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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin statt Psychologiestudium? Von Psychologie zu Medizin wechseln



lexiG
30.11.2018, 17:53
Hallo liebes Forum!

Nachdem ich seit ca. 6 Monaten alle möglichen Beiträge zu diesem Thema durchforstet habe, hab ich mich endlich mal dazu entschlossen, selber etwas zu posten, weil ich wirklich Rat brauche. Ich studiere momentan Psychologie (B.Sc.) im 3. FS und spiele schon seit Mitte des 2. FS mit dem Gedanken stattdessen Medizin zu studieren. Hier sind meine Beweggründe:

1. Die einzigen Bereiche, die mich wirklich interessieren und in denen ich später arbeiten möchte, sind der biologische bzw. der klinische Bereich (sprich Psychotherapie). Allerdings muss ich sagen, dass mich die Therapeutenausbildung etwas abschreckt, aufgrund der schlechten Bedingungen (man muss das ganze im Prinzip selbst finanzieren, was bis in den 20.000er Bereich gehen kann, ist während der Zeit im Prinzip abhängig von seinem Partner oder wieder seinen Eltern, etc.). Und da hab ich mir überlegt, ob es nicht klüger wäre, das ganze über den medizinischen Weg zu machen. Ich würde dann im Endeffekt im selben Bereich arbeiten können (auch wenn mir bewusst ist, dass die Tätigkeiten eines psychologischen Psychotherapeuten und eines Psychiaters nicht komplett identisch sind), hätte bessere Bedingungen während der Ausbildung, und obendrein noch ein höheres Einkommen später. (Kurzer Disclaimer hier, falls das ganze grad falsch rüberkam: Mein Beweggrund ist nicht das Geld in erster Linie, ich würde niemals einen Beruf ergreifen nur des Geldes wegen und finde es besonders im Arztberuf auch falsch, das NUR wegen Geld zu machen, man sollte schon dafür brennen. Allerdings denke ich schon, dass wenn man sich für einen Bereich interessiert und da später gerne arbeiten möchte, man sich alle Optionen anschauen sollte und überlegen sollte, wo man die besten Bedingungen haben würde).

2. Ich denke, dass mir das Medizinstudium wahrscheinlich mehr Spaß machen würde. Das Ding ist: Im Psychologiestudium (zumindest bei uns, ich kann natürlich nichts über andere Unis sagen) wird man in erster Linie dazu ,,ausgebildet‘‘ Wissenschaftler zu werden, selber Studien zu schreiben, Verhalten zu erforschen, etc. Ich habe mich natürlich vor Studienbeginn über die Module und Inhalte informiert, allerdings stellte sich heraus, dass diese doch irgendwie anders waren, als ich es mir erhofft hatte. Ich dachte, dass auch in ,,nicht-klinischen‘‘ Modulen etwas mehr über Krankheiten und psychische Störungen gelehrt werden würde, jedoch ist das meist nicht der Fall. Es ist alles sehr theoretisch ausgerichtet, man lernt tausend verschiedene Theorien und Hypothesen, von denen manche entweder schon widerlegt oder noch nicht bewiesen wurden. Und da ist natürlich auch einiges an Statistik dabei. Das war wahrscheinlich mein Fehler, ich hätte mich noch genauer informieren sollen. In Medizin ist es jedoch so, zumindest habe ich mir das so sagen lassen, dass man in erster Linie dazu ,,ausgebildet‘‘ wird, Arzt zu sein, Menschen zu behandeln, Krankheiten zu erkennen und sie zu behandeln oder auch zu heilen. Kurz: Psychologie bietet einem eine große Bandbreite an verschiedenen Feldern, in denen man später arbeiten kann, von A&O zu pädagogischer zu klinischer Psychologie (und noch vielem mehr). Und für jemanden, der sich noch nicht sicher ist, in welchem Bereich er arbeiten möchte, ist das sicher super. In Medizin ist es so, dass einem viele verschiedene Felder innerhalb des klinischen Bereichs offenstehen, und das ist toll für jemanden, der schon weiß, dass er gerne in den klinischen Bereich möchte. Daher würden mir diese Inhalte wahrscheinlich auch mehr Spaß machen, auch u.a. weil es praktischer wäre (Präpkurs, die einzelnen Praktika, etc.) und weniger theoriebasiert. Außerdem interessieren mich auch andere klinische Bereiche, wie z.B. Neuro, Onkologie und auch Pädiatrie. Ich persönlich glaube, dass da einfach mehr Spielraum für mich wäre, und ich würde mich auch somit erstmal nicht auf die Psychiatrie festlegen müssen (auch wenn das nach wie vor für mich eins der interessantesten Bereiche ist und ich mich definitiv immer noch drin sehen könnte).

