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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinn (und Abschaffung) des Pflegepraktikums?



cloud123
04.12.2018, 13:16
Hallo zusammen,

mich würde interessieren was ihr vom Pflicht-Pflegepraktikum hält.
Mir ist durchaus bewusst, dass das Pflegepraktikum dazu dienen soll und den Sinn hat, Medizinstudenten in den Krankenhausalltag einzuführen etc.

Auf die Petition, das Pflegepraktikum auf zwei Monate zu kürzen antwortete der Bundestag unter anderem folgendes:

,,[...]Die Dauer des Krankenpflegedienstes ist mit der Reform der ÄApprO 2002 von zwei
auf drei Monate verlängert worden. Dies war laut Begründung
(Bundesratsdrucksache 1040/97, S. 94) notwendig, um den frühen Umgang mit
Patientinnen und Patienten und den daraus folgenden Einblick in grundlegende
praktische Aspekte der Krankenversorgung zu ermöglichen. Der längere
Krankenpflegedienst sollte neben der Aufgabe den Studienanwärter oder
Studierenden mit pflegerischen Aspekten vertraut zu machen, auch dem Zweck
dienen, ihn in den Betrieb und den Organisationsablauf eines Krankenhauses
einzuführen, damit der künftige Arzt das Zusammenwirken verschiedener
Gesundheitsberufe kennenlernt. [...]''

Ich denke überhaupt nicht, dass dieser eine Monat mehr uns soviel Neues beibringen kann. Selbst ein zweiwöchiges Praktikum würde ausreichen, um uns einen Einblick in den Krankenhausalltag zu ermöglichen.

Aber nicht nur das ist meine Meinung: ich finde das Pflegepraktikum überhaupt nicht notwendig, schließlich absolvieren wir später ja auch eine Famulatur, wodurch wir einen Einblick in die Praxis bekommen und wenn man sich andere Länder ansieht, in denen Medizinstudenten kein Pflegepraktikum absolvieren müssen; sind die Ärzte da schlechter als wir? Nicht im geringsten! Das Pflegepraktikum macht einen Mediziner nicht im geringsten qualifizierter, wenn man zudem beachtet, dass man in einigen medizinischen Bereichen wie der Psychiatrie als Beispiel keine pflegerische Tätigkeiten benötigt.

Ich finde die Verpflichtung zum Pflegepraktikums soll abgeschafft werden und nur freiwillig sein, so haben Medizinstudenten, die einen Einblick in pflegerische Tätigkeiten gewinnen wollen, die Möglichkeit und Chance, dies zu tun; dem einen oder anderen kann ein Pflegepraktikum Spaß machen, meine Meinung ist nicht, dass das Praktikum eine reine Zwangsarbeit ist. Aber nicht nur machen viele Studenten dieses Praktikum mit Widerwillen; vielen raubt das drei-monatige Praktikum unblaublich viel Zeit, vor allem dann, wenn Studenten das Praktikum nicht vor dem Studium beginnen, sondern während der Semesterferien absolvieren müssen. Und das Medizinstudium ist kein Kinderspiel, die Semseterferien sollten Medizinstudenten zum Lernen nutzen dürfen! anstatt die Semsterferien mit Aufgaben, die einem nicht wirklich viel bringen, sozusagen zu verschwenden. Dazu kommt, dass das Pflegpraktikum noch nicht mals bezahlt wird. Man opfert seine Zeit und bekommt keine Gegenleistung, außer, dass diejenigen, die ein Praktikum machen wollen mit Erfahrungen, an denen sie sich gerne zurückerinnern wollen, bereichert. Andere erinnern sich aber weniger gerne daran und die weniger angenehmen Aufgaben kosten ihnen große Überwindung. Ich weiß, dass einige Praktikanten von wertvollen Erfahrungen berichten, meiner Meinung nach, ist das Pflegepraktikum trotzdem eine Ausbeutung. Wenn wir schon weniger angenehmen Aufgaben machen müssen und drei Monate lang Fäkalien und ähnlichen ekelerregenden Substanzen ausgesetzt werden, sollen wir wenigesten eine Vergütung bekommen. Stattdessen werden wir als billige Arbeitskraft ausnutzt, klar, die Krankenhäuser müssen uns nicht bezahlen.

Natürlich gibt das Pflegepraktikum dem einen oder andere wertvolle Erfahrungen, wie viele selbst berichten, aber für andere ist das Pflegepraktikum weniger erfreulich, sondern eher eine unbezahlte Zeitopferung; aus diesem Grund, sollte das Pflegepraktikum freiweillig sein, aber auf keinen Fall verpflichtend. Natürlich profitiert jeder von einem Pflegepraktikum, auch diejenigen, denen das für ihren Beruf nichts bringt, denn man gewinnt ja einen Anblick in einen anderen Bereich, der fern von z.B. der Psychiatrie ist. Aber Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln kann ja nicht schaden, das sehe ich schon ein. Aber warum uns Medizinstudenten dazu zwingen, wenn viele das nicht wollen. Natürlich ist es schön, sich sozial zu engagieren, aber soziales Engagement ist doch nicht schön, wenn es aufgezwungen wurde und mit Widerwillen gemacht wird. Klar will jeder Mediziner Menschen helfen, sonst hätten wir den Studiengang ja nicht gewählt, aber nicht jeder will unbedingt in direkten Kontakt mit Körperausscheidungen o.ä. kommen, damit meine ich direkten Kontakt mit der Haut; Horrorgeschichten über Unfälle, die Fäkalien etc. beinhalten, gibt es etliche; aber natürlich können die Patienten nichts für. Andererseits gehört der Umgang mit Körperflüssigkeiten, wie Blut etc. nun mal zum Medizinstudium dazu...

Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt eine Petition zur Abschafftung der Verpflichtung zum Pflegepraktikum zu schreiben, auch wenn die Chancen gering stehen und es eher ein utopischer Gedanke ist. Und vielleicht bleibt es nur ein Gedanke... Für die tatsächliche Umsetzung brauche ich aber natürlich Zustimmungen und würde gerne auch eure vielleicht sehr unterschiedliche Meinung wissen.

Der Beitrag ist wohl doch länger geworden als gedacht, sorry dafür
Liebe Grüße