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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ Allgemeinmedizin Pro/Contra



medisacb
28.08.2018, 22:28
Guten Abend in die Runde!

Ich denke gerade über die Entscheidung bzgl des Wahlfaches im PJ nach und da im Besonderen über Allgemeinmedizin, tue mich aber schwer, das richtig für mich zu bewerten. Mir sind diese folgenden (vielleicht sehr spezifisch für mich zutreffenden) Punkte eingefallen, ich würde mich freuen, Meinungen zu hören, vielleicht auch von Leuten, die aktuell dabei sind:

Contra:
- vielleicht das wichtigste: Ich will (aktuell) später nicht Allgemeinmedizin machen
- man sieht immer die gleichen "langweiligen" Krankheiten
- man lernt vom Wissensstand nicht viel mehr als in der Inneren (also nicht nochmal so tief ein anderes Fach)
- man kann kaum was selbstständig machen, da der Arzt immer nochmal den Patienten sehen muss / Rezept unterschreiben / AU unterschreiben, muss also jeden banalen Fall dem Arzt vorstellen (oder?)
- lieber was machen, das ich mir gleich im Anschluss als Weiterbildung vorstellen kann ist besser, weil eher ne Stelle

Pro
- ich weiß noch nicht sicher, was ich später machen will und würde so eine breite Auswahl an Patienten sehen
- gute Vorbereitung auf Arbeit in einer Ambulanz
- ziemlich cool für die mündliche Prüfung, da überschaubarer Lernaufwand
- untersuchen üben (zumindest orientieren von Ortho über HNO, Neuro) in aller Ruhe
- eigentlich 1:1 fachärztliche Betreuung und sehr wenige Aufgaben, die man so aufgedrückt bekommt (so Botengänge usw)
- bessere Arbeitszeiten

schreibt auch gerne, wenn ihr denkt, ein Punkt ist totaler Quatsch!

davo
29.08.2018, 10:23
Was willst du denn nachher möglicherweise machen? ;-)

Ich kann zwar nicht mit PJ-Erfahrung dienen, aber hab meine Hausarztfamulatur in einer größeren Landarztpraxis gemacht, die auch Lehrpraxis ist und jedes Jahr PJler hat. Inkl. gratis Unterkunft. Dort gab es von Warzenentfernungen bis gynäkologischen Untersuchungen ein breites Spektrum, sehr viel Sono, einmal in der Woche Echo, jeder einzelne Patient wurde detailliert besprochen, man hat auch was zu betriebswirtschaftlichen Fragen und zur Praxisführung erfahren, uvm. Allerdings wird dort auch erwartet dass man sich 30-35h/Woche aktiv einbringt, also ein entspannter Halbtagsjob wie es anderswo oft der Fall ist ist das nicht. Bei Interesse: PN.

Andere Alternative je nachdem wie weit du noch vom PJ weg bist: Auslands-PJ Allgemeinmedizin (erlaubt nicht jedes LPA, aber viele schon) in einem Land bzw. einer Region, in dem/der die Allgemeinmediziner neben der Praxistätigkeit auch für Notaufnahme und/oder die Innere Medizin oder teilweise für das gesamte kleine Land"krankenhaus" mit- oder vollverantwortlich sind. Z.B. in Guernsey (keine Ahnung ob das als Lehrkrankenhaus/Lehrpraxis zählt) oder im ländlichen Australien/Irland/Kanada/Schottland/USA (dort gibt es überall Lehrkrankenhäuser/Lehrpraxen für Allgemeinmedizin). Da müsstest du dich halt sorgfältig erkundigen bzgl. Arbeitsalltag und Anerkennung, aber das könnte denke ich eine interessante Alternative sein, da du so bestimmt auch etwas Anästhesiologie, Unfallchirurgie, Telemedizin usw. mitbekommen würdest.

Nessiemoo
29.08.2018, 14:43
Also für mich nach meinem kurzen Hausarutpraktikum noch folgende Nachteile:

Die 1:1 Betreuung kann auch ein Nachteil sein, wenn man doch feststellt, dass man nicht so gut mit dem HA klar kommt, oder dass der doch bei jedem Virusinfekt Antibiotika verschreibt etc. In einer Klinik kannst du dann einfach die Station wechseln oder sich an ein anderen Arzt dranhängen. (Bei großer Praxis besteht diese Möglichkeit natürlich auch)
Man stellt gefühltseltener Diagnosen beziehungsweise betreut die Patienten selten von Inititalsymptom bis zur Therapie. (Auch wenn jemand mit AP Beschwerden kommt, macht man EKG und evtl Trop T Schnelltest, schickt aber dann doch ins Krankenhaus).
Man hat eher Zeitstress, da die Patienten in Gegensatz zur Notaufnahme oder stationärer Therapie häufiger erwarten, dass es schnell geht.
Und je nachdem was du machen willst, kann ein fehlendes PJ Tertial eher bei Jobsuche oder Berufsanfang ein Nachteil sein.

