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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium - Ekelerfahrungen, Überwindung



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cloud123
07.12.2018, 11:42
Hallo,

was waren eure ekeligen Erfahrungen während des Studiums?
Mit Blut habe ich überhaupt kein Problem, deswegen denke ich nicht, dass Sezieren ein Problem für mich wird, auch nicht bei Leichen. Mein Problem sind allerdings Exkremente. Mein Ekel vor Kot ist seehr groß, sodass ich mich nichts mals in die Nähe traue. Muss man im Medizinstudium denn auch Kot analysieren?

Und was war für euch ekliger: das Pflegepraktikum oder das Studium? Braucht man tatsächlich so ein dickes Fell wie viele sagen? Denn ich denke nicht, dass ich persönlich ein so dickes Fell brauche, da Blut wie gesagt überhaupt nicht schlimm für mich ist, es sei denn Kot kommt mit ins Spiel.
Ich denke schon, dass das KPP viel schlimmr für mich werden wird.
Viele sagen auch, wenn du das KPP nicht machen kannst (wegen Ekel) solltest du das Studium sein lassen. Ist der Ekel im KPP vergleichbar mit dem im Studium? Weil irgendwie glaube ich nicht, dass das Studium so eklig wird wie das KPP, oder?

LG

cloud123
07.12.2018, 11:49
PS.: und welche Stationen würdet ihr für das KPP empfehlen? Viele empfehlen, nicht auf die Innere zu gehen. Wo passieren weniger Unfälle sag ich mal, die auf Harn-und Darminkontinenz zurückzuführen sind? Wo komme ich am wenigsten in Kontakt mit Exkrementen?

Hannah-lea
07.12.2018, 11:59
Also, ich würde vielleicht als Erstes versuchen, herauszufinden woher dieser extrem starke Ekel kommt und wie du das etwas ablegen kannst. Klar ist es nicht schön, wenn im KPP jemand in seinem eigenen Stuhl liegt und du ihn sauber machen musst, aber so starker Ekel, dass man nichtmal in der Nähe sein kann ist natürlich nicht gerade hilfreich. Aber: Reden hilft. Du wirst im KPP zu nichts GEZWUNGEN, heißt wenn du sagst, du packst es nicht, wirst du nicht rausgeschmissen.
Im Präppkurs siehst du auch wenig fließend Blut, da die Fixierung das meiste herauslöst, so war's bei uns zumindest. Wenn's in der Klinik in die Blockpraktika siehst, die zwangsläufig auch in Abteilungen der Inneren Medizin gehst, bist du in der Rolle des Arztes. So blöd es klingt, aber es ist dann Aufgabe der Pfleger den Patienten zu säubern, und nicht mehr deine als KPP'ler.
Ich würde mir da nicht so einen großen Stress machen, geschweige denn, nicht zu studieren nur weil andere sagen man brauche ein dickes Fell oder du Ekel vor dem Kot anderer Menschen hast.
Ansonsten als KPP Station kann man meiner Meinung nach nicht per se sagen: dort wirst du auf jedenfall niemals den Stuhlgang von Patienten mit erleben.

Eckhart
07.12.2018, 12:29
Weder das KPP noch das Studium werden Dein Problem sein! Im KPP leben die Menschen (noch) und der Stuhl ist frisch und er Prep Kurs im Studium ist mit präparieten Leichen. Das ist alles schöne heile Welt!

Dein Problem beginnt erst, wenn Du irgendwann mal Arzt bist!

Früher, oder später, wirst Du als Notarzt (auch Krankenhausärzte werden dazu verdonnert) oder Hausarzt eine (erste) Leichenschau an einer Person machen müssen, die im Tod oder kurz nach dem Tod nochmal abgesetzt hat. Erbrochenes spielt, insbesondere bei Suizid, auch eine Rolle. Vielleicht liegt diese Person auch schon 3 Tage, 3 Wochen, oder 3 Monate. Anwesend sind vielleicht noch ein uniformierter Polizist, evtl. jemand von der KriPo, vielleicht auch schon der Bestatter, aber DU bist verpflichtet den Leichnam komplett zu entkleiden und DU mußt den Stuhl und das rectum auf Merkmale untersuchen, die auf ein nicht natürliches Geschehen hindeuten. DU verantwortest mit Deinem Kreuz, ob der Tote in die Pathologie geht, oder einfach zum Bestatter.

Die KriPo ärgert sich in ca. 20% der Fälle die Krätze, weil der dämliche Doc, aus Gründen wie in dem Eingansposting, die Leichenschau nicht ordnungsgemäß durchführen will!

