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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizi. Uni Wien oder Medizin an der LMU?



TheForge
10.08.2018, 21:51
Hallo allerseits!

Ich habe am vorigen Montag meine Zusage zum Medizinstudium hier in Wien bekommen und habe mich bereits inskribiert (komme aus Wien). Heute kam dann noch zusätzlich der Bescheid von Hochschulstart, dass ich in der 1. Quote die Uni München bekommen habe. Die Zulassungsfrist ist ziemlich bald vorbei und ich müsste mich nun entscheiden: Ehrlich gesagt hätte ich es hier in Wien bezüglich Privat- und Sozialleben viel leichter (auch mehr Unterstützung) und würde lieber hierbleiben; das soll aber keineswegs meine Wahl beeinflussen, denn ich möchte in die bessere Uni mit den besseren Chancen und bezüglich meines Wohlbefindens kann ich ja Kompromisse eingehen. Meine Frage daher an euch: Was ist denn so der große Unterschied zw. den beiden Unis bzw. Österreich und Deutschland Med-Studium überhaupt? Was ist (natürlich rein subjektiv) schwieriger? Nach welchem Abschluss hat man bessere Berufschancen (weil ja z.B. auf der Weltrangliste die LMU der MUW weit voraus ist --> höherer Status?)? Oder hat man mit der MUW auch gute Chancen eines Tages in Deutschland arbeiten zu können?

Sry für den Spam und ich bedanke mich für jede Antwort bereits im Vorraus :)

ProximaCentauri
11.08.2018, 09:10
In den meisten Fächern ist es so dass du problemlos einen Job bekommst und die Uni schlicht keine Rolle spielt. Ich würde auf jeden Fall die wohnortsnahe Uni nehmen. Der Ärztemangel ist von da her sehr komfortabel für Stellensuchende.

trtm
14.08.2018, 22:46
Sehe das bezüglich Jobchancen genau so wie ProximaCentauri
Bin selbst Österreicherin, studiere an der LMU (sechstes Semester) und habe einige Freunde, die mit mir maturiert haben und nun im vierten oder sechsten Semester in Graz oder Wien sind. Gut gemeinter Rat - wenn du dir das Physikum, das Krankenpflegepraktikum und den Stress, dir eigenständig eine Doktorarbeit besorgen zu müssen ersparen kannst, dann mach es ;)
Arbeiten kannst du auch mit einem Wiener Abschluss in Deutschland
Groben Unterschiede bezüglich Deutschland vs Österreich
Deutschland: strenge Aufteilung in Vorklinik und Klinik, während der Vorklinik (ersten 4 Semester) verpflichtend 3 Monate Krankenpflegepraktikum in den Ferien, insgesamt drei Teilprüfungen des Staatsexamens, sprich du hast während der Vorklinik ganz normale Klausuren und Testate unter dem Semester und dann nach 4 Semestern eine große, gesamte Prüfung über den Stoff der Vorklinik. Mündlich und schriftlich. Man schließt das Studium mit dem Staatsexamen ab, wenn du Wert auf eine Doktorarbeit legst, musst du dich selbst drum kümmern
Achja und 4 Monate Pflichtfamulatur während der Klinik
Österreich: Kein Pflegepraktikum, 3 Monate Pflichtfamulatur, keine ganz so strenge Aufteilung in Klinik und Vorklinik (Grazer dürfen zb auch schon vor Patho famulieren), alle schreiben Diplomarbeit


Weiß nicht, ob das eine Rolle spielt aber München ist bezüglich Lebenserhaltungskosten schon ein Eck teurer als Wien. Dazu kommen noch Fahrtkosten wenn du ab und an heimfährst. Und die Wohnungssuche in München kann grausam sein ;)

