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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Durchhalten oder kündigen?



DieCaro
25.08.2018, 18:36
Hi zusammen.

Ich bin momentan im zweiten Weiterbildungsjahr an einer eigentlich echt netten, kleinen Klinik. Ich möchte dort eigentlich auch gerne bleiben.
Doch seit zwei Monaten haben sich die Dinge etwas geändert.
Unser Chef ist recht überraschend gegangen, die Leitung hat sich dafür entschlossen, die Stelle intern nachzubesetzen (offiziell weil man an seine Mitarbeiter glaubt, inoffiziell weil man von außerhalb vermutlich keine geeignete Bewerber bekommt und vor allem weil man Angst hat, dass der alte Chef zu viele Privatpatienten mitnimmt).
Letztendlich waren zwei Oberärzte im Rennen, von denen meine OÄ das Rennen machte. Allerdings muss sie das Haus noch für ein Jahr verlassen um einen zweiten Facharzt zu machen (danach kommt sie wieder, den Vertrag hat sie). Als "Trostpflaster" darf der unterlegene OA so lange kommissarisch das Haus führen.
Und da beginnt das Dilemma: Er macht den Weiterbildungsassistenten aus unserer Abteilung das Leben zur Hölle. Seine Assistenten dürfen sich uns gegenüber alles rausnehmen, wir schieben alle Dienste während sie fast nur in der Funktion sind, schreiben die Briefe für sie, ihre Urlaubswünsche gehen vor etc. Der Unterschied in der wöchentlichen Arbeitszeit zwischen den beiden Gruppen liegt momentan bei 15-20 Stunden.
Auf der einen Seite fühle ich mich im Haus eigentlich sehr wohl und hab' die berechtigte Hoffnung, dass es wieder deutlich besser wird, wenn meine OÄ als Chefin zurückkommt. Auf der anderen Seite ist die Arbeitsbelastung momentan sehr ungerecht verteilt und das Klima zu ihm richtig mies.
Was würdet ihr an meiner Stelle machen - kündigen oder die Zähne zusammenbeissen?

WackenDoc
25.08.2018, 18:44
Personalrat involvieren oder Assistentensprecher (halt die für euch zuständige Personalvertretung) und Tacheles reden mit dem Betroffenen.
Fruchtet das nicht, Gespräch mit der Klinikleitung suchen. Fruchtet das nicht, überlegen, geschlossen zu kündigen bzw. dann schriftliche Beschwerden an den Träger.


Warum genau schreibt ihr deren Briefe?

Muriel
25.08.2018, 18:46
Es gibt eine Assistentenaufteilung innerhalb einer Klinik oder wie ist das zu verstehen?

Rettungshase
25.08.2018, 19:03
Ich verstehe auch nicht so ganz, wer "seine" Assistenten sind.

nie
25.08.2018, 19:08
In meinem PJ Abteilung gibt es z.B. mehrere Stationen und für jede Station ist ein Oberarzt zuständig, der auch die Assistenten „betreut“ die auf der Station eingesetzt sind.

Würde jetzt der Oberarzt der Station A Chef werden, würde er die Assistenten der Station A bevorzugen während die Assistenten der Station B, auf der dann in diesem Fall die TE arbeitet und die von der Oberärztin betreut wird, benachteiligt werden.

WackenDoc
25.08.2018, 19:10
Wahrscheinlich gibt es zwei getrennte Stationen oder Unterabteilungen der chirurgischen Klinik.

DieCaro
25.08.2018, 19:38
Es ist wie nie und WackenDoc schrieben: Jeder Weiterbildungsassistent war einem OA und damit indirekt auch der vom OA betreuten zugeordnet.
Vom Klinikträger und der Geschäftsführung ist in der Sache nichts zu erwarten, P-Rat ist informiert, bislang aber nicht wirklich aktiv geworden (sitzt leider nur ein Arzt drin und der ist auch nicht unbedingt auf unserer Seite......)

DieCaro
25.08.2018, 19:41
Warum genau schreibt ihr deren Briefe?

Weil Briefe bei uns i.d.R. in den Diensten geschrieben werden. Wenn die anderen allerdings kaum noch Dienste machen, bleibt's an uns.

Rettungshase
25.08.2018, 19:59
Tja... das ist alles sehr unerfreulich. Die Überstunden schreibt ihr euch aber schon auf, oder?
Wie sehen das die anderen Assistenten, die in "deiner" Gruppe sind?
Manchmal kann es sinnvoll sein, sich hier als Gruppe untereinander zu besprechen, bevor jeder sein eigenes Süppchen kocht.
Lasst euch einen Termin beim Personalrat geben und fragt beharrlich bei ihm nach, was er gedenkt zu unternehmen; es ist sein Job, sich um derartige Belange zu kümmern.

