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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilferuf - Studieren wegen Umfeld / Eltern



Schoko170
30.08.2018, 21:53
Hallo liebe Community,

ich hoffe ihr könnt mir bei meinem Anliegen (was ich schon seit fast einem Jahr habe) weiterhelfen. Ich hoffe ich bin mit meinem Thema hier richtig im Forum.


Ich bin vor kurzem 23 Jahre geworden und bin komme nun ins 3. Semester Humanmedizin. Ich bin in meiner Kindheit mit dem Wunsch "Arzt werden" aufgewachsen (angefangen hats mit ca. 4 Jahren). In der Schule kamen meine Stärken sehr hervor, nämlich in der Mathematik. Ich liebte sie so sehr, manchmal wünschte ich mir "die Schule wäre noch viel schöner wenn ich jeden Tag nur Mathe hätte".

Meine Noten waren super. Ich bekam vom Umfeld (was auch kein deutsch kann) sehr viel Anerkennung. Was muss ich also studieren, um noch mehr Anerkennung zu bekommen (oder es noch zu behalten)? Richtig, Medizin, was ja auch "mein Traum" war. Meine Eltern (und Umfeld) denken, dass man Medizin studieren soll, wenn man ein gutes Abi hat. Leider kennen Sie kein BWL, Informatik oder ähnliches, da sie ungebildet sind.

Vor dem Studium dachte ich: Ich hab ein super Abi, wollte von klein auf Arzt werden, habe alle anderen alternativen ausgeblendet, weil Medizin das beste ist. "Informatik ... nein danke das macht ja mein Cousin, der ist ja dumm, das machen nur dumme", die Leute sollen wissen, dass ich schlau bin.


Kurz gefasst:

Ich bin sehr unglücklich in meinem Studium. Schon nach einem Monat kamen mir immer wieder Tränen in den Augen und musste den Praktikumsraum kurz verlassen, um mich zu beruhigen. Das ist nicht das, was ich leben lang machen möchte. Mein Kopf wehrt sich den Stoff zu lernen. Mit viel Kraft habe ich es dennoch geschafft, alle Prüfungen zu bestehen. Ich habe keine Interesse an Medikamenten, Krankheiten, Bakterien etc.

Ich möchte das nicht lernen. Medizin soll mich nicht definieren, es passt nicht zu mir. Die Lehrer haben mir auch eher empfohlen, Informatik oder Ingenieurswissenschaften oder der gleichen zu studieren. Von Medizin abgeraten hat es mir keiner. Der Prof hat mir auch gesagt: "Wer Medizin nicht mit Herzen macht, der sollte aufhören. Es ist nicht schlimm das Studium abzubrechen und das zu studieren, was man möchte. Studiere nicht das, was dein Umfeld und deine Eltern wollen".

Ich möchte liebend gern Informatik studieren. Klar, die Mathematik an der Uni ist nicht das selbe wie an der Schule. Nur, bin mir da sehr unsicher, da es schon ein gewagter Schritt ist. Zudem verdienen Ärzte viel besser, was mich auch verhindert, das Studium sofort abzubrechen.

Ich denke, im Medizinerforum bekomme ich die besten Antworten.

Ich würde mich über Ratschläge sehr freuen.

Liebe Grüße.


Schoko

Feuerblick
31.08.2018, 06:04
Der Ratschlag ist einfach: Wenn „Arzt“ nicht das ist, was du dein Leben lang bis zur Rente machen möchtest, wenn dir das Studium keinen Spaß macht - dann schmeiss hin und mach was anderes.
Deine Eltern und dein Umfeld sollten nicht DEIN Leben bestimmen sondern alleine DU!

milz
31.08.2018, 07:33
Wenn die Aversion nicht zu groß ist würde ich noch das Physikum machen, damit du was in der Tasche hast und dann wechseln.

WackenDoc
31.08.2018, 07:53
So ne Uni hat ja Vorteile- man kann sich mal in die Vorlesungen der anderen Fächer reinsetzen und ggf. sogar als Zweitstudent oder Gasthörer etc. einzelne Scheine machen.

bremer
31.08.2018, 12:35
So gewagt ist der Schritt jetzt nicht. Ich habe beides studiert und sowohl als Arzt als auch für kurze Zeit als Informatiker gearbeitet. Hast du schon das Pflegepraktikum hinter dir?
Als Informatiker sollte man jetzt eigentlich auch nicht viel schlechter verdienen, höchstens zum Einstieg, da die Dienstgehälter natürlich was ausmachen. Als guter bis sehr guter Informatiker sollte man eigentlich eher mehr verdienen als ein Oberarzt.