Ich leb wahnsinnig gern in München, bin gern an der LMU, das Studium ist absolut machbar und ich bin eigentlich auch ein Verfechter davon, zum Studieren nicht daheim zu bleiben, sondern wonders hinzugehen.... aber wenn ich deine Entscheidung treffen müsste, würde ich ganz klar in Wien bleiben. Würde mit meinen heutigen Erfahrungen wohl auch den Aufnahmetest in Österreich machen und nicht einfach über den NC nach Deutschland gehen ;)
Bequemer is es bestimmt in Wien für dich
In Wahrheit wird's aber gelinde gesagt wuascht sein wo du studiert hast...auch bezüglich späterer Jobchancen

mailman
14.08.2018, 23:16
Könntest Du vielleicht Deine PN Funktion freischalten, trtm? :-))

trtm
15.08.2018, 00:01
hab ich soeben :)

TheForge
15.08.2018, 02:47
Sehe das bezüglich Jobchancen genau so wie ProximaCentauri
Bin selbst Österreicherin, studiere an der LMU (sechstes Semester) und habe einige Freunde, die mit mir maturiert haben und nun im vierten oder sechsten Semester in Graz oder Wien sind. Gut gemeinter Rat - wenn du dir das Physikum, das Krankenpflegepraktikum und den Stress, dir eigenständig eine Doktorarbeit besorgen zu müssen ersparen kannst, dann mach es ;)
Arbeiten kannst du auch mit einem Wiener Abschluss in Deutschland
Groben Unterschiede bezüglich Deutschland vs Österreich
Deutschland: strenge Aufteilung in Vorklinik und Klinik, während der Vorklinik (ersten 4 Semester) verpflichtend 3 Monate Krankenpflegepraktikum in den Ferien, insgesamt drei Teilprüfungen des Staatsexamens, sprich du hast während der Vorklinik ganz normale Klausuren und Testate unter dem Semester und dann nach 4 Semestern eine große, gesamte Prüfung über den Stoff der Vorklinik. Mündlich und schriftlich. Man schließt das Studium mit dem Staatsexamen ab, wenn du Wert auf eine Doktorarbeit legst, musst du dich selbst drum kümmern
Achja und 4 Monate Pflichtfamulatur während der Klinik
Österreich: Kein Pflegepraktikum, 3 Monate Pflichtfamulatur, keine ganz so strenge Aufteilung in Klinik und Vorklinik (Grazer dürfen zb auch schon vor Patho famulieren), alle schreiben Diplomarbeit


Weiß nicht, ob das eine Rolle spielt aber München ist bezüglich Lebenserhaltungskosten schon ein Eck teurer als Wien. Dazu kommen noch Fahrtkosten wenn du ab und an heimfährst. Und die Wohnungssuche in München kann grausam sein ;)

Ich leb wahnsinnig gern in München, bin gern an der LMU, das Studium ist absolut machbar und ich bin eigentlich auch ein Verfechter davon, zum Studieren nicht daheim zu bleiben, sondern wonders hinzugehen.... aber wenn ich deine Entscheidung treffen müsste, würde ich ganz klar in Wien bleiben. Würde mit meinen heutigen Erfahrungen wohl auch den Aufnahmetest in Österreich machen und nicht einfach über den NC nach Deutschland gehen ;)
Bequemer is es bestimmt in Wien für dich
In Wahrheit wird's aber gelinde gesagt wuascht sein wo du studiert hast...auch bezüglich späterer Jobchancen

WOW :o ich danke dir herzlichst für deine tolle und ausführliche Antwort!!!

Ich verstehe jetzt so ca. die Grundzüge von beiden Studiengängen aber eines verstehe ich irgendwie immer noch nicht (komm aus dem Schulleben, habe noch nicht zu viel Ahnung vom Unisystem): Du erwähnst, dass wir alle Diplomarbeiten schreiben müssen, aber ihr euch um Doktorarbeiten kümmern müsst. Sind nun beide das gleiche oder doch nicht? Also mit der Diplomarbeit bekommt man ja den Bachelor, in unserem Fall den Dr.med.univ. Titel nach 6 Jahren, richtig? Heißt dasselbe bei euch dann Doktorarbet?
Außerdem habe ich in einem Forum gelesen, dass wir in Österreich den "Vorteil" haben 6 Monate früher fertig zu werden und automatisch den Dr.med.univ. Titel zu bekommen (i know wenig Kontext, aber das schrieb einfach jemand), stimmt das?

