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Gast17092018
05.08.2018, 17:52
Guten Tag!

Mich würden mal einige kurze aber prägnante Tages-/Wochen-/Monatsabläufe derjenigen interessieren die sich in der Assistenzarztausbildung Psychosomatik befinden. Kann auch etwas länger sein ;-)

Vielen Dank :)

Gruß

Gast17092018
13.08.2018, 22:16
Hm...keiner ? :(
Ich habe die Forensuche benutzt, falls das das Problem ist.
MIch interessiert aber eine aktuelle EInschätzung, insbesondere nach den aktuellen Sparreformen etc...

Wäre echt prima!

Gruß

roxolana
14.08.2018, 18:49
Ich glaube, hier hat sich noch keiner als Psychosomatiker geoutet... Wegen der Sparreformen (meinst du PEPP?) kannst du ja bei den Psychiatern mal fragen: http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?97873-Eigen-oder-Fremdgef%E4hrdung-Der-Psychiatertreffpunkt
Die betrifft das ja vermutlich genauso.

rafiki
16.08.2018, 16:57
Hallo Jaiyn,

gebe als Nicht-Assistent mal eine Darstellung des Ablaufs in der Akutpsychosomatik:
8 Uhr: BE einmal pro Woche (pro Pat. 4-wöchentlich),
8.30 Uhr: Übergabe durch die Pflege mit Besprechung schwieriger Pat. bis ca. 9/9.30 Uhr
Dann Therapiegespräche, in der Regel je 50-minütig, pro Pat. 1-2x wöchentlich
Dazwischen viel Dokumentation, Briefe, Konsilkoordination, manchmal Angehörigengespräche, Kriseninterventionen, selten Neuaufnahmen (1-2 pro Woche, manche Wochen auch keine), Voraufnahmegespräche (zur Klärung der Indikation und Motivation), Nachdenken über Patienten, Therapien.
2x wöchentlich Einzelvisite, 1x wöchentlich OA-Visite.
1x wöchentlich ausführliche Teamsitzung mit den anderen Therapeuten und Pflege über jeden einzelnen Pat.
1x wöchentlich Klinikkonferenz mit aktuellen Themen, Fallvorstellungen, Journal-Club
regelmäßige (mindestens 2-wöchentliche) klinikinterne Fortbildungen
Feierabend meistens pünktlich 16.30 Uhr

tarumo
16.08.2018, 20:36
Ich glaube, um PEPP zu beurteilen, ist es noch zu früh. Die Kristallkugel sagt mir aber, daß die Auswirkungen die gleichen sein werden wie seinerzeit bei Implementierung der DRGs...nur die "blutigen" Entlassungen werden anders heißen...
Zum dem obigen Beitrag möchte ich noch aus erster Hand hinzufügen, weil es eben auch dazugehört: in der Psychosomatik wirst Du Dich mit dem Phänomen konfontiert sehen, daß zwar der Stellenschlüssel ziemlich gut besetzt ist (mit nichtärztlichen PsychotherapeutInnen nämlich), dafür aber die wenigen approbierten PsychotherapeutInnen quasi "dauerdiensten" müssen, eben weil die überwiegende Anzahl der therapeutisch tätigen KollegInnen nicht approbiert ist. Also Fachwahl mit der Hoffnung auf wenige bzw. ruhige Dienste is`nich...
Kann natürlich von Klinik zu Klinik unterschiedlich sein und müßte immer konkret erfragt werden. Und den KV-Zwangsdiensten nach dem Wechsel in eine Praxis wird man später auch kaum entrinnen können. Letztendlich gestaltet sich auch ein Wechsel ins Ausland in dieser Fachrichtung eher schwierig, falls es mal nötig sein müßte.

Gast17092018
16.08.2018, 22:01
Wow...vielen Dank für Eure Beiträge!!
Die waren tatsächlich VIEL hilfreicher als ich mir je erhofft hätte. Habe keine Fragen mehr. Habe selbst Eure Hinweise nochmal nachgelesen und kann jetzt eine wirklich gute Entscheidung treffen. Danke!! :-)

tarumo
17.08.2018, 13:14
Noch was vergessen: als Psychosomatiker wirst Du eine Menge Geld (hoher vierstelliger Betrag), Zeit (mehrere Wochen insgesamt) und Fahrtkosten in vorgeschriebene externe Veranstaltungen investieren müssen. Ich persönlich kenne keine Klinik, die das komplett übernimmt, über eine teilweise Erstattung bzw. Freistellung (laut Tarif hat man ja nur drei Tage, die u.U. auch anders genutzt werden müssen) kann man froh sein bzw. sollte das erfragen. Im Zeitalter von PEPP dürfte sich die Situation eher verschlechtert haben

