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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie geht's weiter nach dem Facharzt?



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Lava
22.11.2018, 12:26
Ich brauche eine neue Stelle. Facharzt bin ich schon seit fast 3 Jahren, hab in der Zeit aber praktisch nix gelernt und sowieso anderthalb Jahre Pause gehabt wegen Kind. Mein eigentliches Ziel war (ist) die Zusatzweiterbildung Handchirurgie und spezielle Unfallchirurgie. Ich frage mich gerade, ob ich mich auch in Kliniken bewerben soll, die dafür keine WB-Ermächtigung haben (um hier in der Gegend mehr Optionen zu haben). Da würde ich halt keine Zeit oder Eingriffe sammeln, aber eventuell praktische Erfahrung, z.B. für eine OA Stelle später. So lange mein Mann ebenfalls noch auf Stellensuche ist, wird erstmal alles, was ich jetzt anfange, eventuell sowieso wieder nur eine Übergangslösung sein :-?
Was würdet ihr machen? Ach ja, ich bin inzwischen 36 und fühle mich echt abgehängt... :-?

Pflaume
22.11.2018, 14:47
Ich bin nur Internist und habe in der Chirurgie, speziell in der Unfallchirurgie, nix zu sagen. Meine Meinung ist aber, dass man eine Stelle, an der man keine zusätzliche Weiterbildung (im Sinne der Weiterbildungsordnung) machen kann, nicht antreten sollte. Ausnahmen von dieser Regel kann man machen, wenn es bestimmte persönliche oder andere Gründe gibt. Zum Beispiel private Gründe wie die Entfernung (gerade bei Kindern), persönliche Kontakte in der Klinik oder die Gewissheit, dass man in der Klinik etwas lernt, was man woanders schwer lernen könnte. Normalerweise bedeutet das aber eindeutig einen Rückschritt oder Stillstand. Gelegenheiten, bei denen Stillstand bezüglich der formalen Weiterbildung durch andere Vorzüge mindestens ausgeglichen wird, sind äußerst selten und speziell. Das müßten irgendwelche ganz konkreten Gründe sein, wie beispielsweise eine Führungsaufgabe, die Erweiterung der eigenen Kompetenz in einem klaren (nutzbaren) Spezialgebiet, ein persönlicher Kontakt, der mit hundertprozentiger Sicherheit dafür sorgt, dass man jeden Tag im OP ist und so viele OPs sammelt wie sonst nirgends möglich wäre.

In meinen Ohren klingt dein "praktische Erfahrung für eine OA-Stelle später" nach plattem Sich-Selbst-Belügen. Oder würdest du an einer anderen Klinik ohne weitere Weiterbildungsmöglichkeiten wenigstens eine OA-Stelle bekommen? Sofern das nicht so ist, wäre eine andere Klinik in meinen Augen ein Rückschritt. Allein schon von der geistigen Haltung her. Ein mit mir befreundeter Unfallchirurg stellt beispielsweise grundsätzlich niemanden ein, der mal eine Zeitlang ohne Weiterbildungsermächtigung gearbeitet hat. Wenn derjenige z.B. zu lange an einer Klinik mit kurzer Weiterbildungsermächtigung war oder aus anderen Gründen.

Ich glaube, dass du, wenn du vorankommen (und nicht abgehängt werden) willst, entweder eine Oberarzt-Stelle oder eine Weiterbildungsstelle brauchst.

Nimm das einfach als Meinung von jemandem, der natürlich dein Fachgebiet, deine Kompetenz und deine Situation nicht beurteilen kann.

Kackbratze
22.11.2018, 15:33
Wenn Zusatz-Weiterbildungen geplant sind, dann nur da anfangen, wo man das auch bekommen kann. Alles Andere ist verschenkte Lebenszeit.

Lava
22.11.2018, 15:37
Ihr habt wahrscheilich recht *seufz*

Kackbratze
22.11.2018, 18:20
Keine Weiterbildung, keine Kekse. Erst wenn man alles im Sack hat sollte man sich um so eine Klinik bemühen. Als "Alterswohnsitz".

vanilleeis
22.11.2018, 19:39
Mit 36, Facharzt und Kind fühlst Du Dich abgedrängt? Ich geh mich mal begraben...:-nix

Moorhühnchen
22.11.2018, 19:48
Naja, wenn man weiß, wie ehrgeizig Lava ist und war, mag sich das in der aktuellen Situation (die sie anderswo beschrieben hat, Vertrag wird nicht verlängert) tatsächlich so anfühlen und ich kann das absolut nachvollziehen! Das ist nicht nur das "36, FA, Kind", sondern die Kombi aus dem, was in der Vergangenheit passiert ist und dass es zur Zeit nicht so richtig ne Perspektive gibt.