Vielen Dank im Vorraus :)

trtm
15.08.2018, 03:00
Hallo :)

Offiziell ist die Doktorarbeit in Deutschland eine „richtige“ (was sie natürlich in den meisten Fällen nicht ist, frag mal einen Physiker od andere Naturwissenschaftler die können wunderbar zum Thema medizinische Doktorarbeiten lästern :D), daher ist man dann nach Studium in Deutschland, wenn man denn eine Doktorarbeit gemacht hat (die muss natürlich nicht experimentell sein, kann auch zb statistisch sein. Man muss sich halt nur vermehrt selber drum kümmern im Vergleich zu Graz zb) auch dr.med
In Österreich ist man dann dr.med Univ (wobei der Unterschied eh niemandem klar ist und eh oft unterschlagen wird und ja auch komplett irrelevant ist für die Realität. Die 80 jährige Oma Meier interessiert das univ relativ wenig. Die interessiert nur ob du eh ein richtiger Arzt bist und das is man halt für viele nur mit Titel)
Klar muss man in Österreich sich auch selbst um seine Diplomarbeit kümmern, soll jz nicht der Eindruck entstehen das wär eine super leichte Partie, aber da machen sie halt alle. Weil sie müssen. Da kommt man nicht raus und es is soweit was die Strukturen angeht alles organisiert. Od zumindest vieles.
In Deutschland brauchts halt mehr Eigeninitiative

trtm
15.08.2018, 03:02
Falls das nicht ganz klar war...in Deutschland schließt du mit Staatsexamen ab und bist Arzt. Den Titel bekommst du nicht automatisch
In Österreich machen alle eine Diplomarbeit und haben dementsprechend auch alle danach einen Titel ;) das is der grobe Unterschied

trtm
15.08.2018, 03:12
Bezüglich Unterschied dr.med vs dr.med.univ kann man aber eh recht gut googlen und auf Wikipedia steht‘s glaub ich auch recht korrekt drin :)
Gibt aber genug Leute die in österreich studiert haben und jetzt in Deutschland arbeiten und umgekehrt :)

davo
15.08.2018, 08:06
Zur Studienlänge:

Der Unterschied in der Studienlänge ist in den Staatsexamen begründet.

In Wien fängst du im Oktober 2018 an, machst ganz normal deine Semester und deine SIPs, machst von Anfang August 2023 bis Anfang Juli 2024 dein KPJ und die tolle "Return-Week" (muss ja Englisch sein damit es cool ist, aber einen unsinnigen Bindestrich hat man natürlich trotzdem noch eingefügt :-p) und dann bist du mit dem Studium fertig.

In München fängst du im Oktober 2018 an, machst deine Semester und das Physikum, machst im Oktober 2023 das M2-Examen, machst von Mitte November 2023 bis Mitte Oktober 2024 das PJ, und im November-Dezember 2024 das M3-Examen.

Streng genommen sind es also "nur" 4-5,5 Monate Unterschied. Aber dadurch dass du in Deutschland dann ja auch noch den Papierkram mit der Approbation machen musst (und das dann optimalerweise auch noch in die Weihnachtszeit hineinfällt) geht dir in Summe tatsächlich knapp ein halbes Arbeitsjahr verloren.

Deshalb beträgt die Regelstudienzeit in Österreich auch 12 Semester während sie in Deutschland "12 Semester und 3 Monate" beträgt (also zusätzlich noch Oktober, November und Dezember des 13. Semesters).

