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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum ich mich gegen Medizin entschieden habe. Ein Thread für Unentschlossene.



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nie
01.08.2018, 22:10
Ok, ich habe etwas übertrieben. Andererseits finde ich es von vielen sehr ungerecht, wie einfach jeder meiner Punkte vernachlässigt werden. (nicht von allen!) und mir stattdessen inakzeptable Dinge vorgeworfen werden. Ein großer Dank dafür, dass ich euch zu Beginn meines Threads gelobt. Es wird so getan, als hätte ich sie von den Haaren herbeigezogen. Es ist nichts von den Haaren herbeigezogen.Ich habe mich ausführlich mit dem Medizinstudium beschäftigt und alle meine Aussagen (außer die Prognose zu den Berufsaussichten, die ich selber aufgestellt habe) basieren auf sehr vielen echten Erfahrungsberichten von Medizinstudenten und Ärzten, die im Internet sehr leicht zu finden sind. Studenten, die nahe am Burnout sind und wegen der Stoffmengen den Studiengang wechseln, oder gedemütigte Personen, die am Boden zerstört sind, weil sie ihr Hammerexamen, Physikum oder sonstige wichtige Prüfungen nicht bestanden haben und zwangsexmatrikuliert wurden, nachdem sie 6 Jahre lang (!) studiert haben.

Hier haben Leute geantwortet, die selbst Medizin studieren bzw. das Medizinstudium bereits abgeschlossen haben. Die etliche Medizinstudenten und Ärzte persönlich kennen und deren Informationen aus erster Hand kommen. Im Internet kotzen sich gewöhnlich Leute aus, die aus irgendeinem Grund frustriert sind. Kaum einer schreibt einen Bericht im Internet, wie gut ihm etwas gefallen hat oder wie viel Spaß ihm etwas macht. Deshalb ist das Internet voll von negativen Berichten. Die Leute neigen eben dazu, sich hauptsächlich dann mitzuteilen wenn ihnen etwas nicht passt. Egal ob es um Urlaub, Online-Shopping oder das Medizinstudium geht. Es wird keiner gezwungen, ein Medizinstudium zu beginnen und jeder hat das Recht, sich gegen Medizin und für etwas anderes zu entscheiden. Gründe gegen ein Medizinstudium gibt es viele und wenn du für deinen Geschmack in diesem Studium zu viel Zeug auswendig lernen muss und zu wenig Kohle scheffeln kannst, dann ist es wohl der falsche Weg für dich.
Aber es sind eben keine guten Argumente, wenn man sinnvoll darlegen will, dass ein Medizinstudium keine gute Wahl ist. Weil sie eben so in dieser Form nicht richtig sind.

Hast du dir mal die Durchfallquoten vom Examen angeschaut? Die sind verschwindend gering. Selbst der Anteil der Medizinstudenten, der mehr als einen Versuch fürs Examen braucht, ist minimal. Der Anteil von Studenten, die nach 3 gescheiterten Examensversuchen zwangsexmatrikuliert werden, ist noch geringer. Und selbst im berüchtigten Physikum sind die Durchfallquoten ziemlich überschaubar. In kaum einem anderen Studiengang sind die Abbrecherquoten so niedrig. Und was heißt hier eigentlich gedemütigt? Es ist jeder für seinen Prüfungserfolg selbst verantwortlich und tausenden Medizinstudenten beweisen Jahr für Jahr, dass die Staatsexamina absolut machbar sind. Es gibt kaum ein Fach, in dem es so eine vereinheitlichte Prüfung gibt und wo so viele hevorragend ausgearbeitete, für jeden bezahlbare (und für den Großteil der Stundenten sogar kostenlose) Prüfungsvorbereitungen gibt. Wer daran mehrfach scheitert, sollte den Fehler primär bei sich und nicht beim System suchen.
Ich kenne auch Lehramt-Studenten, die sich aufgrund eines Burnouts psychiartrisch behandelt lassen haben. Von den Juristen will ich erst gar nicht anfangen. Und die Spitzengehälter kriegen auch nur die BWL - Absolventen, die über Jahre absolute Spitzenleistungen und überdurchschnittlich viel Einsatz gebracht haben.