Hier ist mein jetziger Plan: Ein Quereinstieg kommt bei mir wahrscheinlich nicht in Frage, da meine Credits glaube ich nicht anerkannt werden würde, deswegen müsste ich mich ganz normal zum 1. FS berwerben. Ich werde mich zum kommenden Sommersemester bewerben, da ich allerdings ,,nur‘‘ einen NC von 1,4 habe gehe ich nicht davon aus irgendwo angenommen zu werden. Aber man kann’s ja probieren, vielleicht geschieht ja ein Wunder :‘) Falls das nicht klappt werde ich nächstes Jahr den TMS absolvieren. Ich habe jetzt schon angefangen dafür zu lernen/üben, da ich wirklich mein bestes geben möchte, um an meiner Traumuni angenommen zu werden. Allerdings würde ein okay-es (deutsch? Kann ich.) Ergebnis ausreichen, um z.B. in Marburg angenommen zu werden. Ich hatte erst vor mein Bachelorstudium zu Ende zu machen, damit ich etwas in der Tasche hab, falls das Medizinstudium aus welchem Grund auch immer doch nicht meins ist, und mich dann für einen Zweitstudiumsplatz zu bewerben. Allerdings habe ich dann von mehreren Seiten gehört, dass das wohl sehr schwierig werden könnte. Und da dachte ich mir mit einem 1,4er Abi und einem (hoffentlich) guten TMS Ergebnis hätte ich vielleicht bessere Chancen.

Jetzt zu meinen Sorgen und Ängsten :‘)
Ich habe natürlich Hemmungen mein jetziges Studium nach dem (im Sommer dann) 4. FS, weil ich dann ja nur noch 2 weitere Semester bis zum Bachelor hätte. Ich hab Angst, dass ich dann irgendwann in Medizin sitze und mir denke ,,oh shit, wär ich mal besser bei Psych geblieben, das war doch mehr was für mich‘‘. Und ich habe Angst, dass ich das Pensum nicht schaffe, besonders nicht in Chemie und Physik (nach der 9. Klasse abgewählt). Ich war immer gut in Bio, deshalb mach ich mir dabei keine Sorgen, und auch generell würde ich von mir behaupten, dass ich eine sehr ehrgeizige und fleißige Person bin. Ich bin mir bewusst, dass Medizin ein sehr lern- und zeitaufwendiges Fach ist, allerdings ist Psychologie auch nicht gerade ein Zuckerschlecken. Aber um Physik und Chemie mache ich mir schon Sorgen… Außerdem habe ich Angst, dass ich, da ich ja bereits das Psychologiestudium etwas falsch eingeschätzt habe, nun auch das Medizinstudium falsch einschätze und vielleicht sogar ,,idealisiere‘‘, nur weil ich gemerkt habe, dass das Psychstudium vielleicht nicht 100% meins ist. Ich habe mir vorgenommen mir mal ein paar Vorlesungen anzugucken, um vielleicht ein besseres Bild davon zu kriegen, allerdings denke ich nicht, dass mir das vermitteln wird, wie es tatsächlich ist dieses Fach komplett zu studieren, deshalb bin ich hier, um euch um Rat zu fragen, weil ihr müsst es ja wissen 😉

