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Dr W
11.08.2018, 09:58
Hallo zusammen,

ich arbeite in einem mittelgroßen Krakenhaus in der Inneren und muss dieses Wochenende schon wieder einspringen weil eine Kollegin sich mehrfach wiederholt krankgemeldet hat.
Denke ja, dass jeder mal krank sein kann...Nur gibt es bei uns in der Abteilung 2 Kollegen, die abwechselnd fehlen. Bevorzugt an ihren eigentlichen Diensttagen. Wenn man dann noch ihren Stationsbereich übernimmt, herrscht ein Durcheinander und Briefe von Langzeitliegern, die ( zufällig?!) entlassen werden sollen, sind kein Stück vorbereitet. Bin einfach nur noch sauer...
Wie geht ihr damit um?

freak1
11.08.2018, 10:11
Einfach mal sagen nein, du kannst nicht einspringen du hast was vor (du bist z.B. aktuell in Holland das Wochenende genießen)? Dann muss eben jemand anderes einspringen oder zur Not der OA in den Vordergrund rücken. Solange alles läuft und keinerlei Mehrbelastung für die Oberen entsteht wird sich natürlich nichts ändern.

ProximaCentauri
11.08.2018, 10:15
Bei uns ist das auch so, dass Briefe von Leuten, die im Dienst austreten und vorher von einem Stationsarzt betreut wurden auch von diesen geschrieben werden müssen, da hat man dann als Dienstarzt auch nichts damit zu tun.

CYP21B
11.08.2018, 11:39
Bezüglich Briefe bzw. ähnlicher Dinge im Dienst bin ich dazu übergegangen bei den entsprechenden Kollegen das einfach liegen zu lassen. Der Patient kann dann den Brief am Montag holen. Es ist nicht Dienstaufgabe das Geschlampe einiger auszufüllen. Wenn es nicht die Üblichen Verdächtigen sind mache ich es aber da die das umgekehrt auch machen wenn ich mal was vergessen habe.

Bezüglich Einspringen ist meine Abteilung zum Glück erstaunlich gesund. Bei sonstigen kurzfristigen Diensttauschaktionen gibt es 1-2 Kollegen die nur die Rosinen wollen, da habe ich generell keine Zeit. Beim Rest hätte ich keine Probleme wenn es möglich ist.

escitalopram
11.08.2018, 12:01
Bevor wieder bestimmte User erneut auf mich losgehen, mit dem Argument, ich wäre kein Mediziner, mein Disclaimer: Ich bin "nur" PJ-Student. Aber ich habe auf "meiner" Station sehr ähnliche Situationen erlebt. Ich würde an deiner Stelle mich bei den zustädigen OAs/Chefs beschweren und die betreffenden Kollegen darüber höflich ansprechen. Kürzlich hatten wir im PJ ein paar Probleme und ich hatte das Gefühl, dass ich der einzige bin, der seinen Mund aufmacht und alles thematisiert. Ärgern und aufregen bringt dir hier im Forum nichts, du musst zu dir stehen und das live ansprechen... Und wie es bereits vorgeschlagen habe: Wenn du ohnehin im Voraus weißt, worum es geht, warum sprichst du ein? Du hast etwas Wichtiges vor und gut ist!

nie
11.08.2018, 15:31
Ansprechen, schön und gut...Ich ärgere mich im Moment auch ziemlich über einen Kollegen, der sehr zu seinem Vorteil arbeitet (und damit auf Kosten vieler Kollegen) und wirklich nur das absolut allerkleinste Minimum leistet. Sich aber gleichzeitig wirklich extrem viel rausnimmt was Freiwünsche etc. angeht. Ich hab meinen Ärger darüber sowohl gegenüber der Chefs als auch dem Kollegen ziemlich deutlich kundgetan und weiß, dass auch viele weitere Kollegen das bereits angesprochen haben. Betreffender Kollege ist sich keiner Schuld bewusste und sogar noch stolz drauf, dass er so durchkommt. Wenn man ihm sagt, dass man das scheiße findet, entgegnet er nur, dass uns ja keiner davon abhält es genauso zu machen wie er. Die Chefs zucken mit den Schultern, sagen, dass sie es auch blöd finden, ihn schon mehrmals ermahnt haben aber nix machen können weil sie die Aktionen halt alle im Bereich "nicht nett" bis hin zu "Kollegenschwein" abspielen aber keineswegs "illegal" und kündigungs/abmahnungswürdig sind. Oft kennen solche Rosinenpicker ihre Rechte und Pflichten ganz genau und bewegen sich ziemlich geschickt im Randbereich zwischen absolutes Minimum an Pflichten erfüllen und gleichzeitig absolutes Maximum an Rechten einfordern. Die Bereitschaft für betreffenden Kollegen einzuspringen, geht aktuell nahe Null aber irgendwie wird sich doch immer wieder rausgewunden und so getrickst, dass im Endeffekt die anderen auf der Drecksarbeit sitzen bleiben.