Klar kann das auch in anderen Fächern passieren. Aber nach 5 Jahren hat man dann wenigstens einen Bachelor in der Hand, mit dem man sich bewerben kann! Im Medizinstudium gehen 6 Jahre einfach so verloren und man muss sich im Ausland neu bewerben! Das nenne ich eine große Demütigung! Vor allem für die überwiegenden Studenten, die nicht direkt nach dem Abi anfangen konnten.

Ist das so? Es bekommt also jeder, der ein Bachelor-Studium anfängt, irgendwann einen Abschluss? Woher kommen denn all die Leute, die nach Jahren des rumstudierens mit Ende 20 die letzte Prüfungen vor Beginn der Bachelorarbeit dann doch noch verkacken und plötzlich mit Ende 20 mit leere Händen dastehen? Ich habe mehrere Leute im meinen Umfeld, die nach jahrelangem Studieren im Drittversuch in einer scheiß Mathe- oder Statistikprüfung gescheitert sind, die für ihr Studiumfach nicht mal wirklich relevant ist sondern irgendein olles Grundlagenmodul, das sie seit dem ersten Semester vor sich herschieben. Das Germanistikstudium einer Bekannten wäre fast am Latinum gescheitert. All diese Leute stehen auch mit leere Händen da. Oder was ist mit all den Juristen, die sich jahrelang dumm und dämlich lernen um dann dreimal durchs Examen zu rauschen?



Nein, es ist ganz und gar nicht von den Fingern gesaugt, was ich euch erzähle. Es gibt zahlreiche Studenten, die sich darüber beschweren, wie wenig intelektuell fordernd das Medizinstudium ist. Das man in den Prüfungen nicht mal eine Formelsammlung benutzen kann und deswegen alle Formeln in Physik und Chemie auswendig können muss.

Jo, Physik und Chemie belästigt einen vielleicht 1-2 Semester und spielt sich auf absolut basalem Niveau ab. Finden viele ätzend, fand ich auch nicht geil. Genauso wie Lehramtsstudenten oder Psychologiestudenten sich durch Statistik quälen und Ingineure sich durch unzählige Mathematikübungsblätter arbeiter müssen. Und was ist schon interlektuell anspruchsvoll? Nicht jeder will stundenlang an irgendwelchen absurden mathematischen Problemen knobeln oder über den Kantschen Imperativ diskutieren. Das das Medizinstudium eher faktenorientiert ist, ist ja jetzt aber auch keine Neuigkeit.



Und es gibt genug Threads, in denen sich Assistenzärzte über die nicht zumutbare Belastung, geringfügig bezahlte Dienste und geringen Brutto Lohn aufregen. Ärztemangel? Es gibt quantitativ gesehen keinen Ärztemangel. Es gibt sehr, sehr viele Ärzte. Auf dem Land sind die Bedingungen nun mal viel schlechter als in Großstädten, weshalb die meisten Ärzte in die Stadt gehen. Das macht es auch nicht zum Selbstläufer, eine Stelle zu finden und in Zukunft wird sich das bestimmt nicht bessern, schließlich kommen auch ausländische Bewerber hinzu!

Auch in den Großstädten bekommt man problemlos Stellen. Überall wo ich bisher Famulatur oder PJ gemacht habe, hat man mir quasi den roten Teppich ausgerollt, hätte mich am liebsten gestern schon eingstellt. Sogar in der Uniklinik. Und ich bin definitiv kein Hochleistungssuperstudent mit Spitzenexamen. Ich hab nichtmal eine Doktorarbeit vorzuweisen.

Ja, die Arbeitsbelastung ist manchmal unzumutbar und manches Krankenhaus hat offensichtlich noch nie vom Arbeitszeitgesetz gehört. Aber das muss sich keiner gefallen lassen. Es gibt genug Stellen, an denen es moderater zugeht. Auch hier ist jeder seines Glückes Schmied. Und zur Bezahlung will ich gar nicht viel sagen... nur, dass es im Vergleich zu dem, was ich in meinem alten Beruf verdienst haben und dem, was sämtliche Leute in meiner Familie verdienen, ein riesiger Haufen Geld ist. Von meinem Einstiegsgehalt kann meiner Schwester (die ihr geistenswissenschaftliches Studium mit Bestnoten abgeschlossen hat und bei einem Top-Arbeitgeber ihrer Branche arbeitet) nur träumen. Das wird sie in 10 Jahren noch nicht gezahlt bekommen.



