelt, musste während des Chirurgie - Tertials mehrfach am Auge operiert werden und war dadurch in meiner Sehfähigkeit ziemlich eingeschränkt. Zeitweise konnte ich nicht räumlich sehen (also auch im OP schlecht Fäden abschneiden oder nähen), meine Pupille war wochenlang erweitert, so dass das helle Licht im Saal sehr unangenehm war und ich hatte Probleme mit dem langen fokussierten Gucken. Ich hab (Gott sei Dank) an einem peripheren Haus PJ gemacht und hab großes Entgegenkommen erfahren. Ich bin zwar durch drei Abteilungen rotiert, aber alle hatten Verständnis und ich war nur in einer Abteilung überhaupt regelmäßig im OP. Und wenn ich dann zB nicht die Hautnaht machen konnte war es auch kein Problem.
Ich stimme davo also absolut zu und würde mir auch ein Haus abseits der Uni mit wenigen PJlern suchen und das Problem von Anfang an offen kommunizieren.