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Borisdiekatze
19.10.2018, 00:31
Hallo :)

kann mir jemand Tipps geben, was bei Stellenantritt ohne Berufserfahrung in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik an Kenntnissen so verlangt wird und evtl. Lektüre empfehlen?

Ich hatte Derma als Wahlfach und deshalb noch nicht einmal Erfahrung in der neurologischen Untersuchung... Die Terminologie für die psychiatrische Anamnese muss ich können, klar. Die Medikamente werde ich auch ausführlich vorbereiten. Wobei es wegen der Dosierungen schon wieder hilfreich wäre, ein kurzes Buch mit dem Wichtigsten dazu an der Hand zu haben für den Einstieg. Von Arztbriefen in dem Bereich habe ich gar keine Ahnung.

Und was wird an praktischen Fertigkeiten verlangt? Ich habe im PJ sehr wenig dazu gemacht leider. Nicht einmal eine BGA. ZVK legen kann ich auch nicht. Sono auch keine Erfahrung usw.

Ich weiß noch nicht, ob ich in dem Bereich wirklich arbeiten werde. Aber ich bewerbe mich im Moment auf Stellen im Bereich Innere und Psychiatrie/Psychosomatik in meiner Nähe. (Umziehen möchte ich erst, wenn ich die Probezeit überstanden habe, das kann sonst teuer werden). Und auch für ein Vorstellungsgespräch/eine Hospitation möchte ich nicht völlig unbeleckt auftreten.


Viele Grüße und Danke für Antworten!
Borisdiekatze

Pflaume
19.10.2018, 01:41
Es gilt das gleiche, was verschiedene Leute (u.a. ich) dir schon im Juli geschrieben haben, als du noch von Dermatologie oder Innerer Medizin geschrieben hast: Es wird auch in der Psychosomatik nichts verlangt werden ausser daß du deine Approbationsurkunde vorlegst und geduscht und pünktlich auf Station aufkreuzt.

Es fangen in Deutschland Leute an als Arzt zu arbeiten, die nicht richtig Deutsch und nicht Blutabnehmen können. Du brauchst nicht sonografieren, keinen ZVK legen (meinen ersten ZVK habe ich im 3. Jahr meiner FA-Ausbildung zum Internisten gelegt) und in der Psychosomatik aller Voraussicht nach auch keine BGA abnehmen oder auswerten. Bei einer Hospitation übrigens erst recht nicht. Da gehst du nur hin und bist freundlich und stellst ein paar Fragen und alle sind freundlich zu dir und das wars.

Deine Probleme bei Arbeitsbeginn werden aller Voraussicht nach nicht primär fachliche, sondern organisatorische sein.

Pflaume
19.10.2018, 01:46
P.S.: Und Engagement. Das erwartet man auch.

Borisdiekatze
19.10.2018, 10:11
Danke :D Ich hatte nur inzwischen Folgendes gelesen bzw. mir noch Gedanken gemacht:

-1. Klinikleitfaden Nachtdienst. Was man da können sollte. Und unter Fertigkeiten stand u.a. der ZVK. U.a. Also bei dem, was da aufgeführt war, wurde mir ganz anders. Und der erste Dienst kann ja, wenn man Pech hat, sehr schnell kommen. Aber wahrscheinlich ist das ganz allgemein gemeint, was gut wäre zu können. Oder so. Und dann hatte ich gelesen, dass man bei kleinen Häusern in der Inneren auch beim ersten Dienst evtl. gleich für die Intensivstation mit verantwortlich ist, und zwar alleine.

- 2. Hier im Forum hatte ich irgendwo gelesen, dass es richtig doof ist, wenn man noch keine Arztbriefe schreiben kann. Darin besteht ja einfach ein wesentlicher Teil der Arbeit. Aber das macht dann auch nichts ...?

- 3. Eigene Gedanken: Also irgendetwas muss ich ja können. Ich arbeite da ja schließlich und habe keinen, der mich betreut. Wie läuft das denn ab? Ich dachte mir: Ich muss Patienten aufnehmen, alleine natürlich, und dann einen Diagnose- und/oder Therapievorschlag machen. Am Ende des Tages bespricht das der Oberarzt mit mir. Und in der Zwischenzeit Arztbriefe schreiben, bei Hausärzten nachfragen, Untersuchungen anmelden usw. Oder wie läuft das ?