Ich kenne direkt einen IT-Spezialisten, der mit 24 Jahren schon so viel im Monat verdient, wie ein Facharzt. Also soll mir jemand sagen, Ärzte verdienen am meisten. In den anderen Wirtschaftszweigen hat man viel mehr Freiraum und kann viel mehr selbst bestimmen, die Selbstständigkeit ist leichter und man muss im Schnitt weit weniger arbeiten.

Jo, ich kenne jemanden, der mit 19 seine erste Millionen verdienst hat indem er auf dem Fußballplatz einem Ball hinterhergerannt ist. Es gibt da draußen auch Studienabbrecher, die mehrfache Millionäre waren bevor sie 30 wurden. Aber das sind eben glückliche Einzelfälle und sicher kein Maßstab. Auf jeden BWL Absolventen, der bergeweise Kohle scheffelt, komme etliche BWL Absolventen, die in irgendwelchen Sachbearbeiterjob versauern. Und nicht jedem Ingineur wird in der Entwicklungsabteilung von BMW oder Lufthansa der rote Teppich ausgrollt. Sicher nagen diese Berufsgruppen nicht am Hungertuch aber die Spitzengehälter teilen sich eben nur wenigen Spitzeleute.


:-nix

Mavel
01.08.2018, 22:13
Naja ich will Medizin studieren, weil ich gerne anderen Menschen helfe und Naturwissenschaften mag, aber es scheint ein sehr steiniger Weg zu sein und ich habe Angst es nicht zu schaffen vor allem bei den vielen negativen Erfahrungsberichten. Macnhmal will ich studieren, weil ich wirklich Lust darauf habe manchmal wieder nicht aber vielleicht denke ich es nur, um zu begraben, dass es für mich einfach nicht überhaupt einen Platz zu kriegen. Ich gebe zu, dass ich den Thread auch impulsiv erstellt habe aus emotionalen Gründen, es fällt mir schwer es zuzugeben aber ich bin verzweifelt weil ich nicht weiß wie ich zu einem Platz kommen kann. Ich habe einen schnitt von 1,4. Für Ham Nat lernen kann ich mich in letzter Zeit nicht aufraffen weil ich Angst habe dass es nicht klappt, meine Eltern sind dagegen dass ein FSJ mache und 1 JAhr "verschwende" ich könnte eine Ausbildung machen aber dafür zu bewerben ist eh zu spät... Ich hätte nur in Saarbrücken eine Chance aber die losen nur und ich müsste sehr weit weg von zu Hause

ja vielelicht komme ich euch vor wie ein Verrückter aber das ist die Wahrheit und ich öffne mich jetzt einfach. ich bin männlich

Mavel
01.08.2018, 22:19
tut mir sehr Leid aber ich weiß auch nciht mehr

morgoth
01.08.2018, 22:33
Für solche Situationen/Fragestellungen gibt es schon Hilfe, angefangen bei Studienberatung (im direkten Gespräch!) bis hin zu klassischer Psychologie/Psychotherapie.
Der Weg hier im Forum wird dir persönlich nicht so viel bringen, ich kann dir gerne 1 h erzählen, warum Medizin so schrecklich ist und 1 h warum ich es immer noch mache ... Du brauchst viel eher Unterstützung, um in dich hineinzuhören und herauszufinden, was du willst.

ehemaliger User_15082018
01.08.2018, 22:34
Vor Naturwissenschaftlern ziehe ich absolut den Hut. Halte z.B. ein Chemie oder Physikstudium für schwieriger als Medizin. Vielleicht muss da nicht soviel „auswendig gelernt“ werden, aber die Prüfungen haben es in sich. Naturwissenschften und auch Medizin schafft man nicht, wenn man nur extrinsische Motive wie Geld verdienen im Kopf hat. Warum erlernen Leute einen Pflegeberuf, oder werden PTA etc. Ja genau, Interesse am Fach. Genau wie der Großteil sicherlich nicht nur wegen Ferien und Beamtenstatus (für viele aus der freien Wirtschaft ein Schimpfwort) Lehrer an einer Sek1 Schule im sozialen Brennpunkt werden. Probleme bekommen eher Leute, die z.B. Jura wegen des Geldes umd nicht aus Interesse studiert haben, und mit 28 2x durchs Examen fallen oder sich in die Zwangsselbstständigkeit retten müssen. Die wären mit nem Assigehalt genau wie ich zufrieden. Bin froh nicht im Büro arbeiten zu müssen, und das sind viele andere auch, sonst wären die Bewerberzahlen nicht so wie sie sind. Aber man kann in jedem Studiengang glücklich werden. Das man mit Medizin wirklich unglücklich wird oder aufstocken muss, ist eher die Ausnahme. Der Millionenverdienst natürlich auch. Und bitte jetzt nicht mit Fussballprofis kommmen. Der Vergleich hinkt