Nun zu meinen Fragen an euch:
Gibt es unter euch jemanden, der vielleicht auch seit einer Ewigkeit kein Chemie oder Physik mehr gehabt hat und wie war das für euch? War das trotzdem zu schaffen?
Gibt es vielleicht jemanden, der auch von Psychologie zu Medizin gegangen ist, und wenn ja, habt ihr es jemals bereut? Wie empfandet ihr die Umstellung?
Hat jemand von euch Medizin als Zweitstudium studiert, der mir sagen könnte, wie schwer es war den Platz zu bekommen? Was habt ihr vorher studiert, hat euch das eventuell dabei geholfen, den Platz zu bekommen? Und wisst ihr ob ich mit einem Psychologiebachelor gute Chancen hätte?
Was würdet ihr tun, direkt versuchen zu wechseln, oder doch Psychologie noch zu Ende durchziehen?
Gibt es generell etwas, was ihr gar nicht ausstehen könnt am Medizinstudium (weil mir ist natürlich bewusst, dass kein Studiengang 100% perfekt ist und man sich auch manchmal durch gewisse Sachen durchquälen muss)?
Wenn ihr noch einen anderen Ratschlag auf Lager habt, dann nur her damit!

Vielen lieben Dank dafür, dass ihr euch die Zeit nehmt, diesen langen Beitrag zu lesen und zu beantworten. Das schätze ich wirklich sehr!

rafiki
30.11.2018, 19:53
Gibt es unter euch jemanden, der vielleicht auch seit einer Ewigkeit kein Chemie oder Physik mehr gehabt hat und wie war das für euch? War das trotzdem zu schaffen?

Hatte Physik nach der 10 abgewählt, später kein Problem. Wenn du gut durch Psychologiestudium kommst, dürfte Medizin vom geistigen Anspruch generell kein Problem sein.


Gibt es vielleicht jemanden, der auch von Psychologie zu Medizin gegangen ist, und wenn ja, habt ihr es jemals bereut?
Hab Psych. abgebrochen, in die Medizin gegangen, heute OA in Psychiatrie und Psychosomatik. Niemals bereut, konnte Wissen aus der Psychologie gut gebrauchen. Das Psychologiestudium ist ein wissenschaftliches, das Medizinstudium nicht (zum Abschluss ist z. B. keinerlei wissenschaftliche Abschlussarbeit notwendig.)

Habe häufig junge Psychologen in der klinischen Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten (quasi als "Ersatz"assistenten, weil es kaum Assistenzärzte gibt). Teilweise sehr interessiert und begabt (viel mehr als viele Medizinerkollegen, die in die Psychiatrie zur "Resteverwertung" kommen), da finde ich es immer schade, dass sie keine Ärzte sind, die im Krankenhaus jemals eine umfassende Verantwortung bekommen können, vom Gehalt ganz zu schweigen.

davo
01.12.2018, 12:56
Aktivier mal in deinen Einstellungen die privaten Nachrichten, dann schick ich dir meine Gedanken dazu per PN ;-)

Oops!
01.12.2018, 20:41
(...)
Habe häufig junge Psychologen in der klinischen Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten (quasi als "Ersatz"assistenten, weil es kaum Assistenzärzte gibt). Teilweise sehr interessiert und begabt (viel mehr als viele Medizinerkollegen, die in die Psychiatrie zur "Resteverwertung" kommen), da finde ich es immer schade, dass sie keine Ärzte sind, die im Krankenhaus jemals eine umfassende Verantwortung bekommen können, vom Gehalt ganz zu schweigen.

