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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Legitimität der CDT-Bestimmung?



Differenzialdiagnose
21.07.2018, 15:50
Hallo!

Da ich leider dazu im Internet nichts finden konnte: Inwiefern darf man die CDT-Bestimmung bei einem Patienten durchführen, wenn man den Verdacht auf chronischen Alkoholkonsum hat?
Sei es insbes. im Rahmen bspw. einer Lebererkrankung und eher nicht bezogen auf rechtsmedizinische Gründe.

Darf man dies ohne vorherige Absprache und/oder Einverständnis des Patienten explizit für den CDT-Wert machen?
Im klinischen Rahmen wird der Patient genau genommen ja auch nie 100%ig über die jeweilige Blutabnahme aufgeklärt, da heisst es ja meist "Es werden die Blutwerte/Entzündungswerte kontrolliert". Darf man bei klinischen Verdacht dies mitbestimmen?

WackenDoc
21.07.2018, 19:23
So einen Wert würde ich nicht ohne das Einverständnis des Patienten bestimmen. Die Bestimmung des Wertes liegt nicht unbedingt in seinem Interesse, birgt aber die Gefahr der Stigmatisierung.

Das Gespräch ist wichtiger- der Patient weiss ja was er trinkt. Therapeutische Konsequenzen ergeben sich nicht draus, seine Bestimmung hinter seinem Rücken beschädigt das Arzt-Patienten-Verhältnis.

Fr.Pelz
21.07.2018, 20:49
Wacken hat Recht. Indirekte Hinweise hast du ja auch durch Gamma-GT und MCV. Ich frage bei jeder Anamnese nach Alkoholkonsum und auch wenn man (gar nicht soo häufig) das Gefühl hat, bei der Menge wird geschummelt, - ob oder ob nicht, sagen die Patienten meist recht bereitwillig.

Und im Grunde kannst du ja eh nur sagen, dass er/sie es besser lassen sollte und auf die gesundheitlichen Konsequenzen hinweisen. Wenn es jetzt nicht gerade darum geht, ob jemand eine Lebertransplantation bekommt oder nicht, hat es ja wenig Relevanz.

WackenDoc
22.07.2018, 08:02
Und für die Fragestellung ist der Test auch nur bedingt geeignet. Er deckt nur einen begrenzten Zeitraum ab, schlägt nur ab einer bestimmten Menge an und kann falsch positiv sein.

Choranaptyxis
22.07.2018, 08:27
Nur als Frage aus meiner theoretischen Blase heraus: würde eine Kombibestimmung von z.B. CDT, gammagt, ETG, MCV einen Hinweis liefern? Das wird ja immer so verkauft, ja dann sind (fast) alle Parameter auffällig, aber es bleibt trotzdem nur ein Verdacht, wirklich bestätigen außer akut ist kaum möglich, oder?
Mal davon abgesehen, dass man das Einverständnis braucht

Differenzialdiagnose
22.07.2018, 12:51
Wenn es jetzt nicht gerade darum geht, ob jemand eine Lebertransplantation bekommt oder nicht, hat es ja wenig Relevanz.

Und wenn es genau darum ginge?
Wäre ja auch vielleicht interessant, wenn es eben genau darum geht, ob der Patient eine Leber erhält und dieser lieber gar nichts sagt, bevor er das Organ nicht erhält.

Gesocks
22.07.2018, 15:50
Für Abstinenz-Kontrollen vor und nach Aufnahme auf die Leber-Warteliste bei alkoholinduzierter Zirrhose gibt's Vorgaben der BÄK. Nebst Einholung von transplatationspsychologischen o.ä. Gutachten sollen CDT und Ethylglucuronid (Haar, Urin) regelmäßig bestimmt werden.
Wenn sich in der Praxis V.a. Saufen ergibt wird die suchtmedizinische Betreuung und Sucht-Begutachtung intensiviert und die Patienten werden häufiger und kurzfristiger einbestellt um spezifischere und kurzfristige Sauf-Marker - Ethanol direkt, EthG im Urin, Methanol usw. - bestimmen zu können.

Differenzialdiagnose
22.07.2018, 19:03
Ah, ok. Vielen Dank!

Hijadelaluna
22.08.2018, 23:57
Dazu gab's erst vor kurzem einen Artikel im Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/197676/Alkoholmarker-bei-klinischen-und-forensischen-Fragestellungen