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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : die ersten sprechstunden



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yoann
01.10.2018, 20:45
hallo zusammen,
ich wollte mal wissen was ihr so für tipps habt für die ersten sprechstunden als facharzt, wenn man davor während der ganzen assistenzarztzeit noch nie sprechstunde gemacht hat. je nach fachrichtung verbringt man ja seine zeit nur mit station, notaufnahme etc...da ists ja schön einfach weil der patient nixjt gleich wieder geht und man ihn mehrmals sieht und man eigentlich nie sofort entscheiden muss, man hat nochmal zeit zum nachdenken, umentscheiden, nachschlagen etc...mir graust es grad mir vorzustellen dass der patient in der sprechstunde vor mir sitzt und direkt zu allem eine antwort will und ich dann innerhalb von sekunden entscheiden muss ob und welche zusätzliche diagnostik ich mache, was ich verschreibe etc...
berichtet mal von euren ersten sprechstunden, ich bin gespannt. und vielleicht gibts da ja auch sinnvolle organisatorische und zeitsparende tipps wie auf station? von vorgefertigten rezepten für physiotherapie über weiss nicht was...

WackenDoc
01.10.2018, 21:11
Sprechstunde im Sinne von Praxis oder im Sinne von Ambulanz?
Bist du noch nie irgendwie in der NFA oder Ambulanz mal mitgelaufen?
Welches Fachgebiet?

yoann
01.10.2018, 21:39
neuro. ambulanz in der klinik. recht subspezialisiert und absolut nicht das was ich ab und an mal wenn ich einen oa in der sprechstunde begleitet hab gesehn hab. aber selbst das hab ich seltenst in der ausbildung getan. ( bzw so dass ich da jetzt nichts organisatorisches festgehalten hab wie ich meinen arbeitsalltag verbessern kann.)
von der thematik wird das natürlich die zeit machen, ist ja immer so wenn man was neues macht.
ich frag mich ua auch inwiefern man dem patienten offen sagt dass man da nochmal in sich gehen muss, bzw das gerne kollegial bespricht und sich telefonisch meldet etc (teilweise wird das gemacht, auch von erfahrenen, wenn sachen kollegial entschieden werden, wenn sichs um seltenes zeug handelt). ich frag mich (aus interesse) wie das in anderen fachgebieten oder andern häusern, andern ländern etc gehandhabt wird.
beispiel einer allgemein-neurologischen ambulanz mit häufigen neurologischen krankheitsbildern: dort wo ich assistenzarzt war (frankreich) werden teilweise die basistherapien von MS- patienten kollegial besprochen. wird das in deutschland auch so gemacht? hab den eindruck dass die deutschen da eher für sich allein ihr ding machen. in frankreich wird immer alles breit ausdiskutiert...
habt ihr ein notizbuch in dem ihr aufschreibt was ihr für die jeweiligen patienten noch organisieren müsst? (an diesen und jenen facharzt weiterleiten, fallbesprechung vorstellen etc...)

WackenDoc
02.10.2018, 18:44
Das ist wohl das Spannende an Sprechstunde- du hast ne ganz andere Taktung und musst viel selber entscheiden.
Gibt doch sicher einen verantwortlichen Oberarzt oder Vorgänger oder so? Da fragen, wie der Ablauf ist, was du beachten solltest, bei was der OA gefragt werden will.

Sonst ist halt wichtig, dich auf die aktuelle Fragestellung bzw. die Krankheit zu konzentrieren. Dann wird es hoffentlich Diagnostik/Behandlungsstandards geben. Die sind der Rahmen und darüber gewinnt man Zeit.

