PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungen mit Zusatzweiterbildung Sozialmedizin



Seiten : [1] 2

flopipop
03.08.2018, 09:48
Was macht man eigentlich als Sozialmediziner?

Nach der FA Prüfung (Fach egal?) 1 Jahr bei der Krankenkasse/Amt/MDK arbeiten, Kurse besuchen, Zusatzbezeichnung erwerben und entspannten Schreibtischjob ohne Dienste mit Gutachtertätigkeit bekommen....? Ist es in der Realität wirklich so? was macht man sonst noch alles in dem Job? wie kommt man an so einen Job? und warum will das niemand machen? kennt jemand die Küche von innen?

Feuerblick
03.08.2018, 10:51
In der Realität hast du den Schreibtischjob z.B. beim MDK schon vorher (FA in der Regel egal, Innere/Neuro/Chirurgie/Anästhesie/Allgemeinmed. werden natürlich eher gesucht, weil universeller "vorgebildet"), bekommst von deinem Arbeitgeber die Kurse gezahlt, wirst dafür freigestellt, arbeitest dann gemütlich am Schreibtisch weiter und schreibst deine Gutachten (mit oder ohne Patientenkontakt - je nach Abteilung). Und ja, das ist wirklich so.

Mit der ZB kannst du im Prinzip bei Agentur für Arbeit, Krankenkassen, MDK, Versorgungsämtern, in Rehakliniken etc. arbeiten. Überall da, wo sozialmedizinische Begutachtungen/Wissen notwendig sind.
Wie man an so einen Job kommt? Einfach bewerben. Initiativ oder auf Stellenanzeigen der jeweiligen Homepages hin. Viele MDKen suchen regelmäßig Leute.
Warum das keiner machen will? KEINE AHNUNG... Vermutlich, weil die meisten Leuten Gutachten nur aus der WB kennen und mit "iiieeeh, gruuuuselig" verbinden ;-)
Wenn du genaueres wissen möchtest, melde dich einfach per PN mit konkreten Fragen.

flopipop
03.08.2018, 11:17
...und wie ist das ganze organisiert? man bekommt einen Stapel Gutachten und muss die analog einer konventionellen Röntgenliste zügig abarbeiten? gibt es dort aufstiegsschancen?

Feuerblick
03.08.2018, 11:29
Für die Erstellung der Gutachten im Rahmen der GKV gibt es gesetzliche Fristen, die man einhalten muss. Körperliche Untersuchungen etc. organisiert man mit entsprechenden Assistenzkräften und den Krankenkassen. Begehungen werden entsprechend mit den Krankenhäusern vereinbart, Kassenberatungen mit den Kassen. Je nachdem, was anliegt, muss man die Gutachten entsprechend zeitnah vor Ort oder am Schreibtisch abarbeiten. Sekretärinnen/Assistenzkräfte/Codierfachkräfte unterstützen die Gutachter und nehmen die nervigen Aufgaben (oft incl. Tippen der Gutachten) ab.
Aufstiegschancen gibt es, wobei die jetzt nicht sooo interessant sind (Teamleiter, Geschäftsbereichsleiter, Arbeit im Consulting etc). Gehaltssteigerungen gibt es aber auch ohne Aufstieg (Tarif kann man googeln).
Radiologen werden übrigens gern genommen. Insbesondere, wenn sie auch etwas Ahnung von Radioonkologie, Radiochirurgie, Bestrahlungsplänen, neuen nuklearmedizinischen Methoden etc. haben. ;-) Da geht es inzwischen doch sehr in die fachliche Tiefe.

Arbeitsamt und Versorgungsamt sind anders organisiert. Da ist die Fragestellung meist eine andere und es sind öfter körperliche Untersuchungen notwendig. Letztlich sind die Fragestellungen dort eher "allgemeinmedizinischer" Art. Es findet da auch etwas mehr "Konfrontation" mit den Patienten statt. Beide Institutionen suchen auch immer wieder Leute.

Hospitieren kann man eigentlich bei allen, wenn man Interesse hat.
Sozialmedizin-Kurse werden von vielen Ärztekammern angeboten. Es gibt zwei Grund- und zwei Aufbaukurse. Realistisch erträgt man einen, maximal zwei dieser Kurse pro Jahr :-)) In manchen Bundesländern muss man eine Abschlussprüfung für die ZB machen.

abcd
06.08.2018, 14:59
In der Leitungsebene von Rehakliniken werden auch gerne Sozialmediziner gesehen. Häuser, die von der DRV belegt werden, benötigen entweder eine Sozialmediziner oder ZB Rehabilitationswesen. Ein Entlassbrief für die Rentenversicherung hat den Status eines Gutachtens.

Feuerblick
06.08.2018, 15:01
Jepp. Leute aus Rehakliniken machen einen großen Anteil der Teilnehmer an den Sozmed-Kursen aus. Entsprechend Rehalastig sind die Kurse oftmals (hier bei uns gilt der Kurs für beide ZB).

abcd
06.08.2018, 18:32
Die Kurse sind ja "y-förmig" aufgebaut. Kurse A-D sind identisch für Rehawesen und Sozmed und können auf beide ZB angerechnet werden. Kurse E-H sind verschieden. Ich habe die E-H Kurse für Sozialmedizin in Düsseldorf gemacht, dort waren eher weniger Rehaleute und viele vom MDK und der DRV.

Feuerblick
06.08.2018, 18:36
Ich hab die Kurse in Hessen „durchlitten“ - da waren es fast nur Rehaleute von vorn bis hinten ;-)

facialis
06.08.2018, 18:49
Ich habe die E-H Kurse für Sozialmedizin in Düsseldorf gemacht, dort waren eher weniger Rehaleute und viele vom MDK und der DRV.

und was ist der unterschied zwischen der tätigkeit eines sozialmediziners in der reha klinik von der des im mdk tätigen?

