PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gehalt als angestellter Arzt für Allgemeinmedizin



Seiten : [1] 2

Lupa4
01.11.2018, 18:08
Hallo zusammen, mich würde mal interessieren, welches Gehalt als angestellter Arzt in einer allgemeinmedizinischen Praxis so üblich ist (sowohl als Facharzt als auch während der FA-Ausbildung). Während der FA-Ausbildung fördern die KVen ja mit 4800,- monatlich, wird das durch den Praxislnhaber noch aufgestockt oder bleibt es bei den 4800,-?

SusiSorgenlos
01.11.2018, 20:30
Das kommt darauf an, wo du arbeitest. In den Städten wird wohl eher selten aufgestockt. Weiter ausserhalb eher, sonst finden die gar keinen. Als Facharzt dann wohl etwa analog TV Ärzte. Aber auch da wohl Verhandlungsspielraum.

xyl15
01.11.2018, 21:43
Ich schließe mich der Frage an. Und ich nehme an dass es in Teilzeit entsprechend den Prozent angepasst ist?

vanilleeis
02.11.2018, 05:39
Ja klar. Wäre ja auch unsinnig, dass man bei einer 50 % Stelle die volle Förderung bekommt??

Die Vertragsärzte sind durch die Förderrichtlinie gehalten, das Gehalt auf VKA-Niveau anzupassen. Kann man alles dort nachlesen.
Ob sie es machen, bzw. ob man sich ernsthaft für 4800 € im 5. WBJahr anstellen lässt, ist ja eine individuelle Entscheidung.

SusiSorgenlos
03.11.2018, 20:39
Ich kenne hier bei uns (Stadt, 250000 Einwohner) keinen, der nach TV-Ärzte bezahlt wird. Es ist echt schon schwer,mehr als die Förderung zu bekommen. Konnte es etwas hochhandeln und bekomme zusätzlich 13. Gehalt und die notwendigen Fortbildungen ( psychosomatische Grundversorgung, Hautkrebsscreening) bezahlt. Dafür muss ich aber auch sagen, dass ich im.schnitt weniger als meine vertragliche Arbeitszeit arbeite. Dafür ist es ok. Aber klar, man verdient schon weniger.

CrashStudios
04.11.2018, 19:06
Ich kenne hier bei uns (Stadt, 250000 Einwohner) keinen, der nach TV-Ärzte bezahlt wird.

...dass sich heutzutage immer noch ärzte dafür finden lassen ist schon traurig genug aber die können sich das ja immer irgendwie gut reden. man will ja nicht den armen praxisinhaber noch ärmer machen. andere ärzte werden sich bestimmt darüber freuen, dass so die löhne untergraben werden.:-top

Evil
04.11.2018, 19:32
Ahja, und wenn die besagten Kollegen in besagter Stadt (wo offensichtlich kein Nachwuchsmangel herrscht) aber schlicht keinen Weiterbildungsassistenten benötigen, mit welchem ausgefuchsten Argument stärkst Du dann Deine Verhandlungsposition soweit, daß Du übertariflich bezahlt wirst?

freak1
04.11.2018, 20:09
Ahja, und wenn die besagten Kollegen in besagter Stadt (wo offensichtlich kein Nachwuchsmangel herrscht) aber schlicht keinen Weiterbildungsassistenten benötigen, mit welchem ausgefuchsten Argument stärkst Du dann Deine Verhandlungsposition soweit, daß Du übertariflich bezahlt wirst?

Komm doch jetzt nicht mit Argumenten aus der Realität...

CrashStudios
04.11.2018, 20:27
erstens geht es überhaupt nicht um übertarifliche sondern um tarifliche Bezahlung (was bei dem momentanen Ärztemangel selbstverständlich sein sollte, wie siehst du das?) und zweitens würde ich mich schlicht in einer anderen Stadt bewerben in der ich meine Arbeitskraft nicht unter Wert verkaufen muss. Im übrigen behaupte ich mal dreist, dass es genug Weiterbildungsstellen gibt (gerade in der Allgemeinmedizin).

SusiSorgenlos
04.11.2018, 20:49
Ich hätte eine Stelle haben können, da hätte ich das gleiche Gehalt wie in der Klinik bekommen. Dafür hätte ich für 400 Euro mehr im Monat 1 Auto anschaffen müssen, dieses unterhalten müssen, Benzin bezahlen müssen und für die Kinder zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten finden und bezahlen müssen. Steht auch in keinem Verhältnis.

