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annekii
05.09.2018, 22:30
Hallo,

kennt jemand Misophonie und erfolgreiche Behandlung?

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72933/Misophonie-Wenn-Alltagsgeraeusche-krank-machen

VG
Annekii

Hoppla-Daisy
06.09.2018, 10:11
Kennen ja, aber nicht so, dass ich es als mich krank machend bezeichnen würde. Aber dass ich bei manchen Geräuschen echt aggressiv werde und mich dann je nach Grad der Belästigung aus der Situation ziehen muss, ist mir wohlbekannt. Meine erfolgreiche Behandlung besteht tatsächlich in o. g. Vorgehen, aber wie gesagt, ich hab es nie als überproportional unnormal empfunden.

Salzi19
06.09.2018, 11:05
Ich habe das glaube ich auch :-oopss ich hasse essgeräusche und beim schnarchen meines Mannes könnte ich manchmal an die Decke gehen... Mein Baby dagegen kann im Schlaf seine komplette geräuschpalette von sich geben und es stört mich überhaupt nicht. Habe mich bisher aber noch nicht damit beschäftigt, was man da dagegen tun könnte.

Espressa
07.09.2018, 09:14
Ich hab das auch, und kann nur berichten dass eine Anmerkung an das betreffende Subjekt häufig in beleidigt-sein und zusätzliche Streitigkeiten ausartet. Konfrontation ist also schwierig, was bleibt da außer Flucht oder Übertönung?

annekii
07.09.2018, 09:23
Hallo,

ich weiß, dass ich es seit meiner Kindheit habe und auch seit wann ungefähr. Es hat angefangen mit dem Schnarchen meiner Schwester wegen Adenoiden und Tonsillenhypertrophie. Aber danach hat es sich verselbständigt, dass ich nicht mal ihre Atemgeräusche ertragen haben.
Aggressiv und hassen trifft es gut und das ist ja auch das besondere daran und damit soll es sich wohl von anderen Störungen abgrenzen. Eine solch heftige und nicht kontrollierbare Reaktion mit hoher negativer Emotionalität ist irgendwie krass.

Sie nennen es Trigger und das passt irgendwie auch gut. Wenn so ein Geräusch losgeht, bin ich wie elektrisiert. Essgeräusche sind es schon ewig, das mit dem Atmen habe ich zum Glück verloren. Aber seit einiger Zeit hab ich das selbe mit Tastaturtippgeräuschen. Das ist im Alltag mittlerweile echt nervig und störend. Im Zug bin ich immer mit Kopfhörern, weil so viele die Fahrt zum Arbeiten auf dem Laptop nutzen. Mein Mann und ich sitzen in 2 verschiedenen Zimmern, wenn er am PC arbeitet. In der Praxis geh ich weg, wenn jemand irgendwo tippt. Ich finde es mittlerweile doch alltagsstörend und würde gerne was tun. Krank machend sicher nicht, aber einschränkend und immer vorhanden.

Ich habe einiges gelesen und auch, dass es oft falsch behandelt wird, zB mit Konfrontation und aushalten, aber das sei grundverkehrt, weil es eben aus einer anderen Störung kommt.

LG
Annekii

Fr.Pelz
07.09.2018, 19:19
Mein Bruder hatte das auch mit Essgeräuschen.- Er hat es im Rahmen seiner Selbsterfahrungsstunden bei der Therapeutenausbildung angesprochen und jetzt ist es besser, ich kann ihn ja mal fragen, was da genau gemacht wurde, aber ich denke mal schon Verhaltenstherapeutisches.

Hoppla-Daisy
07.09.2018, 19:51
in Punkten ausgedrückt:

schmatzende/gurgelnd-gierige Ess- bzw. Kaugeräusche (10/10 Punkten), wenn jemand beim Essen mit dem Besteck an die Zähne schlägt (10/10 Punkten), das Geräusch von wippenden Beinen (7/10 Punkten), das Geräusch vibrierender Handys - wenn es nicht meins ist (7/10 Punkten), manche Atemgeräusche (8/10 Punkten).

Ich weiß, seit wann ich das habe. Vor dreißig Jahren (scheiße, ich bin echt alt :-(( ) hat es mit meinem Tinnitus angefangen. Dann kam Hörsturz Nummer 1, Hörsturz Nummer 2, vor zwei Jahren Hörsturz Nummer 3 (seitdem noch nen weiteren, sehr hochfrequenten Ton dazu "gewonnen"). Meine Ruhe ist mir heilig. Und wenn dann eins von den Top-Störgeräuschen kommt, könnt ich Amok laufen!

