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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinn des Pflegepraktikums



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cloud123
04.12.2018, 13:13
Hallo zusammen,

mich würde interessieren was ihr vom Pflicht-Pflegepraktikum hält.
Mir ist durchaus bewusst, dass das Pflegepraktikum dazu dienen soll und den Sinn hat, Medizinstudenten in den Krankenhausalltag einzuführen etc.

Auf die Petition, das Pflegepraktikum auf zwei Monate zu kürzen antwortete der Bundestag unter anderem folgendes:

,,[...]Die Dauer des Krankenpflegedienstes ist mit der Reform der ÄApprO 2002 von zwei
auf drei Monate verlängert worden. Dies war laut Begründung
(Bundesratsdrucksache 1040/97, S. 94) notwendig, um den frühen Umgang mit
Patientinnen und Patienten und den daraus folgenden Einblick in grundlegende
praktische Aspekte der Krankenversorgung zu ermöglichen. Der längere
Krankenpflegedienst sollte neben der Aufgabe den Studienanwärter oder
Studierenden mit pflegerischen Aspekten vertraut zu machen, auch dem Zweck
dienen, ihn in den Betrieb und den Organisationsablauf eines Krankenhauses
einzuführen, damit der künftige Arzt das Zusammenwirken verschiedener
Gesundheitsberufe kennenlernt. [...]''

Ich denke überhaupt nicht, dass dieser eine Monat mehr uns soviel Neues beibringen kann. Selbst ein zweiwöchiges Praktikum würde ausreichen, um uns einen Einblick in den Krankenhausalltag zu ermöglichen.

Aber nicht nur das ist meine Meinung: ich finde das Pflegepraktikum überhaupt nicht notwendig, schließlich absolvieren wir später ja auch eine Famulatur, wodurch wir einen Einblick in die Praxis bekommen und wenn man sich andere Länder ansieht, in denen Medizinstudenten kein Pflegepraktikum absolvieren müssen; sind die Ärzte da schlechter als wir? Nicht im geringsten! Das Pflegepraktikum macht einen Mediziner nicht im geringsten qualifizierter, wenn man zudem beachtet, dass man in einigen medizinischen Bereichen wie der Psychiatrie als Beispiel keine pflegerische Tätigkeiten benötigt.

Ich finde die Verpflichtung zum Pflegepraktikums soll abgeschafft werden und nur freiwillig sein, so haben Medizinstudenten, die einen Einblick in pflegerische Tätigkeiten gewinnen wollen, die Möglichkeit und Chance, dies zu tun; dem einen oder anderen kann ein Pflegepraktikum Spaß machen, meine Meinung ist nicht, dass das Praktikum eine reine Zwangsarbeit ist. Aber nicht nur machen viele Studenten dieses Praktikum mit Widerwillen; vielen raubt das drei-monatige Praktikum unblaublich viel Zeit, vor allem dann, wenn Studenten das Praktikum nicht vor dem Studium beginnen, sondern während der Semesterferien absolvieren müssen. Und das Medizinstudium ist kein Kinderspiel, die Semseterferien sollten Medizinstudenten zum Lernen nutzen dürfen! anstatt die Semsterferien mit Aufgaben, die einem nicht wirklich viel bringen, sozusagen zu verschwenden. Dazu kommt, dass das Pflegpraktikum noch nicht mals bezahlt wird. Man opfert seine Zeit und bekommt keine Gegenleistung, außer, dass diejenigen, die ein Praktikum machen wollen mit Erfahrungen, an denen sie sich gerne zurückerinnern wollen, bereichert. Andere erinnern sich aber weniger gerne daran und die weniger angenehmen Aufgaben kosten ihnen große Überwindung. Ich weiß, dass einige Praktikanten von wertvollen Erfahrungen berichten, meiner Meinung nach, ist das Pflegepraktikum trotzdem eine Ausbeutung. Wenn wir schon weniger angenehmen Aufgaben machen müssen und drei Monate lang Fäkalien und ähnlichen ekelerregenden Substanzen ausgesetzt werden, sollen wir wenigesten eine Vergütung bekommen. Stattdessen werden wir als billige Arbeitskraft ausnutzt, klar, die Krankenhäuser müssen uns nicht bezahlen.

Natürlich gibt das Pflegepraktikum dem einen oder andere wertvolle Erfahrungen, wie viele selbst berichten, aber für andere ist das Pflegepraktikum weniger erfreulich, sondern eher eine unbezahlte Zeitopferung; aus diesem Grund, sollte das Pflegepraktikum freiweillig sein, aber auf keinen Fall verpflichtend. Natürlich profitiert jeder von einem Pflegepraktikum, auch diejenigen, denen das für ihren Beruf nichts bringt, denn man gewinnt ja einen Anblick in einen anderen Bereich, der fern von z.B. der Psychiatrie ist. Aber Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln kann ja nicht schaden, das sehe ich schon ein. Aber warum uns Medizinstudenten dazu zwingen, wenn viele das nicht wollen. Natürlich ist es schön, sich sozial zu engagieren, aber soziales Engagement ist doch nicht schön, wenn es aufgezwungen wurde und mit Widerwillen gemacht wird. Klar will jeder Mediziner Menschen helfen, sonst hätten wir den Studiengang ja nicht gewählt, aber nicht jeder will unbedingt in direkten Kontakt mit Körperausscheidungen o.ä. kommen, damit meine ich direkten Kontakt mit der Haut; Horrorgeschichten über Unfälle, die Fäkalien etc. beinhalten, gibt es etliche; aber natürlich können die Patienten nichts für. Andererseits gehört der Umgang mit Körperflüssigkeiten, wie Blut etc. nun mal zum Medizinstudium dazu...

Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt eine Petition zur Abschafftung der Verpflichtung zum Pflegepraktikum zu schreiben, auch wenn die Chancen gering stehen und es eher ein utopischer Gedanke ist. Und vielleicht bleibt es nur ein Gedanke... Für die tatsächliche Umsetzung brauche ich aber natürlich Zustimmungen und würde gerne auch eure vielleicht sehr unterschiedliche Meinung wissen.

Der Beitrag ist wohl doch länger geworden als gedacht, sorry dafür
Liebe Grüße

Eckhart
04.12.2018, 15:07
"Wer führen will muß dienen können!"

Darum geht es eigentlich, bzw. es ist zumindest ein wesentlicher Aspekt. Natürlich wird das so nicht öffentlch gesagt, aber ich denke, die Verantwortlichen hatten genau das im Sinn. Drei Monate sind daher auch ein guter Zeitraum, denn wenn man sich nicht einfügt, liegt doch noch eine Menge vor einem. Da man das PP in drei Teile zergliedern darf, die man auch an unterschiedlichen Orten machen kann, hat man sozusagen dreimal die Chance, korrekt zu funktionieren.

Wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass es für viele Medizinstudenten gut wäre, wenn man dam Pflegepraktikum noch 1 Monat als Reinigungskraft im Krankenhaus vorschaltet! (nicht das, was Schwester oder Pfleger (mit)machen, sondern Grundreinigung) Inklusive der Kommunikation mit den Vorarbeitern derartiger Firmen/Dienstleister. Mal 4 Wochen Untergebener anderer Bevölkerungsschichten (Schwestern und Pfleger sind nämlich schon Gold!) sein ...das übt!

Das Pflegepraktikum wegfallen zu lassen ist wie eine Diskussion, ob man nicht Offizier bei der Bundeswehr werden könnte, ohne von Ausbildern in der Grundausbildung mal ordentlich (und auch manchmal ungerecht!) geschliffen worden zu sein!

Gruß, Ecki

PS: Ich bin derzeit noch als Elektroingenieur in einer Leitungsfunktion und kriege immer die Kriese, wenn E-Technik Studenten (Werkstudenten) höherer Semester nicht mal einfachste Lötarbeiten an Prototypen (kleine Abänderungen) selber ausführen können.

ehem-user-11022019-1151
04.12.2018, 15:40
Wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass es für viele Medizinstudenten gut wäre, wenn man dam Pflegepraktikum noch 1 Monat als Reinigungskraft im Krankenhaus vorschaltet! (nicht das, was Schwester oder Pfleger (mit)machen, sondern Grundreinigung) Inklusive der Kommunikation mit den Vorarbeitern derartiger Firmen/Dienstleister. Mal 4 Wochen Untergebener anderer Bevölkerungsschichten (Schwestern und Pfleger sind nämlich schon Gold!) sein ...das übt!
.

Ich denke, dass du das dann auch für ALLE anderen Berufe verlangen solltest. Was ist bei einem Medizinstudenten so anders als bei einem BWL-Studenten?
Wenn ich einem BWLer gesagt hätte, er soll während seinem Studium in der Firma, in der er jobbt, als Reinigungskraft arbeiten, damit er das "dienen" übt, würde er wahrscheinlich lachend weggehen.

Ich sehe es nicht ein, warum ich das, nur weil ich Medizinstudent bin, machen soll. Keineswegs würde ich verlangen, das Pflegepraktikum abzuschaffen; aber man kann auch übertreiben.

Nessiemoo
04.12.2018, 16:24
Ich finde ja das Pflegepraktikum per se schon sehr sinnvoll ist. Man lernt da am Anfang schon viele Basics, so dass man später bei Famulaturen auf das medizinische konzentrieren kann. (Angefangen von Basics - Z.B wie und wo und wann werden Infusionen vorbereitet, wie erfolgt die Müllentsorgung, was für Pflegehilfsmittel gibt es und wo finde ich die, Händedesinfektion, Blutdruckmessen, DK Beutel leeren, erster Patientenkontakt, Umgang mit allen Exkrementen).

In dem Form wie es aktuell durchgeführt wird, wo alles weitere, was Ärzten durchaus nützlich ist (Infusionen richten, Patienten richtig drehen, richtig waschen, Blutzuckermessen, Zuschauen bei verschiedenen Untersuchungen, Visite, Pflegeanamnese etc) nur ein reiner Zufall ist ob es einem beigebracht wird oder nicht, wo keine strukturierte Praxisanleitung stattfindet, und die völlig sinnlos nur auf die stationäre Pflege fixiert sind - in diesem Form sind 3 Monate übertrieben. Da finde ich zwei Monate ein guter Richtwert.

Aber natürlich sind es 10 000 (oder mehr, wenn man die Bewerber, die kein Studiumsplatz bekommen haben) junge Menschen mit Abitur und manchmal 1 Jahr Medizinstudium, die in Vergleich zur Pflegehelfer (Hauptschulabschluss und 1 Jahr Ausbildung), kostenlos arbeiten.

