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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie gut/schlecht verdienen niedergelassene Ärzte wirklich?



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AlexStudent
08.12.2018, 18:34
Das muss man in der freien Wirtschaft aber auch, ein MBA kostet bspw. auch oft schnell 50 T€.
Verzeih mir, aber das ist für mich teilweise Jammern auf sehr hohem Niveau.

Verzeih mir bitte, aber entweder hast Du nicht gelesen und reflektiert, was hier geschrieben oder genannt wurde, oder Du bist IMHO ein Troll.

Sowohl für deine Behauptung bzgl. der Dax30-Manager-Gehälter als auch über die der MBA-Ausbildungskosten bringst Du keinerlei Belege. Auf der anderen Seite provozierst Du. Das kann nicht fruchten.

Colourful
08.12.2018, 18:39
Füge aus meinem Fach hinzu: Maximale Stresssituationen u. a. mit Suizidenten, die es entweder bereits versucht haben oder einem täglich erzählen, wie sie es machen wollen, Patienten, die überhaupt nicht in der Klinik sein wollen, von denen die Gesellschaft aber will, dass sie eben selbiger fern bleiben, die mit Gewalt drohen oder anwenden. Und natürlich en masse Patientengeschichten mit psychisch traumatisierenden Lebensgeschichten, die vom Arzt "contained" werden wollen.
Für all das lass ich mich ohne Schuldgefühle gut bezahlen.

Wieso, du trinkst doch nur Kaffee!

rafiki
08.12.2018, 18:50
Nö, meistens trink ich Wasser.:-blush

sepitet
08.12.2018, 18:58
Wieso provoziere ich?
MBA Kosten kann man sich schnell ergooglen. Und es gibt einfach fast niemanden in der freien Wirtschaft, der auch nur ansatzweise über 100 T€ verdient.
Ich versuche nur nachzuvollziehen, wieso die Gehälter / Einkommen von Ärzten als zu niedrig angesehen werden.
Klar, es ist ein stressiger, arbeitsintensiver Job, aber das sind viele andere auch. Bspw. Krankenpfleger.

Evil
08.12.2018, 19:19
Kannst du das vielleicht etwas näher erläutern? Was wäre deiner Meinung nach leistungsgerecht?
Bei gesetzlich versicherten bekomme ich pauschale Vergütungen, das bedeutet auch bei sehr zeitaufwendigen Gesprächen oder sehr häufigen Konsultationen kein zusätzliches Honorar.

Als Niedergelassener habe ich auch nicht soviele und stressige Dienste wie Bratze, dafür trage ich das Risiko und die Gängelung durch die Kassen; und um letzteres halbwegs zu umgehen, muß man sich mit dem System auseinandersetzen.

Kackbratze
08.12.2018, 19:36
Klar, es ist ein stressiger, arbeitsintensiver Job, aber das sind viele andere auch. Bspw. Krankenpfleger.

Bauarbeiter ist auch anstrengend, Putzfrau auch.
Welcher Krankenpfleger hat vorher Abi gemacht und studiert? Geht für falsche Indikationen, falsch durchgeführte Operationen oder übersehene Befunde vor Gericht auf die Anklagebank?

Die "andere haben auch anstrengende Jobs"-Masche ist billiger Populismus in Richtung Sozialismus. Bitte, dann Sozialismus, alle gleich. Versuch das dann auch bitte einem Banker (der hat Sekretärinnen die auch schwer arbeiten), einem Juristen oder Piloten zu erklären und entsprechend zu begründen.

sepitet
08.12.2018, 19:40
Bauarbeiter ist auch anstrengend, Putzfrau auch.
Welcher Krankenpfleger hat vorher Abi gemacht und studiert? Geht für falsche Indikationen, falsch durchgeführte Operationen oder übersehene Befunde vor Gericht auf die Anklagebank?

Die "andere haben auch anstrengende Jobs"-Masche ist billiger Populismus in Richtung Sozialismus. Bitte, dann Sozialismus, alle gleich. Versuch das dann auch bitte einem Banker (der hat Sekretärinnen die auch schwer arbeiten), einem Juristen oder Piloten zu erklären und entsprechend zu begründen.

Ingenieure haben bspw. auch Abi gemacht, studiert und tragen auch Veranwortung, bspw. beim Brückenbau..
Programmierer haben ebenfalls studiert, müssen sich permanent nebenberuflich fortbilden und sind oft schon mit 50 zu alt ...

