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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharztprüfung wagen?



VitaC
31.10.2018, 22:55
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich schreibe aufgrund einer "akuten Prüfungssituation" in der Hoffnung, ein paar Ratschläge von euch zu kriegen. Ich stehe kurz vor der Prüfung zum Facharzt für Innere Medizin, habe noch ca. 3,3 Wochen und erwäge, von der Prüfung zurückzutreten. Fühle mich unzureichend vorbereitet durch eine außergewöhnliche Belastungssituation in der Familie und akute, schwere Prüfungsangst (u.a. Schlafstörung etc.). Ich habe bisher mehrere Stellen hinter mich gebracht, allesamt kleine bis grosse Akutkrankenhäuser. Hatte leider, wie vielfach in anderen Foren bereits diskutiert wurde und wird, keine Möglichkeit, einen zusammenhängenden Zeitraum in den Funktionen zu verbringen. Mit Fachgebieten wie Onko, Rheuma und Nephro hatte ich nur ganz am Rande Berührung. Beim Herold-Durcharbeiten geht das Wissen genau so schnell wieder verloren bzw. wird überschrieben, wie ich es mir angelesen hab. Insgesamt werde ich das Gefühl nicht los, die Innere in der Breite nicht erfassen zu können. Bin also ziemlich demotiviert und hatte in den letzten Wochen ein ziemlich umfassendes Lernloch.

Stehe also vor dem Dilemma, ob ich jetzt unter Aufbietung aller Reserven 3 Wochen lang durch eine Art Hölle gehen sollte, um anzutreten, oder die Prüfung zu schieben und innerhalb des nächsten Jahres einen neuen Versuch zu starten. Können Prüfungsprotokolle ein bischen was raushauen (wären theoretisch ca. 2 Wochen vorher verfügbar)?

Ich kann ehrlich gesagt, die Konsequenzen einer nicht bestandenen Prüfung nicht genau überblicken. Das ist, glaube ich, einer der wesentlichen Punkte. Einfach neu anmelden und in den zweiten Versuch gehen? Wie wäre das vor dem Hintergrund des Antretens einer neuen Stelle? Wäre der Druck beim zweiten Versuch nicht enorm größer? Die Chefs wollen alle einen Facharzt ... bzw. wundern sich, dass die Prüfung noch nicht abgeleistet wurde ...

Ich würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen !

anignu
31.10.2018, 23:21
Einfach neu anmelden und in den zweiten Versuch gehen?
Fast so einfach. Nach der Prüfung bekommst du Auflagen die in der Weiterbildungsordnung nachzulesen sind. Im Endeffekt läuft es drauf raus, dass du bissl Wartezeit hast. In Bayern möglich sind 3 Monate bis 2 Jahre, von Kollegen die nicht bestanden haben kenn ich nur Zeiten zwischen 6 und 12 Monaten. In der Chirurgie können sie dir noch spezielle Auflagen machen, ich kenn einen der den FA Orthopädie/Unfallchirurgie machen wollte aber sich eigentlich ausschließlich für Ortho interessiert hat. Das haben die Prüfer auch gemerkt und ihn in eine Extrarunde Unfallchirurgie geschickt. Also noch eine Runde, dann Prüfung und dann wars endlich gut.

Onko, Rheuma und Nephro sind wahrscheinlich genau die Fächer mit denen man in einem Feld-Wald-und-Wiesen-Krankenhaus eher weniger in Berührung kommt. Nephro ist entweder an die Dialysen outgesourct oder eben in größeren Häusern, die anderen beiden Fächer ebenso. Was glaubst du also wie es Leuten geht die ausschließlich in kleineren Versorgungskrankenhäusern sind? Genau. Die haben davon ebensowenig Ahnung wie du und machen trotzdem den Facharzt. Völlig normal.

In Bayern hab ich mir die Prüfungsordnung mal durchgelesen. So weit ich das verstanden hab gibt es quasi unendlich viele Versuche. Also kann man es auch einfach mal probieren, daraus lernen und beim nächsten Mal besser sein. Wenn du die Prüfung also eh nächstes Jahr irgendwann machen würdest, kannst sie auch jetzt versuchen und wenns nicht klappt dann nächstes Jahr (wie ursprünglich geplant) machen.