Salzi19
07.09.2018, 20:45
Ich habe meinen Mann jetzt mal durch die schnarchdiagnostik geschickt, jetzt fehlt noch die Nacht im Schlaflabor. Ich hoffe sehr, dass sich da eine Lösung findet. Ich schlafe nachts teilweise mit ohrstöpseln und laufenden relax-Geräusche-app auf dem Handy. Eine dauerlösung kann das aber nicht sein.

Relaxometrie
07.09.2018, 20:55
Das ist ein sehr interessantes Thema, da ich mich generell als geräuschempfindlich einstufe, von dem Wort "Misophonie" aber bisher noch nie etwas gehört habe. Ein spezielles Haßgeräusch von mir ist eine laute Unterhaltung auf Chinesisch. Also echt mal....widerlich. Wenn ich in Bus/ Bahn/ Wartezimmer/ Restaurant/ wo auch immer sehr nahe bei Menschen sitze, die sich angeregt und laut auf Chinesisch unterhalten, muß ich weggehen. Eine zeitlang versuche ich immer, es zu unterdrücken, weil es ja auch unfreundlich ist. Aber wenn ich eine gewisse Zeit gegen den Fluchtreflex angekämpft habe, gebe ich ihm statt.

Was mich auch aufregt, sind die dauerhaften Störungen durch Unterhaltungen im Arztzimmer, wenn ich Briefe diktieren will. Keine Ahnung, warum ein Arztzimmer so oft als sozialer Treffpunkt fungiert. Ich möchte die sozialen Kontakte ja nicht missen. Aber wenn ich Briefe diktiere -vielleicht sogar nach Feierabend, weil dann vermeintlich Ruhe einkehrt- und das Arztzimmer dann immer noch von quatschenden Grüppchen bevölkert wird, könnte ich ausrasten.

Heerestorte
08.09.2018, 00:37
Ich habe meinen Mann jetzt mal durch die schnarchdiagnostik geschickt, jetzt fehlt noch die Nacht im Schlaflabor. Ich hoffe sehr, dass sich da eine Lösung findet. Ich schlafe nachts teilweise mit ohrstöpseln und laufenden relax-Geräusche-app auf dem Handy. Eine dauerlösung kann das aber nicht sein.

OP bei deinem Mann? Da gibt es doch mittlerweile Ansätze, wie man das Schnarchen operativ angehen kann.

Muriel
08.09.2018, 07:07
Ich schlafe seit zwanzig Jahren jede Nacht mit Ohrenstöpseln. Ich kann nicht mal, wenn ich alleine bin, ohne schlafen. Atmen ist schrecklich, Schnarchen die Vollkatastrolhe überhaupt. Ich wandere trotz Ohrenstöpseln ständig zu K1 aus. Essgeräusche finde ich auch fruchtbar. Auch ein Grund, warum ich eher langsam esse, so bin ich länger damit beschäftigt als die anderen und kann mit meinen eigenen Geräuschen deren unterdrücken.
Wenn ich erschöpft bin, kann ich irgendwann kein einziges Geräusch mehr ertragen und weiß nicht, wie ich die Zeit bis zur Schlafenszeit der Kinder überbrückt bekomme. Dann stehe ich manchmal da mit den Händen über den Ohren und muss sehr an mich halten, nicht einfach nur loszubrüllen.
Ich arbeite auch sehr viel lieber die beiden Tage in der Einzelpraxis als in der großen, wo wir teilweise mit vier Ärzten plus Orthoptistin parallel sind. Dort ist mir die generelle Geräuschkulisse einfach zu viel, auch wenn ich die Arbeit selber dort mag. Großraumbüro wäre mein Albtraum.
Ich schrieb ja schon mal, dass akustische Ruhe für mich ein sehr hohes Gut ist. Ich mache so gut wie nie Radio, TV, Musik an, weil ich das nicht aushalte.
Ich merke aber auch, dass ich in Zeiten, in denen es mir gut geht, ich keinem sonderlich Stress ausgesetzt bin und die Kinder nicht völlig am Rad drehen, deutlich besser damit umgehen kann. Bei mir ist das ganz klar mit meiner aktuellen mentalen/psychischen Verfassung gekoppelt. Es stören mich die gleichen Geräusche immer, aber der Grad (also ob ich es einfach nur ekkig/nervig finde oder nicht zum Aushalten und schreien könnte) ist sehr unterschiedlich.

