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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An ehemalige Warter: Modell vs Regelstudiengang



swalle25
15.08.2018, 10:24
Dieser Post richtet sich an alle ehemaligen Warter:

Wie sind eure Erfahrungen nach der langen Warterei im Regel -bzw Modellstudiengang? Profitiert ihr maximal von eurer bisher gesammelten Arbeitserfahrung? Wie kommt man mit den Naturwissenschaften Physik/Chemie im Regelstudiengang zurecht, nachdem man so lange "aus dem Lernen" ist?

Ich wollte immer in den Modellstudiengang, leider funktioniert das wohl nicht mehr, sodass ich nun in den Regelstudiengang muss. Ich habe ziemlichen Respekt davor muss Ich sagen:-((

Ich bin über jeden Bericht dankbar!

davo
15.08.2018, 10:33
Mach dir keine unnötigen Sorgen.

Chemie und Physik sind kleine Scheine. Im Vergleich zu Anatomie ist das überhaupt nichts.

Sobald dir irgendwelche unsinnigen Zweifel kommen, ruf dir einfach in Erinnerung, dass nur FÜNF PROZENT das Medizinstudium abbrechen. (Und davon der Großteil bestimmt freiwillig.)

Wenn du von Anfang an konsequent mitlernst und sicherstellst dass du nicht alles aufschiebst, dir nicht drei Nachklausur einhandelst, usw., wirst du das Studium mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch schaffen.

Ich hab mir vor dem Studium auch einige sinnlose Sorgen gemacht, hab sogar den Bio-, Chemie- und Physik-Schulstoff mit den Duden-Büchern wiederholt, usw., aber es war am Ende völlig unnötig. Wenn jemand scheitert, dann IMHO viel eher an Anatomie oder an Biochemie, aber auch da ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering. In meinem Semester gibt es, und ich bin nun kurz vor dem M2-Examen, niemanden, der am Studium gescheitert wäre. Absolut niemanden. Ein einziger hat abgebrochen weil er es wahrscheinlich nicht geschafft hätte, aber das wars dann auch schon.

felicitously
15.08.2018, 13:13
Dieser Post richtet sich an alle ehemaligen Warter:

Wie sind eure Erfahrungen nach der langen Warterei im Regel -bzw Modellstudiengang? Profitiert ihr maximal von eurer bisher gesammelten Arbeitserfahrung? Wie kommt man mit den Naturwissenschaften Physik/Chemie im Regelstudiengang zurecht, nachdem man so lange "aus dem Lernen" ist?

Ich wollte immer in den Modellstudiengang, leider funktioniert das wohl nicht mehr, sodass ich nun in den Regelstudiengang muss. Ich habe ziemlichen Respekt davor muss Ich sagen:-((

Ich bin über jeden Bericht dankbar!


Ich glaube, dass wir alle ähnliche Sorgen haben. Mir geht es nämlich exakt wie dir. Ich habe mich auch für einen Modellstudiengang entschieden, weil ich so viel Erfahrung bereits als Intensivpfleger gesammelt habe & mir dachte, ich würde davon profitieren.
Ich muss auch wieder "lernen zu lernen". Sich ein paar Stunden am Stück fokussiert hinsetzen und alles zu lernen wird mir anfangs sicherlich auch schwer fallen.

Ich denke aber, dass sowohl im Regelstudiengang als auch beim Modell der Lernaufwand ähnlich ist und nur weil man als Pfleger vielleicht schon intubieren kann oder sicher im PVK legen ist, hilft es einem NULL beim lernen von Chemie und Physik und das ist ja bei beiden Studienformen sehr präsent.

Leider kenne ich auch niemanden, der im Modellstudiengang studiert und habe daher auch gar keine Vorstellung.

Denke aber, so wie davo sagt, wenn man konsequent lernt und am Ball bleibt werden wir es schon hinbekommen.

Ich für meinen Teil hab mir geschworen, nachdem ich nun 7 (!!) Jahre warten musste, dass ich mich definitiv nicht mehr "rausprüfen" lassen werde. Klar kann es passieren, aber dann nicht aus Faulheit o.ä. Ich will es mir bloß nicht zum Vorwurf machen später.

Es wird etliche geben, die sicherlich nur in die Vorlesung können und sehr viel behalten und es wird die geben, die extrem viel lernen müssen. Der Schlüssel ist denke ich wirklich der Wille.

swalle25
15.08.2018, 13:51
Vielen Dank, dass ihr eure Erfahrungen und Gedanken mit mir teilt. Das hilft mir sehr, mir ein Bild zu machen.