CrashStudios
04.11.2018, 21:34
Ich hätte eine Stelle haben können, da hätte ich das gleiche Gehalt wie in der Klinik bekommen. Dafür hätte ich für 400 Euro mehr im Monat 1 Auto anschaffen müssen, dieses unterhalten müssen, Benzin bezahlen müssen und für die Kinder zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten finden und bezahlen müssen. Steht auch in keinem Verhältnis.

und der klinik dasselbe erzählen wie hier im forum um ein höheres gehalt zu bekommen mit dem du das alles bezahlen hätten könntest?

aber ich klink mich aus dem thema hier aus... mir ist das am ende wurscht unter welchen bedingungen du arbeiten möchtest, hauptsache du bist mit deiner entscheidung glücklich.

Lupa4
05.11.2018, 12:53
Danke für eure Antworten. Ehrlich gesagt überrascht bzw schockiert es mich aber, dass man in der Praxis scheinbar so sehr um eine adäquate Bezahlung kämpfen muss. Und dass obwohl die KV schon fördert. Da ist den Praxisinhabern unsere Arbeit ja weniger wert als die seiner MTA Azubis, wenn er nichts aus eigener Tasche aufstockt.

Tiramisu81
05.11.2018, 19:10
Also, da ich gerade selber meine 2 Jahre Weiterbildungszeit in den Praxen hinter mir habe, kann ich auch etwas dazu sagen. Ich lebe im Westen Deutschlands in einer Stadt mit ca. 250.000 Einwohnern. Zum einen war es - sowohl in der Stadt als auch in der Umgebung (ca. 30-35km Umland) extrem schwer, überhaupt Praxen zu finden, die weiterbilden wollen. Insgesamt war ich in drei Praxen. Die erste war eine Gemeinschaftspraxis von der eine Hälfte eigentlich keinen WBA wollte, weil vieeeeel zu teuer! Gezahlt wurde die Fördersumme der KV. Auf meinen Hinweis, dass eigentlich auf Klinikniveau aufgestockt werden sollte folgte großes Entsetzen, eine lange Diskussion und dann wurde aufgestockt (wir reden hier von 200,-/Monat!) - allerdings wurde ich dann auch wie verrückt auf Hausbesuche geschickt, inkl. morgendlicher Blutabnahmen, insgesamt war ich so 2x tgl. auf Hausbesuchstour, vor der Sprechstunde und danach. Habe mich dann, auch wegen anderer Dinge, die mich gestört haben, verabschiedet und bin in eine chirurgische Praxis gegangen. Klar, gerne, herzlichen Willkommen! Habe immer betont, dass ich nicht "kostenlos" bin. Das war den Kollegen aber scheinbar nicht ganz klar, nach der ersten Gehaltsabrechnung wurde ich ins Büro zum Gespräch zitiert und das Entsetzen war groß, dass die KV-Förderung weitergereicht und zusätzlich die Nebenkosten durch die Praxis getragen werden sollten! :-O Wir haben uns dann arrangiert und die angestrebten, weil förderfähigen, 6 Monate zusammen durchgezogen. Die Atmosphäre kann man sich vorstellen. Danach bin ich in einer Einzelpraxis gelandet. Sehr netter Kollege, es wurde ohne zu Motzen selbstverständlich auf Klinikniveau aufgestockt. Wehrmutstropfen: Die Praxis lag ein sehr gutes Stück entfernt und so wurden die paar Euro Gewinn vom Sprit aufgefressen :-S Mein Fazit: Angeblich werden Hausärzte HÄNDERIGEND gesucht! Eine Praxis zu finden war jedoch nicht leicht. Bei allen, mit denen ich zu tun hatte, war das Entsetzen groß, dass Nebenkosten, ja gar eine Aufstockung fällig sein würde. Manchen war das vorher nicht mal klar. Insgesamt fand ich die 2 Jahre in den Praxen äußerst ernüchternd. Dazu kommt noch, dass natürlich im Vergleich zur Klinik weder Betriebsrente noch ein Urlaubsgeld gezahlt wurde, sodass mir in den 2 Jahren, wenn man es umrechnet, gegenüber der Klinik ca. 4 Monatsgehälter weniger gezahlt wurden zusätzlich zu der Differenz, die durch das Nicht-Aufstocken entstand plus massig unbezahlte Hausbesuche auf meine (Sprit-)Kosten. Was soll man sagen....:-??? Und schlecht im Verhandeln bin ich sicher nicht. Dazu habe ich etliche Kurse absolviert und Zusatzbezeichnungen erworben, soweit das als Assistent möglich war (klar, die Prüfung geht es als FA...).

mainzer
05.11.2018, 20:04
was summierst du denn unter "Nebenkosten" zusammen??