Könntest du noch zwei, drei Worte zum Thema „Resteverwertung“ sagen?
Landen dort überwiegend Ärzte, die keine andere Stelle bekommen oder die sonst nicht „patiententauglich“ sind?
Schreckliches Bild - zumal es ja auch diejenigen trifft, die sich bewusst für dieses Fach entscheiden.
Heißt es im Umkehrschluss, dass dort viele freie Stellen sind? Oder auch, dass der Bewerber erstmal schief angeguckt wird „Haben Sie sonst nirgendwo ne Stelle bekommen?“

doro2000
02.12.2018, 02:54
Es gibt soweit ich weiß auch die Möglichkeit, den Psychologiebachelor "fast" abzuschließen (sprich absichtlich irgendeinen Schein nicht machen), sich für Medizin bewerben und nach Bewerbungsschluss das Psychologiestudium noch zu beenden. So in etwa hat das m.W. eine Bekannte gemacht, die jetzt Medizin studiert.

davo
02.12.2018, 07:29
Heißt es im Umkehrschluss, dass dort viele freie Stellen sind?

Dass es in der Psychiatrie unendlich viele offene Stellen gibt, ist eigentlich echt kein Geheimnis :-p


Es gibt soweit ich weiß auch die Möglichkeit, den Psychologiebachelor "fast" abzuschließen (sprich absichtlich irgendeinen Schein nicht machen), sich für Medizin bewerben und nach Bewerbungsschluss das Psychologiestudium noch zu beenden.

Selbstverständlich ist das möglich. Hochschulstart interessiert, wie ja auch ganz eindeutig auf der Hochschulstart-Seite steht, einzig und allein der Zeitpunkt der Bewerbung. Solange man zu diesem Zeitpunkt den Bachelor noch nicht abgeschlossen hat, ist alles gut. Ob absichtlich oder rein zufällig ist völlig egal :-p

rafiki
02.12.2018, 07:41
Könntest du noch zwei, drei Worte zum Thema „Resteverwertung“ sagen?
Landen dort überwiegend Ärzte, die keine andere Stelle bekommen oder die sonst nicht „patiententauglich“ sind?

Naja, Stellen bekommt man auch in anderen Fächern. Aber in der Psych. muss man praktisch nichts können und auch nicht wirklich was lernen, um gehalten zu werden. Das ist natürlich schlecht für die Patienten, aber im Kustodialsystem durchaus üblich, auch auf OA- und CA-Ebene. Eigentlich wären die Psych.fächern inhaltlich sehr anspruchsvoll, aber man kann sie eben auch betreiben wie ein Verwaltungsbeamter. Die Pat. haben kaum eine Lobby, wehren sich nicht.
Und so kommt es, dass neben wenigen guten Kollegen eine Menge Mediziner da landen, die eher zweifelhaft sind. So kommt es auch immer wieder vor, dass Leute ohne Approbation jahrelang in diesem Fach unentdeckt "wirken" können und den Ruf des Faches leider bestätigen.


Schreckliches Bild - zumal es ja auch diejenigen trifft, die sich bewusst für dieses Fach entscheiden.
Oder auch, dass der Bewerber erstmal schief angeguckt wird „Haben Sie sonst nirgendwo ne Stelle bekommen?“

Nein, das heißt es nicht. Das Fach braucht dringend engagierte, mutige und selbstreflexive Ärzte. Die es auch aushalten neben und unter Idioten zu arbeiten.

Oops!
02.12.2018, 17:56
Dass es in der Psychiatrie unendlich viele offene Stellen gibt, ist eigentlich echt kein Geheimnis :-p

Okay - ich hatte bisher noch nicht davon gehört, ehrlich gesagt.
Aber danke für die Info :-)


(...) Eigentlich wären die Psych.fächern inhaltlich sehr anspruchsvoll, aber man kann sie eben auch betreiben wie ein Verwaltungsbeamter. Die Pat. haben kaum eine Lobby, wehren sich nicht.
Und so kommt es, dass neben wenigen guten Kollegen eine Menge Mediziner da landen, die eher zweifelhaft sind. So kommt es auch immer wieder vor, dass Leute ohne Approbation jahrelang in diesem Fach unentdeckt "wirken" können und den Ruf des Faches leider bestätigen.