Vor ca 5-6 Jahren gab es Versuch seitens bvmd nochmal die Reformierung zu erzwingen. Da war die Idee es entweder auf zwei Monate zu verkürzen oder 3 Monate mit einer strukturierten Ausbildung (begleitende Theorieausbildung, Praxisanleitung, verbindliches Lernzielkatalog) anzufangen mit erweiterten Rotationsmaßnahmen (was ist mit Arzthelferinen? Praxen? Physiotherapie? Logopädie? MTA? MTRA? Notaufnahme? Rettungsdienst?) Da ist man auf Riesenwiderstand von allen Seiten gestoßen. Natürlich die Krankenhäuser, da ihnen die kostenlose Arbeitskraft verloren geht, von den Unis null Interesse, da alle Lehrreformen (Z.b Praxisanleitung, begleitende Seminare) Geld kosten, und auch seitens der Pflege (s. Post von Eckhart - a la versnobte, faule Medizinstudenten, die nie gearbeitet haben und zu viel von sich denken) und auch innerhalb der Studentenschaft, V.a von Studenten die vorher in der Pflege gearbeitet haben ( Es ist ein wunderschönes Beruf, wo ich 7 Jahre gearbeitet habe und ihr Schnösel wollt da nichtmal für drei Monate arbeiten) oder Studis die durch irgendein Wunder oder auch Vit B12 innerhalb der Klinik ein wirklich gutes KPP hatten. Da hat es einfach nix gebracht und ich glaube nach einer mittelmäßigen Positionspapier habe ich davon nie wieder was gehört.

Oops!
05.12.2018, 00:42
Ich stoße mich gar nicht an den drei Monaten Praktikum, sehr wohl aber an der Tatsache, dass es in der Krankenpflege sein muss.

Wesentlich sinnvoller fände ich eine Aufteilung des Praktikums: meinetwegen 4 Wochen verpflichtend in einer Station, wobei die Grundlagen der Krankenpflege gelernt werden.
Halte ich auch für sinnvoll, diesen Zeitraum 1/3 des Praktikums einnehmen zu lassen, weil wir mit der Pflege (bis zur eventuellen Niederlassung) am häufigsten zu tun haben.

Die restliche Zeit würde ich dann nach freier Wahl zulassen:
verlängert in einer Station oder in der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Seelsorge, beim Sozialdienst, in einer Rehaklinik, beim Niedergelassenen oder zB beim Rettungsdienst oder in der ambulanten Krankenpflege.

Denn das sind ebenfalls wichtige Stellen, mit denen wir später - mehr oder weniger eng - zusammenarbeiten bzw. was wir verordnen oder dem Patienten anbieten (zB Seelsorge).

Die wenigsten wissen, was Vertreter dieser Berufsgruppen machen und wie genau die korrekten Verordnungen aussehen müssen.

Also ja - drei Monate Pflichtpraktikum finde ich völlig in Ordnung; für eine Reform wäre ich allerdings gern zu haben :-)

Schubbe
05.12.2018, 10:03
Ich muss sagen, dass mir die drei Monate Popo-Abwischen, sich wegen Bagetellen (oder Versagen anderer) anbrüllen zu lassen und der profunde Einblick ins Stuhlmanagement (ich meine nicht die Sitzegelegenheiten) und vorallem die klar strukturierten Lehrpläne mit Ausbildungsbeauftragten mir in meinem Studium umglaublich geholfen haben. Das Gefühl vogelfrei zu sein hat schon etwas.

Führungskompetenz ist auch etwas, was man hat oder nie lernt, da eine gute Mitarbeiterführung schon empathische Kompetenzen erfordert. Wer die nach 20 Jahren Leben nicht erworben hat, wird sie nicht entwickeln, weil er drei Monate lang wie Dreck ohne eigene Rechte behandelt wurde. Das geht eher nach hinten los.

Was ich im Pflegepraktikum gelernt habe, hätte man mir auch mit 1-2 Tagen strukturierten Stationsbesichtigungen und 1-2 Tagen Theorie und Praxis (Messung der Vitalparameter etc) beibringen können. Knapp die Hälfte meiner Kommilitonen konnte nicht mal das nach drei Monaten.

nie
05.12.2018, 15:21
Ich stoße mich gar nicht an den drei Monaten Praktikum, sehr wohl aber an der Tatsache, dass es in der Krankenpflege sein muss.

Wesentlich sinnvoller fände ich eine Aufteilung des Praktikums: meinetwegen 4 Wochen verpflichtend in einer Station, wobei die Grundlagen der Krankenpflege gelernt werden.
Halte ich auch für sinnvoll, diesen Zeitraum 1/3 des Praktikums einnehmen zu lassen, weil wir mit der Pflege (bis zur eventuellen Niederlassung) am häufigsten zu tun haben.

Die restliche Zeit würde ich dann nach freier Wahl zulassen:
verlängert in einer Station oder in der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Seelsorge, beim Sozialdienst, in einer Rehaklinik, beim Niedergelassenen oder zB beim Rettungsdienst oder in der ambulanten Krankenpflege.


Sowas fände ich auch sinnvoller. Einfach ein "Orientierungspraktikum" um den medizinischen Bereich kennenzulernen. Müssten von mir aus auch keine 3 Monate sein, 4-6 Wochen fände ich da schon ausreichend.

Ich habe z.b. im Rahmen meiner Ausbildung neben 2 Wochen Pflegepraktikum auch Praktika auf Intensiv, im OP, in der Notaufnahme und der Rettungswache gemacht. Das fand ich schon sehr interessant und lehrreich.

WackenDoc
05.12.2018, 17:40
Ich hab damals noch 2 Monate KPP gemacht. Ich hab es hassen gelernt.
Natürlich gibt es kein Curriculum, natürlich gibt es keine Lernziele- dann könnte man die (angehenden) Studenten nämlich nicht mehr so einfach ausnutzen.
Warum wohl kann man das Praktikum nicht im Rettungsdienst, Behinderteneinrichtungen usw. machen.