Tiramisu81
05.11.2018, 20:10
Die KV überweist ja die Förderung an den WBA weiter und stockt idealerweise auf das Klinikgehalt auf. Dazu kommen die Lohnnebenkosten, also sowas wie Sozialabgaben, Krankenkassenbeitrag etc. Das meine ich mit Nebenkosten. Die kommen für die Praxen IMMER dazu, auch wenn nicht aufgestockt wird, diese Kosten dürfen nicht von der KV-Förderung abgezwackt werden. Dies wird auch kontrolliert durch die KV. Größenordnung, die auf die Praxis so zukommt liegt bei etwa 700-800 Euro/Monat, wenn nicht aufgestockt wird.

SusiSorgenlos
05.11.2018, 20:36
Das klingt wirklich nicht toll bei Dir....:( Weißt du schon, wie es für Dich weiter geht? Willst du dich als Allgemeinmediziner anstellen lassen? Mich würde ja mal interessieren, wie dann so die Gehälter aussehen. Aber in die Klinik zurück möchte ich eigentlich auch nicht. Wobei es bei uns in der Klinik kein Urlaubsgeld gab. Aber klar, es ist schon weniger, wobei ich zum Glück auch wirklich weniger arbeite (maximal 35h/Woche, in der Klinik waren es 40+überstunden+Dienste)

Pflaume
05.11.2018, 21:29
Nebenkosten
Die Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers auf ein Brutto-Einkommen von 4.800 Euro sind zur Zeit 902,60 Euro (bei gesetzlicher Krankenversicherung). Beiträge an die Berufsgenossenschaft sind meines Wissens nochmal ca. 50 Euro pro Monat. Dazu kommen ggf. noch Kosten für arbeitsmedizinische Betreuung, unter Umständen erhöhte Haftpflicht-Prämie, Kosten für Lohnabrechnung und weitere Nebenkosten.

Tiramisu81
05.11.2018, 21:47
Die Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers auf ein Brutto-Einkommen von 4.800 Euro sind zur Zeit 902,60 Euro (bei gesetzlicher Krankenversicherung). Beiträge an die Berufsgenossenschaft sind meines Wissens nochmal ca. 50 Euro pro Monat. Dazu kommen ggf. noch Kosten für arbeitsmedizinische Betreuung, unter Umständen erhöhte Haftpflicht-Prämie, Kosten für Lohnabrechnung und weitere Nebenkosten.

Danke für die Erläuterung. Immer noch deutlich günstiger als eine MFA...

Lupa4
06.11.2018, 06:40
Oh man das hört sich ja furchtbar an. Das hätte ich bei der ganzen Werbung um Hausärzte wirklich nicht erwartet. Kein Wunder dass es die KV Förderung gibt. Ohne würde uns wahrscheinlich niemand überhaupt keiner ausbilden bzw für müssten noch Geld mitbringen. Wollte eigentlich die maximale ambulante Zeit absolvieren und zuerst ins KH dann in die Praxis aber dass muss ich mir jetzt wohl nochmal überlegen. Besser gestellt als im KH ist man dank KV ja max im 1. WB Jahr

Malisa
06.11.2018, 20:54
Also ich arbeite auch als Weiterbildungsassistentin für Allgemeinmedizin in einer Praxis (im Südwesten, ca 30.000 Einwohner) und werde übertariflich bezahlt. Meine Chefs haben mir auch schon eine Übernahme nach dem FA mit weiterhin übertariflicher Bezahlung angeboten. Ganz so aussichtslos ist es also nicht;-) Wenn man sich zum Beispiel in Ba-Wü an die Verbundweiterbildung plus Allgemeinmedizin wendet, bekommt man die Adressen von Weiterbilder, die in der Regel alle nach Tarif bezahlen.