Gruß, Ecki

davo
07.12.2018, 12:29
Dass man Bettpfannen zur Reinigung bringen muss ist im Pflegepraktikum auf vielen Stationen alltäglich. Ich würde auch eher daran arbeiten, diesen Ekel zu überwinden, als solchen Situationen weiter aus dem Weg zu gehen. Wenn du trotzdem die Vermeidungsstrategie einschlagen willst, dann mach dein Pflegepraktikum halt in Fächern wie Auge oder HNO oder (falls erlaubt) Psychiatrie.

Ich hab im Studium nie Stuhl oder Urin analysiert. Selbst Blut nur ein oder zwei Mal. Da gabs maximal Fotos.

Allerdings kann es durchaus sein, dass man im Pflegepraktikum oder der Famulatur mit noch viel "ekelerregenderen" Situationen konfrontiert ist, wie z.B. der Stomapflege oder dem Stomawechsel.

cloud123
07.12.2018, 12:33
Aber: Reden hilft. Du wirst im KPP zu nichts GEZWUNGEN, heißt wenn du sagst, du packst es nicht, wirst du nicht rausgeschmissen.


Danke für die Antwort erstmal. :-)

Das Problem ist, dass eigentlich so ziemlich viele Aufgaben eklig für mich werden: Po wischen, Patienten waschen (vor allem Intimbereich), Windels wechseln, Bettwäsche, die vlt voll mit Urin oder Kot sind; da kann ich mich eher schlecht vor diesen Aufgaben drücken, mehr gibts ja dann auch nicht zu tun außer Verbände wechseln und Kaffee bringen (ich muss schon sagen, dass ich lieber nur Kaffee koche und ähnliches), so groß ist meine angst vor den unangenehmen Aufgaben. Bin ziemlich verzweifelt, Ausweg wäre im Ausland zu studieren, wo kein KPP verlangt wird.

cloud123
07.12.2018, 13:08
@davo Habe auch erst mal überlegt in der Psychiatrie ein KPP zu machen, macht auch am meisten Sinn, weil ich beruflich am ehesten in die Psychiatrie will, aber in einigen Bundesländern wird es nicht anerkannt, werd da aber auf jeden Fall weiter recherchieren, wo es denn jetzt erlaubt ist und wo nicht. Danke ;-)

davo
07.12.2018, 13:12
Trotzdem wirst du auch in der Psychiatrie hin und wieder mit Patienten konfrontiert sein, die ihren Stuhl überall im Zimmer verteilen o.ä.

Ich würde dir deshalb, völlig egal wo du studierst, völlig egal wo du das Pflegepraktikum machen willst, dringend dazu raten, dich diesem Problem zu stellen. Wenn du das nicht alleine schaffst, dann eben mit Hilfe einer Therapie.

Nessiemoo
07.12.2018, 13:34
Naja, also angenehm ist nicht, also ich würde sagen, es ist normal, dass man als Mensch sich vor sowas ekelt. Es sind Jahrtausende/Hunderte von Evolution/ Selbstshutzmechanismen, die da eine Rolle spielen, die auch interindividuell auch unterschiedlich sind. Ich kenne auch (wirklich gute) Pflegekräfte, die erstmal bei schwallartigem Erbrechen aus dem Zimmer mussten und sich einen Mundschutz mit Zitronenöl holen mussten. Als ich eine Patienten, die drei Tage eingestuhlt in ihrer Wohnung lag untersuchen musste... puh, also ich musste da schon mit mir kämpfen. Da muss man schon in KPP durch. Es gibt ja durchaus Hilfsmittel (Mundschutz mit Zitronenöl, Handschuh, Plastikschürzen...). Der Vorteil an dem völlig unreglementierten Pflegepraktikum ist eben - wenn du dich weigerst was zu machen, wird dich auch keine dazu zwingen, du kriegst trotzdem dein Schein.

Als Medizinstudent hat man damit schon weniger zu tun, als Arzt je nach Fachrichtung mehr oder weniger. Ich behaupte mal ein Augenarzt oder Psychosomatiker sieht dies viel weniger als Notarzt, Viszeralchirurg oder Gastroenterologe (oder Pädiater). Und klar, gibt es Abteilungen, wo man viel weniger damit zu tun hat (vermeide Innere und Viszeralchirurgie). In Pädiatrie ist es oft einfacher zu handeln, aber auch da wird man damit konfrontiert - ganz vermeiden wird es sich nicht lassen.

