PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Notarztkurs als "Fachfremder"



gcd73
21.10.2018, 11:46
Hallo zusammen,

ich bin seit 2 Jahren als Assistenzarzt in der Pädiatrie in einem großen Haus im Süden. Nach meiner ITS/Neonatologie-Rotation habe ich Interesse an der Intensivmedizin.
Da vom Haus aus ein Notarztkurs gezahlt wird, habe ich überlegt diesen zu absolvieren. Ob ich danach aktiv fahren würde, bliebe abzuwarten - aktuell geht es mir eher um das "Nicht-Verlernen" und das Interesse, fahren wäre zweitrangig.
Aufgrund mangelnder klinischer Erfahrung im Bereich der Erwachsenen-Notfallmedizin und einiger klinischer Fertigkeiten (Airway-Management etc.) bin ich mir jedoch nicht sicher, ob der Kurs wirklich das Richtige ist.
Also eben nicht nur das NA Fahren an sich, sondern auch schon der Kurs. Da ich davon ausgehe dass die anderen Kursteilnehmer deutlich versierter und erfahrener sind und größtenteils aus Fachrichtungen kommen in denen eben die klassischen Notfallkompetenzen liegen, habe ich etwas die Befürchtung mich da eher zu blamieren und etwas doof dazustehen.

Was meint ihr, bzw. kann mal jemand, der den Kurs absolviert hat sich diesbezüglich äußern?

Vielen Dank und viele Grüße!

WackenDoc
21.10.2018, 12:04
Nein, mach das auf jeden Fall. Genau sowas wie Atemwegsmanagement lernst du da ja (und an den Puppen ist es sogar einfacher).Da werden sicher intensiverfahrene Kollegen oder auch welche mit RD-Erfahrung sein ,aber auch welche, mit 2 Jahren normal-internistischer Station.

Das Kursniveau ist üblicherweise "normal" und an geringen Vorkenntnissen orientiert. Die anderen Kursen (ACLS, PALS etc.) sind eher auf Fortgeschrittenen ausgerichtet.

Der Notarztkurs wäre auch eine Basis wenn du später mal PALS oder so machst.

Rettungshase
21.10.2018, 12:38
Du hast die Chance, viel dazu zu lernen. Das ist doch prima.
Und als Pädiater kannst du viel bei den Kindernotfällen beisteuern. Das macht dich bei dem ein oder anderen Kursteilnehmer sicherlich beliebt ;)

Es kann dir nur ggf. passieren, dass du z.B. im Rahmen eines Klinikwechsels zum Notarztdienst verpflichtet werden kannst. Denn die Qualifikation hast du dann.

kut66
21.10.2018, 13:16
Ich kann mich den anderen nur anschließen. Du wirst da auf jeden Fall profitieren. Und die Sorge, sich zu blamieren, ist wirklich unbegründet. Im Gegenteil, grade die Pädiater in meinem Kurs konnten an vielen Stellen hilfreiche Punkte beitragen !
Und was die Fachrichtungen angeht, in meinem Kurs war vom niedergelassenen HNO-ler über den Internisten im 2.WBJ hin zum syrischen Orthopäden alles mit dabei.
Teilweise mit dem Ziel, Notfallkompetenz zu erwerben, z.B. vor Rotation auf ITS/RTS, oder für die eigene Praxis oder als "Auflage" des Arbeitgebers, bevor man Dienste macht.
Also mach dir überhaupt keine Sorgen und nutz das Angebot deines Arbeitgebers. Es ist da keine "Konkurrenzatmosphäre", keiner muss dem anderen irgendwas beweisen.

jinkxed
21.10.2018, 13:59
Hat jemand von euch eigentlich den Medi-Learn Notarztkurs mal mitgemacht? Ist der empfehlenswert? Ich werd zwar ''nur'' Urologe, aber Notfallmedizin fand ich schon immer super

Pflaume
21.10.2018, 14:39
Da ich davon ausgehe dass die anderen Kursteilnehmer deutlich versierter und erfahrener sind und größtenteils aus Fachrichtungen kommen in denen eben die klassischen Notfallkompetenzen liegen, habe ich etwas die Befürchtung mich da eher zu blamieren und etwas doof dazustehen.

In den Notarzt-Kursen betrug früher der Anteil derjenigen, die den Kurs nicht machen, um als Notarzt zu arbeiten, sondern nur, um eine notfallmäßige Fortbildung zu machen, mindestens 20%, teils bis 50%. Ich glaube, der Anteil ist in den letzten Jahren (zumindest in dem mir bekannten Kurs) etwas geringer geworden, aber es sind immer noch ziemlich viele. Unter den Teilnehmern sind somit regelmäßig viele, die noch überhaupt gar nix mit Notfällen am Hut hatten oder zumindest seit Jahren nicht mehr. Beispielsweise niedergelassene Ärzte und insbesondere viele Ärzte aus Ämtern, selten auch mal Psychiater oder so. Du bist also mit deiner Einstellung alles andere als alleine. Pädiater sind selten in den regulären Notarzt-Kursen, aber sehr gern gesehen.