ananassaft
03.10.2018, 09:06
Hey,
bei uns ist es üblich dass auch die Assistenten irgendwann in die Sprechstunden im Haus eingelernt werden und diese dann selbstständig durchführen. Ist Gyn und handelt sich hauptsächlich um Brustsprechstunden.
Um es kurz zu machen: Ich telefoniere dann auch sehr viel mit meinem Patienten nachdem ich sie gesehen hab ;) wenn ich mir unsicher bin, frage ich anschließend meinen Oberarzt (währenddessen ist meistens schwierig). Ich weiß nicht was ihr da für Möglichkeiten der Besprechung habt?
Dem Patienten kommuniziere ich das so, dass ich ohnehin jeden Patienten meinem Oberarzt vorstelle/im Team bespreche (dem ist mitnichten so, wenn das Routinesachen sind kann ich das auch alleine, nur wenn ich mir eben unsicher bin frag ich und sag dem unsicheren Patienten dass das Standard ist) - der Patient fühlt sich dann gut aufgehoben und ich hab den Joker. Je nachdem WIE unsicher ich mir bin sag ich entweder "normalerweise machen wir das so und so, aber wenn mein Oberarzt/die Tumorkonferenz noch eine andere Idee hätte, würde ich Sie anrufen." oder ich sag auch relativ offen "es ist ein bisschen zu schwierig für mich zu sehen im Ultraschall, weil [random Grund, bei uns zB 'weil Ihr Drüsengewebe so dicht ist' oder ähnliches], ich würde die Bilder meinem Oberarzt, der natürlich viel mehr Erfahrung hat, nochmal demonstrieren und mit ihm das Prozedere besprechen, bis zum Ende der Woche melde ich mich telefonisch bei Ihnen!" das klappt normalerweise gut, also es kommt gut bei den Patienten an. Ich bin halt auch erst im zweiten Jahr, demensprechend jung bin ich und die sind eh häufig verunsichert wenn sie erfahren dass ich die Ärztin bin und ihnen jetzt mit ner fetten Nadel in der Brust rumstanzen werd. Dann gehts ihnen gleich besser wenn ich sag dass ich immer alles bespreche.
Für die Organisiererei generell hab ich auch immer nen Laufzettel/Merkzettel, klassisch mit Tabellen und zum Abhaken. Steht dann halt "Frau xy, MRT anmelden", oder eben "Frau yz, OA fragen und Pat. zurückrufen".
Klappt alles so leidlich gut ;)

yoann
03.10.2018, 19:54
ok super. sowas wollt ich wissen. va wie die patienten da so drauf reagieren. ich kann alles mit drm team besprechen aber eher nicht während der sprechstunde sondern danach. ich seh halt auch noch jung aus und die kommen aus dem ganzen land weil referenzzentrum, sodass die mir fast leid tun auf mich zu treffem;-) aber das mit teamentscheidung und gut aufgehobrn fühlen will ich gern glauben...

tarumo
04.10.2018, 07:16
Wichtig ist auch noch: sofern Du die Sprechstunde (z.B. als Ermächtigungsambulanz) sozialrechtlich eigenverantwortlich durchführst, mußt Du Dir auch im klaren sein über die Rahmenbedingungen nach SGB. "Neuro-Spezial" klingt so, als ob man da wegen teils sündteuren Medikamenten durchaus mal mit einem Medikamentenregress auffällig werden könnte (selbst bei leitliniengerechter Therapie). Falls das ganze unter der "Flagge" vom Chef läuft, würde ich das vorab verbindlich klären, daß eventuelle Regresse nicht an Dich durchgereicht werden. Eine Geldstrafe von ein paar Hunderttausend Euro ein paar Jahre später kann man normalerweise nicht gebrauchen. Davon, daß Du Deine Berufshaftpflicht entsprechend angepaßt hast, gehe ich mal aus.

yoann
04.10.2018, 19:40
ha stimmt berufshaftpflicht. stand noch nicht auf der to do liste. hab ich bisher noch die assistentenversion. aber das muss natürlich noch angepasst werden.
ich muss ehrlich sagen dass ich deinen punkt nicht ganz verstehr. könntest du den nochmal erläutern?

yoann
04.10.2018, 19:43
wisst ihr ob es haftpflichtmässig was ändert wenn man co-investigator bei medikamentenstudien ist? da haftet man doch sicherlixh nicht als person sondern das läuft übers haus? oder habt ihr da spezielle sachen abgeschlossen?

WackenDoc
04.10.2018, 20:41
Bei der Haftpflicht musst du schauen, was genau du abgesichert haben musst. Auf jeden Fall den Statuswechsel melden. Das heisst aber nicht, dass es unbedingt teuerer wird.

Läuft deine Tätigkeit über ein Angestelltenverhältnis, bist du darüber versichert. Dann macht eine Restrisikoversicherung (gelegentliche Notdienste, kleinere Behandlungen von Freunden und Verwandten, Blutentnahmen für die Polizei etc.) Sinn.

tarumo
04.10.2018, 22:24
wisst ihr ob es haftpflichtmässig was ändert wenn man co-investigator bei medikamentenstudien ist? da haftet man doch sicherlixh nicht als person sondern das läuft übers haus? oder habt ihr da spezielle sachen abgeschlossen?