Sind noch andere da, die vllt schon am Studieren sind?

nie
15.08.2018, 16:36
Im Modellstudiengang ist auch nicht alles Gold was glänzt. Gerade um die Warter wird halt immer gerne mit praxisnahmem Studium, kein Physikum, keine Naturwissenschaften geworden aber dafür gibts halt ganz andere Hürden zu bewältigen.
Ich habe im Regelstudiengang studiert und im gleiche Semester angefangen wie zwei Freunde im Modellstudiengang (nach 14 bzw. 12 WS). Ich hätte zu keiner Zeit mit den Beiden tauschen wollen und fand meine Klausuren im Vergleich echt human. In den Klausuren wurde vielleicht nicht explizit Chemie oder Physik geprüft aber dafür in offenen Fragen völlig absurde Details der Biochemie/Physio angefragt. Teils ohne Sinn und Verstand vermischt mit klinischen Fragen. Und während ich fürs Physikum sehr gut ausgearbeitete Lernmaterialien hatte und eine Prüfung geschrieben habe, die deutschlandweit einheitlich konzipiert wurde und zentral ausgewertet wird, mussten meine Freunde sich auf eigene Faust mit dürftigen Material auf Prüfungen vorbereiten, die Profs der Uni stellen und willkürlich bewerten. Auch im Modellstudiengang ist auch nicht alles schlecht aber man sollte sich klar machen, dass keine Physik/Chemieklausur bzw. kein Physikum nicht automatisch bedeutet, dass es leichter ist. Meine Freunde haben sich beide sehr schwer getan und sind aktuell 3-4 Semester über Regelstudienzeit.
Und wie davo schon sagt: Physik/Chemie sind vielleicht 1-2 Semester und durchaus überschaubar. Die großen Fächer (Anatomie, BC, Physio) sind sehr, sehr, sehr viel umfangreicher und lernintensiver.

Was den Praxisbezug angeht: meine Freunde hatten in den ersten Semestern im Modellstudiengang jetzt auch nicht nennenswert Patientenkontakt und konnten vieles klinisches Wissen gar nicht umsetzen weil ihnen die anatomische/physiologischen Grundlagen gefehlt haben. Wir hatten im Regelstudiengang in der Klinik auch sehr viel Praxis und Patientenkontakt. Meine Berufserfahrung hat mir da aber nicht nennenswert weitergeholfen, fachlich stößt man da schnell an seine Grenzen. Ärztliches Arbeiten ist eben doch was ganz anderes als in der Pflege oder (wie in meinem Fall) im Rettungsdienst. Ich habe jetzt im PJ erstmals das Gefühl, dass mir meine Berufserfahrung weiterhilft. Aber auch weniger fachlich als eher bei so Dingen wie Organisation der eigenen Arbeit oder Umgang mit (schwierigen) Patienten.

felicitously
15.08.2018, 17:00
Im Modellstudiengang ist auch nicht alles Gold was glänzt. Gerade um die Warter wird halt immer gerne mit praxisnahmem Studium, kein Physikum, keine Naturwissenschaften geworden aber dafür gibts halt ganz andere Hürden zu bewältigen.
Ich habe im Regelstudiengang studiert und im gleiche Semester angefangen wie zwei Freunde im Modellstudiengang (nach 14 bzw. 12 WS). Ich hätte zu keiner Zeit mit den Beiden tauschen wollen und fand meine Klausuren im Vergleich echt human. In den Klausuren wurde vielleicht nicht explizit Chemie oder Physik geprüft aber dafür in offenen Fragen völlig absurde Details der Biochemie/Physio angefragt. Teils ohne Sinn und Verstand vermischt mit klinischen Fragen. Und während ich fürs Physikum sehr gut ausgearbeitete Lernmaterialien hatte und eine Prüfung geschrieben habe, die deutschlandweit einheitlich konzipiert wurde und zentral ausgewertet wird, mussten meine Freunde sich auf eigene Faust mit dürftigen Material auf Prüfungen vorbereiten, die Profs der Uni stellen und willkürlich bewerten. Auch im Modellstudiengang ist auch nicht alles schlecht aber man sollte sich klar machen, dass keine Physik/Chemieklausur bzw. kein Physikum nicht automatisch bedeutet, dass es leichter ist. Meine Freunde haben sich beide sehr schwer getan und sind aktuell 3-4 Semester über Regelstudienzeit.
Und wie davo schon sagt: Physik/Chemie sind vielleicht 1-2 Semester und durchaus überschaubar. Die großen Fächer (Anatomie, BC, Physio) sind sehr, sehr, sehr viel umfangreicher und lernintensiver.