Das Elend geht ja schon damit los, dass sich keiner für die betriebsmedizinische Versorgung der Praktikanten zuständig fühlt und das in einem Hochrisikobereich. Wer hat denn am Anfang eine ordentliche Unterweisung bekommen? Hautschutzplan? Infektionsschutz?
Tja- das alles würde halt wieder Geld kosten und die Krankenhäuser würden keine KPP mehr nehmen.

Übrigens: Offiziersanwärter lernen in ihrer Grundausbildung IHR Grundhandwerk und dafür gibt es einen festen Plan mit Lernzielen (früher ANTRA 1- inzwischen ist das System komplett umgestellt). Deren Vermittlung hat die ausbildende Einheit nachzuweisen.
Außerde bekommen Offiziersanwärter Bezüge und müssen zwar ihre Stube und ihre Reviere sauberhalten, aber nicht die halbe Kaserne putzen.

Campomaggi
05.12.2018, 17:52
Kurz und knapp: 2 von den 3 Monaten dienen der reinen entlastung des Pflegepersonals, weil alles Andere zu viel kosten würde (Stichwort Festangestellte und damit Fachkräfte).
Da kommen einem die kostenlosen PK natürlich mehr als recht. Dafür können natürlich Schwestern und Pfleger nichts.

3 Monate unbezahlt malochen ist absurd, egal, wie sehr man versucht, sich das schön zu reden. "Demut" und pflegerisches Basiswissen lernt man auch in 4 Wochen und alles darüber wichtige benötigt mehr Zeit als nur 3 Monate.

Mich graust es jedenfalls schon und ich frage mich, wie ich das mit meinem Job unter einen Hut bringen soll. :-(

Campomaggi
05.12.2018, 17:56
Wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass es für viele Medizinstudenten gut wäre, wenn man dam Pflegepraktikum noch 1 Monat als Reinigungskraft im Krankenhaus vorschaltet!

Wieso nicht gleich 1 Monat nur als Kloputzer tätig sein?

Katastrofee
05.12.2018, 19:02
Ich hatte, auch ohne Vitamin B, dafür wahrscheinlich eben mit sehr viel Glück, ein ganz schönes Pflegepraktikum. Ich durfte sehr eigenständig arbeiten, sofern nicht Land-unter war, bei den Visiten oder bei interessanten Untersuchungen mitlaufen, in den OP schnuppern, etc.
Medizinisch gelernt habe ich dabei dennoch nicht viel, dazu fehlte einfach das nötige Grundwissen, das wäre nach zwei Semestern Studium sicherlich schon ganz anders.

Ich habe noch drei weitere Monate auf der Station gearbeitet. Dafür wurde ich als Krankenpflegerhelferin eingestellt (das ging auch ohne Ausbildung) und dafür habe ich dann ein ordentliches Gehalt bekommen.
Das die drei Monate komplett unbezahlt sind finde ich sehr frech. Ich habe Mittagsessensmarken bekommen, die ich allerdings nur bei Frühschicht einlösen konnte, das wars. Dafür habe ich Vollzeit gearbeitet. Zumindest ein Taschengeld in Richtung FSJ wäre angemessen. Meinetwegen kann man dann das Absolvieren auf die Semesterferien beschränken und die Zeit vor Studienbeginn ausklammern, dann fallen zumindest diejenigen weg, die leider doch keinen Studienplatz erhalten.

Auch die Idee, einen Teil des Praktikums in einem anderen medizinnahem Beruf zu machen finde ich super.

WackenDoc
05.12.2018, 19:11
Kloputzer kannst nicht einfach so machen- mind. 2 arbeitsmed. Vorsorgen (ehem. G24 und G42.9).
Unterweisung in die Gefahrstoffe, den Hautschutzplan, besonders Eigenschaften von Handschuhen.

Campomaggi
05.12.2018, 19:40
Kloputzer kannst nicht einfach so machen- mind. 2 arbeitsmed. Vorsorgen (ehem. G24 und G42.9).
Unterweisung in die Gefahrstoffe, den Hautschutzplan, besonders Eigenschaften von Handschuhen.

Also wenn das keine Ironie ist. :-((

WackenDoc
05.12.2018, 19:58
Das hat durchaus einen realen Hintergrund.

Campomaggi
05.12.2018, 20:10
Du, das glaube ich sogar sehr gerne und ist überaus logisch.

Eben mit diesem Hintergrund umso absurder, 1/4 Jahr als völlig unqualifizierter "Blindfisch" in den Klinikalltag der Pflege eingebunden zu werden. Selbst wenn für das Windelwechseln und waschen keine Dissertation notwendig ist, so halte ich das für recht fahrlässig.

Aber es ist nunmal, wie es ist und man sollte sich beizeiten mit diesem Umstand versöhnen.

Oops!
05.12.2018, 20:24
Sicher - drei Monate sind wirklich sehr lang und ich stecke jetzt selbst in sehr engen zeitlichen Rahmenbedingungen.

Ich gebe nur zu bedenken, dass auch andere Studiengänge unbezahlte Praktika fordern - been there, done that.
Lustig war das keineswegs, Spaß gemacht hat es trotzdem, drüber diskutieren war müßig.
Muss gemacht werden, Achselzucken, machen, freundlich sein, fertig.