Gesocks
07.12.2018, 13:39
Von dicken Fellen würde ich beim Umgang mit Kot eher abraten.

Migole
07.12.2018, 13:47
[...]
Früher, oder später, wirst Du als Notarzt (auch Krankenhausärzte werden dazu verdonnert) oder Hausarzt eine (erste) Leichenschau an einer Person machen müssen, die im Tod oder kurz nach dem Tod nochmal abgesetzt hat. [...]

Nur kurz auf diesen Beitrag:
Naja, also das ist nun doch sehr weit her geholt ;-) wenn man nicht gerade Not- oder Hausarzt ist wird man eher selten in die Situation kommen dass ein Leichnam extrem verwest oder besudelt ist. Meistens wird nach der Todesfeststellung (sichere Todeszeichen) im KH der Patient noch einmal gesäubert (auch frische Schutzhose etc.). Und bei Verdacht auf nicht natürliche Todesart geht's höchstens in die Rechtsmedizin, nicht in die Pathologie.

nie
07.12.2018, 15:15
Kein Mensch findet Exkremente gut. Die meisten Menschen ekeln sich davor. Ich finde jetzt Sche*ße nicht sooo schlimm (aber trotzdem eklig) dafür muss ich auch noch nach 9 Jahren im Gesundheitswesen absolut jedes Mal würgen, wenn sich jemand übergibt. Bei Erbrochenem ekelts mich wirklich von Kopf bis Fuß und ja, wenn es irgendwie machbar ist, halte ich mich weit von Leute fern, die sich übergeben. Aber wenn es eben nicht anders geht, dann halte ich eben auch den Brechbeutel fest oder wische Erbrochenes auf. Auch wenn ichs einfach nur unfassbar widerlich finde. Und meine Kollegen sich jedes Mal kaputt lachen wie ich da so für mich hin würge während ich das mache.

Kann mich den anderen nur anschließen. Dieses absolute Vermeidungsverhalten wird dich nicht weiter bringen. Lerne mit deinem Ekel umzugehen und dich dem zu stellen. Du musst jetzt im Pflegepraktikum nicht immer hier schreien wenn eine Windel gewechselt werden muss aber jede Situation, die auch nur theoretisch mit Exkrementen zutun hat, meiden hilft halt auch nicht weiter.

Und je nach Fachgebiet wird man halt immer wieder mit Sachen zutun haben, die grenzwertig eklig sind. Ich habe auch kein Problem mit Blut und trotzdem hats mir die Fußnägel hochgerollt als ich bei der großflächen Hämatomausräumung assistiert habe. Weil halb geronnenes, altes Blut halt doch irgendwie eklig ist. Oder (infizierte) Nekrosen oder Abszesse oder oder oder.
Jeder Mensch ekelt sich aber es kommt halt drauf an, wie man damit umgeht und lernt, diesen Ekel auszuhalten.

WackenDoc
07.12.2018, 18:24
Vor allem musst du das alles im KPP nicht alleine machen. Taste dich halt langsam ran. Verbandswechsel wirst du auch nicht machten.
In meinem KPP DURFTE ich keine Patienten waschen, nur ab und an unterstützen. Waschen war eher die Aufgabe der Pflegeschüler.

Gibt aber deutlich ekligeres. Hängt aber sehr vom Fach ab.

Merke: Bei einer länger liegenden Leiche tunlichst vorm Drehen den Mundschutz vor und da auch irgendwas wie Pfefferminz (wobei das in Mischung mit manchen anderen Gerüchen fast noch schlimmer ist). Wenn dein NEF- Fahrer los geht "ich hol mal das Raumspray"- dann hast was richtig gemacht.

roxolana
07.12.2018, 18:53
Auch außerhalb des Pflegepraktikums hat man im Studium mit Stuhl zu tun. Ich erinnere mich an einen Patienten im PJ, dessen Stoma ständig undicht war... Da ergoss sich dann mitten in der körperlichen Untersuchung der Stuhl aus dem Bauch. Und im Präpkurs hatte eine Kommilitonin die undankbare Aufgabe, den rauspräparierten Darm innerlich zu reinigen... :-wow

Ich meine, toll ist das alles nicht und ich hatte vor dem Studium auch so meine Bedenken wegen Ekel, aber man gewöhnt sich echt an vieles...