Was den Praxisbezug angeht: meine Freunde hatten in den ersten Semestern im Modellstudiengang jetzt auch nicht nennenswert Patientenkontakt und konnten vieles klinisches Wissen gar nicht umsetzen weil ihnen die anatomische/physiologischen Grundlagen gefehlt haben. Wir hatten im Regelstudiengang in der Klinik auch sehr viel Praxis und Patientenkontakt. Meine Berufserfahrung hat mir da aber nicht nennenswert weitergeholfen, fachlich stößt man da schnell an seine Grenzen. Ärztliches Arbeiten ist eben doch was ganz anderes als in der Pflege oder (wie in meinem Fall) im Rettungsdienst. Ich habe jetzt im PJ erstmals das Gefühl, dass mir meine Berufserfahrung weiterhilft. Aber auch weniger fachlich als eher bei so Dingen wie Organisation der eigenen Arbeit oder Umgang mit (schwierigen) Patienten.


An welcher Universität sind deine Freunde wenn ich fragen darf?
Allgemein finde ich es aber auch ein wenig gewöhnunsbedürftig, dass die einzelnen Unis in der Umsetzung ihres Modellstudiengangs wohl recht viel Freiraum haben.
Vermutlich wird sich die Realität wieder in der Mitte bewegen: beide Studienformen haben ihre Vorteile und Nachteile und sowohl beim Regelstudiengang als auch beim Modell gibt Verbesserungsbedarf.

davo
15.08.2018, 17:07
Ich finde es echt beruhigend, dass die Unis da viel Freiheit haben.

Fairerweise muss man aber auch sagen, dass sich auch die Regelstudiengänge im Detail recht stark unterscheiden. Offiziell hat man zwar überall dieselbe Stundenanzahl und dieselbe Studienstruktur, aber die Unterschiede von Uni zu Uni sind dennoch recht groß.

nie
15.08.2018, 17:14
In Aachen.

Stimmt schon, jeder Modellstudiengang ist anders. Von Aachen kann man schlecht aus Hannover, Köln oder Hamburg schließen. Wollte damit nur sagen, dass die viel gepriesenen Modellstudiengänge für Warter auch nicht immer ein Segen sind. Meine Freunde würden sich beide heute nicht mehr für Aachen entscheiden. Ein anderer Freund in Köln ist ziemlich zufrieden, allerdings sehe ich dort auch keine sooo großen Unterschied zum Regelstudiengang.

Regelstudiengang muss auch nicht unbedingt schlecht sein. Ich hab an zwei verschiedenen Unis studiert und war an beiden Unis voll zufrieden. Würde mich vor allem für meine aktuelle Uni jederzeit wieder entscheiden.

Und letzten Endes wird man überall Arzt. Ich persönlich finde es viel wichtiger, sich eine Stadt auszusuchen in der man sich vorstellen kann mind. 5 Jahre zu leben. An meiner ersten Uni hat’s mir wirklich gut gefallen und ich fand die Vorklinik wirklich gut aber ich habe mich in der Stadt so unwohl gefühlt, dass ich mehr als froh war, dass ich nach dem Physikum endlich wegkonnte.

felicitously
15.08.2018, 18:06
In Aachen.

Stimmt schon, jeder Modellstudiengang ist anders. Von Aachen kann man schlecht aus Hannover, Köln oder Hamburg schließen. Wollte damit nur sagen, dass die viel gepriesenen Modellstudiengänge für Warter auch nicht immer ein Segen sind. Meine Freunde würden sich beide heute nicht mehr für Aachen entscheiden. Ein anderer Freund in Köln ist ziemlich zufrieden, allerdings sehe ich dort auch keine sooo großen Unterschied zum Regelstudiengang.

Regelstudiengang muss auch nicht unbedingt schlecht sein. Ich hab an zwei verschiedenen Unis studiert und war an beiden Unis voll zufrieden. Würde mich vor allem für meine aktuelle Uni jederzeit wieder entscheiden.