Versteht mich nicht falsch: es ist mir schon im Vorfeld bei der Bewerbung übel aufgestoßen, dass eine Zuständige „entsetzt“ war, weil ja Praktikanten soooo viel Arbeit machen (hier ein dramatisches Seufzen einfügen).
Gut - dann eben ein anderes Haus, ist mir echt wurscht.

Um die grundsätzlichen Abläufe auf Station kennenzulernen, muss man nicht gerade hochbegabt sein - manchmal finde ich, dass schon fast etwas zu viel Zirkus gemacht wird.
„Dies ist ein Krankenhaus, seht ihr? Und das da... das sind Patienten!“

Allerdings habe ich mittlerweile auch den Eindruck gewonnen, dass es manchem gar nicht so schlecht zu Gesicht steht, mal ein wenig Rangordnung zu lernen.
Ein Anspruchsdenken wie nix Gutes - aber beim menschlichen Körper nicht wissen, wo Kopf und wo Hintern ist.
Erstaunlicherweise handelt es sich um dieselben, die grundsätzlich sämtlichen Vorgesetzen unangenehm auffallen und die sich darauf berufen, dass sie ja von schon beinahe adliger Herkunft sind (ohne adelig zu sein).

Nur wenn sich jemand verhält als gehöre ihm die Welt und er könnte übermorgen schon Krebs heilen, hat es im Elternhaus möglicherweise sehr viel Applaus für jeden Scheiß des Nachwuchses gegeben - und genau diejenigen sind dieselben, die nach dem KPP am lautesten winseln.
Und ja - das, was ich zu hören bekommen habe, war Winselei.

Es gibt sicher Ausnahmen, bei denen tatsächlich allein die Verfügbarkeit eines „Arzt-Anwärters“ ausgenutzt wurde, um mit ihm „böse Spielchen“ zu spielen.
Aber im Ernst: bricht hier irgendwem ein Zacken aus der Krone, der Pflegekraft beim Waschen des Patienten zu helfen? Oder Botengänge zu absolvieren? Aber Hauptsache, ins Fitnessstudio traben, weil man sich ja sonst so wenig bewegt... die Ironie des Ganzen erkennt ihr.

Ich kenn mittlerweile sehr viele Pflegekräfte, sehr viele Stationen - es gibt gute und weniger gute.
Ich bin ebenfalls schon angegangen worden aufgrund des Studium - aber hey: in meinem Leben gab‘s noch nie Applaus für das, was ich mache.
Mir ist so ein Verhalten von Menschen, die mich kaum kennen, relativ egal.

Es wird Zeit, auch den verwöhnten „das hast du aber toll gemacht!!!“ Kandidaten auch mal zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Zeit, sich ein dickeres Fell zuzulegen! Oder das eigene Verhalten zu reflektieren.
Auch das ist Lernen fürs Medizinstudium und das Leben danach.

Wenn sie erstmal begreifen, dass niemand auf sie gewartet hat, steigen sie vielleicht mal von ihrem Thron der Arroganz.
Schadet nicht.

Und jaja, Ausnahmen gibt es immer wieder - auf Seiten aller Beteiligten.

Nessiemoo
05.12.2018, 23:13
Oops, das klingt aber wie ein Argument, "Nur weil ich durch Scheiße musste, bin ich gegen aller Verbesserungen, andere sollen auch durch Scheiße durch", "Bei mir wars voll okay, deswegen kann man die schlechten Erfahrungen von anderen Menschen ignorieren." und "Was dich nicht tötet, macht dich stark". Das sind keine gute Argumente gegen Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Lehre.

Und das mit andere Fächern: ja, die müssen unbezahlte Praktika machen. Aber da wird zumindest das Arbeitszeitgesetz eingehalten, was ich von meinem Pflegepraktikum nicht sagen kann. Und was ich aus meinem Freundeskreis gehört habe, weniger körperlich anstrengend mit mehr Lerneffekt.

xenopus laevis
05.12.2018, 23:31
Bei mir wurde das Arbeitszeitgesetz eingehalten und wenn nicht, dann habe ich mich solange beschwert bis es geändert wurde. Ist vielleicht ein Grund mehr das Praktikum zu absolvieren. Am besten man lernt so früh wie möglich seine Rechte durchzusetzen.

Ich würde manche am liebsten die komplette Ausbildung absolvieren lassen. Einfach so. Damit sie lernen wie die *Scheiße* wirklich fließt.

Sonst würden auch locker 4 Wochen reichen.

Zum Thema "man bräuchte die Ferien auch eher zum lernen": wer macht denn sowas?

Oops!
06.12.2018, 03:32
Nessiemoo - nein, keineswegs.

Ich meine nicht dich im Folgenden, wenn ich „du“ verwende; und ich beziehe mich nicht ausschließlich auf das Medizinstudium.

Von mir aus können alle Menschen auf Rosen gebettet sein.
Nur die Realität sieht eben anders aus.
Je früher das einigen klar wird, desto besser.

Und der Motz-Faktor ist umso schlimmer je größer die Fallhöhe von „von Beruf Sohn/Tochter“ zu „Willkommen in der Realität!“ ist.

Es ist auffällig, wer am häufigsten meckert und wie er/sie sich dabei ausdrückt („Scheiße, langweilig, stinkig, alles widerlich, alles Mist,... immer... nie... Alles doof, außer der Feierabend!“)
Gern auch „Da hab ich jetzt gar nix Neues gelernt, voll öde!“ - nur um wenige Wochen oder Monate später mit der Verknüpfung des vermittelten Wissens zwischen den Fächern überfordert zu sein - haben wir ja angeblich noch nie gelernt/gehört/besprochen.