Zur Diplomarbeit:

Das österreichische Humanmedizinstudium ist ein Diplomstudium, das mit dem Dr. med. univ. abschließt. ("univ." schreibt man klein, nicht groß, denn Dr. med. univ. steht für Doctor medicinae universae, Doktor der gesamten Heilkunde, was wahrscheinlich daran liegt, dass bis 1995 auch die zukünftigen Zahnärzte in Österreich zuerst Humanmedizin studieren mussten, und ZMK ein humanmedizinischer Facharzt war.) Die Diskrepanz zwischen Studienart (Diplomstudium) und Abschlussart (Dr.) ist einfach eine Resultat historischer Entwicklungen.

Da die Diplomarbeit ein integraler Bestandteil des Studiums ist, hat man im 8.-10. Semester weniger Lehrveranstaltungen. Die Diplomarbeit wird insgesamt mit 18 ECTS-Credits bewertet (was 60% eines Semesters entspricht). Es gibt natürlich Studenten, die aufgrund ihrer Diplomarbeit ein Semester länger brauchen, aber dadurch dass die Diplomarbeit in das Studium integriert ist und die meisten Diplomarbeiten klinische Arbeiten sind, ist es auch tatsächlich realistisch, in Regelstudienzeit abzuschließen.

In Deutschland hingegen ist die Doktorarbeit, trotz der längeren Studiendauer, kein integraler Bestandteil des Studiums. Sie ist ein völlig separates, zweites Studium, das man halt, wenn man möchte, seltsamerweise auch schon gleichzeitig durchführen kann. Es gibt Statistiken, dass ca. 2/3 der deutschen Humanmedizin-Studenten eine Doktorarbeit schreiben, aber diese Zahl halte ich inzwischen für etwas optimistisch. Die Kombination von schlechter Betreuung und teils überzogenen Ansprüchen (und zwar nicht überzogen in Sachen Qualität, sondern überzogen im Sinne von "Oh, übrigens, ich hab dir zwar jetzt zwei Monate lang nicht geantwortet ob das, was du gemacht hast, so okay war, aber jetzt mach doch bitte noch das, das, und das, und zwar bis spätestens nächste Woche, da ich die Ergebnisse dann auf einer Konferenz präsentieren möchte" :-p) sorgt dafür dass es nur sehr wenige gibt, die rechtzeitig fertig werden, dass manche trotz Freisemester nicht bis Studienende fertig werden, und dass viele irgendwann frustriert abbrechen oder schon an ihrer zweiten oder dritten Doktorarbeit arbeiten. Die Qualität der Arbeiten variiert je nach Uni und je nach Student sehr stark - vereinzelt gibt es in Deutschland Studenten, die gute experimentelle Doktorarbeiten schreiben, daraus dann auch ein Paper in einem guten Journal generieren, aber viele Arbeiten sind anspruchslos und schlecht gemacht zugleich. Im Durchschnitt ist das Niveau IMHO ähnlich, nur dass die österreichischen Arbeiten von Art und Qualität her IMHO homogener als die deutschen sind.

Und dann gibt es ja auch noch das Pflegepraktikum, ganz genau. Ein weiteres Highlight eines deutschen Humanmedizin-Studiums :-p

Ich glaube nicht, dass es für deinen Wissensstand oder für deine Berufsaussichten eine nennenswerte Rolle spielt, ob du in Wien oder in München studierst. Ich würde die oben erwähnten Aspekte bei der Entscheidung definitiv berücksichtigen, aber letztlich hängt es ja auch stark davon ab welche Stadt dir besser gefällt.