Besonders den ersten Absatz kann ich derzeit aus eigener bescheidener Erfahrung mit Lehrbüchern unterstreichen. Ich finde es fachlich sehr anspruchsvoll und komm - je mehr ich lese - gefühlt eher rückwärts als vorwärts.
Bei dem anderen fehlt mir die Erfahrung, allerdings hatten wir an der Uni bereits einige Erfahrungen mit Vertetern dieser Fachrichtung und ich ahne, was du meinst.


Nein, das heißt es nicht. Das Fach braucht dringend engagierte, mutige und selbstreflexive Ärzte. Die es auch aushalten neben und unter Idioten zu arbeiten.

Verstanden und Danke für deine Ausführungen :-top

Nessiemoo
03.12.2018, 20:34
Also als Außensteher finde ich deine Argumente für Medizin sehr sinnvoll und rational. Zu deinen contra-argumenten: Physik und Chemie sind in Medizinstudium auf keinem hohem Niveau, Physik hat bei uns ca dem Grundkurs und Chemie den LK in Abi entsprochen, die eben in einer viel kürzerer Zeit unterrichtet werden. 20% kommen durch die Wartezeitquote, hatten auch >7 Jahre keine Naturwissenschaften gehabt und schaffen das auch. Du hast ja den Vorteil, dass du an das Lernen gewöhnt hast, Auch Statistik ist viel anspruchsvoller in Psychstudium als in Medizin, da hast du einen Vorteil :)
Wenn du merkst, dass Medizin nicht deins ist, brichst du es ab und studierst Psychologie zu ende. Paar aus meinem Semester haben dies auch parallel geschafft weiter zu studieren.
Und ich kenne wirklich mehrere aus meinem Semester die genau aus deinen Gründen Medizin studiert haben. Manche von denen sind Psychiater geworden, andere haben ihr Leidenschaft in anderen Fächern entdeckt und werden z.B auch Anästhesisten oder Chirurgen.

psychoonkel
21.02.2019, 08:09
dass mich die Therapeutenausbildung etwas abschreckt, aufgrund der schlechten Bedingungen (man muss das ganze im Prinzip selbst finanzieren, was bis in den 20.000er Bereich gehen kann, ist während der Zeit im Prinzip abhängig von seinem Partner oder wieder seinen Eltern, etc.). Und da hab ich mir überlegt, ob es nicht klüger wäre, das ganze über den medizinischen Weg zu machen.

Ich bin nach dem ganzen Gedöns, also Studium (klin. Psych), PiA (Psychotherapeut in Ausbildung), und einem Jahr im Beruf in die Medizin gewechselt. Witzigerweise war es damals, als ich zu studieren anfing, so dass "ich studiere Psychologie, weil's für Medizin nicht gereicht hat" die Norm war, heute scheint es umgekehrt, also gibt es Einige, die Medizin studieren um Psychiater zu werden, weil der 1.0 NC für Psychologie nicht da ist.


Ich habe mich natürlich vor Studienbeginn über die Module und Inhalte informiert, allerdings stellte sich heraus, dass diese doch irgendwie anders waren, als ich es mir erhofft hatte. Ich dachte, dass auch in ,,nicht-klinischen‘‘ Modulen etwas mehr über Krankheiten und psychische Störungen gelehrt werden würde, jedoch ist das meist nicht der Fall.

Das kommt im Master, wenn Du Dich für klinische entscheidest und nicht in die Sozialpsychologie oder sonst einen Schwurbel gehst. Kann ich aber verstehen, die somatischen Hintergründe werden ja, außer in den paar Vorlesungen Neuro und Pharma kaum beleuchtet.


Gibt es unter euch jemanden, der vielleicht auch seit einer Ewigkeit kein Chemie oder Physik mehr gehabt hat und wie war das für euch? War das trotzdem zu schaffen?