Wobei, eines sollte man beachten. Wenn man eine Prüfung nicht bestanden hat muss man die Auflagen (also die dann geforderte Extrazeit) bei einem zugelassenen Weiterbilder absolvieren. Also jetzt nicht Weltreise und Urlaub machen sondern halt irgendwo Arbeiten wo man die 3-24 Monate Weiterbildung aufgeschrieben bekommt.

Pflaume
31.10.2018, 23:29
Es geht jedem so, der sich vor der Facharzt-Prüfung befindet. Mindestens jedem Internisten, aber wahrscheinlich auch jedem anderen. Kein Grund, von der Prüfung zurückzutreten.

Natürlich ist eine Wiederholungsprüfung ätzend, falls man da hin muß, aber die wenigsten müssen da hin. Es gibt Leute, die so lange zu Wiederholungsprüfungen gehen, bis man sie mal durch lässt. Insgesamt fallen sehr wenige durch. Damit rechnen muss meiner Meinung nach jeder, schon deshalb, weil es auch verquere Prüfer gibt oder Prüfer, die den Chef, bei dem man gelernt hat, nicht mögen, aber das Risiko ist sehr gering, wie man bereits an den von der Ärztekammer veröffentlichten Zahlen bezüglich der bestandenen / nicht bestandenen Prüfungen sehen kann. Die allermeisten Facharzt-Prüfungen sind für den Prüfling zwar anstrengend, enden aber mit dem begehrten Schein.

Es gibt eine Menge Leute, die die Facharzt-Prüfung vor sich herschieben. Alle sagen (wenn sie sie dann schließlich gemacht haben), dass sie es früher hätten machen sollen.

Mein Rat: Wenn du noch 3 Wochen Zeit hast (Freizeit?), ist das genau der richtige Zeitraum, um fallorientiert die wichtigsten Krankheitsbilder durchzugehen, mit einem guten Fallbuch. Nicht schlecht ist außerdem Hellmich "Mündliche Prüfung Innere Medizin", auch wenn das für Studenten geschrieben ist und nicht für Fachärzte. Das hat auch ein Hörbuch dabei (ca. 50 Stunden), wobei im Hörbuch einige Fehler sind, die in der gedruckten Ausgabe nicht sind. Wenn man das Buch einmal komplett durch geht, kann man zu jedem wichtigen Thema der Inneren Medizin zumindest was sagen. Im übrigen wirst du in der Prüfung überrascht sein, wieviel du doch weißt und in den letzten Jahren gelernt hast.

Es ist meiner Meinung nach Quatsch, zu versuchen, den Herold auswendig zu lernen, auch wenn es Leute gibt, die behaupten, dass sie den Herold "für die Grundlagen" zweimal durchgearbeitet haben und dann "für die spezielleren Fragen" weitere Literatur zur Vorbereitung benutzt haben. Gerade in deiner Situation ist das Sinnvollste, fall-orientiert die wichtigsten internistischen Krankheitsbilder durchzugehen und sich dabei nicht zu sehr im Detail zu verlieren.

Die Prüfungen laufen ziemlich unterschiedlich ab, meistens ist es jedoch recht fall- und praxisorientiert. Fast immer werden (auch) sehr komplexe oder außergewöhnliche Fälle vorgestellt, bei denen es aber eigentlich hauptsächlich darum geht, zu sehen, wie du an einen Fall herangehst. Eventuell will man sogar hören, dass du andere Disziplinen oder einen anderen Spezialisten hinzuholst. Man muß damit rechnen, dass einem EKG, Röntgen-, CT-, MRT-, Sono- oder eventuell (selten) Endoskopie-Bilder vorgelegt werden und man etwas dazu sagen soll. Dabei wird aber nix Weltbewegendes erwartet, sondern das, was du in deiner klinischen Praxis auch geleistet hast.

Vereinzelt gibt es auch extrem oberflächliche Prüfungen, bei denen überhaupt keine Details verlangt werden, sondern nur Fragen wie "was würden Sie bei einem Patienten mit Erst-Diagnose eines Arteriellen Hypertonus denn so machen?" und "Schlagen Sie doch mal ein Blutdruck-Medikament vor".

