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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fachrichtung mit Angststörung



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Peter87
13.10.2018, 13:33
Hallo,

ich bin im Moment in einer sehr schwierigen situation.Meine Zweifel sind so stark.
Ich leide unter starken psychischen Problemen - unter anderem Depressionen, Angststörung und leichte soziale phobie .


Stressen mich im Berufsleben gerade vor allem die zahlreichen ungeplanten Aufnahmen sowie die Dienste mit manchmal grosse Notfällen wie in Innere.
Ich habe über Psychiatrie nachgedacht abser stressen mich die endlosen Konflikten und aggressiven Patienten in Psychiatrie.

Ich suche eine Fachrichtung mit gute Arbeitszeiten, fast kein notfällen und unerwartete Stressstuationen, kein Problem mit viel Theorie und studieren.
Was denken Sie über Strahlentherapie, Radiologie, Arbeitsmedizin, Psychosomatische medizin

Kann man die zwei Innere Jahren in Arbeitsmedizin vermeiden

Grüße

WackenDoc
13.10.2018, 13:52
Wie weit bist du denn schon im Studium?

Einige Bundesländer haben ihre Weiterbildungsordnung zur Arbeitsmedizin geändert und man braucht keine Innere mehr, sondern ein Fach mit unmittelbarer Patientenversorgung.

ABER: Die Arbeitsmedizin kann tückisch sein. Es gibt wenig gute Weiterbildungsstellen. Das Klientel kann extrem anstrengend sein und es ist ein "sprechendes" Fach. Arbeitsmedizin in einem großen Betrieb beinhaltet immer die Notfallversorgung. Bei einem überbetrieblichen Dienst hat man Fahrdienst und ständig andere Menschen mit denen man zu tun hat und auf die man sich einstellen muss.

Edit: Für die Arbeitsmedizin braucht man auch noch 6x 1 1/2 Wochen Lehrgang- gibt ca. 10 Anbieter deutschlandweit.

Und Arbeitsmedizin macht eigentlich nur mit ausreichender klinischen Erfahrung Sinn. Je mehr (vor allem breite) Erfahrung man mitbringt, umso einfacher hat man es und umso mehr Berufszufriedenheit kommt bei raus.

Peter87
13.10.2018, 14:09
Danke
Und Strahlentherapie oder Nuklear medizin? Ich habe kein Problem mit Gächprachen aber Konflikten mit andere Leute wie die Aggressiven Patienten in Akutpsychiatrie Stressen mich sehr

WackenDoc
13.10.2018, 14:12
Wie weit bist du denn im Studium? Wie bist du mit Famulaturen und so klar gekommen?

Coxy-Baby
13.10.2018, 14:15
Wie wäre es denn sonst mit Labormedizin, Transfusionsmedizin, Pathologie?

Pflaume
13.10.2018, 14:17
Den letzten Absatz von WackenDoc glaube ich auch. Abgesehen davon ist Arbeitsmedizin auch alles andere als ein konfliktfreies Fach, da kaum ein Unternehmen freiwillig einen Betriebsarzt beauftragt, kaum ein Arbeitnehmer freiwillig zum Betriebsarzt kommt, insgesamt durchaus sehr unterschiedliche Interessen auf Seiten von Arzt, Arbeitgeber und Arbeitnehmer herrschen können mit dem entsprechenden Potential für Auseinandersetzungen.

Allgemein ist auch jede gutachterliche Tätigkeit von Auseinandersetzungen / unzufriedenen Begutachteten geprägt; das ist vielen nicht klar, die denken, in der sozialmedizinischen Begutachtung ihre patientenfreie Nische gefunden zu haben. Auch der Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen arbeitet darum alles andere als konfliktfrei.

In der Strahlentherapie muss man auch mit Ausbrüchen völlig verzweifelter oder enttäuschter Patienten umgehen können.

Mir würde als einigermaßen patientenferne Fächer als erstes Physiologie (ist ebenfalls ein Facharzt!), Klinische Pharmakologie, Labormedizin oder (nicht ganz patientenfern) Transfusionsmedizin einfallen. Mit Menschen hat man aber in fast jedem Beruf zu tun, insofern wird es auch überall Auseinandersetzungen und ungeplante Situationen geben.