Und letzten Endes wird man überall Arzt. Ich persönlich finde es viel wichtiger, sich eine Stadt auszusuchen in der man sich vorstellen kann mind. 5 Jahre zu leben. An meiner ersten Uni hat’s mir wirklich gut gefallen und ich fand die Vorklinik wirklich gut aber ich habe mich in der Stadt so unwohl gefühlt, dass ich mehr als froh war, dass ich nach dem Physikum endlich wegkonnte.

Wie kommst du eigentlich darauf, dass sich die Unis mit Modell vor allem für Warter interessant machen wollen?
Meiner Meinung nach sollte ja allgemein früher Bezug zur Praxis sein, da sich viele Studenten am Anfang des Studiums nicht wohl fühlen, weil sie nicht verstehen für was sie das alles lernen sollen.
Das Modell ist ja letztlich nur für "Warter" interessant, die eine medizinnahe Ausbildung haben und selbst das scheint ja nicht mal wirklich von Vorteil zu sein.

davo
15.08.2018, 18:26
Ein Teil der Modellstudiengang-Interessenten ist sicher an einer praxisnäheren Ausbildung interessiert. (Wobei sich das mittlerweile etwas überholt hat, da inzwischen ja auch jeder Regelstudiengang etliche praxisorientierte Aspekte integriert hat.)

Aber der Großteil der Modellstudiengang-Interessenten ist, vermute ich, ganz einfach eher an weniger Bio/Chemie/Physik interessiert :-p (Dass sich das dann nicht unbedingt bewahrheitet, s.o., ist ein anderes Kapitel.)

nie
15.08.2018, 18:30
Die Kombination früher Patientenkontakt/praxisnahe Ausbildung plus wenig/keine Nawis und kein Physikum klingt halt schon reizvoll, gerade wenn man schon einen medizinnahe Ausbildung hat und lange aus dem Lernen raus ist.

felicitously
15.08.2018, 19:44
Die Kombination früher Patientenkontakt/praxisnahe Ausbildung plus wenig/keine Nawis und kein Physikum klingt halt schon reizvoll, gerade wenn man schon einen medizinnahe Ausbildung hat und lange aus dem Lernen raus ist.

Das schon, ja. Ich persönlich habe mich fürs Modell entschieden, wobei ich niemals davon ausgegangen bin, durch das System leichter zukommen nach dem Motto "Physikum brauch ich ja nicht" und mit meiner Pflegeausbildung kann ich schon fast alles :D

Aber vielleicht sehen das ja manche so.

swalle25
15.08.2018, 22:22
Leute vielen Dank, dass ihr mir einige Eindrücke geben könnt. Ich kenne nämlich nur Leite aus dem Modellstudiengang in Hamburg, die sind alle recht zufrieden mit der Uni.

Chrizzl88
16.08.2018, 09:58
Oh kannst du da was berichten? Ich würde ja gern in HH studieren.
Muss nur noch auf SK2 oder 1 kommen...

Mosskovskaia
16.08.2018, 10:54
Also ich studiere seit letztem Jahr in Hamburg und bin mehr als zufrieden.
Ich kenne natürlich den Unterschied nicht persönlich aber wenn mir Freunde erzählen, die kurz nach mir angefangen haben im Regelstudiengang, wie das bei denen abläuft bin ich echt zufrieden.
Nicht weil ich denke, dass der Regelstudiengang schlechter ist, der Modell Studiengang passt einfach mehr auf meine Bedürfnisse.
Wir haben die ersten 3 Semester Trimester, 6 Wochen -> 2 Wochen-> 6 Wochen und nach jedem Abschluss eine Prüfung.
Jedes Trimester ist ein Modul A,B,C...und die 2 Wochen sind Second Track den man in dieser Version nur 3x hat und dann einen auswählt den man sein Studium in der Klinik macht und darin, meist, seine Studienarbeit schreibt.
Die Prüfungen ist eine Grösse Klausur am Ende und manchmal kleine Testate.
Im 1. Semester hatten wir in A1 in Anatomie den Bewegungsapparat und darin ein Testat welches dir 20Pkt einbringen konnte.
Dazu gab es in Soziologie 10Pkt. Für eine Hausarbeit, glaube gibt bei uns nur 2 insgesamt im Studium, die entweder 0 oder 10Pkt. Brachte.
Dann eine Modulabschlussklausur wo alles abgefragt wurde mit 70Pkt.
Das alles macht 100Pkt. Insgesamt und man braucht 60Pkt. Zum bestehen des Moduls.
Für mich super weil solche Sache wie Physik nichts für mich sind und daher ich lieber meine Energie in andere Fächer gesteckt um die Klausur und auch das Modul zu bestehen.
Die ersten 5 Semester läufst du so mit egal wie viel du nicht bestehst nur dann ist Stop und du musst alles bestehen.
Da wir auch kein Physikum haben sondern eine Äquivalenz zur ersten Mediziner Prüfung haben wir eine Prüfung Normalfunktion.
Die PNF kann man nach dem 3. Semester machen, was alle von Vorteil halten, oder im 5. Semester machen.
Dort wird wohl gelost welche 2 Fächer du bekommst, die Info gibt es aber leider 2 Wochen vorher, so dass du alles lernen musst egal was zu ziehst.
Danach soll es entspannter werden und die Trimester werden abgeschafft.
Falls du was mehr wissen willst dann melde dich einfach hier, gibt bestimmt genug Leute die das auch interessiert.