Wenn du evtl. sogar Prüfungsprotokolle bekommen kannst - noch besser. In der letzten Woche vor der Prüfung gezielt auf die Felder vorbereiten, die die Prüfer gerne fragen. Aber nicht zu detailliert. Man muss (bei den meisten Prüfern) zum Bestehen nicht etwa den Herold auswendig kennen, sondern eine vernünftige klinische Urteilsfähigkeit und vernünftige Grundzüge der Diagnostik und Therapie vorweisen. Wenn ein Prüfer ein spezielles Lieblingsthema hat (bei meinem z.B. wusste ich vorher, dass er infektiöse Hepatitis besonders toll findet), dann schadet es nicht, in diesem Bereich auch die aktuelle Leitlinie oder neue Entwicklungen grob anzuschauen.

Meistens sind die internistischen Prüfer, die im stationären Bereich arbeiten, in der Prüfung wohlwollender als die Prüfer, die selbst niedergelassen sind. Ambulante Prüfer schildern oft farbenfrohe Fälle, bei denen es am Ende aber dann doch nur darum geht, Standard-Diagnostik zu machen. Sie haben oft ein Spezialgebiet, das sie gerne noch ansprechen möchten, bei dem es aber ziemlich egal ist, ob man was dazu weiß oder nicht. Irgendwelche Tropenkrankheiten oder so ein Zeug.

Im Falle eines Durchfallens können von der Ärztekammer Auflagen erteilt werden wie z.B. noch ein halbes Jahr in die Nephrologie rotieren oder solche Dinge. Es fällt aber fast keiner durch, der tatsächlich die 5 Jahre in der akuten Krankenversorgung gearbeitet hat und Deutsch kann.

Schorsche
01.11.2018, 08:53
Pflaume hat alles geschrieben, was du zur Prüfung wissen musst, dem ist nichts hinzuzufügen!

Zum Thema Belastungssituation und Prüfungsangst: das hatte ich zuletzt im Studium. Ein paar Wochen vor dem Physikum gab es einen unerwarteten Todesfall in meinem engsten Umfeld, die Lernerei war tatsächlich eine gute Ablenkung - und ich habe letztlich sogar bestanden. Das mündliche Examen war dann geprägt von Prüfungsangst, Apfelmus war in der Woche vor der Prüfung das einzige Nahrungsmittel, was ich noch bei mir behalten konnte; lesen ging nicht mehr, ich habe mir dann nur noch das Innere-Hörbuch reingezogen (https://www.amazon.de/Mündliche-Prüfung-Innere-Medizin/dp/B005GWD5FY). Das war glaube ich beides das, was du als "Hölle" bezeichnest.
Ich gehe mal davon aus, dass du in den letzten Jahren ein bisschen was gelernt hast, der deutschen Sprache bist du mächtig. Also halte durch, lerne in den nächsten Wochen noch so, wie es dir am besten gefällt (ich finde Fälle immer am interessantesten und erheblich lehrreicher als die siebenundvierzigste Leitlinie) und tritt zur Prüfung an!

VitaC
01.11.2018, 23:00
Hallo zusammen,
vielen lieben Dank für die aufmunternden Kommentare !!!

Ehrlich gesagt, ist es schwierig, über sowas mit Kollegen zu sprechen. Oder es ist zumindest mir bisher nicht gelungen. Deswegen fällt es mir extrem schwer, mit dieser Möglichkeit des Durchfallens umzugehen. Erst recht, wenn die Möglichkeit von Auflagen besteht. Ich wüsste beim besten Willen nicht, wie ich mich für 6 Monate in einer Nephro-Abteilung bewerben sollte, um die Auflagen zur Zulassung zur Wiederholungsprüfung zu erfüllen:-nix :-nix:-nix Soll ich es im Bewerbungsschreiben bzw. im Gespräch dann genaus so sagen? Zumal ich wegen Familie und Kind eher ortsmäßig gebunden bin und mich nicht bundesweit einfach so mal irgendwo bewerben kann. Und in der Familie liegt auch die Belastungssituation, es ist im Grunde eine latente Trennungsituation. Das trifft dann auf bereits früher vorhandene, latente und vor Prüfungen manifeste Prüfungsangst. Vielleicht habe ich auch in den letzten Jahren an meiner persönlichen Belastungsgrenze gerarbeitet, dass die o.g. zusätzlichen Belastungen einfach mal zuviel sind. Ich meine, während der Dienste kommt man regelmäßig nicht dazu, eine Pause zu machen, vergisst zu trinken, und auf die Toilette geht man oft erst, wenns richtig weh tut. Schlafmangel tut ein Übriges.