ehemaliger User_15082018
01.08.2018, 22:55
Warum macht sich eigentlich nicht jeder BWL oder Informatikabsolvent sofort nach dem Studium mit nem Startup selbstständig, wenn man da soviel verdienen kann? Warum arbeiten die für 50k Einstigsgehalt brutto? Und haben auch Überstunden?

felicitously
01.08.2018, 23:29
Meiner (!) Meinung nach studiert so gut wie niemand Medizin "um anderen Menschen zu helfen". Diese Aussage finde ich einfach nur lächerlich. Und Leute die dermaßen "altruistisch" sind, sind in meinen Augen auch nicht für den Beruf des Arztes geschaffen.
Gerade Prestige, Geld und "Thrill" spielen eine zentrale Rolle. Es ist viel mehr ein persönlicher Antrieb das schwere Studium zu schaffen, von der Gesellschaft Anerkennung zu bekommen und seinem Leben einen Sinn zu geben. Das "Helfen" ist eine nette Nebensache, aber bei geschätzt 95 % der Ärzten definitiv nicht der Hauptantrieb fürs Studium gewesen.

Ich kenne aus meinem Abiturjahrgang sehr viele Leute, die ein schlechtes Abitur gemacht haben und einen von den vielen Studiengängen studieren, die in der EU aus dem Boden wie Pilze schießen und eins haben alle gemeinsam: "irgendetwas mit Management oder Marketing". International Marketing, international Business, usw usw.
Viele davon sind jetzt mit ihrem Studium fertig, haben einen Bachelor oder Master und finden einfach keinen Job oder arbeiten für wenig Geld in einem "Start-Up" und machen Aufgaben, die man eigentlich nicht mit einem akademischen Grad machen möchte. Meilenweit entfernt von Top-Gehältern, meilenweit entfernt von Aufstiegschancen.

In Jura hat man nach 4 Jahren das 1. Staatsexamen und für dieses zu lernen ist extrem viel und schwierig. Nach 4 Jahren exmatrikuliert zu werden ist deutlich schlimmer als nach 2 Jahren wenn man das Physikum nicht schafft.

kekskruemel
02.08.2018, 09:09
Naja ich will Medizin studieren, weil ich gerne anderen Menschen helfe und Naturwissenschaften mag, aber es scheint ein sehr steiniger Weg zu sein und ich habe Angst es nicht zu schaffen vor allem bei den vielen negativen Erfahrungsberichten. Macnhmal will ich studieren, weil ich wirklich Lust darauf habe manchmal wieder nicht aber vielleicht denke ich es nur, um zu begraben, dass es für mich einfach nicht überhaupt einen Platz zu kriegen. Ich gebe zu, dass ich den Thread auch impulsiv erstellt habe aus emotionalen Gründen, es fällt mir schwer es zuzugeben aber ich bin verzweifelt weil ich nicht weiß wie ich zu einem Platz kommen kann. Ich habe einen schnitt von 1,4. Für Ham Nat lernen kann ich mich in letzter Zeit nicht aufraffen weil ich Angst habe dass es nicht klappt, meine Eltern sind dagegen dass ein FSJ mache und 1 JAhr "verschwende" ich könnte eine Ausbildung machen aber dafür zu bewerben ist eh zu spät... Ich hätte nur in Saarbrücken eine Chance aber die losen nur und ich müsste sehr weit weg von zu Hause

ja vielelicht komme ich euch vor wie ein Verrückter aber das ist die Wahrheit und ich öffne mich jetzt einfach. ich bin männlich

Ich würde dir empfehlen, dir Hilfe im "echten Leben" zu suchen.
Und es wäre hilfreich, dich in diesem Punkt (mit Hilfe bspw) von deinen Eltern zu lösen. Es geht um deine Zukunft und sie dürfen gern ne Meinung haben, aber sie sollten deinen Weg akzeptieren. Und ja, das ist bei Eltern oft schwierig ... aber daher eben auch mit Hilfe, deinen Standpunkt festigen und gegenüber deinen Eltern vertreten.
Du vermeidest den HamNat, weil es eventuell nicht klappen könnte ... auch das ein Thema für Unterstützung im echten Leben.