Miss_H
08.09.2018, 08:02
OP bei deinem Mann? Da gibt es doch mittlerweile Ansätze, wie man das Schnarchen operativ angehen kann.
Schnarchen ist ja nicht grundsätzlich pathologisch, daher ist eine umfangreiche Diagnostik wichtig (wird ja schon gemacht). Und je nach Ursache gibt es verschiedene Lösungen, eine Operation kann in manchen Fällen helfen, aber es gibt auch noch zahlreiche weniger invasive Lösungen. Eine Operation pauschal zu empfehlen finde ich daher persönlich nicht gut.
@Thema: Ich finde das super spannend. Ich bin auch eher geräuschempfindlich und habe auch Geräusche, die mich stören. Allerdings habe ich nicht das Verlangen mich der Situation zu entziehen. So wie Muri stelle ich aber auch eine Korrelation zwischen meinem Stresslevel und der Genervtheit durch Geräusche fest.

Feuerblick
08.09.2018, 08:05
Hmmmm... ich bin wohl eher aus der anderen Ecke. Ich mag es nicht, wenn es tagsüber um mich herum leise ist. Bei mir läuft immer Musik im Hintergrund. Nicht laut, aber als Klangteppich. Ohne kann ich mich nur schlecht auf etwas konzentrieren.
Allerdings muss es, wenn ich schlafen will, dafür dann absolut leise sein. Atemgeräusche, Schnarchen, aber auch Verkehrslärm etc. kann ich dann nicht gebrauchen. Leider kann ich mit Ohrstöpseln auch nicht schlafen... Ich glaube, würde ich nochmal mit einem Partner zusammenziehen, dann müssten wir über getrennte Schlafzimmer verhandeln :-))

Absolute Arrhythmie
08.09.2018, 09:03
Essgeräusche finde ich auch super abstoßend, das macht mich richtig aggressiv und ich entschuldige mich deshalb immer bei anderen, wenn ich als einzige in einem Raum esse.
Ich würde das aber nicht als Störung wahrnehmen, irgendwie geht's doch ziemlich vielen Leuten so :-nix

Hoppla-Daisy
08.09.2018, 09:28
Die ständig lauten knurpsenden Essgeräusche und das stets gegen die Zähne schlagende Besteck (wovon er wusste, dass ich das absolut nicht abkann) sind unter anderem Gründe, warum ich froh bin, nicht mehr mit einem Exfreund zusammen zu sein. Er hat es provoziert, das weiß ich. Machte dies in Zukunft ein potentzieller Partner, so würde es bei potenziell bleiben....

Und ja, auch bei mir zuhause ist selten eine Geräuschquelle an. Ich liebe es, in der absoluten Stille (und manchmal auch Dunkelheit) zu sitzen. Wenn meine Tochter nach Hause kommt, weiß ich, dass dann wieder Geräuschteppich da ist, den sie irgendwie braucht. Ergo genieße ich diese stillen Momente umso mehr, zumal nach einem stressigen Tag. Denn da ticke ich genauso wie Muri. Nach einem stressigen Tag mit vielen nervigen Geräuschen (haben derzeit viel Baustellenlärm im Krankenhaus, was Anamnese zum Teil erheblich erschwert und nervig macht) bin ich empfänglicher dafür, dass normale Geräusche zum Nervfaktor werden.

Moorhühnchen
08.09.2018, 11:05
Ob das unter Misophonie fällt, weiß ich nicht, aber ich kann mich manchmal nur darüber wundern, wenn ich "Gäste" im OP habe (seien es PJ'ler, Famulanten oder einfach nur die Kollegen zur Mittagsauslöse) und die stellen die neu aufgetretenen Alarme nicht aus. Also sowas wie "RR steigt mal über 160" und der Monitor fängt an zu bimmeln - ist ja kein besonders eindringlicher und lauter Alarm, aber neben Sauger, Warmtouch, Gesprächen, Geräuschen von der OP würde ich durchdrehen. Aber häufig komme ich aus der Pause wieder und der leise Alarm bimmelt noch genauso (besonders wenn der Chef mich ablöst)... :-oopss
Ich frage mich echt, wie die das ertragen können. Das erste, was ich post-op frage, ist ob ich den Sauger ausmachen kann. Warmtouch lasse ich im Interesse der Patienten weiterlaufen, auch wenn er mich nervt.