Muss es denn Medizin sein oder wäre nicht ein kaufmännischer Job, duales Studium oder ähnliches (z.B. bei einer Krankenkasse) für dich besser?

Nilani
13.10.2018, 14:39
Ich werfe mal noch den Facharzt für Rehabilitative Medizin rein mit Arbeit in einer Reha-Klinik. Dienste gibt's hier auch, aber deutlich entspannter als in der Akutklinik. Wenn's nach was gefährlichem aussieht, wird Patient zügig verlegt. Nervige Patienten gibt es hier natürlich auch, die sind in der Regel aber auch nach 3-5 Wochen wieder weg. Man sieht die einzelnen Patienten im Durchschnitt 1x wöchentlich. Ich bin relativ introvertiert, hier geht's aber gut. Man sitzt meist in seinem Zimmer, Patienten kommen zu einem, man kann halt auch mal paar min abschalten und Tür zumachen. Möglich ist meist Innere, Psychosomatik (würde ich dir bei eigenen psychischen Problemen nicht empfehlen) und Ortho. Uro, Onko usw gibt's auch mal als Spezialität. Arbeitsbelastung ist an manchen Tagen auch mal etwas höher, aber meist gut überschaubar und definitiv unter allem Stress eines Akuthauses. Für die Ausbildung werden mehrere Fachrichtungen anerkannt, um 2 Jahre Klinik kommt man nicht drumherum. Den Reha-Teil könnte man auch ambulant in einem Rehazentrum machen, sofern man eines findet.

WackenDoc
13.10.2018, 15:06
Konfliktreich ist meine Tätigkeit tatsächlich nicht. Evtl. liegt das aber auch an dem besonderen Betreuungsstatus underer Firmen. Die meisten Versicherten kommen ganz gerne (die AG finden es meist doof, vor allem wenn deren Mitarbeiter längere Anfahrten zu uns ins Zentrum haben). Konflikte gibt es regelmäßig bei Fragen der Eignung, Terminvergaben (das bleibt aber zu 90% bei unserer Disponentin, wir Ärzte greifen nur ein, wenn die AG es anders nicht kapieren oder sich komplett daneben benehmen). Dann gibt es immer wieder Unverständnis gegenüber der Notwendigkeit, bestimmte Arbeitsschutzmaßnahmen umzusetzen- ist aber auch weniger das Problem, weil ich das nicht durchsetzen muss, sondern nur als Berater fungiere.

Wir haben recht pflegeleichtes, bodenständiges Klientel.
Aber man muss definitiv auf Menschen zugehen können und kommunikativ sein.

freak1
13.10.2018, 15:12
In der Radiologie hast du auch Nachtdienste und Notfälle, je nach Klinik sogar eine ganze Menge. Abhängig vom Patienten sitzen dir dann alle anderen Abteilungen im Nacken (wortwörtlich).

Wenn eher Nuklearmedizin als bildgebendes Fach. In der Strahlentherapie hast du manchmal Notfälle und (relativ) viel mit Patienten zu tun.

Ansonsten wie oben genannt: MiBi, Labormedizin.

Ganz stressfrei wird es in der Medizin aber wahrscheinlich nicht werden, egal welches Fach.

god0t
13.10.2018, 15:26
Wie weit bist du denn schon im Studium?

Einige Bundesländer haben ihre Weiterbildungsordnung zur Arbeitsmedizin geändert und man braucht keine Innere mehr, sondern ein Fach mit unmittelbarer Patientenversorgung.

Hier muss ich mal nachfragen: In welchem Bundesland ist das denn so? Ich dachte immer, dass ein TEIL der "ehem. Inneren" jetzt in einem Fach der unmittelbaren Patientenversorgung erfolgen kann, dass aber eine bestimmte Zeit reine Innere weiterhin Pflicht sei?!

Danke für die Info, super interessant!

WackenDoc
13.10.2018, 16:01
Mecklenburg- Vorpommern 24 Monate Innere

Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Westfalen-Lippe, Nordrhein, Saarland, Bayern, Sachsen, Sachsen- Anhalt haben Innere UND/ODER Allgemeinmedizin

Berlin 24 Monate Innere, davon 12 Monate Allgemeinmedizin möglich.
Brandenburg 24 Monate stationäre Innere, davon 12 Monate Allgemeinmedizin möglich.