Ich habe letzten Endes meinem Chef ziemlich deutlich klargemacht, was ich davon halte und auch davon, dass die ganzen asozialen Aktionen einfach hingenommen werden. Für mich bedeutet das, dass ich in Zukunft Dienst nach Vorschrift mache und grundsätzlich nicht mehr einspringen werden.

escitalopram
11.08.2018, 16:00
Das klingt aber so, als wären die zuständigen "Obrigkeiten" nicht in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und die entsprechenden Mitarbeiter zu ermahnen oder zumindest zur Rede zu stellen. Häufig heißt es nur "Müsst ihr untereinander klären." und wird mit den Schultern gezuckt. Dabei sind gerade sie diejenigen, die das machen sollten.

FirebirdUSA
11.08.2018, 16:02
Dann kannst du nur das Telefon ausmachen... wer nicht erreichbar ist kann auch nicht verpflichtet werden.
Zwar ist eine "Verpflichtung" vermutlich nicht möglich, du musst der Anweisung aber erstmal Folge leisten (ansonsten Abmahnung) und ein Eilverfahren am Arbeitsgericht ist vermutlich auch das Ende der eigenen Weiterbildung.

Brutus
11.08.2018, 17:08
^^ Ich finde ja Telefone mit Rufnummernanzeige super! Da sehe ich vorher, wer anruft. Und meine Kollegen (Leitende und Chef) rufen eh mit dem Handy an. ;-)
Zu dem Thema "DIE Oberen" müssen da was regeln. Klares Jein. Du kannst halt auch nur was regeln, was im Routinebetrieb abläuft. Da kann ich halt sagen "Nein, heute frei geht nicht!" oder "Nein, heute gehts nicht eher nach Hause."
Aber für die Dienste ist es halt so, dass der AG sein Direktionsrecht verbraucht hat, wenn der Dienstplan offiziell raus ist. Dann ist es eben so, dass man zwar fragen kann, wer am Wochenende einspringen kann, aber mehr eben auch nicht. Und am Abend / Wochenende / Frei geht dann eben auch keiner mehr ans Telefon... :-nix

erdbeertoertchen
11.08.2018, 17:13
Brutus, hast du zufällig auch den Namen oder das Gesetz dafür, dass man Dienste die wegen Krankheit übernommen wurde, nicht nacharbeiten muss?

Dr W
11.08.2018, 18:31
Wenn sich ein Dienstausfall angekündigt, meldet sich bei uns entweder ein Freiwilliger, oder der Chef bestimmt jemanden. Da wird man dann direkt angesprochen und kommt nicht mehr raus. Obwohl immer dieselben ausfallen, haben sie nichts zu befürchten.👿

escitalopram
11.08.2018, 18:43
Der Chef soll jemanden bestimmen, der einspringen wird? Hä, was ist das für eine Slaverei? Der "Bestimmte" kann doch wohl etwas vorhaben oder etwa nicht? Dann muss halt der Chef einspringen, wenn immer wieder Person XY ausfällt, wenn sie Dienst hat...

Muriel
11.08.2018, 18:53
Brutus, hast du zufällig auch den Namen oder das Gesetz dafür, dass man Dienste die wegen Krankheit übernommen wurde, nicht nacharbeiten muss?

Interessant dazu das, was ich gerade auf der Suche nach der Antwort an mehreren Stellen gelesen und nicht verstanden habe: Dienstverpflichtung gibt es nicht, im Frei also angerufen werden und einspringen müssen geht nicht oder aber Freitags da stehen und für Samstag einspringen müssen. Alles nicht machbar. Aber: Überstunden/Mehrarbeit können auch selbst ad hoc im Frei angeordnet werden und müssen dann erbracht werden, da allerdings mit Zustimmung des BR, dann aber verbindlich. Was soll das heißen? Solange ich nicht über die 48h/Woche oder entsprechend mehr bei bestehendem Opt-out komme mit dem offiziellen Dienstplan plus das, was durch kurzfristige Verpflichtung hinzukommen könnte, dann ist das ok und ich muss? Kann eigentlich nich sein ich verstehe aber tatsächlich nicht den Unterschied.