Klar. Wenn Du Dich noch erinnern kannst, wie ein Molekül aufgebaut ist, was eine kovalenter oder ionische Verbundung ist, warum Wasser polar ist, und wie so ein bisschen eine Zelle aussieht, dann ist das kein Problem. Ehrlich. Ich hatte seit 10 Jahren kein Bio/Chemie/Mathe/Physik mehr, und hab's ohne Probleme geschafft. Das Internet und Bücher sind da hilfreich, wenn man mal was nicht versteht, und die "für Dummies" Reihe frischt auf, was man irgendwann mal gehört hat.


Gibt es vielleicht jemanden, der auch von Psychologie zu Medizin gegangen ist, und wenn ja, habt ihr es jemals bereut? Wie empfandet ihr die Umstellung?

"Anders". In Psych gab's viele Schwurbler, die einfach nur Psychologie studieren wollten um dann in der Sozialpsychologie mal ganz kräftig zum Sozialkritiker zu werden. In der Medizin geht's wirklich um Wissen und dessen Aneignung. Vom Lernaufwand her war das Vorklinikum etwas schwerer als Psychologie, danach war's super einfach und ich konnte mich auch mal auf mich selbst konzentrieren. Mir macht Beides Spaß, mit Menschen arbeiten ist prima, und mein Wissen aus der Psychologie hilft heute ungemein. Im Facharzt bin ich auch seit fast Anfang an mit den Fachärzten gleichgestellt, weil ich meinen Psychotherapeuten schon habe und damit berechtigt bin, Therapien durchzuführen.


Hat jemand von euch Medizin als Zweitstudium studiert, der mir sagen könnte, wie schwer es war den Platz zu bekommen? Was habt ihr vorher studiert, hat euch das eventuell dabei geholfen, den Platz zu bekommen? Und wisst ihr ob ich mit einem Psychologiebachelor gute Chancen hätte?

Sollte einfach sein. Wir haben gerade eine Famulantin die vorher auch Bachelor Psych gemacht hat, und die meinte ohne den Bachelor hätte sie wohl (Heidelberg) ihre Wahluni nicht bekommen.


Gibt es generell etwas, was ihr gar nicht ausstehen könnt am Medizinstudium (weil mir ist natürlich bewusst, dass kein Studiengang 100% perfekt ist und man sich auch manchmal durch gewisse Sachen durchquälen muss)?

Vorklinik ist extrem verschult und man braucht 90% des Gelernten nie wieder. Kommt natürlich auf den Facharzt an, aber als Psychiater sind meine Anatomie/Physiologie Tage gezählt, die Orthopäden brauchen die BioChem auch nicht mehr so, etc. Wenn Du kannst, suche Dir eine Uni mit Modellstudiengang.

Lilani
21.05.2019, 09:18
Hallo,
ich hab eine Interessensfrage im Zusammenhang mit Psychologie und Medizin, vielleicht hat dazu ja jemand Inputs für mich? :)
Und zwar habe ich Psychologie studiert (also inkl. Master, aber nicht in D) und möchte gerne noch Medizin studieren und die beiden am liebsten so sinnvoll wie möglich kombinieren. In welchen Bereichen könnte ich eurer Meinung nach eine besonders sinnvolle Kombination finden? Seht ihr einen Mehrwert z.B. in der Kombi mit Psychiatrie oder z.B. eher in Bereichen wie Onkologie?

Danke für Ideen, Erfahrungen,etc. :)

psychoonkel
21.05.2019, 10:17
Seht ihr einen Mehrwert z.B. in der Kombi mit Psychiatrie oder z.B. eher in Bereichen wie Onkologie?

Danke für Ideen, Erfahrungen,etc. :)

Etwas ganz Besonderes, denke ich, ist der FA für Psychosomatik und Psychotherapie, kombiniert (wenn Du magst) mit dem FA Allgemeinmedizin. Das wären dann 7 statt 5 Jahren für beide, aber Du kannst viele Einheiten aus dem FA PuP mit in die Allgemeinmedizin nehmen und währenddessen schon als FA abrechnen, je nachdem wo Du bist.