In der Derma z.B. kann ich mir das auch so vorstellen. Nur da bietet halt keiner Stellen. Und von Initiativbewerbungen bin ich abgekommen, weil ich gelesen habe, dass das Chefärzte nicht gerne sehen. Wahrscheinlich vor allem bei solchen Nischenfächern, wo eben nicht gesucht wird. Dann werden die irgendwann genervt sein. Vielleicht schreibe ich trotzdem eine. Aber das sind halt schlechte Aussichten. Psychiatrie/Psychosomatik ist jetzt dazugekommen, einfach um meine Aussichten zu verbessern.

Die Entwarnung zur Hospitation ist aber schonmal schön, danke :)

Feuerblick
19.10.2018, 10:25
Woher hast du, dass Chefärzte keine Initiativbewerbungen „mögen“??? Ganze Fächer leben ausschließlich von Initiativbewerbungen. Da wird nie etwas ausgeschrieben...

Borisdiekatze
19.10.2018, 11:22
Ach so, danke.

Ich hatte das hier her: https://www.thieme.de/viamedici/arzt-im-beruf-bewerbungs-coach-bewerbungstipps-1568/a/umfrage-was-wollen-chefaerzte-4464.htm

Da steht: "Blindbewerbungen sind dafür bei über 50% der Kliniken nicht gern gesehen. Chefs bevorzugen es, wenn der Kandidat nach freien Stellen fragt, bevor er sich bewirbt."

Andererseits impliziert das, dass es 50% wohl egal ist... Der Gedanke, dass das wohl v.a. bei Nischenfächern nicht gern gesehen wird, kam von mir. (Nach freien Stellen hatte ich übrigens bei den Kliniken der Wahl (Rheuma, Derma) telefonisch gefragt, die gab es aber nicht.)

jinkxed
19.10.2018, 11:35
- 3. Eigene Gedanken: Also irgendetwas muss ich ja können. Ich arbeite da ja schließlich und habe keinen, der mich betreut. Wie läuft das denn ab? Ich dachte mir: Ich muss Patienten aufnehmen, alleine natürlich, und dann einen Diagnose- und/oder Therapievorschlag machen. Am Ende des Tages bespricht das der Oberarzt mit mir. Und in der Zwischenzeit Arztbriefe schreiben, bei Hausärzten nachfragen, Untersuchungen anmelden usw. Oder wie läuft das ?

Die Entwarnung zur Hospitation ist aber schonmal schön, danke :)

''Du dachtest dir''? Aber du hast doch irgendwann mal PJ gemacht, oder? Kann die Frage irgendwie gar nicht nachvollziehen, das klingt eher nach Schulpraktikum?

Borisdiekatze
19.10.2018, 11:47
Eben: Und das war so die Arbeit der Assistenzärzte. Und dafür müßte ich eben schon einiges können. Also bei zumindest zwei Assistenzärzten erinnere ich mich, dass die auch erst ein paar Monate dabei waren. Wie die angefangen haben, weiß ich nicht. Der PJ-Alltag sah übrigens deutlich anders aus, wenn Du darauf hinauswolltest. Das waren im wesentlichen Patientenaufnahmen, Blut abnehmen, Viggos legen.

Das war die Erklärung dafür, wie ich darauf komme, hier noch einmal nachzufragen wegen Voraussetzungen. Diagnose- und Therapievorschläge in der Derma könnte ich mir vorstellen, in der Inneren ggf. auch, abhängig vom Fachbereich. Nur in der Psychiatrie habe ich eben keinerlei Erfahrung.

Nur als Vergleich: Wenn ich bei Stellenantritt in der Derma keine Psoriasis und keinen Zoster erkennen und adäquat beschreiben könnte und mir zu Neurodermitis-Behandlung nichts einfiele, hätte ich wohl schon ein Problem. Das wurde selbst im PJ schon erwartet.

freak1
19.10.2018, 19:11
Ich wage sehr zu bezweifeln das du in einer Psychiatrie ZVKs und Arterien legst. Oder habt ihr eine pschyiatrische Intensivstation? Aus den Praktika weiß ich das es an unserer (universitären) Klinik für Psychiatrie in der Nacht 1 Arzt für das ganze Haus gab - Alles was irgendwie somatisch war wurde aber auch direkt in eine entsprechende Klinik verlegt.

morgoth
19.10.2018, 20:45
Also wenn du auf einem Stuhl sitzen und „Diazepam b.B.“ auf einen Zettel schreiben kannst, solltest du in der Psychiatrie Fuß fassen können...