Kandra
11.08.2018, 19:15
Ich würde das so interpretieren, dass mein Arbeitgeber mir an Tagen, an denen ich sowieso arbeiten muss, Überstunden anordnen kann. Wenn ich aber frei habe, habe ich frei und kann nicht dazu gezwungen werden, an meinem freien Tag zu arbeiten.

Muriel
11.08.2018, 19:20
Lies das mal, da kommt diese von mir angesprochene Unterscheidung:

Einspringen aus dem Frei:
Das Direktionsrecht besteht natürlich nicht, wenn der AN sich im "Frei" befindet, außer es besteht eine Notlage in Form einer Katastrophe (diese besteht nicht bei Unterbesetzung, obwohl dies teilweise eine ist). Der Arbeitnehmer ist nur dann verpflichtet seine Arbeit aufzunehmen, wenn er sich in Arbeitsbereitschaft, Rufbereitschaft oder im Bereitschaftsdienst befindet. Das ist bei einem Frei nicht der Fall! Denn Freizeit ist Ruhezeit. Deshalb ist jegliche Androhung von Seiten des AG wenn ein AN nicht aus dem Frei einspringen will, Nötigung!!!

Änderung des laufenden Dienstplans:
Der Arbeitgeber kann, wenn sich der Arbeitnehmer in der Arbeit befindet, Überstunden anordnen (am selben Tag im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes), oder bei Ausfällen die Arbeitsaufnahme an einem Tag, der als frei geplant war, anordnen. Jedoch bedarf es dabei der Mitbestimmung des Personalrates!!! Wurde dessen Zustimmung nicht eingeholt, ist der Beschäftigte nicht verpflichtet die Überstunden zu erbringen. Ausnahmen können bei Arbeitszeitmodellen mit einem Arbeitszeitkonto bestehen mit entsprechender Dienstvereinbarung.
Quelle: https://www.betriebsrat.com/br-forum/33859/direktionsrecht-inwieweit-darf-der-arbeitgeber-den-dienstplan-eines-mitarbeiters-kurzfristig-aendern
So hatte ich es aber auf mehreren Seiten gelesen von mehreren Seiten (Juraforen, von AG- und AN-Seite)

FirebirdUSA
11.08.2018, 19:33
Das heist wenn du nicht Urlaub hast sondern FZA (und das ist somit kein Sa/So) kann er anordnen dich zur Arbeit zu erscheinen

Vianna
11.08.2018, 22:48
Das ist bei uns auch schon mehrfach vorgekommen. Es ist Freitag jemand der Samstag Dienst machen soll meldet sich Freitag morgens krank für den Tag und auch für seinen Dienst am Folgetag. Chef sagt in der Frühbesprechung, dass wir Assistenzärzte uns bis zum Nachmittag überlegen sollen wer den Dienst macht. Manchmal findet sich keiner. Dann bestimmt der Chef jemanden, egal ob derjenige eigentlich was vor hat. Es wird dann argumentiert wir hätten eine Versorgungspflicht und notfalls würde man das über den BR anordnen. Ist das so nun erlaubt oder nicht?
Eigentlich könnte doch auch der Hintergrund OA in den Vordergrund gehen oder?

FirebirdUSA
12.08.2018, 06:06
Das ist bei uns auch schon mehrfach vorgekommen. Es ist Freitag jemand der Samstag Dienst machen soll meldet sich Freitag morgens krank für den Tag und auch für seinen Dienst am Folgetag. Chef sagt in der Frühbesprechung, dass wir Assistenzärzte uns bis zum Nachmittag überlegen sollen wer den Dienst macht. Manchmal findet sich keiner. Dann bestimmt der Chef jemanden, egal ob derjenige eigentlich was vor hat. Es wird dann argumentiert wir hätten eine Versorgungspflicht und notfalls würde man das über den BR anordnen. Ist das so nun erlaubt oder nicht?
Eigentlich könnte doch auch der Hintergrund OA in den Vordergrund gehen oder?

Vermutlich nicht, aber du musst dieser Anordnung Folge leisten. Wenn du dich weigern willst geht das nur über BR oder über Arbeitsgericht. Einfach sagen "sie dürfen das nicht, deshalb komme ich nicht" ist ein Grund für berechtigte Abmahnung.

Ich sage deshalb vermutlich, da im Einzelfall immer ein Richter entscheidet. Wenn du diesen Schritt ernsthaft erwägst würde ich mir vorher eine qualifizierte Rechtsberatung holen.

escitalopram
12.08.2018, 08:07
Sorry, dass ich so blöd frage, aber fallen den Chefs diese "Kandidaten", die immer während ihrer Dienste "krank" werden, nicht auf?