Die wenigsten Banker, Juristen oder Piloten verdienen 84 T€ oder mehr!

sepitet
08.12.2018, 19:45
Bei gesetzlich versicherten bekomme ich pauschale Vergütungen, das bedeutet auch bei sehr zeitaufwendigen Gesprächen oder sehr häufigen Konsultationen kein zusätzliches Honorar.
Das kann ich verstehen und finde das so wie es jetzt geregelt ist auch nicht richtig!

Choranaptyxis
08.12.2018, 19:52
Auch hier wieder als Beispiel (http://www.pilotenausbildung.net/pilot-gehalt/), vlt Ryanair weglassen, aber ansonsten verdienen Piloten nicht schlecht. Ja, sie müssen teils die Ausbildung selbst bezahlen, aber trotzdem. Genauso wie man als Jurist gut verdienen kann und genauso als Banker. Es wird ja auch nicht jeder Arzt Chefarzt oder Oberarzt und niederlassen hat auch seine Tücken. Vermutlich aber wirklich sinnfrei zu diskutieren

WackenDoc
08.12.2018, 20:27
Nicht zu vergessen das unternehmersiche Risiko, das ein Selbständiger trägt. Kannst du dir als Krankenpfleger wahrscheinlich nicht vorstellen. Wie denn auch- du kannst ja nicht einmal annähernd die Verantwortung überblicken, die ein Arzt im normalen Krankenhausbetrieb hat.

Achso- doch, in der Freien Wirtschaft gibt es genug die Ü100.000 verdienen.

sepitet
08.12.2018, 20:53
Nicht zu vergessen das unternehmersiche Risiko, das ein Selbständiger trägt. Kannst du dir als Krankenpfleger wahrscheinlich nicht vorstellen. Wie denn auch- du kannst ja nicht einmal annähernd die Verantwortung überblicken, die ein Arzt im normalen Krankenhausbetrieb hat.

Achso- doch, in der Freien Wirtschaft gibt es genug die Ü100.000 verdienen.

Das nennt sich dann wohl Argumentum ad hominem...

Unternehmerisches Risiko? Habe noch nie von einem Arzt gehört, der pleite gegangen wäre.
Die Preise für ärztliche Leistungen werden ebenfalls nicht frei ausgehandelt, sondern sind vorgegeben.
Risikoadjustiert ist ein Medizinstudium sicherlich der beste Weg, reich zu werden.
Davon bin ich mittlerweile überzeugt und deswegen werde ich das auch tun.

tarumo
08.12.2018, 20:58
Danke für deine schnelle Antwort.

Und wie ist das mit der Bedienung des Kredits für den Erwerb der Praxis? Muss man das vom Reinertrag auch noch abziehen?
Habe hierzu unterschiedliche Angaben gefunden.

Was übersehe ich?

1) ich glaube, daß aus finanziellen Gründen (Situation nach Examen) hier keiner vom Studium abrät. Auch ich nicht...kommt drauf an, was man mit dem Examen macht...Die Feststellung, daß z.B. Versicherungskosten und auch die Studienkosten (siehe die zahlreichen Privatunis, die wie Pilze aus dem Boden sprießen) eher in Richtung USA gehen und die Vergütung für ambulante KV-Leistungen in Richtung Dritte Welt (Quartalpauschale 30 EUR, Röntgenthorax 5 EUR) muß allerdings erlaubt sein.

2) mit der Verwendung des Begriffs "Reinertrag" bist Du schon "interessierten Kreisen" in die Falle gegangen. Den Begriff als solches gibt es nämlich in keinem BWL-Lehrbuch. Bei einer betriebswirtschaftlich korrekten Kalkulation (d.h. Oberarztgehalt einschließlichlich Urlaub/Alters/Krankheitsvorsorge plus Betrag X für das unternehmerische Risiko) sieht es da schon traurig aus. Alternativ einfach nach "Neubauer-Gutachten" googlen oder das lokale Ärzteblatt anschauen, warum jeden Monat da vier, fünf Seiten abzugebende Praxen inseriert werden und so gut wie keine Gesuche, und sich Gedanken machen. Daß einige User hier abweichende Ansichten haben, dürfte sich ja mittlerweile rumgesprochen haben.
Selbst wenn die vom betreffenden User zugrundegelegte Zahl von 150 T EUR /Praxis zutreffen würde- als angestellter OA in einem Mangelfach kommst Du locker auf 120 T EUR/Jahr ohne irgendwelche Risiken wie Krankheit/Regress/Haftpflichtschaden usw.