Kann man nicht pauschal sagen. Natürlich ist man erst mal übers Haus abgesichert, eine ergänzende Berufshaftpflicht für externe Kleinigkeiten, oder einen Binnenregress (wenn Du dem Haus einen Schaden zufügst) sollte man aber schon haben. Das ganze kann man aber nur durch persönliche Beratung klären, und nicht mal eben online. Der Passus mit dem Co-Investigator sollte primär übers Haus abgesichert sei (da gibt es sicher was Schriftliches dazu-nachfragen). Oder ist man direkt an Dich herangetreten?

yoann
04.10.2018, 22:45
danke schomal für die ganzen punkte. nee nee also ich bin da schon ganz normal angestellt am krankenhaus und die klinischen studien laufen übers team und der chef ist haupt-investigator...
werd dann auf jeden fall mal einen termin ausmachen bei der versicherung...

tarumo
05.10.2018, 09:41
ich muss ehrlich sagen dass ich deinen punkt nicht ganz verstehr. könntest du den nochmal erläutern?

Dein Chef wird, damit er die ambulanten Patienten auch abrechnen darf, von der KV (die ist quasi so eine Art Zwischenhändler) eine Genehmigung erhalten und sich im Gegenzug verpflichtet haben, die Vorgaben der Krankenkassen einzuhalten. Das geht es in erster Linie um Sparmaßnahmen, sprich den Pat. muß per Gesetz vereinfacht gesagt, das billigste Heilmittel und Arzneimittel verordnet werden (§12 SGB 5- auch als WANZ bekannt)- und eben nicht die neuesten Biologicals. Weicht man davon ab, drohen Geldstrafen "Regresse", die auch an einen Angestellten durchgereicht werden können, eben an den, dessen Name auf dem Rezept steht.

Übliche Vorgabe ist auch, daß der Chef die Ambulanzpatienten eigenhändig behandelt. Tut er das nicht, sondern Du, und der Chef unterschreibt die Quartalsabrechnung als korrekt, macht er sich unmittelbar des Abrechnungsbetrugs schuldig und Du der Beihilfe dazu. Es gab sogar schon Gerichtsverfahren dazu, also keinesfalls eine Bagatelle. Außerdem unfair gegenüber den Häusern, die sich bemühen, die Vorgaben einzuhalten.

Es kann natürlich sein, daß auch entsprechende Erlaubnisse von der KV an Dich direkt vergeben werden (das ist aus ein paar Internetpostings nicht herauszulesen und Sozialrecht ist sehr komplex). Dann bekommst Du eine "lebenslange Arztnummer" und die entsprechende KV-Nummer, stehst aber im Umkehrschluß dann auch jederzeit und im Rahmen der Verjährungsfristen bis zu fünf Jahre rückwirkend für Dein Verordnungsverhalten gerade (das ist auch der Grund, warum man diese Nummern geschaffen hat). Ich würde mich also in jedem Falle schriftlich beim AG rückversichern, daß etwaige Arzneimittel-Regresse jederzeit vollständig übernommen werden.
In einer Visceralchirurgiesprechstunde z.B. sollte es eher keine Probleme mit sowas geben, in der Neurologie o.ä. aber sehr wohl.

Als kleines Leckerli: Je nach Status und Bundesland kann es auch sein, daß Du zusätzlich zum KH-Dienst auch noch zu KV-Diensten herangezogen wirst.

Normalerweise wird, wenn ein KH-Träger sich entschieden hat, in die ambulante Versorgung einzusteigen (z.B. als MVZ) das ganze mit den dann anzustellenden Ärzten vertraglich fixiert, z.B. wer wen vertritt, wer Regresse übernimmt und wie mit den KV-Diensten zu verfahren ist.

Dein Fall wirkt jetzt so, als ob das KH mal eben Referenzzentrum wurde, jedoch die daraus resultierenden Verpflichtungen in der ambulanten Patientenversorgung einfach mit stundenweise einzuteilenden KH-Ärzten wahrnehmen will, diese jedoch mit den verbundenen Risiken und Nebenwirkungen alleine läßt bzw. ignoriert...
Kann natürlich auch sein, daß ich mich täusche. Vielleicht schreibst Du ja noch was dazu.

Espressa
05.10.2018, 12:01
Ich würde eine Anstellung als Facharzt mit eigener KV-Ermächtigung für die Ambulanz erst dann empfehlen, wenn du die Materie weitestgehend beherrschst und dir sicher bist bei der Behandlung. Denn es ist dann schon do gedacht, dass der betreffende Arzt dann die Verantwortung trägt und Therapientscheidungen treffen soll. Natürlich sind Rücksprachen im Team immer möglich, aber letztlich hältst du den Hals hin, wie schon gesagt wurde.

tarumo
05.10.2018, 12:08
werd dann auf jeden fall mal einen termin ausmachen bei der versicherung...

