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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechsel in die Allgemeinmedizin Praxis / Klinik



janni
31.07.2018, 13:02
Und schon wieder eine Frage...;)

Wie schon in einem anderen Thread geschrieben liebäugel ich damit in die Allgemeinmedizin zu wechseln. Ich bin Fachärztin für Anästhesie, habe 2 Kinder und möchte nicht den Rest meiner Berufszeit mit Diensten im Krankenhaus verbringen.
Jetzt habe ich ein Angebot von einer Allgmeinarzt-Praxis, dort anzufangen. 50% Arbeitszeit, also 4 Jahre. Mir fehlt allerdings noch 1 Jahr (Vollzeit) Innere in der Klinik, hier in Niedersachsen gibt es nämlich leider keinen Quereinstieg.
Das bereitet mir jetzt so ein bißchen Bauchschmerzen. Sollte man nach 4 Jahren Praxis tatsächlich nochmal in die Klinik gehen, wieder Dienste machen etc? Hat das schonmal jemand hier gemacht?
Ich find es halt zu verlockend jetzt erstmal in einer Praxis mit geregelten Arbeitszeiten und angenehmem Arbeitsklima zu arbeiten... auf der anderen Seite ist mein Großer in 4 Jahren schon in der Schule und das wird dann mit Sicherheit nicht einfacher was das Arbeiten in der Klinik angeht.

Bin dankbar für jede Meinung :)

freak1
31.07.2018, 13:15
Willst du denn überhaupt in die Allgemeinmedizin? Gerade in einem Fach wie Anästhesie kann ich mir vorstellen das es doch auch familienfreundliche Stellen ohne bzw. mit sehr wenigen Diensten gibt?

janni
31.07.2018, 14:06
Ich hab schon große Lust dazu. Und nein, so familienfreundlich wie es anmutet ist die Anästhesie leider nicht. Angefangen bei den Arbeitszeiten (keine halben Tage möglich oder nur mit Widerwillen und dem Groll der Oberärzte), und aus den Diensten ausgenommen wird man natürlich auch nicht. Und ich mag einfach nicht mehr nachts um 3 Narkose bei 99 jährigen die seit 3 Tagen nüchtern sind für ne Hüft-Tep oä machen.
Und im ambulanten Bereich findet man auch nicht so einfach was.

Pflaume
31.07.2018, 17:46
Ähmja, also eine halbe Stelle in einer Allgemeinmedizin-Praxis für die Weiterbildung zu bekommen ist jetzt nicht so ein sensationelles Angebot. Das findest du immer. Du könntest auch erst mal das eine Jahr Innere absolvieren, dann hast du das aus deiner Sicht "Gröbste" rum. Das kannst du auch in einem Belegkrankenhaus, einer Geriatrie oder sonst einer Institution mit internistischer Weiterbildungsermächtigung machen. Schau mal in dem Befugtenverzeichnis deiner Ärztekammer, wer alles die Weiterbildungsbefugnis hat... braucht man in Niedersachsen nur 1 Jahr Innere für den Allgemeinmediziner?

janni
01.08.2018, 07:55
Als Facharzt ja, sonst natürlich nicht.

tarumo
01.08.2018, 21:07
Ich hab schon große Lust dazu. Und nein, so familienfreundlich wie es anmutet ist die Anästhesie leider nicht. Angefangen bei den Arbeitszeiten (keine halben Tage möglich oder nur mit Widerwillen und dem Groll der Oberärzte), und aus den Diensten ausgenommen wird man natürlich auch nicht. Und ich mag einfach nicht mehr nachts um 3 Narkose bei 99 jährigen die seit 3 Tagen nüchtern sind für ne Hüft-Tep oä machen.
Und im ambulanten Bereich findet man auch nicht so einfach was.

Ich bin grad ein wenig verwundert, Facharzt, deutschsprachig- und dann im Vordergrunddienst verschlissen werden? In den meisten Häusern die ich kenne, wurden FA, wenn schon nicht als Oberarzt hochbefödert, zumindest bald aus den Vordergrunddiensten rausgenommen. Zwar nicht immer aus reiner Menschenfreundlichkeit, aber alleine, daß der/die Betreffende dann am nächsten Tag im Routinebetrieb fehlt, war oft ein triftiges Argument. Zur Not sollte man das doch das Haus wechseln. Als Neueinsteiger läßt sich doch relativ leicht "ohne Dienste" oder ein OA-Posten rausverhandeln, wenn man entsprechend auftritt.
Ambulante Anästhesie ist so gut wie tot, das stimmt leider. Aber, hast Du Dich schon mal mit einer Tätigkeit im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung (formerly known as "Honorararzt") beschäftigt. Das wurde in der Anästhesie ja quasi erfunden, und wenn man entsprechend gut vernetzt ist, hat man eine recht große Auswahl an Orten, Arbeitszeiten und im Idealfall einen Bruchteil der Arbeit fürs gleiche Geld.

tarumo
01.08.2018, 21:15
Und ich mag einfach nicht mehr nachts um 3 Narkose bei 99 jährigen die seit 3 Tagen nüchtern sind für ne Hüft-Tep oä machen.


Lass mich raten- die ganze elektive Hüft-TEP nachts als "Notfall" im Rahmen eines Bereitschaftsdienstes? Und der Formulierung nach scheint das ja öfters vorzukommen. Auch da gibt es Anästhesieabteilungen mit Rückgrat, die sowas unterbinden. Es werden ja nicht nur die beteiligten Ärzte, sondern auch nachgeordnete Ressourcen mit so einem Unfug verschlissen, und dann wundert man sich, wenn auch das Pflegepersonal knapp wird. Vom schlechteren outcome des Pat. ganz zu schweigen