Deswegen ist das jetzt für mich auch eine akute Frage, mich von der Prüfung abzumelden, zumal die Zulassung zur Prüfung nicht verloren ginge. Bei Nichtbestehen aber schon.

Ich versuch mal etwas schlaf zu tanken, wäre froh, wenns mir mal gelingen würde :-heul.

anignu
02.11.2018, 00:59
Erst recht, wenn die Möglichkeit von Auflagen besteht. Ich wüsste beim besten Willen nicht, wie ich mich für 6 Monate in einer Nephro-Abteilung bewerben sollte, um die Auflagen zur Zulassung zur Wiederholungsprüfung zu erfüllen:-nix :-nix:-nix
Schwachsinn. Sowas können die gar nicht verlangen!
Die können ausschließlich Sachen verlangen die du zuvor schon machen musstest. Musstest du zuvor für einen allgemeinen Internisten in eine Abteilung für Nephrologie? Nein? Dann können die es nach dem Durchfallen auch nicht verlangen. Die können aber eine weitere Weiterbildung verlangen. In einem Haus mit Weiterbildung für "Innere". Ach, das sind ungefähr alle Häuser in der Umgebung? So eine Überraschung...

Vielleicht hatte ich mein Beispiel mit dem Unfallchirurg/Orthopäden unglücklich gewählt. Bei denen ist es halt so dass die wenigsten Häuser die volle Weiterbildung (ohne Auflagen!) haben. Meist besteht eben in unfallchirurgischen Häusern die Auflage zur Rotation in eine Abteilung/Haus mit Orthopädie und umgekehrt. Daher war das diese spezielle Auflage eines Typen der einen Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie haben wollte aber dem aus jeder Pore seiner Haut die Ablehnung gegenüber den Unfallchirurgen getropft ist.

WackenDoc
02.11.2018, 07:50
Wie wäre es mal mit einer Therapie?

Mondschein
02.11.2018, 11:36
Hi, meine ausführlichen Ausführungen waren mir zu persönlich geprägt, deswegen hab ich dir eine private Nachricht geschrieben. Mein Fazit aber : fahr hin und glaub an dich. Innere ist ein Riesenstoffberg, da kann man schon mal durchdrehen. Aber du weißt mehr, als du denkst. Und das wichtigeste ist, dass du an deiner Nervosität arbeitest und dir Strategien überlegst, wie du überlegt und strukturiert antwortest! Üb das vielleicht noch ein bisschen mit einem einfachen Fallbuch (ich hab ja eines ausm Studium genommen, die für den FA sind teilweise furchteinflößend detailliert). So 50 Fälle Innere oder so. Einfach nur, um häufige Krankheitsbilder im Kopf mal ausformuliert durchzudenken und zu üben, die Antworten auszusprechen.
Und ansonsten mach Sport, geh Spazieren, guck Fernsehen, was auch immer für dich gut zum Ablenken ist. Überleg dir, wie du den Stress rausnehmen kannst, das ist jetzt das wichtigste!

WackenDoc
02.11.2018, 11:52
Und mal ein Realitätscheck- du hast mindestens 5 Jahre in dem Fachgebiet gearbeitet, in dem du die Prüfung ablegst. Ich hoffe mal, dass du zwischendurch mal was nachgelesen hast, dir die Leitlinien reingezogen hast (bzw. die eh in den Kliniken umgesetzt/thematisiert wurden). Du hast zu den gängigen Krankheitsbildern reale Fälle im Kopf. Auch das hilft.

Die Prüfer wollen einen wenn´s geht bestehen lassen (durchfallen lassen macht elendigen Papierkram).

Wichtig ist neben korrekten Definitionen/Diagnosekriterien auch die klinische Einschätzung. Durchaus auch mal die Frage, was man selber noch geregelt bekommt und wann man besser an einen Spezialisten abgibt.