WackenDoc
07.12.2018, 22:30
Was man auch nicht unterschätzen sollte: Du hast dann ja beruflich zu tun. Also du hast eine Aufgabe und fokussierst ganz anders darauf.
Das passiert auch bei anderen Sachen. Z.B. im Präpkurs: Wir hatten mit unserer Leiche so viel rumzupräparieren, dass wir uns echt ranhalten mussten. Dazu noch die Lernerei. Da war irgendwie wenig Zeit sich Gedanken um die Leiche als Mensch zu machen. Dazu kommt dann noch die berufliche Neugier.

Campomaggi
07.12.2018, 22:59
wenn du dich weigerst was zu machen, wird dich auch keine dazu zwingen, du kriegst trotzdem dein Schein.


Ich greife das mal interessiert auf, da ich mich evtl. selbst bald mit einem KPP konfrontiert sehe und - egal, für wie sinnvoll ich das lange KPP generell halte, aber ist nicht Thema hier - komplett ohne irgendwelche Ambitionen, mich irgend einer Arbeit zu verweigern:

Ist es tatsächlich möglich, den Schein zu bekommen, auch wenn man sich öfter unliebsamen Aufgaben widersetzt?
Oder kriegt man den Wisch mit den eben dazu passenden Kommentaren "hat sich bemüht...." also vergleichbar mit KPP für die Tonne etc.pp....), der dann letztenendes nichts Wert ist?

Aus welchem Grund ist das KH dazu verflichtet, renitenten und abweisenden Praktikanten das Papier zu unterschreiben, wenn diese sich die Rosinen rauspicken?
Dass man dort als Praktikant zu nichts verpflichtet ist, ist klar, allerdings was für Folgen hat das dann denn?

Nessiemoo
07.12.2018, 23:32
KPP ist ja nicht benotet, du kriegst kein Arbeitszeugnis und brauchst nur ein Unterschrift von der Pflegedienstleitung, die meistens auch irgendwo weit weg von deiner Station in Büro sitzt. Am letzten Tag geht man mit einem ausgedruckten Formular von LPA hin und kriegt ein Unterschrift. Das Unterschrift schickt man dann zum Physikum hin. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, wie schrecklich man sich anstellen muss, dass man diesen Unterschrift nicht kriegt. Letztendlich muss du nur physisch anwesend sein.

nie
08.12.2018, 08:36
Wobei man sich das Leben tatsächlich extrem schwer macht wenn man 90 Tage renitent und abweisend ist... Die Pflege hat halt auch kein Bock auf einen angehenden Medizinstudenten, dem das alles zu blöd ist. Damit macht man es seinen (motivierten) Nachfolgern auch nicht leichter.
Und im meinem PJ Haus ist vor einigen Wochen ein Pflegepraktikanf hochkant und ohne Unterschrift rausgeflogen nach dem er regelmäßige zu spät kam, der Pflege ständig erklärt hat, dass sie keine Ahnung haben und nicht ohne Grund „nur Schwestern“ und keine Ärzte sind usw. da gabs zum Schluss auch regelmäßig Geschrei, welches in
„ihr habt mir gar nichts zu sagen“ seitens des Praktikanten endete. Daraufhin hat ihn die Stationsleitung vor die Tür gesetzt.

Rettungshase
08.12.2018, 11:16
Man muss ein bisschen was von seinem "Ich" hinten anstellen können: Keiner mag Kot. Ganz besonders nicht der Patient, aus dem es (mitunter unkontrolliert) rauskommt und der nun mal auf Hilfe angewiesen ist. Deswegen ist er (auch) im Krankenhaus.
Wenn der Patient Hilfe z.B. bei der Stomapflege braucht, bekommt er die. Die wird man als Pflegepraktikant aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht selbstständig durchführen müssen, aber ggf. assistieren.
Dann ignoriert man den Geruch, konzentriert sich auf die Tätigkeit und geht raus. Das Gute für dich: Du kannst die Tür hinter dir zumachen und anschließend sogar an die frische Luft. Das kann der Patient nicht; der hat das Stoma an sich dran.
Den eigenen Ekel vor dem Patienten zu zeigen wäre blöd und höchst unprofessionell.
Ich bin der Meinung, dass man keinen Bestandteil des Patienten so einfach ausklammern kann/sollte und an vieles gewöhnt man sich mit der Zeit.

Undine 46
11.12.2018, 22:19
Vielleicht wäre in deiner Situation auch eine Wöchnerinnenstation für das KPP denkbar, dort gab es relativ wenige bis keine „ekligen“ Momente und generell wenig zu tun. Im Studium kannst du dich dann langsam an alles andere rantasten.