Es ist diese „Mir möge die gebratene Taube in den Mund fliegen!“-Einstellung, die mich anwidert.
Bisher alles geschenkt bekommen, für nix malocht, alles wurde möglich gemacht - so möge es weitergehen? Krieg deinen Hintern hoch! Du bist wahlberechtigt, hast einen Führerschein und ein Girokonto - dann verhalte dich dementsprechend.

Und wie respektlos sich diejenigen jeglichen Dozenten/Ausbildern/ allgemein temporären Vorgesetzten gegenüber verhalten, ist ebenfalls bemerkenswert.
Es geht nicht um sachliche/ fachliche Kritik.
Es geht um die vorherrschende Einstellung, dass sie selbst der Nabel der Welt sind, dass alles immer komfortabel und nett ist - die wirkliche Welt sieht anders aus.
Die Erwartungshaltung, dass sie das Wissen im Skript serviert bekommen und die Dozierenden sollten besser/schöner/anders unterrichten.
Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld...
Umso größer ist die Verblüffung, wenn es mal einen - noch - dezenten Rüffel vom Vorgesetzten gibt.

Lehrjahre - Herrenjahre.
Es ist unsere Zeit, Lehre einzufordern - aber eben auch: anzudienen. Ich liefere die Vorleistung, bei spezielleren Fragen hilft mir der Vorgesetzte.
Das ist in den meist zu verwöhnten Köpfen noch nicht angekommen.
Entsprechendes Auftreten ist wie Graf Koks.

Offenbar vergessen sie, dass jeder ersetzbar ist. Niemand hat auf dein Erscheinen gewartet. Du bist weder das Goldene Kalb noch die Erleuchtung für jedermann, auch wenn Mami, Papi, Omi und Opi dir bislang was anderes erzählt haben.
In erster Linie machst du Arbeit.
Du hast nix, du kannst nix und du bist ein Niemand.
Alles muss dir beigebracht werden.
Wie man Pulse tastet, Zugänge legt und wie man mit Patienten spricht, ohne sich eine Klage einzufangen.
Etwas mehr Demut, bitte.

Und es schadet auch nicht, mal Kontakt zu Patienten zu haben.
Es ist in manchen Krankenhäusern vorgesehen, die Patienten zu Untersuchungen zu begleiten - mal ein nettes Wort, ein kurzes Gespräch... Patient/in freut sich, lächelt, erzählt vielleicht was, was er/sie sonst nicht loswerden kann - na, das ist doch schön!
Warum nicht?

Warum sollte ich meine vielleicht schlechte Laune am Patienten auslassen?
Ob ich müde bin, Hunger habe, aufs Klo muss oder sonstwas - das geht den Patienten nichts an, es ist nicht seine Baustelle.
Hinterher als Arzt ist es genau das gleiche!
Wie kann ich erwarten, Patienten dauerhaft an mich zu binden, wenn ich mich wie ein arroganter Muffel aufführe?
Wir alle haben Stress, Zeitmangel, ein wartendes Privatleben - die Kunst ist, mein Gegenüber das nicht spüren zu lassen.
Können wir also ruhig im Kleinen schon mal üben.

Genau wie die Gewöhnung an Arbeitszeiten.
Das Gejammer ist schon jetzt riesig, weil Veranstaltungen bis zu einer bestimmten Uhrzeit stattfinden.
Witzig, wenn ich meine gewohnten Arbeitszeiten mal daneben lege.
Und ja, ich hab auch irgendwann zuhause mal vor Kraftlosigkeit geheult.
Weil vier Stunden Schlaf pro Nacht irgendwann wehtun. Weil noch viel mehr Wissen in meinen Kopf muss. Weil ich einen Themenkomplex immer noch nicht verstanden hatte. Weil ich immer versuche, mein Bestes zu geben. Weil mein Privatleben anstrengend und fordernd ist.
Ja - so what? Zehn Minuten heulen, Nase putzen, manche Parameter neu ausrichten, weitermachen.

Den Patienten ganzheitlich zu betrachten, das ist später unser Beruf. Und das fängt auch dabei an festzustellen, wie furchtbar es ist, wenn zB die Windel gewechselt werden muss.
Was für die Pflege unangenehm - aber Routine - ist, ist für den Praktikanten „Igittipfui“ und für den Patienten..? Für den ist das mit Scham, Unbehagen, Hilflosigkeit besetzt.


Wir überschreiten jeden Tag Grenzen.
Körperlich, seelisch, emotional.
Die eigenen und die der Anderen.
Je früher sich ein angehender Arzt darüber im Klaren ist, desto besser.


Und viele aus gut behütetem Elternhaus kennen keine so morbiden Patienten so persönlich so nah - sei es ihnen gegönnt und jetzt „Willkommen in der Realität des Arztberufs!“


Und wie ich im anderen Beitrag bereits geschrieben habe:
mich selbst bringt das KPP momentan in zeitliche, persönliche, planerische Schwierigkeiten.
Ich wäre also vermutlich die Erste, die Champagner* ausgibt, wenn das KPP gekippt oder modifiziert werden würde.

(*Bier)


Ich denke nur, es schadet der Persönlichkeitsbildung keineswegs, wenn jemand aus umsorgender, geschützter Umgebung und „immer im Mittelpunkt, immer alles toll“ mal sieht, wie die anderen Seiten der Medaille aussehen.
Nur weil du aus gutem Hause bist oder Abitur hast, bist du keinen Deut wertvoller als jemand, der das nicht ist oder erreicht hat. Viele führen sich aber leider so auf.