Ich würde an Deiner Stelle jetzt auch eher fordernd bleiben und keine Stelle ohne WB annehmen, weiß aber auch nicht, wie da konkret die Alternativen sind. :-nix

Zurück zu den Wurzeln geht wahrscheinlich auch nicht?

Colourful
22.11.2018, 19:50
@vanille
Ich mach mal mit. Ich bin zwar ein paar Jahre jünger, aber ich werde mit 36 auch wahrscheinlich so gerade meinen Facharzt haben, wenn überhaupt.

Lava, die Jungs haben Recht, entweder OÄ-Stelle oder Weiterbildung.

vanilleeis
22.11.2018, 20:21
Naja, wenn man weiß, wie ehrgeizig Lava ist und war, mag sich das in der aktuellen Situation (die sie anderswo beschrieben hat, Vertrag wird nicht verlängert) tatsächlich so anfühlen und ich kann das absolut nachvollziehen! Das ist nicht nur das "36, FA, Kind", sondern die Kombi aus dem, was in der Vergangenheit passiert ist und dass es zur Zeit nicht so richtig ne Perspektive gibt.

Ich würde an Deiner Stelle jetzt auch eher fordernd bleiben und keine Stelle ohne WB annehmen, weiß aber auch nicht, wie da konkret die Alternativen sind. :-nix

Zurück zu den Wurzeln geht wahrscheinlich auch nicht?

Es war auch eher ein "Du hast doch echt viel geschafft, sei stolz auf Dich"

McBeal
23.11.2018, 04:38
Ich werde jetzt 36 und werde frühestens mit 38 den Facharzt machen.

Ich persönlich würde es jetzt etwas anders sehen: wenn es klar ist, dass es zeitlich begrenzt sein wird (wegen Deines Mannes), würde ich überlegen, eine möglichst familienfreundliche Zwischenstation einzulegen. Arbeiten mit Kind ist sauanstrengend, es kommen schlechte Nächte durch einfach nicht durchschlafen, zahnen, Krankheiten etc. Und wenn es nichts für Dauer sein soll (wegen geplanten Umzugs) würde ich in der jetzigen Situation etwas suchen, was keinen extremen Anfahrtsweg, wenig Druck und gute Arbeitszeiten hat. Und mir dann am neuen Ort wieder mehr Herausforderungen suchen. Kann aber auch verstehen, wenn das Deinem
Naturell völlig widerspricht. ;-)

LG
Ally

tragezwerg
23.11.2018, 07:07
Ich werde jetzt 36 und werde frühestens mit 38 den Facharzt machen.

Ich persönlich würde es jetzt etwas anders sehen: wenn es klar ist, dass es zeitlich begrenzt sein wird (wegen Deines Mannes), würde ich überlegen, eine möglichst familienfreundliche Zwischenstation einzulegen. Arbeiten mit Kind ist sauanstrengend, es kommen schlechte Nächte durch einfach nicht durchschlafen, zahnen, Krankheiten etc. Und wenn es nichts für Dauer sein soll (wegen geplanten Umzugs) würde ich in der jetzigen Situation etwas suchen, was keinen extremen Anfahrtsweg, wenig Druck und gute Arbeitszeiten hat. Und mir dann am neuen Ort wieder mehr Herausforderungen suchen. Kann aber auch verstehen, wenn das Deinem
Naturell völlig widerspricht. ;-)

LG
Ally

Das sehe ich genauso. Wenn deine Priorität ein familienfreundlicher Übergangsjob ist, ist es doch egal ob er der Karriere förderlich ist.

Lava
23.11.2018, 15:09
Es war auch eher ein "Du hast doch echt viel geschafft, sei stolz auf Dich"

Danke! Fühlt sich halt nicht so an. Es gibt ja auch nicht viele, die nach der langen Zeit noch keinen Facharzt haben. Mir fallen da spontan nur zwei Kolleginnen ein: die eine hat 4 Kinder und vorm Studium schon eine Ausbildung gemacht, die andere ist ein bisschen... naja, unambitioniert und zufrieden mit ihrer Stelle, und hat auch vorher noch was anderes studiert. Dagegen habe ich mindestens ein halbes Dutzend Kollegen, die mit oder nach mir angefangen haben und OÄ sind :-keks