TheForge
15.08.2018, 12:13
Okay, danke euch allen, ich glaube ich habs verstanden. Ich finde es nur komisch, dass man in Deutschland also auch nach dem Staatsexamen keinen Titel bekommt, sondern erst nach der Doktorarbeit. D.h. man kann theoretisch praktizierender Arzt sein und doch noch nicht mit Herr Dr. angesprochen werden?! haha
Bezüglich Dr. med. univ. und Dr. med. im Wikipedia Artikel konnte ich so einigermaßen herauslesen, dass der univ. Titel doch etwas niederer gestellt ist als der Titel ohne univ. (v.a. stand es da in Bezug auf Titelgabe als österreichischer Absolvent in Deutschland), aber naja... Man kann ja nicht alles haben :'D Und man kann sich ja auch nicht beschweren, weils in der Realität ja laut vielen Beiträgen heißt, dass das schnurz egal ist und sowieso die Jobchancen überall ziemlich gleich stehen.

davo
15.08.2018, 12:19
In Wikipedia kann jeder schreiben was er will. Da hat wahrscheinlich einfach jemand, der Angst vor Konkurrenz hat, das geschrieben was ihm gut passen würde :-p

Und ja, in Deutschland gibt es viele Ärzte, auch viele Fach- und Oberärzte, die keinen akademischen Grad haben. Aber in Deutschland ist es ja auch normal, dass ein Prof einen anderen Prof mit "Herr X" anspricht, der Titelwahn ist hier also deutlich weniger ausgeprägt als in Österreich :-p

trtm
15.08.2018, 14:28
Als Österreicher ist das einfach ungewohnt, dass es auch Ärzte ohne akademischen Grad gibt, da sind auch alle immer wahnsinnig erstaunt, dass und wie das überhaupt geht ;)
Im Endeffekt wird es wirklich egal sein wo du studiert hast, ob in München oder in Wien, die Entscheidung braucht man wirklich nicht vom potenziellen Titel abhängig zu machen. Wenn du sagst, du legst Wert auf einen akademischen Grad und hast evtl auch vor in Österreich zu arbeiten, dann nimm den Studienplatz in Wien einfach an, ist vermutlich einfach die bequemere Variante. Wenn du sagst du möchtest gern mal woanders hin und findest München so schön, dann nimm dort den Platz an. Die Qualität der Ausbildung wird sich nicht groß unterscheiden, schwierige Prüfungen wird‘s dort wie da geben und am Ende des Tages wird sich auch der Qualitätsunterschied und Unterschied im Aufwand zwischen Diplom und „Doktor“Arbeit in Grenzen halten. Wäre ich an deiner Stelle würde ich Wien wählen, einfach auf Grund des geringeren Aufwandes, der geringeren Lebenserhaltungskosten und weil du dir das Physikum und die Krankenpflegepraktika schenkst. Aufgrund irgendwelcher Feinheiten bezüglich des potenziellen späteren Titels tät ich keine Entscheidung treffen. Sondern eher schauen wo gefällt es mir und wo kann ich mir vorstellen die nächsten 6 Jahre zu verbringen :)

trtm
15.08.2018, 14:36
Achja und ob später mal als österreichischer Absolvent auf deinem Kittel einer deutschen Klink Dr.med.univ statt Dr.med steht wird nicht wirklich viel an deiner Arbeitsreslität ändern und absolut keinen Unterschied machen ;) Sehr wahrscheinlich wirst du dort Kollegen und sogar Vorgesetzte haben, die gar keinen Titel besitzen und trotzdem gleich qualifiziert sind
Und der deutsche Dr.med steht ja auch oft mehr als in der Kritik und wird ja auch international zb nicht als Ph.D. angerechnet

TheForge
15.08.2018, 20:33
Noch eine Frage :-)):
Habe nun auch gelesen, dass man in Österreich nach Studiumabschluss diese blöde Turnusarztausbildung machen muss und somit flüchten viele deswegen nach Deutschland. D.h., in Deutschland (soweit man bereits seine Wunschrichtung weiß) kann man nach ca. 6 Jahren bereits Facharzt werden, in Österreich würde das inklusive Turnus 10+ Jahre dauern... Das schockt mich gerade etwas und ich muss sagen ich bin etwas enttäuscht. Klar, der Turnus kann einem ja dann ne Idee geben, in welche Richtung man später gehen will. Aber falls man das schon weiß, hört sich das nach einer Zeitverschwendung an m.M.n. :(
Kann das jemand bestätigen, ob das stimmt, was ich reingeschrieben habe (habe nämlich nicht wirklich aktuelle Quellen finden können) und wie seht ihr das so? Was wäre für euch besser?