Und wenn du zu einem Thema geprüft wirst, das dir liegt- reden, reden, reden. (Mir war bei meiner Prüfung z.B. klar, dass der Prüfer einen Apoplex beschreibt- hab dann trotzdem noch nen FAST-Test mit ihm durchgesprochen. War eine Situation wo ein Angehöriger in der Praxis anruft und Symptome beschreibt)

Wenn du mal so gar nichts weisst- versuch es mit Beschreibungen und Überlegungen (das hat mir wohl den Allerwertesten gerettet- hatte in der Prüfung nen Bild einer Rosazea- hab das einfach mal beschrieben, was ich sehe und was mir dazu einfällt)

Pflaume
02.11.2018, 23:02
Schwachsinn. Sowas können die gar nicht verlangen!

Das klingt logisch. Habe ich wahrscheinlich Mist geschrieben. Ich weiss auch von keinem, dem so konkrete Vorschriften ("Nephrologie") gemacht worden sind. Bei meiner Ärztekammer wird sogar meistens gar keine neue Weiterbildung auferlegt, sondern nur eine Wartezeit bis zu einem erneuten Prüfungsversuch, ohne dass konkret verlangt wird, dass man in dieser Zeit irgendwo arbeitet.

Pflaume
03.11.2018, 01:00
Deswegen fällt es mir extrem schwer, mit dieser Möglichkeit des Durchfallens umzugehen.
Die Facharzt-Prüfung ist eine Prüfung, bei der das Schwerste ist, hinzugehen! Es fällt fast keiner durch!

Ca. 3% fallen durch. Gehörst du zu den schlechtesten 3%? Sicher nicht. Du kannst Deutsch und du hast mit diesen Deutsch-Kenntnissen 5 Jahre in Akuthäusern gearbeitet. Es treten genug Leute an, die beides von sich nicht behaupten können. Und auch die bestehen fast alle. Es wäre ungerecht, wenn du durchfallen würdest. Das würde spätestens in einer Wiederholungsprüfung korrigiert werden.

Du hast nicht nur ein falsches (ängstlich verzerrtes) Bild von der Facharzt-Prüfung an sich, sondern auch ein falsches Bild davon, was passiert, wenn jemand tatsächlich in eine Wiederholungsprüfung muss. Die meisten Prüfer finden es übertrieben, jemanden (der 5 Jahre in Akutkliniken in der Inneren gearbeitet hat und Deutsch kann) überhaupt durch die Facharztprüfung fallen zu lassen. Die Wiederholungsprüfung (falls es eine gibt) wird darum nicht härter, sondern netter. Es wäre auch nicht schwer, nach nicht bestandener Facharzt-Prüfung eine neue Anstellung zu finden. Wahrscheinlich wird nicht mal jemand fragen, warum du noch nicht Facharzt bist, obwohl du die Zeit erfüllt hast.

Aber du wirst sowieso nicht durchfallen. Wenn du hingehst! Mach die Vorbereitung (oberflächlich, nicht verzetteln), geh hin, nimm die Urkunde mit nach hause. Danach hast du die Kraft, dich um deine Beziehung zu kümmern.

anignu
04.11.2018, 00:17
Bei meiner Ärztekammer wird sogar meistens gar keine neue Weiterbildung auferlegt, sondern nur eine Wartezeit bis zu einem erneuten Prüfungsversuch, ohne dass konkret verlangt wird, dass man in dieser Zeit irgendwo arbeitet.
Von Bayern her weiß ich dass man die Zeit nicht einfach absitzen darf sondern halt "sich weiterbilden" muss. Also an einer Stelle arbeiten die mindestens für die verlangte Zeit die Weiterbildungsbefugnis hat. Nochmal: für die Facharztweiterbildung Internist sind soundsoviele Monate Weiterbildung bei einem Weiterbilder mit der Befugnis für "Innere Medizin" gefordert. Wenn man also die Auflage 6 Monate Innere bekommt, dann muss man, falls sich nichtmal die allerletzte Rehaklinik findet, zu irgendeinem niedergelassenen Arzt gehen der doch noch für diese 6 Monate die Weiterbildungsbefugnis bekommen hat. Wenn man schon in einer Klinik mit Weiterbildungsbefugnis größer-gleich 6 Monate ist -> Jackpot. Thema erledigt.
Und wir reden hier über den seltenen Fall!