Feuerblick
06.08.2018, 19:28
Der Rehamediziner arbeitet als Rehaarzt und therapiert im Rahmen der Reha, der MDK-Gutachter begutachtet, kümmert sich aber in keinster Weise um die Therapie des Patienten.

abcd
06.08.2018, 20:06
In der Reha ist man ganz normaler Arzt.

@Feuerblick
Die Grundkurse hab ich auch in Bad Nauheim gemacht..........ohne Worte. One man Show.

WackenDoc
06.08.2018, 20:30
Ist das in Bad Nauheim in der ärztlichen Akademie? Irgendwo am Ende der Welt- so eine alte Rehaklinik oder ein altes Hotel oder so?
Die Arbeitsmedizinkurse da haben auch so ziemlich den schlechtesten Ruf.

Feuerblick
06.08.2018, 20:33
In der Reha ist man ganz normaler Arzt.

@Feuerblick
Die Grundkurse hab ich auch in Bad Nauheim gemacht..........ohne Worte. One man Show.
*gacker* Grau-en-haft! Aber nach dem ersten Tag ist man vorbereitet und hat Ablenkung dabei :-)) Für mich passte das halt örtlich gut, daher hab ichs durchgezogen.

@Wacken: Das ist in der ärztlichen Akademie in der Nachbarschaft des Hochwald-KH. Aber neues Gebäude.
Der QM-Kurs da war super.

flopipop
06.08.2018, 20:41
habe das Gehalt nach TVöD gegoogelt, da verdient man ja wie ein Assistent im 1. Jahr....könnt ihr davon leben oder macht ihr das nebenberuflich?

Feuerblick
06.08.2018, 20:44
Welches Gehalt hast du gegoogelt?

flopipop
06.08.2018, 21:46
http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tvoed/bund?id=tvoed-bund-2018&matrix=1

anignu
06.08.2018, 22:23
und was ist der unterschied zwischen der tätigkeit eines sozialmediziners in der reha klinik von der des im mdk tätigen?
Ein Arzt in einer Klinik arbeitet mit und für Patienten.
Ein Arzt beim MDK hat zwar keine Patienten, erklärt den tatsächlich ärztlich tätigen Ärzten aber im Nachhinein, wie sie arbeiten hätten sollen obwohl es sich teils um ein Fachgebiet handelt in dem der betreffende MDKler noch nicht mal gearbeitet hat...

Feuerblick
07.08.2018, 04:29
@anignu: Nee, so stimmt das nicht. Eigentlich erklärt er im Bereich Krankenhaus und DRG nur, dass die Dokumentation den Verlauf und die Belegungszeit so nicht erklärt. ;-)
Dass es auf beiden Seiten Idioten gibt, bestreite ich allerdings nicht. So arbeitet „der“ Arzt in der Klinik gerne mal für den gottgleichen Chef und den Gewinn des Konzerns, aber gegen jegliche Leitlinie und Fachgesellschaft und „der“ Arzt beim MDK ist nicht selten zu kritisch, weil er genau solche Pappenheimer kennt. :-))

@Flopipop: Und wessen Tarifvertrag soll das jetzt sein?

tarumo
07.08.2018, 22:39
Versuchs mal hier:
https://www.marburger-bund.de/sites/default/files/tarifvertraege/2017/mdk/mdk-t-version-aerzte-3-aetv-09-2016.pdf

Die Diskussion, ob die aufgerufenen Gehälter nun 12x wie in der unmittelbaren Patientenversorgung oder sogar 13x gezahlt werden, hatten wir schon. Die offizielle Lesart war seinerzeit, daß man mit dem teils vierstelligen Unterschied pro Monat ein wenig die fehlende Poolbeteiligung und Dienstvergütung ausgleichen wollte. Nur hat man in Zeiten der Dienst-Minusstunden und reduzierten oder gar nicht gezahlten Poolbeteiligung irgendwie "vergessen" nach unten anzupassen. Auf jeden Fall kann sich jeder einen Reim drauf machen, wie die (Krokodils)tränen der Politik, daß immer weniger Ärzte in die unmittelbare Patientenversorgung gehen wollen, zu bewerten sind.
Noch ein Aspekt: als eine der ganz wenigen Gruppen von Nicht-KH-Ärzten bekommst Du zwar Dein Geld von der GKV, bist aber gleichzeitig von den wöchentlichen total-solidarisch-gerechten primär unbezahlten 15h-Bereitschaftsdiensten an einer teils völlig fremden KH-Praxis oder beim Fahrdienst ausgeschlossen, und das ganze, wo man doch die Rationierung und Richtlinien der SGB-V Medizin dann doch mal unmittelbar in die Praxis umsetzen könnte;-)
Falls doch irgendwo MDK-Ärzte tatsächlich die KV-Dienste mitmachen, bitte ich den polemischen Einwurf zu entschuldigen...

Feuerblick
08.08.2018, 04:33
Wieso sollten Ärzte, die nicht an der Patientenversorgung teilnehmen, zu KV-Diensten verpflichtet werden? Sie sind im KV-System überhaupt nicht drin... Deine Kenntnis bezüglich der Vergütung von MDK-Ärzten („bekommst du zwar den Geld von DER GKV“ ->falsch!) ist offenbar unvollständig.
Und den polemischen Einwurf kannst du zurücknehmen, da einige MDK-Ärzte sogar ganz freiwillig KV-Dienste machen.