trtm
15.08.2018, 20:49
Da kennen sich andere vermutlich besser aus, soweit ich informiert bin, gibt's den klassischen Turnus wie er früher war (3 Jahre, danach kann jeder den Arzt für Allgmeinmedizin machen) nicht mehr und der wurde durch den sogenannten "common trunk" ersetzt. 2015 oder so war das. Aber, bin da wie gesagt sicher nicht der Experte dafür ;) und dieser Common Trunk ist eine Basisausbildung, dauert 9 Monate, davon 3 Monate chirurgisch und 6 internistisch. Dafür ist der Allgemeinmediziner jetzt in Österreich auch ein ganz normaler Facharzt. Aber da kennen sich Leute, die in Österreich studieren oder studiert haben bestimmt besser aus

Ich würd meine Entscheidung aber wirklich eher vom Studienort und den Lebensumständen für die nächsten 6 Jahre abhängig machen. Wer weiß wo du für deinen Facharzt dann schlussendlich landest ;)

TheForge
15.08.2018, 21:39
Ja, da hast du vollkommen recht! Ich frage mal herum. Erstmal die nächsten 6 Jahre überstehen und dann kann ich mir ja gegebens nen Kopf über meinen zukünftigen Arbeitsplatz machen :) Angesichts dieses Threads (nochmals vielen vielen Dank für eure und trtms Hilfe :-top) und eigentlich auch meiner ursprünglichen Überzeugung absloviere ich jetzt erstmal das Studium hier in Wien und hoffe darauf, dass alles gut läuft. Im Internet steht gar nichts bezüglich Studienplatz absagen (da ja jemand nachrücken könnte statt mir - wäre nice natürlich), also nehme ich mal an, dass falls ich mich nicht im gegebenen Zeitraum inskribiere mein Platz weitergegeben wird.

davo
15.08.2018, 22:46
Das ist korrekt. Den traditionellen Turnus gibt es nicht mehr (außer für diejenigen, die noch im alten System sind). Im neuen System gibt es nur noch die neunmonatige "Basisausbildung". Der Facharzt dauert dann INKLUSIVE Basisausbildung 3,5 (Allgemeinmedizin) bis 6 Jahre. In Summe ist man im neuen System also gleich früh fertig wie in Deutschland (in Chirurgie oder Innerer Medizin) oder ein Jahr später (z.B. in Augenheilkunde oder Psychiatrie) oder 1,5 Jahre früher (in Allgemeinmedizin).

Für Details: Einfach die ÄAO 2015 lesen ;-)

Kann dir aber eigentlich ohnehin egal sein, da du den Facharzt ja auch in Deutschland (oder ganz woanders) machen kannst. Die meisten werden dank EU ohnehin automatisch anerkannt.

Für Details: Anhang V der Richtlinie 2005/36/EG lesen ;-)

regen.tropfen
20.09.2018, 18:21
Die Basisausbildung muss übrigens jeder machen, der in Österreich seine Facharztausbildung machen will. Also selbst mit deutschem Studium musst du erst durch diese 9 Monate. Umgekehrt kannst du mit abgeschlossenem österreichischem Studium und ohne Basisausbildung in Deutschland die Facharztausbildung anfangen.

Zum eigentlichen Thema: Ich studiere als Österreicherin in Deutschland, bei mir hat sich aber nie die Frage gestellt in Österreich zu studieren. Im Nachhinein glaube ich, dass sich das nicht viel nimmt. Einziger Vorteil in Ö sind das fehlende Pflegepraktikum und der Doktortitel "inklusive". Die Schwierigkeit dürfte ähnlich sein, zumindest soweit ich das von anderen mitbekommen habe.