In meiner Übungs-Gruppe war eine junge Frau, die selbst bei der Abschluss-Übung ("Prüfung"), nach dem ganzen Kurs und etlichen Übungen, versucht hat, den Larynxtubus mit dem dem falschen Ende nach vorne in den Mund einzuführen und nicht rausgefunden hat, warum das nicht klappt. Also das harte Plastikteil, an das man den Beatmungsbeutel dann anschließt, hat sie voran in den Mund der Puppe geschoben, das andere Ende mit den zwei Cuffs schaute aus dem Mund raus, und sie merkte nicht, was falsch ist. Reihenweise haben Leute bei den Reanimations-Übungen grundsätzlich immer bei jeder Rhythmuskontrolle defibrilliert, unabhängig vom Rhythmus (Sinusrhythmus, Asystolie...), den das EKG anzeigte.

Solches Verhalten ist zumindest zum Teil auch der Aufregung geschuldet, beobachtet an einer Puppe Übungen zu machen. Mindestens die Tutoren, meistens auch eine Handvoll weiterer Teilnehmer schaut zu. Jeder der Teilnehmer weiß auch, dass er der nächste ist, der da steht und mit einer ihm nicht vorher bekannten Notfall-Situation konfrontiert wird. Die Lern-Athmosphäre ist darum üblicherweise gerade in diesen Kursen sehr kooperativ und wertschätzend, auch wenn man sich mal "blamiert". Aufgrund der Vielfältigkeit der möglichen Notfälle ist es auch so, dass für jeden - egal welcher Fachrichtung - Teile des Kurses "Neuland" sind.

Da du bereits eine Päd.-ITS-/Neonatologie-Rotation hinter dir hast, bin ich recht überzeugt, dass du dich vielleicht mal "blamierst" (wie fast jeder im Kurs), aber nicht dauernd. Es hört sich danach an, dass du tiefstapelst bzw. dich unterschätzt und fachlich alleine schon wegen deiner Päd.-ITS-Erfahrung eher in der oberen Hälfte der Teilnehmer angesiedelt sein wirst, auch wenn du mit den typischen Erwachsenen-Notfällen (Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen, COPD, Exsikkose, Schlaganfall, Trauma, Lungenembolie) und Erwachsenen-Atemwegsmanagement keine Erfahrung hast. Letzten Endes ist es wie gesagt sowieso relativ egal, was du mitbringst. Es gibt so viele Leute, die den Kurs "just for fun" machen oder weil der Arbeitgeber es eben bezahlt. In meinem Kurs war das mehr als ein Drittel der Teilnehmer.

Viel Spaß beim Kurs!

Shizr
21.10.2018, 18:08
Da ich davon ausgehe dass die anderen Kursteilnehmer deutlich versierter und erfahrener sind
Wenn ich so an meinen Notarztkurs denke...

Nein.
Natürlich sind solche Kandidaten dabei.
Aber die machen nicht den Löwenanteil aus.


Zumindest bei meinem NA-Kurs war die kleine Handvoll erfahrener "Altretter", die schon nichtärztliche Rettungsdiensterfahrung hatten, extrem in der Unterzahl.

Mach den Kurs. Es klingt so, als würde er dich fachlich sicher weiterbringen können.

gcd73
21.10.2018, 18:37
Vielen Dank für Eure Antworten und zum "Ermutigen"!
Ich denke ich werde mich dann tatsächlich zum Kurs anmelden, welches Ende vom Tubus wohin gehört - soweit reicht es definitiv! :)

Ansonsten: gibt es hier auch "fahrende" Notärzte, die nicht aus den klassischen Notfalldisziplinen kommen?
(Dazu würde ich jetzt mal Anästhesisten, Internisten und meinetwegen auch Chirurgen zählen).

WackenDoc
21.10.2018, 18:58
Ich bin Allgemeinmediziner und mache jetzt Arbeitsmedizin.

Meuli
21.10.2018, 19:00
Nicht ich, aber bei uns am Haus gibt’s einen sehr aktiven NA fahrenden pädiatrischen OA.