Es bringt auf jeden Fall gar nichts, jetzt irgendeinen Schnellschuss zu produzieren. Das bringt uU später nur Probleme (spreche da aus Erfahrung).

romme
02.08.2018, 09:49
Zum Thema intellektuell nicht anspruchsvoll... das trifft nur für Teile der Anatomie (vor allem BWA ) und bei Psycho zu (kann nur von der Vorklinik reden, da ich noch nicht weiter bin, die aber bald abschließe). Physio und Biochemie kann man den Lernaufwand mit Verstand drastisch reduzieren, weil man eben mit intellektueller Leistung nicht allen Mist auswendig lernt, sondern Basics lernt und den Rest herleiten kann.

Meine Schwester hatte als promovierte Naturwiasenschaftlerin große Schwierigkeiten eine unbefristete Stelle zu finden. Als Mediziner ist das wesentlich leichter und ich würde nicht sagen dass ihr Studium leichter war.

Also in Relation Studium zum späteren Berufsleben ist Medizin zumindest eine sichere Bank.

Schubbe
02.08.2018, 10:09
Vor Naturwissenschaftlern ziehe ich absolut den Hut. Halte z.B. ein Chemie oder Physikstudium für schwieriger als Medizin. Vielleicht muss da nicht soviel „auswendig gelernt“ werden, aber die Prüfungen haben es in sich.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass naturwissenschaftliche Studiengänge wirklich schwerer sind als Medizin. Die Schwerpunkte sind einfach gänzlich andere. Letztendlich wird in den Naturwissenschaften belohnt, wer ein hohes Durchhaltevermögen besitzt und Dinge verstehen möchte. Man muss im IQ-Test nicht 5 Standardabweichungen überm Mittelwert liegen, um das Studium zu schaffen, aber zumindest den Willen besitzen Dinge verstehen zu wollen. Wer das kann und die technischen Fingerfertigkeiten beherrscht (die ebenso erlernbar sind), hat ein ziemlich entspanntes Studium.

Erschwerend kommt halt noch hinzu, dass das Medizinstudium eine akademisierte Berufsausbildung ist, während andere naturwissenschaftliche Studiengänge tatsächlich für die Forschung qualifizieren möchten.

Im Medizinstudium kann man übrigens auch auf Verstehen lernen, muss man aber nicht. Man kann genau so gut anfangen komplett hirnlos Sachen auswendig zu lernen, braucht sich dann aber eben nicht wundern, dass man extrem viel zu tun hat (neben den Klassikern Biochemie und Physio insbesondere auch in Anatomie). Dass sehr viele Studenten nicht auf Verstehen lernen, erkennt man übrigens neben persönlichen Gesprächen auch sehr gut an den Statistiken des Physikums welche Fragen falsch beantwortet worden sind :D

Miss_H
02.08.2018, 11:57
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass naturwissenschaftliche Studiengänge wirklich schwerer sind als Medizin. Die Schwerpunkte sind einfach gänzlich andere. Letztendlich wird in den Naturwissenschaften belohnt, wer ein hohes Durchhaltevermögen besitzt und Dinge verstehen möchte. Man muss im IQ-Test nicht 5 Standardabweichungen überm Mittelwert liegen, um das Studium zu schaffen, aber zumindest den Willen besitzen Dinge verstehen zu wollen. Wer das kann und die technischen Fingerfertigkeiten beherrscht (die ebenso erlernbar sind), hat ein ziemlich entspanntes Studium.
Eigene Erfahrung oder worauf begründest du deine Aussage? Ehrlich gesagt fand ich werde mein naturwissenschaftliches noch mein Medizinstudium "entspannt". Ich hatte in beiden Fächern viele Pflichtveranstaltungen und auch die Vorlesungsfreie Zeit war nicht frei. Wie schwer das eine oder andere jetzt ist, darüber kann man gar nicht urteilen. Es hängt davon ab, ob einem das liegt oder nicht.


das Medizinstudium eine akademisierte Berufsausbildung ist, während andere naturwissenschaftliche Studiengänge tatsächlich für die Forschung qualifizieren möchten.
Kann ich nur bestätitgen. An ganz vielen Unis kann man Medizin studieren ohne jemals in Kontakt mit Forschung zu kommen. Kritisch eine Fragestellung bearbeiten war zumindest an meiner Uni nicht Teil des Studiums.