Es wird nicht verlangt dass die Klinik eine Weiterbildungsbefugnis der bisher erreichten Monate PLUS die zusätzlich geforderten Monate hat. Geht ja auch nicht. Es gibt ja Kliniken die haben die volle Weiterbildungsbefugnis, wenn man dann durchfällt wie sollte man denn dann begründen, dass man bei voller Befugnis die Weiterbildung dort nicht machen kann... also: auch Schwachsinn!

VitaC
06.11.2018, 16:49
Vielen vielen vielen Dank für die vielen aufmunternden Kommetnare und Tipps !!!!

Ich habe heute die Prüfungsladung gekriegt. Habe leider - wie es aussieht - die schwierigsten Prüfer gezogen, zwei Profs, Mischung zwischen Gastro, Kardio, Endokrinologie und Pneumologie. Einer der Prüfer prüft wohl sehr breit auch außerhalb seines Fachgebietes - u.a. Hämato-Onko - und wird auch oft patzig/ ungeduldig, geht extrem ins Detail (u.a. alle Auto-Antikörper benennen, einzelne Laborwerte kommentieren, Medis mit Wirkmechanismus und Nebenwirkungen, etc. - sehr Herold-lastig). Mache mir entsprechend ehrlich gesagt nicht viel Hoffnung. Das würde nämlich bedeuten, alles bis ins letzte Detail aus dem Herold auswendig zu lernen - selbst bei Eingrenzung der Themen mit den Protokollen ist es, zumindest was mich in der beschriebenen Situation angeht, in 2 Wochen nicht möglich.

Vielen lieben Dank nochmal! Hoffe ich komme aus dieser vertrakten Situation irgendwann raus :-kotz:-kotz:-kotz

WackenDoc
06.11.2018, 16:56
Dann lass dir halt ne Prüfungsangst bescheinigen. Aber dann therapier die auch.

Mano
06.11.2018, 21:06
Deswegen hasse ich Prüfungsprotokolle. Die eine Hälfte wird von Leute verfasst, die durchgefallen sind und zeigen wollen das die Prüfung unfair schwer war und die andere Hälfte hat bestanden und will nun damit angeben, was sie alles in der Prüfung gewusst haben ;-)
Ernsthaft: Meist errinnert man sich an die schweren Fragen - nicht an die leichten. Und nicht jede schwere Frage muss man dann auch richtig beantworten können. Oftmals wird sogar solange geprüft, bis man eben nichts mehr weiß und zwar egal wie gut man vorher war - irgendwoher müssen doch die Prüfer ihr Ego mit stärken: "Du nun zwar auch FACHarzt - aber *ich* CHEFarzt". Also Kopf hoch, so gut es geht drauf vorbereiten und dann einfach Daumen drücken!

Christoph_A
07.11.2018, 10:21
Und, nicht zu vergessen, die wichtigste Information aus den Protokollen, nämlich bestanden oder nicht bestanden, um mehr geht's bei der FA Prüfung nämlich nicht. Und gerade hier w****** sich einige Prüfer gern dem Prüfling gegenüber nochmal ordentlich einen, um, wie oben bereits gesagt, den Unterschied zwischen CA und FA raushängen zu lassen. Das geschieht allerdings in 95% der Fälle ohne negative Konsequenz für Dich, da kaum einer Zeit und Lust hat, den Papierkram für ne nicht bestandene Prüfung auszufüllen und dafür sein lecker Mittagshappi zu verschieben. Also, Keep cool, lasse reden und geh als FA raus. Wird schon!

Brutus
07.11.2018, 11:20
Ja aber wenn er doch einfach besser sonografieren kann... ;-) :D :-))

Pflaume
07.11.2018, 11:57
die wichtigste Information aus den Protokollen, nämlich bestanden oder nicht bestanden

Genau. Dass die Prüfungen oft unangenehm sind, habe ich oben schon geschrieben. Das ist keine neue Information. Aber man besteht dann halt normalerweise trotzdem. Und wenn nicht, geht man halt nochmal hin.