WackenDoc
21.10.2018, 19:12
FALLS du dich vorbereiten willst- googel mal nach den ERC-Guidelines zur Reanimation von 2015 (z.B. über die Homepage des GRC- also dem deutschen Ableger des ERC)

Rypper2K
21.10.2018, 20:42
Ich fahre inzwischen auch schon seit 2 1/2 Jahren als Kinderchirurg aktiv als Notarzt. Ist jetzt auch kein klassisches Notarztfach :-)
Und bis jetzt hab ich noch alles ganz gut hinbekommen. Es geht alles, solange man motiviert ist und sich weiterbildet.
Also keine Panik, wird schon werden.

Mano
22.10.2018, 12:54
Kenne ebenfalls einen Pädiater und einen Pathologen (!) die Notarzt gefahren sind.
Dabei ist aber folgendes aus meiner Sicht extrem wichtig: Je weniger du im Klinikalltag mit den entsprechenden Notfällen konfrontiert bist, desto wichtiger ist es nach der Prüfung auch regelmäßig zu fahren. Als Internist oder Anästhesist ist es vermutlich kein Problem nur alle paar Monate mal einen Dienst zu absolvieren - als Pathologe sollte man sicher häufiger fahren um im Thema und in Übung zu bleiben.

einhorn.junkie
14.11.2018, 00:38
Ich arbeite seit 6 Jahren in der Päd und habe etwas mehr als 6 Monate Anästhesie zwischendurch gemacht.
Ende Oktober hab ich den NA-Kurs auf Rügen gemacht (btw sehr empfehlenswert) und kann Dir auch nur dazu raten. Ich will zwar auch fahren, aber Du lernst auch so jede Menge Nützliches für den Klinikalltag, gerade einen Notfallpatienten sinnvoll (nach ABCDE) einschätzen zu können, Airway-Management etc.
Ich war die einzige Kinderärztin im Kurs, also vertritt uns würdig und go for it!

febee
28.12.2019, 11:01
Sorry wenn ich den alten Thread herauskrame, aber ich hätte grundsätzlich ne Frage zu Organisation des NA Scheins. Man kann sich ja die Zahlen für die Fahrten, ITN's, ZVK'S und Drainage zusammen sammeln. Aber wer unterschreibt mir denn die dritte(?) Seite des Logbuchs mit den Basiskenntnissen (z.b. den rechtlichen und organisatorischen Grundlagen des Rettungsdienstes), wenn ich keinen OA/CA habe, der die Weiterbildungsbefugnis für Notfallmedizin hat? Kann ich da einfach mit meinen Unterlagen, die ich für die Ärztekammer vorlegen möchte, in die Anästhesie gehen? Ist mein Vorsatz für das nächste Jahr, die Prüfung anzutreten insA:-wow

WackenDoc
28.12.2019, 11:13
Am besten rufst du bei der ÄK an. Die sollen dir das genau erklären. In Niedersachsen z.B. gibt/gab es eine gesonderte Excel-Tabelle für die Einsätze. Die war aber nicht einfach so auf der Homepage zu finden. DA musste auch irgendein (ja, einfach nicht wundern) Notarzt unterschreiben, dass du halt nicht der letzte Vollhonk bist, den man besser nicht Notarzt fahren lässt.

Ich glaube, das steht zwar schön im Logbuch, aber man sollte davon ausgehen, dass jemand nach Kurs und seinen Praktika die geforderten Grundlagen kennt. Sonst lässt dir das einfach vom ÄLRD von da wo du fährst unterschreiben.

Bille11
28.12.2019, 18:33
Sorry wenn ich den alten Thread herauskrame, aber ich hätte grundsätzlich ne Frage zu Organisation des NA Scheins. Man kann sich ja die Zahlen für die Fahrten, ITN's, ZVK'S und Drainage zusammen sammeln. Aber wer unterschreibt mir denn die dritte(?) Seite des Logbuchs mit den Basiskenntnissen (z.b. den rechtlichen und organisatorischen Grundlagen des Rettungsdienstes), wenn ich keinen OA/CA habe, der die Weiterbildungsbefugnis für Notfallmedizin hat? Kann ich da einfach mit meinen Unterlagen, die ich für die Ärztekammer vorlegen möchte, in die Anästhesie gehen? Ist mein Vorsatz für das nächste Jahr, die Prüfung anzutreten insA:-wow

Der ÄLRD, in dessen Bezirk Du zuletzt/hauptsächlich lernend tätig warst - und vmtl auch fahren wirst..

febee
28.12.2019, 20:59
Danke für die Antworten. Und tatsächlich lernt man ja die Lagerung etc. Alles im Kurs..find die Seite ein bisschen obsolet. Naja schau mer mal wer sich dafür zuständig fühlt 😅

WackenDoc
28.12.2019, 21:12
Normalerweise stehen die wichtigsten Inhalte auch im Kurszeugnis (incl. der Thoraxdrainagen an der Schweinehälfe).