Im Medizinstudium kann man übrigens auch auf Verstehen lernen, muss man aber nicht. Man kann genau so gut anfangen komplett hirnlos Sachen auswendig zu lernen, braucht sich dann aber eben nicht wundern, dass man extrem viel zu tun hat (neben den Klassikern Biochemie und Physio insbesondere auch in Anatomie). Dass sehr viele Studenten nicht auf Verstehen lernen, erkennt man übrigens neben persönlichen Gesprächen auch sehr gut an den Statistiken des Physikums welche Fragen falsch beantwortet worden sind :D
Ich finde schon, dass man ziemlich viel auswendig lernen muss und darauf kann man dann weiter aufbauen und Dinge verstehen.

Evil
02.08.2018, 12:43
Wirklich intellektuell anspruchsvoll sind die Studiengänge Mathematik und die, die viel Mathe enthalten.

Kackbratze
02.08.2018, 15:15
Theologie kann auch intellektuell anspruchsvoll sein. Medizin oder Jura sind die Sonderschulfächer unter den Studiengängen.

Luffy123
02.08.2018, 17:29
Dem Eingangsthema kann ich so nicht zustimmen:

1. Stoff:
Der Stoff mag zwar viel sein, aber es ist schaffbar. Wo ein Wille da auch ein Weg. Außerdem versucht man nach Systematik zu lernen, so sind bestimmte Muskelgruppen mit ähnlichen Ursprung und Innervation. Physiologie ist mehr auf Verständnis aus, da muss man die Funktionen der Organe "verstehen". In Biochemie ist es so, dass je nach Uni hauptsächlich die Namen der Enzyme und Produkte gefragt wird, weniger die Strukturformel.
Die Vorklinik ist ätzend, da muss man sich 2 Jahre lang durchbeißen. Alles danach wird einfacher und interessanter.

2. zum Lernen:
Ja es ist viel, aber wenn man im Erstversuch scheitert, dann nur knapp. Dann lernt man eben genauer und dann klappt es auch. Ich kenne kaum welche, die einen Drittversuch schreiben mussten.

3. Verdienst:
Wenn man BWL "studiert" (Anm. aus meiner Sicht ist das kein Studium :P) so braucht man auch mind. 6 Semester für den Bachelor und 4 für den Master macht 10 Semester in Regelstudienzeit, in der Medizin sind es knapp 2,5 Semester mehr (Praktisches Jahr). Ich weiß nicht, ob die Praktika vergütet werden, dennoch ist das eher eine sehr geringe Entschädigung, vergleichbar mit der Bezahlung im Praktischen Jahr. Aber die aller wenigsten schaffen eine Bachelor/Master in Regelzeit.
Das Einstiegsgehalt bei Medizinern ist eines der höhsten. Mit Ausnahme einiger weniger (mit der Hand aufzählbarer) Leute, die es schaffen in Jura ein Prädikatsexamen zu schreiben und in einer Großkanzlei einzusteigen oder mit Glück in die Management-Elite kommen, fristen doch die meisten anderen Akademiker ("BWLer", Juristen) ein normales Dasein mit einem Einstiegsgehalt, das etwas unter dem der Mediziner liegt. Aber nur wirklich wenige werden big player in der Wirtschaft. 98 % sind mit Sachbearbeitung und niedrigeren Management-Tätigkeiten beschäftigt. Außerdem gibt es so viel Konkurrenz in der freien Wirtschaft unter Juristen und Wirtschaftlern, da ist man schnell einer unter vielen. Und wer garantiert dir, dass ein Start-Up immer schwarze Zahlen schreibt?