Thüringen 12 Monate Innere, 12 Monate Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
Hessen, Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg, haben "Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung" für 24 Monate.

Von den 36 Monaten Arbeitsmedizin können jeweils 12 Monate aus anderen Gebieten angerechnet werden.

dr_notsure
14.10.2018, 18:28
Gilt dabei immer das Bundesland, wo ich letztlich die Prüfung ablegen möchte?
z.B. 2 Jahre Psych in NRW, dann wechsel nach RLP -> Kriterien erfüllt, alles i.O.?
Andersrum 2 Jahre Derma in RLP und dann Wechsel nach NRW -> Nichts anrechenbar?

@freak: "Druck" der anderen Abteilungen in der Hinsicht, dass sie auf deinen Befund warten zur Weiterbehandlung? Ist das Stresslevel dann auch mal so hoch, dass die Fehlergefahr steigt? Hat man trotz Druck noch Spaß an der Arbeit?

Peter87
14.10.2018, 18:52
Wie weit bist du denn im Studium? Wie bist du mit Famulaturen und so klar gekommen?

Ich bin schön approbiert und habe in Pathologie und Pädiatrie rotiert. Pathologie war einfach nicht für mich, sehr langweilig und Könnte nicht die Obduktionen leiseten

freak1
14.10.2018, 18:59
Zum einen das, zum anderen hast du auch Notfallsituationen (Polytrauma, Schockraum, Kindernotfälle, Strokes) in denen teilweise 4 oder 5 OÄ anderer Abteilung (+ Anhang) hinter dir stehen und auf deine Beurteilung warten, weil davon direkt abhängt wie es weiter geht.

Da kommst du dann mit "Ja vielleicht, kann nicht ausgeschlossen werden, Verlaufskontrolle empfohlen" nicht raus. Da musst du dich festlegen und zwar sofort.

Und wenn du im Nachtdienst 20h wach bist, 3 Anrufe gleichzeitig erhälst, an einem externen Haus ein Stroke läuft, auf dem CT-Tisch der schwere Verkehrsunfall liegt und alle was von dir woillen steigt natürlich das Risiko was zu übersehen...

WackenDoc
14.10.2018, 19:06
@Dr_notsure: Immer die Regeln der Ärztekammer in der du die Prüfung machst.
Es macht aber durchaus Sinn, das die nächsten Jahre zu beobachten. Ich glaub, ich kopier meine Antwort mal in den Betriebsmedizinthread. Nicht dass wir dem Peter den Thread hier zerschießen.

Peter87
14.10.2018, 19:22
Ich werfe mal noch den Facharzt für Rehabilitative Medizin rein mit Arbeit in einer Reha-Klinik. Dienste gibt's hier auch, aber deutlich entspannter als in der Akutklinik. Wenn's nach was gefährlichem aussieht, wird Patient zügig verlegt. Nervige Patienten gibt es hier natürlich auch, die sind in der Regel aber auch nach 3-5 Wochen wieder weg. Man sieht die einzelnen Patienten im Durchschnitt 1x wöchentlich. Ich bin relativ introvertiert, hier geht's aber gut. Man sitzt meist in seinem Zimmer, Patienten kommen zu einem, man kann halt auch mal paar min abschalten und Tür zumachen. Möglich ist meist Innere, Psychosomatik (würde ich dir bei eigenen psychischen Problemen nicht empfehlen) und Ortho. Uro, Onko usw gibt's auch mal als Spezialität. Arbeitsbelastung ist an manchen Tagen auch mal etwas höher, aber meist gut überschaubar und definitiv unter allem Stress eines Akuthauses. Für die Ausbildung werden mehrere Fachrichtungen anerkannt, um 2 Jahre Klinik kommt man nicht drumherum. Den Reha-Teil könnte man auch ambulant in einem Rehazentrum machen, sofern man eines findet.