Aber das mit langweilige Krankheitsbildern muss sogar ich wiedersprechen, man sieht sowohl häufige als auch seltene Krankheitsbilder querbeet. Klar, sind Erkältungen häufig, aber auch onkologische Nachsorge, neurologische Krankheitsbilder bis zur seltenen Stoffwechselbilder sieht man doch insgesamt häufig.

xyl15
29.08.2018, 18:00
Was willst du denn nachher möglicherweise machen? ;-)

Ich kann zwar nicht mit PJ-Erfahrung dienen, aber hab meine Hausarztfamulatur in einer größeren Landarztpraxis gemacht, die auch Lehrpraxis ist und jedes Jahr PJler hat. Inkl. gratis Unterkunft. Dort gab es von Warzenentfernungen bis gynäkologischen Untersuchungen ein breites Spektrum, sehr viel Sono, einmal in der Woche Echo, jeder einzelne Patient wurde detailliert besprochen, man hat auch was zu betriebswirtschaftlichen Fragen und zur Praxisführung erfahren, uvm. Allerdings wird dort auch erwartet dass man sich 30-35h/Woche aktiv einbringt, also ein entspannter Halbtagsjob wie es anderswo oft der Fall ist ist das nicht. Bei Interesse: PN.

Andere Alternative je nachdem wie weit du noch vom PJ weg bist: Auslands-PJ Allgemeinmedizin (erlaubt nicht jedes LPA, aber viele schon) in einem Land bzw. einer Region, in dem/der die Allgemeinmediziner neben der Praxistätigkeit auch für Notaufnahme und/oder die Innere Medizin oder teilweise für das gesamte kleine Land"krankenhaus" mit- oder vollverantwortlich sind. Z.B. in Guernsey (keine Ahnung ob das als Lehrkrankenhaus/Lehrpraxis zählt) oder im ländlichen Australien/Irland/Kanada/Schottland/USA (dort gibt es überall Lehrkrankenhäuser/Lehrpraxen für Allgemeinmedizin). Da müsstest du dich halt sorgfältig erkundigen bzgl. Arbeitsalltag und Anerkennung, aber das könnte denke ich eine interessante Alternative sein, da du so bestimmt auch etwas Anästhesiologie, Unfallchirurgie, Telemedizin usw. mitbekommen würdest.

Hä? 30 Stunden in der Woche ist doch recht entspannt? In der Inneren waren es eher 45!

davo
29.08.2018, 18:06
Es ging um den Verleich mit anderen PJ-Stellen in der Allgemeinmedizin. Dass es da einige gibt bei denen man nur 20h/Woche macht ist ja kein großes Geheimnis.

Und wer für €0-600/Monat auch noch gratis Überstunden macht ist echt selbst schuld, sorry.

WackenDoc
29.08.2018, 18:14
Ich finde es ganz gut, wenn man mal die präklinische Medizin erlebt. Dort arbeitet man ja unter etwas anderen Bedingungen als im Krankenhaus. Zum einen ist es sicher gut, die vielen verschiedenen Krankheiten zu sehen, dann ein kleines Gefühl dafür zu bekommen was es bedeutet unter den 100 Bagatellerkrankten die 1-2 mit ernsthaften akuten Problemen zu finden. Unabhängig vom späteren Fach kann es auch das Verständnis für die Niedergelassenen Kollegen fördern. (die eben nicht 24/7 ein Hochleistungslabor zur Verfügung haben, die eben mit ihren eigenen Sinnen diagnostizieren müssen, die eben nicht bei jedem Patienten jegliche mögliche Diagnostik anwenden etc.)

fovea
29.08.2018, 21:48
ich habe zwar nur meine Famulatur jetzt hinter mir, vielleicht hilft es dir aber trotzdem. Ich war jetzt in einer größeren Landarztpraxis und fand es überraschend gut. :) 4 Ärzte, 3 davon Allgemeinmediziner mit verschiedenen Schwerpunkten und ein Internist. Also fand ich im Endeffekt besser als nur einen da sitzen zu haben. Allgemein habe ich schon durchaus seltene Krankheiten gesehen und vor allem auch Patienten mit vielen Erkrankungen (nicht unbedingt alte Menschen). Klar war auch viel Magen-Darm, Schnupfen, und vor allem Rücken dabei, fand das aber jetzt nicht so mega störend. Was ich eher nervig fand, war dann doch der Papierkram (Pflegeantrag, Bescheide etc.) Also an sich würde ich dannach gucken wie groß die Praxis ist und was so an Untersuchungen angeboten wird. :) Arbeitszeit fand ich eher anstregend, selten pünktlich Schluss und "nur" einmal die Woche nachmittags frei.

Solara
30.08.2018, 10:10
Ich würde danach gegen, was du später machen willst. Ist das Allgemeinmedizin, dann würde ich da PJ machen. Kommt das gar nicht infrage, dann würde ich was anderes machen. Willst du in ein kleines Fach, bietet es sich an, dort das PJ zu machen. Willst du Innere oder Chirurgie, dann bietet sich Neuro, Ortho oder sich Anästhesie an, von den Fächern kann man oft was für die Klinik später mitnehmen. Oder Radio? Oder Patho?

medisacb
30.08.2018, 19:05
Allgemein gute Idee, zumindest eine Praxis mit mehr als einem Arzt zu nehmen

Tendiere für später eigentlich auch eher zu einem kleineren Fach (aber da bin ich eben leider noch unentschieden), allerdings nichts chirurgisches.

Aber mir kam vorhin in den Sinn, gerade in dem Fall ist es vielleicht das letzte Mal, in einer Praxis zu arbeiten (und so richtig auch zum ersten Mal - in Hausarzt-Famulaturen schaute ich fast nur zu) und sozusagen vor der Spezialisierung nochmal ne Chance, breit und grundlegend Patienten zu behandeln - bevors fachlich enger wird.

Danke für die Anregungen :)