4. Emotionale Belastung:
Man muss sich damit anfreunden, dass man nicht alle Menschen heilen kann, außer vielleicht in Chirurgischen Disziplinen, wo man etwas wegschneidet/wegoperiert oder zusammenflickt und dann gut ist (oder vielleicht noch in der Derma, wo man nach dem ABC-Schema verfährt ;) ) Wer deswegen Arzt wird, den wird der Beruf frustrieren. Gerade in der Inneren Medizin und in der Neurologie sind - Stand 2018 - nicht alle Krankheiten kurativ behandelbar. In 10 - 20 Jahren, wenn die Stammzellforschung soweit ist, das defekte Gewebe (Herz, Rückenmark, Neurone) zu reparieren, könnten diese Disziplinen tatsächlich kurativ werden. Und das ist das Spannende, dass sehr viel geforscht wird und man auch dabei sein möchte, wenn z.B. nach einem Schlaganfall mittels Stammzellen und effektiven Zeitmanagement (Stichwort: Rettungskette) die Ausfälle gering gehalten werden oder gar rückgängig gemacht werden. Sehr spannende Zeiten in den Neurowissenschaften und in der Onkologie. Man könnte fast schon von einem Paradigmenwechsel sprechen, was in den nächstne 10-15 Jahren passieren wird.
Wie gesagt, man kann nicht alle Menschen heilen. Aber man kann ihnen "helfen", indem man ihnen ihr Leiden erträglich macht und ihnen Hilfen anbietet. Das ist auch etwas. Aber wie bereits mehrere Vorposter geschrieben haben, studiert man nicht Medizin aus altruistischen Gründen.

5. Ärzteflut:
Ich glaube, dass vielen (künftige) Kollegen mittlerweile mehr auf Work-Life-Balance wert legen. Außerdem sind ca. 60 % Frauen, die Medizin studieren und im Zuge der Kinder werden viele mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Job etwas kürzer treten (Teilzeitmodelle, etc.). Es gibt viele Kliniken, die ihre Stellen kaum besetzten können. Einerseits kommen weniger Ärzte aus der EU nach D, da bereits dort in vielen Kliniken kaum (einheimische) Ärzte noch vorhanden sind. Anderseits haben viele Chefs mit ausländischen Ärzten (nicht-EU) große Schwierigkeiten, sodass diese nicht mehr bevorzugt werden. Außerdem machen die Landesprüfungsämtern diesen das Leben schwer (kenne Berichte aus sehr verlässlichen Quellen). Es wird, so denke ich in den nächsten 10 Jahren wenig an der Nachfrage ändern, denn neue Studienplätze werden kaum geschaffen.

Schubbe
02.08.2018, 19:43
Eigene Erfahrung oder worauf begründest du deine Aussage? Ehrlich gesagt fand ich werde mein naturwissenschaftliches noch mein Medizinstudium "entspannt".

Ja, es handelt sich dabei um eigene Erfahrungswerte. Die Vorklinik ist in meinen Augen nur deswegen so nervig, weil man von morgens bis abends in irgendwelchen Pflichtveranstaltungen dahervegetiert und Zeit, die man fürs Lernen aufwenden könnte, regelrecht verschwendet wird.

Das mit dem Auswendiglernen stimmt natürlich, an vielen Dingen kommt man nicht vorbei, aber an den allermeisten.

Gast09012019
04.08.2018, 13:57
Im Nachhinein würde ich nicht mehr (Zahn)medizin studieren. Man stresst sich über 5 Jahre im Studium ab um dann erst einmal der Assi zu sein, wird dort teilweise schamlos ausgenutzt.
Wenn man dann noch seinen Fach(zahn)arzt machen möchte muss man für die beegehrten Stellen teilweise Überstunden unentgeltlich ableisten und schlechte Bezahlung mit einem Lächeln hinnehmen um dann wieder gute 3-5 Jahre der A**** vom Dienst zu sein. Hat man es dann aber mal geschafft ist man (hoffentlich) glücklich, reich und sorgenfrei. (Zumindest wenn der Kredit für die eigene Praxis abgezahlt ist)

Wer für Medizin keine Begeisterung empfindet und einfach nur schnelles Geld machen möchte sollte es lieber sein lassen. Würde ich so ticken, hätte ich BWL oder Jura studiert - Kumpels aus dem Bereich lachen mich aus wenn ich ihnen erzähle wieviel ich nach 7 Jahren Ausbildung verdiene.