@Huhn: doch, zurück zu den Wurzeln ist nicht ausgeschlossen. Ich werde mich da auf jeden Fall mal wieder melden. Der Chef sucht da eigentlich auch Leute für ein Beleghaus, für das er auch zuständig ist. Da ginge Teilzeit, man hat keine Dienste. Allerdings dürfte es langweilig sein, weil man quasi nur Stationsarzt ist. Aber immerhin mit Option, wieder ins Haupthaus zu wechseln. So erstmal als familienfreundlicher Wiedereinstieg sozusagen. Vor einem Jahr konnte ich mir das nicht vorstellen, jetzt schon. Im Haupthaus ginge es für moch eigentlich auch nicht in Vollzeit. Nur zwei freie Wochenenden im Monat und kein Ausgleich dafür unter der Woche sind einfach schei*e.

vanilleeis
23.11.2018, 16:26
Dagegen habe ich mindestens ein halbes Dutzend Kollegen, die mit oder nach mir angefangen haben und OÄ sind :-keks




Männer oder Frauen?
Wäre es so schlimm, für einen begrenzten Zeitraum einen Gang runter zu schalten? Ich sehe es so wie Ally: harte Nächte (und Tage) werden noch einige kommen. Zeit als Paar braucht man auch noch. Eventuell Umzug, zweites Kind etc.
Da ist so viel, dass man sich doch auch mal auf dem, was man bisher erreicht hat, auch mal ausruhen kann ohne ein Höher, Schneller, Weiter.
Zusatzweiterbildung und OÄ kannst Du auch mit 40 + machen/werden.
So mal aus einer ganz anderen Perspektive, was Kind und Arbeit und Arztdasein angeht, betrachtet

Kackbratze
23.11.2018, 16:52
Dagegen habe ich mindestens ein halbes Dutzend Kollegen, die mit oder nach mir angefangen haben und OÄ sind

Du wirst aus deinem Studiensemester auch mindestens 2 PDs und einen Prof dabei haben. Und? Die haben ein anderes Leben geführt als Du. Das ist wie ein Abitreffen oder sowas. Irgendjemand ist IMMER besser als Du, und wenn nicht hier....dann eben ein chinesisches Kleinkind. Nicht mit Anderen vergleichen, das sorgt nur für Frust.

par
23.11.2018, 17:49
...Und? Die haben ein anderes Leben geführt als Du...Sehr schöner und richtiger Ansatz!

Lava
23.11.2018, 19:21
Männer oder Frauen?

Eine Frau, sonst alles Männer. Ich sehne mich danach, mal eine Stelle zu finden, wo ich mich richtig wohl fühle und wo sich jemand mal ein bisschn um mich kümmert, mich unterstützt. Einen Mentor sozusagen. Diejenigen, die die OA Stellen bekommen haben, hatten sowas allesamt. Klar haben die sich auch selber engagiert, aber nichts geht, wenn du nicht auch gefördert wirst. Und das wurde ich noch nie. Am Anfang hieß es immer, wart ab, deine Zeit kommt noch. Da hab ic früher auch dran geglaubt. Jetzt tue ich das schon lange nicht mehr :-?

Bille11
23.11.2018, 19:28
Eine Frau, sonst alles Männer. Ich sehne mich danach, mal eine Stelle zu finden, wo ich mich richtig wohl fühle und wo sich jemand mal ein bisschn um mich kümmert, mich unterstützt. Einen Mentor sozusagen. Diejenigen, die die OA Stellen bekommen haben, hatten sowas allesamt. Klar haben die sich auch selber engagiert, aber nichts geht, wenn du nicht auch gefördert wirst. Und das wurde ich noch nie. Am Anfang hieß es immer, wart ab, deine Zeit kommt noch. Da hab ic früher auch dran geglaubt. Jetzt tue ich das schon lange nicht mehr :-?


Genauso läuft es. :-meinung

Leider! Immer noch. Vielleicht auch zum Glück.
Aber von Chancengleichheit braucht keiner zu reden.

freak1
23.11.2018, 21:52
Das Leben ist halt nicht fair und wird es auch nie sein. Wenn du einen Chef hast der dich mag und fördert (gerade an der Uni) ist mehr wert als alles andere, da kommst du auch wesentlich schneller wesentlich weiter als der Kollege der sich den Arsch aufreist, das Tagesgeschäft schmeißt und und und ...

Kackbratze
23.11.2018, 22:01
Man kann auch ohne Mentor OA werden.

Colourful
24.11.2018, 10:21
Und ich bin so jemand, der das Tagesgeschäft auf der Station schmeißt, bin damit aber persönlich sehr zufrieden. Und das Tagesgeschäft einer psychiatrischen Akutstation ist halt auch alles andere als langweilig. Ich möchte, wegen des Kindes und der potentiellen Kinder auch erst mit 40+ noch ein bisschen Karriere machen.