Spark
31.08.2018, 13:35
Ich würde fast sagen, ein abgeschlossenes Physikum (wenn möglich) plus Informatikstudium ist sogar ein ganz interessantes Papier.

Wenn es gar nicht geht, dann natürlich gleich raus da. Das bringt ja nichts.

Schubbe
31.08.2018, 15:04
Zur Not nimmst du dir ein Urlaubssester und setzt dich im Oktober mal in die Anfängervorlesungen zur Analysis und Lineare Algebra und schau, ob dich das wirklich interessiert. Naturwissenschaften an der Universität sind nämlich in keinster Weise mit dem Eurhytmetikkursen der Schulzeit zu vergleichen, vorallem Mathematik und Physik.


Ansonsten würde ich aus bereits genannten Gründen dazu raten zumindest das Physikum zu machen und da es später für die Industrie sehr interessant sein könnte.

castell
06.09.2018, 15:16
Tue alles in deinem Leben, dass du glücklich bin. Egal ob dich deine Eltern und deine Freunde dafür hassen werden, irgendwann werden sie verstehen. Egal ob du 1500 Brutto im Monat verdienen wirst. Hauptsache deine Arbeit macht dir Spaß und du hast genügend Zeit, das zu machen was du liebst.

sodbrennen
06.09.2018, 20:39
Zudem verdienen Ärzte viel besser, was mich auch verhindert, das Studium sofort abzubrechen.


Dachte ich auch immer. Ist aber nicht zwingend so. Hängt stark davon ab, wo du arbeitest. Nimm ein großes Unternehmen, das nach ERA Tarifvertrag bezahlt, da bekommst du mit entsprechender Berufserfahrung vergleichbar zu einem Oberarzt mit Poolbeteiligung. Und das sind noch tarifliche Gehälter und keine außertariflichen Gehälter für Führungspositionen. Schau dir mal die Tabellen des Tarifvertrags an. Oft bekommst du 13,5 Gehälter, manchmal auch noch on top Gewinnbeteiligung. In kleineren Firmen ist das natürlich etwas anderes. Und als Berufsanfänger kann es auch sein, dass du weniger verdienst als ein Arzt. Und vor allem wird sich dabei relativ streng an die 10-Stunden-Regel und an Gleitzeit(abbau) gehalten.


Zur Not nimmst du dir ein Urlaubssester und setzt dich im Oktober mal in die Anfängervorlesungen zur Analysis und Lineare Algebra und schau, ob dich das wirklich interessiert. Naturwissenschaften an der Universität sind nämlich in keinster Weise mit dem Eurhytmetikkursen der Schulzeit zu vergleichen, vorallem Mathematik und Physik.

Bei Satz 2 stimme ich zwar zu, aber vor Satz 1 warne ich eher. Das schreckt mehr ab als dass es nützt. Ich spreche aus Erfahrung. Man sollte eine hohe Frustrationstoleranz haben, gerne knobeln und muss trotzdem auch auswendig lernen (Sätze, Theoreme, Definitionen ...). Letzteres erwartet man eher weniger, ist aber so.

Schubbe
06.09.2018, 23:06
Bei Satz 2 stimme ich zwar zu, aber vor Satz 1 warne ich eher. Das schreckt mehr ab als dass es nützt. Ich spreche aus Erfahrung. Man sollte eine hohe Frustrationstoleranz haben, gerne knobeln und muss trotzdem auch auswendig lernen (Sätze, Theoreme, Definitionen ...). Letzteres erwartet man eher weniger, ist aber so.

Deshalb habe ich ja geschrieben im Notfall, also nur als absolute ultima ratio. Ich weiß ebenfalls aus erster Hand wovon ich spreche. Die hohen Abbrecherquoten kommen aber insbesondere von vollkommend falschen Erwartungen an die naturwissenschaftlichen Fächer. Es wäre schade, wenn man überstürzt handeln würde und dann feststellt, dass es komplett den Erwartungen nicht gerecht wird. Der Weg zurück ins Medizinstudium ist nämlich ziemlich aufwendig.

sodbrennen
07.09.2018, 21:11
Ich weiß, aber eine Probevorlesung ist auch nur bedingt hilfreich ;). Man kann doch erst mal eingeschrieben bleiben für Medizin und es ein Semester rausprobieren... Außerdem ist es später im Beruf wieder ganz anders. Im Gegenzug zu Medizin unterscheiden sich Studium und Beruf sehr stark.

Schubbe
08.09.2018, 00:34
Man kann doch erst mal eingeschrieben bleiben für Medizin und es ein Semester rausprobieren..

Genau das schlage ich doch vor.