PS: Praxen kann man heutzutage geschenkt bekommen, wer da noch eine Kredit aufnimmt, dem ist echt nicht mehr zu helfen.

sepitet
08.12.2018, 21:16
Aus dem Neubauer-Gutachten: "Als ein angemessenes Arzteinkommen für einen niedergelassenen Arzt in Deutschland wurde im Rahmen dieser Untersuchung eine Spanne von 159.544 Euro bis 175.136 Euro ermittelt".
Wenn man die Latte so hoch legt, erklärt das einiges.
Wahnsinn, wenn man meint, ein angemessenes Einkommen beträgt mindestens 150 T€.

WackenDoc
08.12.2018, 21:31
Don´t feed the troll.

tarumo
08.12.2018, 21:33
Aus dem Neubauer-Gutachten: "Als ein angemessenes Arzteinkommen für einen niedergelassenen Arzt in Deutschland wurde im Rahmen dieser Untersuchung eine Spanne von 159.544 Euro bis 175.136 Euro ermittelt".
Wenn man die Latte so hoch legt, erklärt das einiges.
Wahnsinn, wenn man meint, ein angemessenes Einkommen beträgt mindestens 150 T€.

Bitte nicht verwechseln: es geht hier um einen selbstständigen Unternehmer mit allen Risiken. Oder muß man sich jetzt mit irgendwelchen Paketdienst-"Selbstständigen" vergleichen?
Schau halt mal nach, was Handwerksbetriebe finanziell so erwirtschaften. Wie gesagt, in den meisten angrenzenden Nachbarländern liegt man als angestellter OA im KH schon deutlich drüber. CA sowieso, auch in Deutschland. Und Null unternehmerisches Risiko
Daß hier im LaLaLand Leute mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 50.000 EUR schon als reich zählen (wobei dann auch noch 50% an Vadda Staat abzugeben sind) sollte man auch nicht vergessen.

tarumo
08.12.2018, 21:34
Da das Einkommensniveau für selbstständige Ärzte nicht ohne weiteres zu eruieren ist (wobei man die Abstimmung mit den Füßen nicht verleugnen kann) sollten wir vielleicht erst mal bei den angestellten Ärzten bleiben.
In dem Zusammenhang ist auch eine aktuelle Studie eines Stellenportals ganz interessant, wobei man allerdings auf den Bachelor Bezug nimmt und nicht auf Staatsexamen.
https://cdn.personalmarkt.de/cms/top-branchen-akademiker-2018.pdf
Demnach würde man als Einsteiger in der Medizin irgendwo nahe des Medians in der oberen Tabelle für Bachelorabschlüsse landen, allerdings bei weit längerer Studiendauer und wohl auch eher mit einer 50H-Woche.

Die Tarifverträge der in den vorherigen Threads genannten Branchen kann man sich ohne weiteres ergoogeln, man sollte dabei allerdings z.B. die deutschen Unikliniken eher mit Lufthansa vergleichen (von wegen Elite und so und da sieht es dann ziemlich traurig aus) und nicht mit Ryanair und das unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, daß die Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer zumindest in Deutschland noch nicht mal einen anerkannten Berufsabschluss darstellt.

Nessiemoo
08.12.2018, 22:07
Tarumo, also als Einstiegshalt für einen Assistenzarzt ist an der Uniklinik 55 000 und das ohne Dienste. Also realistisch ist da schon 60000 oder mehr im ersten Jahr. Damit ist man in der Tabelle eher so leicht überdurchschnittlich bei Top Branchen bei Masterabschlüßen.

Also absolut und auch relativ zur Bevölkerung verdient man schon gut als Arzt. (Ganz spannend: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-12/mittelschicht-einkommen-deutschland)

Andererseits bei der hohen persönlichen Verantwortung und nachweislich gesundheitschädlichen Nachtdiensten, sehr wenig Flexibilität... :-nix Da wird man trotzdem irgendwie unzufrieden, v.a wenn man bei gleich hohem Gehalt die Arbeitsbedigungen von Z.b Ingenieuren anguckt (Home Office, Gleitzeit...). Vergleich mit der Pflege lohnt sich doch gar nicht, weil sie sind ja auch völlig unterbezahlt.