Gast17092018
17.08.2018, 18:22
Ja, auch das ist ein Punkt.
Für mich viel entscheidener ist aber die Veränderung der Arbeitsverhältnisse und eben diese unsäglichen KV-Dienste.
Weil letztlich habe ich schon ne recht genaue Vorstellung wo ich hinmöchte und wenn es in 10 oder 20 Jahren möglicherweise so sein sollte, dass eben gar nicht mehr genug Vertreter gefunden werden sollten, die einen auch gegen Geld vertreten KÖNNEN...dann ist mir das Risiko zu hoch eben doch mit frischen Herzinfarktpatienten oder Magendarmgrippe nachts in meiner eigens dafür ausgestatteten Psychotherapiepraxis konfrontiert zu werden. Das würde mir nicht liegen denke ich. Entweder das eine oder das andere. Entweder richtig akut Allgemein/Innere/Notdienst ODER Psychotherapie. Oder schätzt jemand hier das als unnötige Sorge ein??

davo
17.08.2018, 18:25
Das ist IMHO von allen unnötigen Sorgen eine der allerunnötigsten :-))

Gast17092018
17.08.2018, 18:44
Oh warum Davo? Magst du das erläutern?

davo
17.08.2018, 18:56
Weil die Idee so unsinnig ist, dass nicht einmal die KV draufkommen würde.

Mach dir weniger Gedanken (deine Beiträge drehen sich ja fast alle um irgendwelche Ängste/Sorgen bzgl. Zukunft) sondern genieß erst mal den Start ins Studium. Schau dass du die Vorklinik gut überstehst und trotzdem das Leben genießt. In ein paar Jahren kannst du dir dann Gedanken um dein zukünftiges Fach und damit zusammenhängende Fragen machen - das kann sich bis dahin ja komplett geändert haben, genau wie sich auch die Rahmenbedingungen bis dahin bestimmt geändert haben werden.

Gast17092018
17.08.2018, 18:59
Bist du dir das so sicher ? ;-) Die kommen auf eine Menge Ideen ;-)

Na mal gucken...ich bin ja Zweiti und insofern muss ich schon genau gucken wie viel es mir tatsächlich auf praktischer Ebene bringt oder ob es eher zur Befriedigung meines medizinischen Wissensdurstes dient.

Es stimmt schon, die Beiträge, die ich hier schreibe sind immer die pessimistischen- für alles gute brauch ich ja nix posten ;-)
Gruß

davo
17.08.2018, 19:11
Rein interessehalber: Hast du denn schon einen Studienplatz?

Pflaume
18.08.2018, 08:46
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es jemals Zeiten geben wird, wo du als Psychosomatiker KV-Dienste machen *musst*. Das ist schon ziemlich weit hergeholt. Eine Verknappung der Leute, die das machen, bedeutet nur, dass man mehr ggf. Geld bezahlen muß, damit jemand anders das für einen übernimmt. Das ist natürlich unangenehm genug, aber jedenfalls nicht so bedrohlich wie deine Angst, Herzinfarkte behandeln zu müssen (übrigens eine der leichtesten Übungen im KV-Dienst, weil du für die bzw. für Verdachtsfälle sowieso nicht zuständig bist, sondern den Rettungsdienst alarmierst).

Da gibts wirklich eine Menge Probleme, die viel wahrscheinlicher zum Problem werden können, allem voran ein Ausgeliefertsein bezüglich Vergütung und ggf. Arbeitszeiten bzw. Arbeitsbelastung. So wie in den anderen Spezialisierungen der Medizin auch.

tarumo
20.08.2018, 07:28
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es jemals Zeiten geben wird, wo du als Psychosomatiker KV-Dienste machen *musst*.

Sorry, es ist schon länger so weit. Aktuell gilt vereinfacht: Approbation + nicht im Krankenhaus tätig = Pflicht zu KV-Diensten (die eigentlich "Ärztekammer-Dienste" sind). Je nach KV-Sprengel wird das noch unterschiedlich gehandhabt. Dazu einfach meine Beiträge vom Juni/Juli lesen. In Anbetracht der Altersstruktur der jetzigen niedergelassenen Ärzte und der zunehmenden Etablierung von 24/7 Bereitschaftsdienstpraxen (die vorwiegend mit zwangsrekrutierten Ärzten bestückt werden), dürfte für jeden klar sein, wohin der Trend geht. Übrigens hat im erweiterten Bekanntenkreis gerade dieses Jahr die Einziehung von ärztlichen Psychotherapeuten in den "reformierten" KV-Dienst zur einer Rückgabe der Kassenzulassung geführt. Der KV-Anteil wird nun von einer nichtärztlichen Psychotherapeutin weitergeführt, die natürlich keine KV-Dienste machen muß, aber umgekehrt auch keine Verschreibungen/Krankschreibungen vornehmen darf. Auf dem Papier ist die Versorgungs-Quote aber erfüllt...Gutes Beispiel, wie irgendwelche "Verbesserungsgesetze" alles nur noch schlimmer machen.