Wenn du bleibst und es hat sich bis dahin nichts an der Situation unter dem kommissarischen Chef gebessert, kannst du ggü. der neuen Chefin zukünftig natürlich gut argumentieren, warum du jetzt dran bist, mehr in der Funktion zu sein. Macht dann natürlich Sinn zu protokollieren, wer wie oft wo und wann eingeteilt war.
Du kannst natürlich auch mal zum kommissarischen Chef gehen und ihn freundlich fragen, ob er dich nicht mal öfter in der Funktion einteilen kann.

*milkakuh*
27.08.2018, 08:15
Könntest du vielleicht ein Fremdjahr machen und dann wieder zurück in die alte Abeilung gehen, wenn deine alte OÄ wieder da ist?
Das Fremdjahr könntest du ja vielleicht sogar in der gleichen Klinik machen und deinen kurzfristigen Weggang gut verpacken...

John Silver
30.08.2018, 21:16
Die Sache geht recht einfach.

Zunächst sollte der Assistentensprecher mit dem „Chef“ sprechen, und das Problem mit ihm diskutieren. Gelegentlich erzeugt man damit beim „Schuldigen“ mehr Einsicht, als man denkt, und das Problem wird gelöst.

Wenn der „Chef“ sich bockig stellt, würde ich so vorgehen: Man nehme den Dienstplan, und lege diesen dem Betriebsrat und der Personalabteilung mit der Frage vor, wie denn ein Plan genehmigt werden kann, in welchem eine derart offensichtlich ungleiche Belastung für die Assistenten erzeugt wird. Da kann man schon mal auf die Antworten gespannt sein, denn sowohl der BR als auch die Perso sind verpflichtet, den Dienstplan so zu gestalten, dass die Belastung in etwa gleich verteilt wird. Nennt sich „Fürsorgepflicht“. Zumindest der BR nutzt gerne eine solche Gelegenheit, um sich in den Augen der Belegschaft zu profilieren, und einem Chefarzt, der meist ein klares Feindbild abgibt, eins auszuwischen.

Sollten auch die o.g. Instanzen sich vor ihrer Verantwortung drücken, würde ich den Marburger Bund einschalten.

Wichtig ist vor allem, dass die „benachteiligten“ Assistenten zusammen halten. Dann kann man jeden in die Schrankenweisen.

GuteNacht
07.09.2018, 14:03
Betriebsrat, Marburger Bund, puh... das sind harte Geschütze. Selbst wenn sich dadurch die Arbeitssituation verbessert, wäre es möglich, dass der sich persönlich diskreditiert fühlende "vorübergehende" Chefarzt sehr auf den Schlips getreten fühlt. Er ist in einer Position, in der er Dir rein theoretisch das ganze zukünftige Arbeitsleben in dieser Klinik zur Hölle machen kann.
Wenn Du dort bleiben willst, würde ich die Zähne zusammenbeissen und das Jahr durchhalten, oder tatsächlich, wie ein anderer Forist vorgeschlagen hat, eine gewisse Zeit auf einer anderen Abteilung (sofern das zu Deiner Weiterbildung passt) zu verbringen, manchmal gibt es ja auch Kooperationen mit anderen Kliniken o.ä. Alles Gute!

Hijadelaluna
07.09.2018, 14:24
@ GuteNacht: Nicht dein Ernst, oder? Nur aus Angst vor den Gefühlen des vorübergehenden Chefarztes soll die halbe Mannschaft der Assistenten auf anständige Arbeitszeiten (und wahrscheinlich auch eine ähnlich gute Weiterbildung wie die anderen Assistenten) über ein JAHR verzichten? Sich ein Jahr lang mit einer immens höheren Dienstbelastung und einer wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden kämpfen?
Also tut mir echt leid, aber an der Stelle braucht es Eier in der Hose. Und MB und Betriebsrat sind ganz genau für solche Situationen da! Sofas kann man doch nicht einfach schlucken. Wenn alle so denken würden, na dann Prost Mahlzeit.

Wir hatten den MB auch fast zwei Jahren da, die haben uns wirklich mit konstruktiven Vorschlägen geholfen. Würde ich aber auch nicht alles allererstes machen. Aber wenn man intern überall auf taube Ohren stößt..

Feuerblick
07.09.2018, 14:50
Und genau wegen solcher Leute, die Angst haben, der Chefarzt könnte einem das Leben zur Hölle machen aufgrund seines gekränkten Egos (na und? Wenn man sich sowieso zwischen durchhalten und kündigen entscheiden müsste, kann man DANN immer noch kündigen...), sind in vielen Bereichen die Arbeitsbedingungen noch so besch****...