davo
16.08.2018, 11:00
Klingt im Vergleich zur Gießener Vorklinik (Regelstudiengang) recht unentspannt :-p

Chrizzl88
16.08.2018, 14:13
Danke für den Bericht :)

Da ich etwas prokrastitatorische Züge habe wäre es für mich wahrscheinlich besser ständig druck zu haben und nicht nur zum Ende des Semesters ^^

Phalin
25.09.2018, 14:21
Hallo, ich bin auch ehemalige Warterin, hatte vorher eine Ausbildung zur MTLA gemacht und komme jetzt ins 3. Semester in Aachen. Dort gibt es ja ebenfalls den Modellstudiengang, der sich allerdings komplett unterscheidet von anderen Modellstudiengängen wie z.B. dem in Köln, da wir in „Organblöcken“ lernen.

Ich persönlich bin bisher extrem zufrieden, hier an der Uni gibt es einen sehr großen Zusammenhalt zwischen den Studenten und den Jahrgangsstufenkoordinatoren und Dozenten, so dass man eigentlich mit allen Wünschen und Sorgen immer auf Hilfe stößt.
Wir hatten im ersten Semester erstmal ein mehrwöchiges Praktikum in Notfallmedizin und Erster Hilfe, also bereits direkt Praxis-Bezug. Danach lag der Fokus auf Chemie, Physik, Bio, Biochemie, Physiologie, Terminologie etc., also auch wenn es ein Modellstudiengang ist, wird man damit nicht verschont. Allerdings wurden hier bei uns Brückenkurse in Physik und Chemie angeboten, die von älteren Studenten gehalten werden, damit auch Studenten mit wenig oder keinen Vorkenntnissen die Klausuren gut bestehen können.

Zu der Frage mit dem Vorwissen: ich habe das Gefühl, bisher durch mein Vorwissen schon extrem profitiert zu haben. Klar musste ich einiges auch nochmal lernen (vieles sogar…), aber allein die Tatsache, dass man mit vielen medizinischen Fachwörtern bereits was anfangen kann ist schon eine große Hilfe. Ich weiß nicht wie es an anderen Unis ist, aber bei uns wurde direkt mit Fachwörtern um sich geschossen (was sich ja oft auch nicht vermeiden lässt) und wenn man da schon eine Basis hat ist das ein großer Vorteil. Ich habe nach meiner Ausbildung 5 Jahre lang gearbeitet und bin dementsprechend zum Fachidioten geworden und hatte unheimlich viele Dinge aus anderen Bereichen wieder vergessen, aber ich hatte schon das Gefühl, dass man, wenn man sich dann wieder mit bekanntem Stoff befasst, den besser und schneller wieder drin hat. Es gab auch einige Klausuren, in denen ich durch Vorwissen Fragen besser beantworten konnte. Das heißt aber nicht, dass man es ohne nicht auch schafft oder dass man mit Vorerfahrung automatisch alles immer besteht. Da ich MTLA bin und dadurch Patienten nur in Teilen zu Gesicht bekomme, kann ich nichts dazu sagen, ob man bei der praktischen Arbeit profitiert. Ich für meinen Teil sehe aber Berufserfahrung/Lebenserfahrung gerade in diesem Job als ganz großen Vorteil an, ich hätte das Studium vor 7 Jahren ganz sicher nicht so gut gemeistert wie jetzt.