Pflaume
20.08.2018, 10:05
Sorry, es ist schon länger so weit. Aktuell gilt vereinfacht: Approbation + nicht im Krankenhaus tätig = Pflicht zu KV-Diensten (die eigentlich "Ärztekammer-Dienste" sind).
Die rechtliche Situation ist mir bewusst. Die Threaderstellerin hat vor allem die konkrete Angst, sich tatsächlich körperlich irgendwo hinsetzen zu müssen und KV-Dienste, die sie sich als potentielle Psychosomatikerin nicht zutraut, machen zu müssen. Diese Pflicht existiert auf dem Papier, aber in der Praxis kann man sich dem entziehen, indem man andere Leute damit beauftragt, die Dienste für einen zu machen. Unter Umständen muß man dafür sogar viel Geld bezahlen. Sich körperlich hinsetzen und KV-Dienste machen, die man sich nicht zutraut, muß man aber nicht. Das ist doch alles immer eine Frage des Geldes. Dass auch Geld ganz schön wehtun kann, versteht sich von selbst. Habe ich oben ja auch schon geschrieben.

Ich halte - wie ich oben schon geschrieben habe - andere Probleme im Zusammenhang mit einer Niederlassung als Psychosomatiker für relevanter. Allem voran das Ausgeliefertsein bezüglich der gesamten Vergütung, ob man da jetzt die Kosten für KV-Dienste abzieht oder nicht.

tarumo
20.08.2018, 10:24
Sicher ist alles eine Frage des Geldes. Neben der Dienstumlage (sind aktuell so 150 EUR/Mo) mußt Du dann auch noch einen Vertreter beauftragen (aktuell: so 600-1000 EUR/d), das Geld muß man auch erst mal verdienen. Und das ganze mehrmals im Monat. Und wenn es an z.B. Weihnachten knapp wird: dann vielleicht 2000 EUR? oder 5000? Und was ist, wenn die Vertreter auch keine Lust mehr haben, sich die Fresse polieren zu lassen oder schlimmeres? KH stellt Security, die dem KH "vorgeschaltete" BD-Praxis, wo genau dieselben Leute "Stress" machen, hat keinen. Oder willst Du aus Deiner privaten Tasche auch noch Security zahlen, nachdem Du Deinen Patienten schon den Arzt zahlst??? Und wenn dein Vertreter kurzfristig keinen Bock hat, oder erkrankt: Du bist dran!
Die weit überwiegende Anzahl der "KV-Vertreter" sind übrigens im Ruhestand, und da liegt es in der Natur der Sache, daß die jedes Jahr weniger werden. Und daß sich das kaum noch jemand freiwillig antut, verstehe ich ja. Daher auch der "Zwang" seit ein paar Jahren.
Wenn man so einfach entrinnen könnte, wäre es ja kein Zwangsdienst, und die Maschen werden jedes Jahr enger geknüpft.

Die Vergütungsfrage kann man durch Umstellen auf "privat" oder "reich heiraten" meist noch irgendwie kompensieren, aus dem Dienstsystem gibt es langfristig kein Entrinnen (es sei denn, die Approbation zurückgeben) und wie in meinem Beispiel kann das durchaus zur Komplettaufgabe der Praxis führen.

morgoth
20.08.2018, 10:30
Naja, bevor jetzt die Szenarien zu abstrus werden, vielleicht dann doch ein Gegenszenario.
Du machst (als Psychosomatikerin) die Dienste, die sich tatsächlich nicht - bzw. nur gegen Tausende Euro - tauschen lassen, und überweist halt alle unklaren Fälle an das nächstgelegene KH.
Würde auf jeden Fall von diesen Überlegungen nicht die Fachwahl abhängig machen ...

muerisch
20.08.2018, 10:49
Hallo, ich hoffe, ich stelle meine Frage an der richtigen Platz und freue mich bereits auf euren Hinweise.

Nach 4,5 Jahre Neurologie, mache ich gerade mein psychiatrisches Jahr an einer anderen Klinik bzw. anderem Bundesland durch. Mein Ziel ist schnellstmöglich mein FA zu absolvieren und die Neurologie zu vertiefen, ich befinde mich aber z.Z. in einer Zwickmühle.

Der damalige Chefartzt für Neurologie bietet mir eine OB Stelle, wenn ich zurückkehre und die Prüfung dort mache. Die Klinik befindet sich 150 km entfernt von Zuhause.

Der Chefartzt an der Psychiatrie hier bietet mir eine Weiterbeschäftigung als Assistenartzt. Die Klinik befindet sich 1500 m entfernt von Zuhause.

Wenn ich single wäre, würde ich sofort zurück, meine Freundin und unser Haus sind eben hier. -:))

Wisst ihr, ob ich meine FA Prüfung für Neurologie an dieser Stelle (Assistenzarzt Psychiatrie) absolvieren kann oder müsste ich als Neuro Assistenzarzt angestellt sein ?

Vielen Dank!

Der Mürrischer 😉

Pflaume
20.08.2018, 11:53
Die Frage einmal stellen hätte es auch getan statt in zwei verschiedenen Threads!