Brutus
12.08.2018, 08:30
Brutus, hast du zufällig auch den Namen oder das Gesetz dafür, dass man Dienste die wegen Krankheit übernommen wurde, nicht nacharbeiten muss?
==> http://www.schichtplanfibel.de/krank1.htm
Guck mal da. Da stehen einige Gesetzesgrundlagen mit drin. Auch die Auslegungen, die mal wieder interessant sind. :-)


Das ist bei uns auch schon mehrfach vorgekommen. Es ist Freitag jemand der Samstag Dienst machen soll meldet sich Freitag morgens krank für den Tag und auch für seinen Dienst am Folgetag. Chef sagt in der Frühbesprechung, dass wir Assistenzärzte uns bis zum Nachmittag überlegen sollen wer den Dienst macht. Manchmal findet sich keiner. Dann bestimmt der Chef jemanden, egal ob derjenige eigentlich was vor hat. Es wird dann argumentiert wir hätten eine Versorgungspflicht und notfalls würde man das über den BR anordnen. Ist das so nun erlaubt oder nicht?
Eigentlich könnte doch auch der Hintergrund OA in den Vordergrund gehen oder?
Das ist so nicht erlaubt! Wenn ich Samstag Karten für Schalke habe, dann bin ich im Stadion. Die waren nämlich teuer! Der AG hat sein Direktionsrecht mit Aushang des Dienstplans verwirkt. Wenn dann jemand krank wird, kann er fragen, ob jemand einspringt, aber einen Tag vorher kann er sicher nicht bestimmen, dass Du kommen MUSST! Tut er dies, muss Du dies erstmal machen. Oder per Eilverfahren vorm Arbeitsgericht gewinnen. ;-)
BTW: dieses Gerücht, dass die Katastrophe ausbricht, wenn Du nicht arbeiten kommst, stimmt ja so nicht. Es gibt genügend Freelancer, die gerne am Wochenende einspringen. Allerdings eben nicht für 10,50€... ;-)


Vermutlich nicht, aber du musst dieser Anordnung Folge leisten. Wenn du dich weigern willst geht das nur über BR oder über Arbeitsgericht. Einfach sagen "sie dürfen das nicht, deshalb komme ich nicht" ist ein Grund für berechtigte Abmahnung.
Ich sage deshalb vermutlich, da im Einzelfall immer ein Richter entscheidet. Wenn du diesen Schritt ernsthaft erwägst würde ich mir vorher eine qualifizierte Rechtsberatung holen.
Das ist richtig! Aber der AG verliert im Eilverfahren vorm Arbeitsgericht i.d.R. einen solchen Prozess. Das weiß er aber auch. Nur: versuchen kann man es ja. :-nix
Und mal ganz pragmatisch gedacht: wer würde nicht am Freitagnachmittag einen ganz fiesen Brechdurchfall oder Migräneanfall bekommen? ;-)

Edit: Und jetzt mal aus der gelebten Praxis. Bislang habe ich bei den meisten Arbeitgebern damit keine Probleme gehabt. Es hat sich immer eine Lösung gefunden, mit der alle Leben konnten. Nur bei einem Arbeitgeber in einer Stadt im Ruhrgebiet mit dem geilsten Club der Welt ging das nicht. Da sah sich der Chef in der Pflicht, den Dienstplan ohne Rücksicht auf die "Untergebenen" schreiben zu wollen. Die hatten aber auch noch diverse andere Marotten, aka wenn man 2 Wochen Urlaub im Monat hat, dann muss man halt seine 10 (!) Dienste in den anderen beiden Wochen leisten, oder persönliche Wünsche und freie Wochenende sind in der Dienstplanung in erster Linie mal egal...
Dies führte dann zu einer schnellen Kündigung in der Probezeit... ;-) :-nix

Ansonsten war es immer irgendwie kollegial zu regeln. Und mein derzeitiger Chef weiß, dass wir eigentlich zu wenig sind, um alles zu kompensieren. Und daher gibt er eben auch Dienste, die absolut nicht besetzt werden können, konsequent an Freelancer ab. :-nix

Und zu guter Letzt ist da noch eine mir bekannte Klinik im Ruhrpott, die ebenfalls weiß, dass sie zu wenig Personal hat. Und die haben mit den Kollegen die Absprache, dass die Dienste zu 150-200% bezahlt werden UND der FZA am nächsten Tag NICHT abgezogen wird...
Und da werden wir wohl oder übel hinkommen müssen, wenn wir weiterhin gutes Personal in "schwache" Regionen holen wollen...