Im kommenden dritten Semester beginnen bei uns auch schon die Untersuchungskurse, also kann ich zumindest was Aachen betrifft, bestätigen, dass man im Modellstudiengang schon früh praktische Erfahrungen machen kann. Wir haben ab dem 4. Semester die Möglichkeit uns schon in bestimmte Richtungen zu „spezialisieren“, d.h. es gibt in verschiedenen Bereichen (Unfallchirurgie, Transfusionsmedizin, Palliativmedizin, Ethik, Sportmedizin etc.) zusätzliche Veranstaltungen/Kurse, die man sich selbst aussucht. Pflicht ist nur, am Ende auf eine ausreichende Punktzahl zu kommen. Und auch hier gibt es super viele Angebote mit direktem Patientenkontakt, z.B. kann man einen Patienten palliativmedizinisch begleiten, einem Arzt einen Tag mal bei Allem über die Schulter schauen, Nahttechniken verbessern etc.

Tut mir leid, dass mein Text jetzt so lang geworden ist, ich könnte immer weiter schreiben, weil es einfach so viele Dinge gibt, über die man berichten kann.:-oopss

Wichtig ist einfach, Vorerfahrung hin oder her, immer am Ball zu bleiben, es ist einfach eine Tatsache, dass es Studenten, die immer alles bis auf den letzten Drücker aufschieben, viel schwerer haben die Klausuren zu bestehen und nicht wenige von denen mussten in den Semesterferien einige Klausuren nachschreiben. Ich sage nicht, dass es nicht auch Ausnahmen gibt, aber gerade in einem Fach, wo man mit Wissen bombardiert wird, schafft man es einfach nicht (ohne fotografisches Gedächtnis) alles innerhalb von wenigen Tagen GUT aufzuarbeiten. Vielleicht reicht es dann so gerade für die Klausur, aber mal ganz im Ernst, man will doch später auch einen gewissen Grundstein an Wissen haben, man möchte (hoffentlich) ein guter Arzt sein und da ist jede Information mehr die man mitnimmt Gold wert. Gerade in Aachen lernen wir in einer „Lernspirale“, d.h. viele Inhalte werden im Laufe des Studiums irgendwann mal wiederholt und spätestens dann zahlt es sich aus.
Ich kann auch nur ganz deutlich dazu raten die Grundlagen der Chemie so zu lernen, dass man sie verstanden hat, das ist eine enorme Hilfe um später Biochemie und dann z.B. Krankheitsentstehungen etc. zu verstehen!!! Und auch wenn man manchmal aufgrund der Menge ums Bulimie-Lernen nicht drumrum kommt: versucht so viel wie möglich auf „Verstehen“ zu lernen, das ist anfangs dann zwar mehr Arbeit und investierte Zeit, aber es wird sich später auszahlen.

Was Lernmaterialien betrifft: bisher habe ich noch nie das Gefühl gehabt zu wenig zur Verfügung zu haben. Allerdings weiß ich nicht wie es später bei der Ersten Ärztlichen Basisprüfung (unser Physikum) aussehen wird, wobei es bisher immer so war, dass wir bis zum Erbrechen mit Lernmaterial der höheren Semester vollgestopft wurden. Und auch die meisten Dozenten bereiten einen sehr gut vor mit zusätzlichen Fragenkatalogen zum Durcharbeiten, an denen man die Schwerpunktsetzung erkennt. Das Staatsexamen am Ende ist dann ja wieder einheitlich .

Falls noch Fragen bestehen, immer her damit:-)