In dem Zusammenhang noch der Hinweis, daß es u.U. günstiger sein kann, den alten Vertrag zu kündigen und neu bei einer anderen Firma abzuschließen. Insofern lohnt es sich, sich mehrere Angebote reinzuholen, wobei nicht nur der Umfang der Versicherung über den AG, sondern auch das exakte interne und externe Tätigkeitsspektrum von Interesse ist (die Durchführung einer Sprechstunde per se ist eher kein erhöhtes Haftpflichtrisiko, gehört das doch zur Kernkompetenz).
Falls nicht vorhanden, sollte man bei der Gelegenheit auch über eine (Berufs-)Rechtsschutzversicherung nachdenken.

Edit: wenn möglich keine Kombiprodukte wählen. Bei einem privaten Haftpflichtfall könntest Du u.U.die Berufshaftpflicht verlieren

tarumo
05.10.2018, 12:18
Ich würde eine Anstellung als Facharzt mit eigener KV-Ermächtigung für die Ambulanz erst dann empfehlen, wenn du die Materie weitestgehend beherrschst und dir sicher bist bei der Behandlung. Denn es ist dann schon do gedacht, dass der betreffende Arzt dann die Verantwortung trägt und Therapientscheidungen treffen soll. Natürlich sind Rücksprachen im Team immer möglich, aber letztlich hältst du den Hals hin, wie schon gesagt wurde.

Ich gehe nach all dem geschriebenen auch davon aus, daß der "Ermächtigte" (sorry, ich kann mich mit diesem Nazivokabular nicht anfreunden) der Chef ist, der auch KV-rechtlich für alles geradesteht, aber unterschreibt, daß er alle Sprechstunden im Quartal wie verlangt selbst gemacht hat und eben nicht der "FA Yoann".
Da ist man zwar vorerst aus dem Schneider, sobald sich jemand aber beschwert (Patient, Konkurrent, Kasse, Nachbarkrankenhaus) wird die Luft ganz dünn und dann ist man gleich Mitbeschuldigter in einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren wegen Abrechnungsbetrugs, bestenfalls noch Zeuge gegen den Chef. Und da das KH in einem solchen Fall als Geschädigter auftreten wird, ist es dann auch gut, eine Rechtsschutzversicherung zu haben (s.o). Alles schon vorgekommen...

FirebirdUSA
05.10.2018, 13:37
Hochschulambulanz?

tarumo
05.10.2018, 14:20
Die ASV nach § 116 SGB V gibt es auch noch..es wird nichts daran vorbeiführen, daß der TE das herausfindet- und uns vielleicht mitteilt. Viele Referenzzentren in den letzten Jahren sind an nichtuniversitären Kliniken entstanden- auch wenn sich z.B. Kliniken wie Minden ganz ungeniert als Universitätskliniken bezeichnen...

Pflaume
05.10.2018, 15:10
Edit: wenn möglich keine Kombiprodukte wählen. Bei einem privaten Haftpflichtfall könntest Du u.U.die Berufshaftpflicht verlieren
Sehr wichtiger Hinweis in meinen Augen, der den allermeisten überhaupt nicht bewußt ist.

yoann
06.10.2018, 11:56
hilfe hilfe also das sind ja enorm viele punkte. danke für die ganzen hinweise!
also wie des vewaltungs und vertragsmässig abläuft wird alles noch präzisiert.
nochmal ein paar infos: es ist eine grosse uniklinik und die subspezialiät bringt mit sixh dass eigentlich alles ambulant läuft.
eure ganzen infos bringen mich haftungsmässig nochmal ins grübeln weil die meisten dort angestellten ärzte mit klassischem oberarztposten dort sind, ich aver wahrscheinlich nur einen tag dort als «*consultant*» angestellt sein werde deil der rest des vertragss über das angegliederte forschungsinstitut läuft wo ich zwar auch ab jnd an patienten der abteilung sehe aber eben von der forschung bezahlt bin udn dort angestellt bin. und die beiden verträge sind unabhängig voneinander.
ihr habt diesen punkt schon erwähnt: diese stelle als jemand der nur einen tag sprechstunde hat, also nicht im sinne einer klassischen planstelle, wird meist von liberal tätigen ärzten als standbein im krankenhaus genutzt (jetzt nicht in meiner abteilung aber klassischerweise). dh für die ist es ein standbeim im krankenhaus, man kann leichter patienten einweisen und wenns ein gutes haus ist ist da das prestigeding und für das krankenhaus ists ne billige arbeitskraft weil mies bezahlt, aber das ist den liberalen ja egal. würde mich also auxh gar nicht wundern wenns da bezüglixh haftung fiese klauseln gibt!