Aber dafür muss man unbedingt ein Jahr in Akut innere oder Chirurgie machen

Roadkiller
15.10.2018, 07:52
Lieber Peter87,
du scheinst dir große Sorgen um unkontrollierte bzw. unbeherrschbare Situationen und die Gefahr eines Versagens oder akuten Scheiterns zu machen. Ja, unkontrollierbare mögliche Situationen, insb. als Anfänger, sind schon beängstigend, wenn ich mich an die ersten Dienste in der Psychiatrie erinnere. Man weiß nicht was kommt und was alles schlimmes passieren kann. Damit bist du sicherlich nicht allein, ich denke fast, dass es jedem Mediziner in unterschiedlicher Intensität zwischendurch so geht. Ich fürchte die von dir als gravierend beschriebenen Probleme lassen sich kaum über eine gezielte Fachrichtungswahl beeinflussen. Eine totale Kontrolle und völlige Planbarkeit eines Arbeitstages ist schlicht illusorisch. Auch in der Pathologie gibt es solche Situationen (z. B. komplizierte Schnellschnitte oder uneindeutige/heikle Sektionen bei denen man dann mit den nicht immer superlieben Klinikern diskutieren muss) und auch in der Labormed. wird es sicherlich solche Situationen geben, und wenn nicht fachlich dann mit den Mitarbeitern oder Vorgesetzten. Ich kenne deine Situation nicht, ich fürchte jedoch, dass es dafür keine "fachrichtungswechselmäßige" Lösung geben wird. Der guten Ordnung halber möchte ich dir empfehlen, dir professionelle Hilfe zu suchen, falls du das nicht schon getan hast. Solche Probleme, insb. Ängste, tendieren nämlich eher selten dazu besser zu werden sondern eher schlimmer...
Alles Gute
R

god0t
15.10.2018, 16:45
Mecklenburg- Vorpommern 24 Monate Innere

Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Westfalen-Lippe, Nordrhein, Saarland, Bayern, Sachsen, Sachsen- Anhalt haben Innere UND/ODER Allgemeinmedizin

Berlin 24 Monate Innere, davon 12 Monate Allgemeinmedizin möglich.
Brandenburg 24 Monate stationäre Innere, davon 12 Monate Allgemeinmedizin möglich.

Thüringen 12 Monate Innere, 12 Monate Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
Hessen, Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg, haben "Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung" für 24 Monate.

Von den 36 Monaten Arbeitsmedizin können jeweils 12 Monate aus anderen Gebieten angerechnet werden.

Danke!

tarumo
16.10.2018, 19:43
Die "soften" Fächer sind halt meistens mit der Zeit in der unmittelbaren Patientenversorgung verbunden. Komplett stressfrei wird man im deutschen Gesundheitswesen eher nicht werden können. Auch in der Psychosomatik und Strahlentherapie hast Du im KH Dienste, wechselst Du in eine Praxis, wird die KV Dich auch für solche heranziehen (dann aber ohne Terminabsprache und Bezahlung).

Vielleicht ist es sinnvoller, zunächst einmal die zugrundeliegende Problematik professionell behandeln zu lassen, anstatt die Fachrichtungswahl davon abhängig zu machen.

Reflex
17.10.2018, 06:05
Psychosomatik hat im KH nicht zwingend Dienste. Bei uns gab es nur OA im Hintergrund. Den Vordegrund hat die Allgemeinpsychiatrie abgedeckt, wobei das Arbeitsaufkommen bis auf Blutabnahmen am We nie ne Rolle gespielt hat. Aber es gehört ein Jahr Fremdrotation dazu, welche viel dann in der Allgemeinpsychiatrie absolviert haben. Da fallen dann Dienste an. Als Angestellter Arzt in Praxis hab ich bis jetzt den entspanntesten Job ever. Aus KV Diensten kann man sich übrigens frei kaufen und die restlichen Auflagen für Psychiatrie/PT/Psychosomatik sind bei weiten weniger nervig als die Querelen in der Klinik mit den Krankenkassen.

Psychiatrie/Psychosomatik ist bei weiten nicht soft. Man muss eine gute eigene Psychohygiene haben um sich von schwierigen Patienten und deren diversen Schicksalsschlägen/Traumata gut abgrenzen zu können. Gerade in einer Praxis hängt dann die Entscheidung an einen selber. Das muss man aushalten können.