Phalin
25.09.2018, 15:15
Im Modellstudiengang ist auch nicht alles Gold was glänzt. Gerade um die Warter wird halt immer gerne mit praxisnahmem Studium, kein Physikum, keine Naturwissenschaften geworden aber dafür gibts halt ganz andere Hürden zu bewältigen.
Ich habe im Regelstudiengang studiert und im gleiche Semester angefangen wie zwei Freunde im Modellstudiengang (nach 14 bzw. 12 WS). Ich hätte zu keiner Zeit mit den Beiden tauschen wollen und fand meine Klausuren im Vergleich echt human. In den Klausuren wurde vielleicht nicht explizit Chemie oder Physik geprüft aber dafür in offenen Fragen völlig absurde Details der Biochemie/Physio angefragt. Teils ohne Sinn und Verstand vermischt mit klinischen Fragen. Und während ich fürs Physikum sehr gut ausgearbeitete Lernmaterialien hatte und eine Prüfung geschrieben habe, die deutschlandweit einheitlich konzipiert wurde und zentral ausgewertet wird, mussten meine Freunde sich auf eigene Faust mit dürftigen Material auf Prüfungen vorbereiten, die Profs der Uni stellen und willkürlich bewerten. Auch im Modellstudiengang ist auch nicht alles schlecht aber man sollte sich klar machen, dass keine Physik/Chemieklausur bzw. kein Physikum nicht automatisch bedeutet, dass es leichter ist. Meine Freunde haben sich beide sehr schwer getan und sind aktuell 3-4 Semester über Regelstudienzeit.
Und wie davo schon sagt: Physik/Chemie sind vielleicht 1-2 Semester und durchaus überschaubar. Die großen Fächer (Anatomie, BC, Physio) sind sehr, sehr, sehr viel umfangreicher und lernintensiver.

Was den Praxisbezug angeht: meine Freunde hatten in den ersten Semestern im Modellstudiengang jetzt auch nicht nennenswert Patientenkontakt und konnten vieles klinisches Wissen gar nicht umsetzen weil ihnen die anatomische/physiologischen Grundlagen gefehlt haben. Wir hatten im Regelstudiengang in der Klinik auch sehr viel Praxis und Patientenkontakt. Meine Berufserfahrung hat mir da aber nicht nennenswert weitergeholfen, fachlich stößt man da schnell an seine Grenzen. Ärztliches Arbeiten ist eben doch was ganz anderes als in der Pflege oder (wie in meinem Fall) im Rettungsdienst. Ich habe jetzt im PJ erstmals das Gefühl, dass mir meine Berufserfahrung weiterhilft. Aber auch weniger fachlich als eher bei so Dingen wie Organisation der eigenen Arbeit oder Umgang mit (schwierigen) Patienten.

Die Aussagen über Aachen kann ich so teils nicht bestätigen, wobei ich nicht weiß wie es früher war. Jeder Modellstudiengang muss sich natürlich auch erstmal etablieren und wird im Laufe der Zeit angepasst und verändert. Aber ich habe 2 Freundinnen, die beide im Regelstudiengang in Bonn sind und habe nicht das Gefühl, dass sich das Lernen der Naturwissenschaften groß unterscheidet (wie sollte das auch gehen!?). Dementsprechend waren unsere Klausuren auch ganz normale Chemie-/Physik-Klausuren. Biochemie fiel bei uns u.a. in das größere Fach Zellbiologie und hier gab es dann schon klinischen Bezug, was ich aber immer als Vorteil angesehen habe, da man bestimmte Dinge so besser verstehen kann.

Ebenfalls nicht bestätigen kann ich die Aussage, dass man klinisches Wissen aufgrund fehlender Anatomie-/Physiologie-Grundlagen nicht anwenden kann. Bereits im 2. Semester haben wir schon einen guten Überblick über die wichtigsten Organe und deren Funktionsweise/Aufbau erhalten. In den kommenden Organblöcken dreht es sich ausschließlich um Anatomie/Physiologie/Pathologie. Man lernt also beispielsweise im Organblock Herz-Kreislauf alles wichtige an Anatomie, Funktionsweise, Krankheitsentstehungen und Behandlungen, man setzt also alle Puzzleteile auf einmal zusammen (dieses System mag nicht für jeden etwas sein, es bietet Vor- und Nachteile, ich persönlich finde es aber gut so, wobei ich anfangs auch skeptisch war). Und auch unser Physikums-Äquivalent dreht sich nur um die Organblöcke, d.h. wir haben keine direkte Chemie-Klausur mehr oder sowas, aber Naturwissenschaften wird man im Studium immer mitschleppen, wenn auch nicht als eigenständiges Fach.

Also abschließend: Modellstudiengänge enthalten definitiv nicht weniger Naturwissenschaften, wir haben lediglich keine extra Klausur im "Physikum", dafür werden dort andere Inhalte abgefragt. Da kann ich also wieder zustimmen, nur weil es Modellstudiengang heißt, ist es nicht leichter, es gibt nur andere Schwerpunkte. Was Praxisbezug und Patientenkontakt angeht, habe ich ja oben schon was zu gesagt, kann ich also auch nicht bestätigen.