tarumo
10.12.2018, 10:24
Man sollte bei diesen Studien sinnvollerweise nicht den 2018er Tarifvertrag zugrunde legen, sondern den von 2016 oder 2015. Da ist man dann schon wieder unter 50.000, je nach AG und Standort.
Das aktuelle EinstiegsGRUNDgehalt bei dem Billigflieger Eurowings liegt nach Abitur plus 1-2 Jahren Flugschule schon bei 53.000 EUR (mit 22 Jahren). Vermutlich gibt es auch keine Minusstunden für entspannte Nachtflüge.
https://www.career.aero/eurowings-group/de/job/show/id/2812
Letztendlich ist die ganze Diskussion aber nicht zielführend, für jeden, der schon mal eine deutsche Klinik betreten hat, ist ganz offensichtlich, daß man mit den aktuell gezahlten Gehältern überwiegend nur noch für KollegInnen aus, vorsichtig fomuliert, weniger entwickelten Ländern attraktiv zu sein scheint. Gilt im übrigen auch für die Pflege. Und da es ja um die Situation der Niedergelassen ging: ich habe noch nirgendwo eine Studie des Zentralverbandes der KFZ-Versicherer zur Einkommenssituation selbstständiger Kfz-Meister gefunden, oder für Elektriker, Dachdecker etc. und schon gar nicht garniert mit Sozialneid und fake-Begriffen wie Reinertrag etc. . Letztendlich ist es so, daß Dir das Einkommen als Arzt im GKV-System von Staats wegen vorgegeben wird (im Gegensatz zu anderen Berufen, die ihre Preise frei kalkulieren können) und das kann man für sich selbst ausreichend befinden oder nicht. Wobei aktuell letzteres der Fall zu sein scheint, wie ein fünfsekündiger Blick in die ÄB- Kleinanzeigen oder eine Internet-Suche nach "Praxis zu verschenken" zeigt.

Heerestorte
10.12.2018, 17:56
Und Einstiegsgehälter für bspw. Ingenieure liegen bei max. 50 T€.




Ein Schulfreund hat als E-Technik-Ingenieur 60k p.a. in der Probezeit bekommen und mit Übernahme direkt 10% Gehaltserhöhung. Es gibt durchaus Ingenieure, die über 50k liegen, auch als Berufsanfänger.

Pottfan
12.12.2018, 19:15
Wir bekommen nicht das bezahlt, was wir arbeiten. Im Krankenhausbereich sind das unbezahlte Überstunden, Nachtdienststunden mit Abschlägen, bei den Niedergelassenen sind das Untersuchungen die nicht oder nicht adäquat bezahlt werden.
Ein Selbstständiger würde nicht einen Finger bewegen, wenn die Arbeitsstunde nicht vergütet wird, wir lassen uns ausnutzen. Weil wir so gerne helfen und die Politik das schamlos ausnutzt.


Ja, ich freue mich immer, wenn alle froh und dankbar sind, dass ich im Dienst nicht zu Hause bin, ich pro Woche unbezahlte Überstunden mache und mit Glück meine Kinder ins Bett bringen kann.
Bezahlt werde ich nach 8/15Uhr-Taktung und der Rest der Arbeit, der nach der Patientenversorgung übrig bleibt (Briefe korrigieren, Fortbildungen organisieren, Gespräche mit Niedergelassenen, Gutachten, Konferenzen für Beiwerk wie IT, QM und Co) fällt in den Nachmittag. Ohne Uhr und Vergütung. Nachtdienste werden pauschal abgegolten.

Wie viele Überstunden macht ein/e Assistenzarzt/Ärztin so durchschnittlich pro Woche?

Ich bin da ja kompletter Laie auf dem Gebiet. Wie steht es im Vertrag was mit Überstunden geschieht? Kein Freizeitausgleich / Auszahlung? Oder bleiben die Überstunden als Freizeitausgleich oder PLUSstunden auf dem Arbeitszeitkonto der Assistenzarztes und nach Ende des Jahres versickern die einfach im Sand und werden nicht mit in das neue Jahr übertragen?

In welchem klinischen Fachgebieten fallen eher weniger/mehr Überstunden pro Woche an?

Werden Nachtdienste in der Regel immer nur pauschal abgegolten? Wie hoch ist dann ca. der Stundenlohn für die Stunden im Nachtdienst, wenn man es mit der Pauschale ausrechnet?

Für Wochenendarbeit gibt es einen besseren Stundenlohn oder?

Unterscheiden sich kirchliche / kommunale Krankenhäuser / Unikliniken / Helios / Fresenius usw. da kaum, was diese oben genannten Punkte / vertraglichen Arbeitsbedingungen angeht?