Absolute Arrhythmie
19.10.2018, 20:51
"Und wie fühlen Sie sich dabei?" solltest du auch sagen können :-))

morgoth
19.10.2018, 20:56
Und „hm“ in seinen 18 verschiedenen Betonungen korrekt anwenden können.

Bist du Fachkollegin Arrhythmie? ;-)

Absolute Arrhythmie
19.10.2018, 21:12
Nein, aber ich war zwei Jahre in der Psychiatrie als Pflegekraft tätig :-)

WackenDoc
19.10.2018, 21:14
Wir haben ja noch den Psychiatriethread.

Die wichtigsten Sätze für den Dienst: "In welchem Postleitzahlenbereich wohnt der Patient?" "Patient wohnt nicht in unserem Einzugsgebiet, können wir nicht nehmen" "unterschreiben Sie die internistische Freigabe?" "Für Intoxikationen ist die Innere zuständig"

jinkxed
19.10.2018, 22:17
,,Patient hat Bauchschmerzen, können Sie bitte kommen'' (nein noch nicht untersucht, kein labor, wir haben kein sono)

Snappy01
20.10.2018, 16:19
Es gilt das gleiche, was verschiedene Leute (u.a. ich) dir schon im Juli geschrieben haben, als du noch von Dermatologie oder Innerer Medizin geschrieben hast: Es wird auch in der Psychosomatik nichts verlangt werden ausser daß du deine Approbationsurkunde vorlegst und geduscht und pünktlich auf Station aufkreuzt.

Es fangen in Deutschland Leute an als Arzt zu arbeiten, die nicht richtig Deutsch und nicht Blutabnehmen können. Du brauchst nicht sonografieren, keinen ZVK legen (meinen ersten ZVK habe ich im 3. Jahr meiner FA-Ausbildung zum Internisten gelegt) und in der Psychosomatik aller Voraussicht nach auch keine BGA abnehmen oder auswerten. Bei einer Hospitation übrigens erst recht nicht. Da gehst du nur hin und bist freundlich und stellst ein paar Fragen und alle sind freundlich zu dir und das wars.

Deine Probleme bei Arbeitsbeginn werden aller Voraussicht nach nicht primär fachliche, sondern organisatorische sein.

Wenn eine Frage erlaubt ist: Sind die meisten Beiträge hier, insbesondere der hier von mir zitierte eher der Satire zuzuordnen oder braucht man heutzutage als Arzt wirklich fast gar nichts zu können, um anzufangen und das gute gehalt abzugreifen? Deutsch braucht man nicht zu können, Blut abnehmen auch nicht, weiter unten wird geschrieben, dass man lediglich auf einem Stuhl sitzen können muss etc. Klingt alles nicht so sehr anspruchsvoll...

freak1
20.10.2018, 16:37
Du brauchst eine Approbation. Stichwort Ärztemangel.