Du darfst im KPP sehen, welche Anweisungen du später geben wirst und wie sie umgesetzt werden, an wem und wie die Beteiligten sich dabei fühlen.
Wie viele Windeln werden denn vom Niedergelassenen verordnet, wie viele werden tatsächlich benötigt, was genehmigt die Kasse, welchen Ärger hat der Patient damit zuhause?
Worum bitte ich die Pflege? In welchem Tonfall, was bewirke ich damit?
Natürlich kann ich den Herrscher-Stil anstreben - aber brauch ich den überhaupt? Ich kann ein Team auch kaputt steuern (sowohl über- als auch unterschwellig).

Dass die Pflege durchaus „biestig“ drauf sein kann, weiß ich.
Finde ich nicht gut, ist aber eben so.
Ich kenn aber auch biestige Ärzte, zickig, launisch...
Umgekehrt genauso - das Ganze in nett, sympathisch, freundlich.

Und egal, um welchen Beruf es geht:
wenn ich eine Pflichtveranstaltung belege, bin ich manchmal nicht aus freier Motivation da - aber ich bin halt da. Weil ich es muss.
Also mach ich das Beste draus, bereite vor, arbeite mit und arbeite nach.
Manchmal mit innerem Brechreiz, weil mir die Zeit für ein anderes Fach jetzt besser investiert schiene - dafür kann mein Dozent/Ausbilder/... aber nichts.
Ich empfinde eine strikt ablehnende Haltung zudem als sinnfreie Kraftverschwendung.
Bevor ich anfange, mit mir zu diskutieren, erledige ich es lieber - haben wir alle mehr von.

Und hinterher stell ich oft fest: es war ein tolles Seminar/Praktikum/... - netter, bemühter Dozent, lebendige Vortragsweise, interessantes Thema, könnte mir nützlich sein für ein anderes Themengebiet,...
Oder: das Pauken hat sich gelohnt, weil ich das Wissen jetzt an dieser Stelle anwenden kann.

Meine Laune mal runterzuschlucken - auch das gehört zum Erwachsenwerden und -sein dazu.


Und mal Hand aufs Herz:

Wenn ich Unterricht veranstalte (im Großen oder Kleinen - Peerteaching oder was auch immer):
wenn mir da einer mit Motzgesicht und Null-Bock-Einstellung gegenüber sitzt, finde ich das unangemessen.
Ich bereite es vor, gebe mir Mühe und ernte von Einzelnen demonstratives Desinteresse - für die kurze Zeit können die sich mal zusammenreißen.
Oder zumindest nicht am Handy spielen oder den armen müden Kopf auf den Tisch legen - die armen, kleinen, müden Hascherl...
Wir alle sind müde. Die ganze Welt sehnt sich nach Schlaf, Erholung, Urlaub!

Nur um hinterher zu fragen, wie dieser Inhalt jetzt mit einem anderen Inhalt zusammenhängt, ob ich dieses oder jenes - nochmal - erklären kann...
Hätten sie ihre Hausaufgaben gemacht, wären die Fragen nicht aufgekommen.
Das gleiche Verhalten den Vorgesetzen gegenüber.
Während der Unterrichtseinheit am Handy zocken und dann aber erwarten, dass der Dozent im Anschluss seine Pause opfert, nur um dem verwöhnten Jüngelchen oder Papis liebstem Töchterlein die Kurzfassung des Seminars zu verpassen?
Ernsthaft - das ist dreist.
Scheinbar hat das Abitur nichts mehr von Matura, einer Reifeprüfung...

Was die fehlende Bezahlung für das „ausgebeutet Werden“ angeht:
Ungezählte Studierende protzen damit, welche Berufe in ihrer Verwandtschaft ausgeübt werden.
Sprechen die Eltern mit ihrem Nachwuchs nicht über das Medizinstudium oder über Geld?
Als ob je ein Elternteil sein studierendes Kind verhungern ließe, weil das Kind jetzt ins KPP geht.
Im Weiteren kenne ich genügend ältere Studierende, nicht verheiratet, keine riesigen Rücklagen - auch dabei funktioniert es.
Und erstaunlicherweise motzt von denen niemand...

Wir können dankbar sein, dass wir nicht dafür zahlen müssen, dass wir ausgebildet werden.

Und nein - ein Praktikum rechtfertigt keine Bezahlung. Schon mal erst recht nicht, wenn - in Relation gesetzt - kaum was geleistet wird.
Du darfst keine Zugänge legen oder entfernen, du darfst keine Verbände wechseln, du darfst keine Blasenkatheter legen oder entfernen, du darfst nicht alleine umlagern, nicht alleine zur OP-Schleuse bringen - du darfst gucken, lernen und Botengänge erledigen.

Es wird ein Gewese darum gemacht als müssten wie die Pyramiden versetzen!


Und wenn ich mir als Pflegekraft (was ich zwar nie war, mich aber mal gedanklich reinversetze) die Mühe mache, den Praktikanten bei meiner Arbeit mitzuschleifen, dann erwarte ich ein Mindestmaß an Respekt.
Heißt: Haare zusammen, Kleidung wie vorgeschrieben, Nägel kurz und unlackiert, kein Schmuck, pünktlich, Tagesgruß, ein Mindestmaß an Freundlichkeit, auch mal freiwillig die Spülmaschine ausräumen, Arbeitsanweisungen befolgen.
Heißt auch: Teamwork.
Und der Medizinstudent ist in dem Fall eben Teil des Pflegeteams.