Der FA Psychotherapie ist der am weitesten und tiefsten angesetzte Facharzt in der Medizinischen Psychologie, und Du kannst eben neben der "normalen" Therapie auch medikamentös und anderweitig unterstützend tätig werden. Kombiniert mit dem FA Allgemein, den Du ja nicht direkt drauf machen musst, hast Du ein super Werkzeug in der Hand, auch dank Psychoonkologie, Palliativmedizin, etc.

Lilani
21.05.2019, 15:46
Etwas ganz Besonderes, denke ich, ist der FA für Psychosomatik und Psychotherapie, kombiniert (wenn Du magst) mit dem FA Allgemeinmedizin. Das wären dann 7 statt 5 Jahren für beide, aber Du kannst viele Einheiten aus dem FA PuP mit in die Allgemeinmedizin nehmen und währenddessen schon als FA abrechnen, je nachdem wo Du bist.

Der FA Psychotherapie ist der am weitesten und tiefsten angesetzte Facharzt in der Medizinischen Psychologie, und Du kannst eben neben der "normalen" Therapie auch medikamentös und anderweitig unterstützend tätig werden. Kombiniert mit dem FA Allgemein, den Du ja nicht direkt drauf machen musst, hast Du ein super Werkzeug in der Hand, auch dank Psychoonkologie, Palliativmedizin, etc.

Hallo psychoonkel, danke für deinen ausführlichen Input, die Kombi klingt ganz interessant! :) Was ich vorher nicht erwähnt hatte war, dass ich damit vorhätte in Österreich zu arbeiten und da gibt es leider, soweit ich weiß, keinen FA für PuP, aber vielleicht kommt so eine Ausbildung ja auch noch nach Ö.
Was mich noch interessieren würde - hast du auch beides gemacht bzw. findest du dass es sich inhaltlich auszahlt, noch einmal ein Medizinstudium drauf zu packen für Bereiche wie Psychiatrie? In Ö macht man nach dem Psy-Studium normalerweise eine Ausbildung, mit der man klinisch-psychologisch behandeln darf und soweit ich das richtig verstanden habe, nach allen therapeutischen Schulen.
Allgemein würden mich aber auch Bereiche interessieren, wie Gynäkologie oder Neuropädiatrie....

davo
21.05.2019, 15:59
Aktivier mal deine PN-Funktion, dann kann ich dir ein paar Infos geben, die ich im Rahmen meiner Psychiatrie-Praktika in Österreich gesammelt habe.

Lilani
21.05.2019, 16:11
Aktivier mal deine PN-Funktion, dann kann ich dir ein paar Infos geben, die ich im Rahmen meiner Psychiatrie-Praktika in Österreich gesammelt habe.

Hallo davo, hab meine PN Funktion aktiviert! :) Danke!

davo
21.05.2019, 16:21
Hab dir soeben ein paar Infos geschickt.

escitalopram
21.05.2019, 22:05
Ich muss leider die Aussage des Psychiatrie-OA der ersten und zweiten Seite bestätigen. Habe eine Famulatur in der Psychiatrie gemacht, weil mich das Fach intellektuell begeistert hat. Leider merkt man, dass ein EXTREMER Personalmangel herrscht und jeder genommen wird, der irgendeine Approbation hat, selbst wenn er/sie kaum Deutsch spricht. Gerade in einem "sprechenden" Fach sicher nicht optimal, aber aus Sicht der Leitung besser als gar nichts. Was mich aber abgeschreckt hat, war leider das Niveau vieler Assistenten. Klar kann man das nicht pauschalisieren, aber man hat gemerkt, dass, wie der OA schreibt, man weder etwas können noch lernen muss, um gehalten zu werden. Eigentlich sehr schade für die Patienten, aber auch schade für das sehr schöne und interessante Fach. Also ich gönne Psychiatrie motivierte Ärzte, die sich für das Fach begeistern.