Pflaume
20.10.2018, 16:56
Wenn eine Frage erlaubt ist: Sind die meisten Beiträge hier, insbesondere der hier von mir zitierte eher der Satire zuzuordnen oder braucht man heutzutage als Arzt wirklich fast gar nichts zu können, um anzufangen und das gute gehalt abzugreifen?
Mein Beitrag ist genau so wie ich es geschrieben habe ernst gemeint. Selbstverständlich ist es so, dass man, wenn man anfängt, nicht Blut abnehmen können und auch nicht sonografieren können muss, aber schon von einem erwartet wird, dass man das dann lernt (zumindest in der Inneren). Das klappt ja auch, soweit das von mir ebenfalls beschriebene Engagement stimmt. Natürlich funktioniert es nicht so, dass man irgendwo als Arzt anfängt, nicht Blut abnehmen und auch sonst nix kann und keine Anstalten macht, es zu lernen. Im übrigen ist es nicht so, dass so richtig viel Rücksicht darauf genommen wird, dass man als Anfänger langsamer ist oder so. Die Rücksicht bezieht sich allenfalls darauf, dass man nicht rausgeworfen wird, wenn man erst mal nix kann. Aber dass man auch als Berufsanfänger gleich mal eine zweistellige Anzahl an Patienten zugewiesen bekommt und auch gerne bis abends um halb neun auf Station ist, um alles zu schaffen, das ist nach wie vor so. Da relativiert sich auch schnell das angeblich "gute Gehalt". Die Oberärzte und Kollegen werden sich (teilweise) darum kümmern, dass du nicht absoluten Mist machst, aber die Arbeit weg zu schaffen und selbst zu wissen, wie Bluttransfusionen etc. funktionieren, spätestens nachdem man es dir einmal gezeigt hat, bleibt das Problem des frischgebackenen Assistenzarztes. Vereinzelt hört man von außergewöhnlich kuscheligen Einarbeitungsbedingungen für einzelne Leute, aber die Regel ist das nicht.

Man muss sich vor Augen halten, dass jeder, der in Deutschland Medizin studiert hat, irgendwas kann. Vielleicht kann er noch nicht Blut abnehmen, weil er sich in Famulaturen und PJ immer drum gedrückt hat. Aber dafür kann er halt was anderes. Vielleicht schreibt er gut und schnell Arztbriefe. Oder hat die Antibiotika-Therapie im Kopf. Oder kann einschätzen, wer ein Notfall ist und wer keiner. Oder hat Derma-Kenntnisse und kann irgendne Hauterscheinung schnell einschätzen. Das, was er am Anfang nicht kann, lernt er dann. Wenn nicht, dann wird es tatsächlich irgendwann bitter. Dann wird er vielleicht auch vor die Tür gesetzt. Aber das ist ganz extrem selten. Persönlich habe ich es kein einziges Mal erlebt.

Borisdiekatze
20.10.2018, 17:03
:D :D Die Sätze sind notiert und werden auswendig gelernt.

@Snappy01: Mir kommt das eben auch immer komisch vor und ich kann das kaum glauben :D Vor allem spätestens, wenn man den ersten Nachtdienst nach ein paar Wochen aufs Auge gedrückt bekommt wegen Personalmangel, kann man ja auch nicht ständig den Oberarzt aus dem Schlaf klingeln wegen Unwissen. Also ich verstehe überhaupt nicht, wie das laufen soll, wenn ich da rumstehe und nichts kann. Aber gut. Ich bestelle jetzt zumindest mal "Psychopharmakotherapie griffbereit", blättere etwas in der vorigen Auflage des Bergers/Herolds, absolviere noch einen MOOC Kurs ("Foundations of international Psychiatry") und trinke ansonsten Pfefferminztee und versuche zu glauben, dass durch mich nicht mehr Patienten sterben als ohne mich. Man wird sehen.

Borisdiekatze
20.10.2018, 17:11
Ja gut, aber zu den Basics, die man in Kürze können sollte, wäre ich für Informationen sehr dankbar, speziell im Bereich "Psychiatrie, Psychosomatik" gerade. Manchmal gibt es ja so ein kurzes Buch, wo man sagen kann: Wenn der Inhalt wirklich sitzt, dann erleichtert Dir das wirklich Vieles in dem Bereich. Da wurden ja für die Innere z.B. Sachen genannt. Und dagegen andere deutlich dickere Bücher, die gar nichts erleichtern würden. Oder eine entsprechende Seite im Netz o.ä. Zum Üben von Arztbriefen in der Psychiatrie. Oder was weiß ich. (Sicher sind in der Psychiatrie auch die Leitlinien nicht schlecht, da begebe ich mich auch ran. Aber die werde ich sicher nicht durchbekommen in der Zeit bis Stellenantritt, im Sinne von "auswendig können").

Oder ich dachte eben, dass jemand schreibt: Investier unbedingt etwas Geld in einen privaten Sonokurs vorher, weil da während der Arbeit viel zu wenig Zeit ist, um das zu lernen. Oder in einen anderen Kurs o.ä.

Oder etwas ganz anderes, an das ich noch gar nicht gedacht habe.