Wenn mir da also jemand gegenübersteht, der mir deutlich signalisiert, dass ich ja „nur“ Pflege bin und er/sie ja der/die große zu Höherem Berufene - und dass er/sie keinen Bock hat - warum sollte ich demjenigen mehr als das Notwendige beibringen oder demjenigen bei Irgendwas entgegenkommen?
Wer sich seinerseits verhält wie eine offene Hose, wird in der Regel behandelt wie eine.

Und Arroganz im Alter von ~ 20 Jahren kommt halt lächerlich rüber.
Was hast du bislang erreicht?
Du hast Laufen und Schwimmen gelernt, du kannst unfallfrei mit Messer und Gabel essen und du hast Abitur und Führerschein gemacht.
Applaus. Gähn...
Das ist sicher jeweils eine Leistung - allerdings keine, die dich so abheben lassen sollte, dass du keine Umgangsformen an den Tag legst.
Die größten Menschen mit wirklich beeindruckender Vita, die mir bisher begegnet sind, sind diejenigen, die sich sozialadäquat verhalten. Uneingebildet, leise, bescheiden, freundlich und respektvoll - auch mir kleinen Anfänger-Amöbe gegenüber. Das ist Größe!

Und was das Umsetzen von Arbeitsanweisungen angeht, hapert es dann doch:
Meldeort und -zeit sind weder diskutabel noch auslegungsbedürftig.
Labor heißt Kittel.
Skript ausgedruckt heißt Skript ausgedruckt.
Da gibt es nichts zu diskutieren.
Anweisung vernommen, verstanden - ausführen.

Wenn man so will können manche die nicht abgeleistete Zeit bei der Bundeswehr nachholen - in sanft, in rosa Dienstkleidung und ohne Schlamm-Maske im Gesicht.
Und manch „ach so rüder“ Tonfall ist ein Klacks gegen das, was später folgt.
Ob ein Oberarzt cholerisch wird, ein Patient durchdreht oder 20 Angehörige gleichzeitig „ganz genau ihre Rechte kennen“ - viel Spaß. Dann weißt du, was laut und unfreundlich ist.
Aber da kann man ja dann darüber klagen, dass das Leben so hart ist. Und müde ist man auch. Und das Privatleben... ach, hach.
Ja! Ist in anderen Berufen übrigens genauso.
Und ja, klar ist das hart. Es ist nämlich das Leben.
Niemand hat gesagt, es würde einfach werden.

Eine so große Maschinerie wie ein Krankenhaus funktioniert nun mal nicht, wenn jeder macht, was und wie er es will.
Gleiches gilt für die Forschung.
Ich habe ein Laborbuch zu führen? Dann führe ich eins - ob mir das passt oder nicht, es ist Pflicht, wird gemacht, fertig.

Erstaunlich, dass ich noch nie Probleme hatte, mich in irgendein Team einzufügen...
Manchmal hakte es bei einzelnen Personen, manchmal war es ein Volltreffer.
Aber funktioniert hat es immer.

So war und ist es von mir gemeint.

Wie gesagt: es gibt immer Ausreißer und Extremfälle - der nette Praktikant, der in der Schlangengrube landet, oder auch ein nettes Pflegeteam, was jemanden zum Praktikum erhält, der wie eine Axt im Walde agiert.

Im Übrigen bin ich sogar froh, durch den Dreck gekrochen zu sein.
Hat mir keineswegs geschadet.
Im Gegenteil: ich weiß, dass ich jede Menge verkraften kann, ohne daran kaputt zu gehen.

Oops!
06.12.2018, 05:23
Noch als Nachtrag - Nessiemoo:

Mir sagte damals der oberste Chef: „(...)* Ich würde Ihnen gerne eine hervorragende Beurteilung schreiben, aber das darf ich leider nicht. Sie erhalten - wie gefordert - nur die Bestätigung, dass Sie das Praktikum absolviert haben. Danke für Ihre Arbeit und alles Gute!“

*Darin enthalten sowas wie:
- immer pünktlich
- stets einwandfreies Verhalten Vorgesetzen gegenüber
- fachlich erstklassige Arbeit
- angenehme Kollegin
- interessiert
- hat sich eingebracht
- team- und konfliktfähig
- belastbar

Es gab:
- keine Bezahlung
- kein Arbeitszeugnis
- lange Arbeitszeiten
- Überstunden
- Schichtwechsel
- körperlich (und so gesehen auch emotional) anstrengend
- langes Praktikum
- viel Arbeit

Aber es gab auch:
- tolle Vorgesetzte
- spannende Einblicke
- prägende Erfahrungen
- Abwechslung
- immens tolle Gespräche
- sehr schnell (in Relation gesehen kleinere) eigenverantwortliche Aufgabenbereiche
- Teamarbeit
- auf interessierte Fragen ausführliche Antworten
- die Bescheinigung, die ich brauchte

Das war nur eins der Praktika, die ich machen durfte.
Und ich hätte ohne Zweifel später dorthin zurückkehren können.
Es schadet nie, jemanden zu kennen, bei dem ich einen guten Eindruck hinterlassen habe.

Wie sagte mir mal jemand:
„Wenn du willst, dass dir jemand auf die Schulter klopft, bist du im falschen Job.“

Es gibt „schlimmere“ Studiengänge und Berufsausbildungen.
In Bezug auf das KPP ist es „Jammern“ auf sehr hohem Niveau, meiner Meinung nach.