Leider kriege ich oft in dieser Geräuschkulisse Ansagen nicht mit. Erst dachte ich, zwei gewisse Operateure wollen mich verarschen, weil sie irgendwann brüllten, "Tisch höher!" und behaupteten, ich hätte die ersten drei Ansagen nicht gehört (beide Exemplare nuscheln aber auch extrem)... War dann mal beim Hörtest, da kam natürlich raus, dass ich insgesamt eigentlich extrem gut höre, aber mittendrin auf dem rechten Ohr ne Senke habe... Ich erinnere mich nicht mehr richtig, meine aber, die HNO-Ärztin hatte was von angeboren gesagt.
Problem dabei war, dass ich zum Zeitpunkt des Tests ziemlich erkältet war und ihn eigentlich ein paar Monate später wiederholen sollte - es bisher aber nicht gemacht hab. :-?

Jetzt, wo ich das hier gelesen habe, versuche ich schon die letzten Tage im OP krampfhaft NICHT darüber nachzudenken, ob mich das alles jetzt aggressiv macht. :-))

jinkxed
08.09.2018, 14:08
Wenn die Famulantin wieder mal ihre Karotten auspackt könnte ich auch ausrasten, aber was man will man machen :-D

annekii
08.09.2018, 21:58
Mir geht es anders als Muriel. Ich brauche eher viel solcher Sachen, damit ich die nervigen Sachen übertünchen kann. Also hier läuft Musik dauernd, am besten beim Essen.
Ich esse auch langsam, damit keiner nach mir fertig ist. Wenn es doch passiert, muss ich oft schon aufstehen. So kriegt man es einem Kind auch nicht erzogen...

Ich benutze auch keine Ohrstöpsel, sondern Kopfhörer mit Musik, weil das anderes überspielt. Bei Stöpseln ist das andere nur leiser, aber nicht komplett weg.

Erstaunlich fand ich, wie ich die schrecklichen Schlafgeräusche meiner Großen nicht störend fand, weil Schlaf bei ihr nie länger als 1-2 h möglich waren. Da war dieses Geräusch positiv besetzt und dann erstaunlicherweise eben nicht triggernd.

Muriel
09.09.2018, 08:41
Ich glaube, der Unterschied ist, dass ich generell sehr geräuschempfindlich bin, einige Geräusche dabei mehr als andere total störend und teilweise unerträglich sind, und bei Dir keine generelle Empfindlichkeit, dafür aber bei bestimmten Triggern eine sehr viel stärkere Antipathie besteht. Ich käme wirklich niemals auf die Idee, freiwillig irgendetwas anzumachen, das Geräusche von sich gibt, das nicht gerade jetzt meine volle Aufmerksamkeit bekommt (Film gucken zB). Sebastian spielt ja gerne mal am PC, wenn möglich, verlasse ich den Raum, um das nicht hören zu müssen. Ich habe ja selbst früher beim Game Boy immer schon den Ton ausgestellt ;-)

Lava
09.09.2018, 10:26
Das Kieferknacken meines Mannes, wenn er isst. Das hat aber erst während meiner Schwangerschaft angefangen. Vielleicht hängt das auch mit dem akuten Tinnitus zusammen, den ich da hatte. Und sonst stört mich noch so ein Geräusch, dass meine Mutter manchmal macht, auch mit dem Kiefer. Ist sowas wie ein Schnappen. Also ein weites Öffnen und Schließen, obwohl sie nichts abbeißt oder kaut. Aber meine Mutter hab ich ja nicht mehr so häufig um mich. Meinen Mann schon. Ich versuche mich dann auf andere Geräusche zu konzentrieren. Wenn es keine gibt (wenn ich selber nichts esse und der Fernseher aus ist, keine Musik an, etc.), macht mich das echt wahnsinnig. Manchmal gucke ich ihn dann böse an und er reagiert wiederum verärgert und sagt, dass er ja nichts dafür kann. Was natürlich stimmt. Ein Teufelskreis. :-keks