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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geräuschkulisse und Störungen im Arztzimmer



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Relaxometrie
02.01.2019, 18:17
Ich möchte mal in die Runde fragen, wie es Euch so in den Arztzimmern geht.
Mir geht es immer mehr auf die Nerven, kein eigenes Zimmer zu haben. Was erstmal anspruchsvoll klingt, wird aber verständlich, wenn man weiß, wie es in den Arztzimmern zugeht. Da ist mein aktuelles, welches ich mir mit zwei Kollegen teile, sicherlich ein "normales Arztzimmer" in deutschen Krankenhäusern: man versteht beim Diktieren sein eigenes Wort nicht, weil ein Kollege vielleicht auch gerade diktiert oder telefoniert. Der andere Kollege macht vielleicht parallel dazu noch eine Kurvenvisiten mit dem Oberarzt. Die Möglichkeiten der Störfaktoren sind vielfältig und dauerhaft. Was mich insbesondere daran ärgert, ist die Tatsache, daß ich für alle Tätigkeiten (Diktieren, Untersuchungsanmeldungen im PC bei denen man ja öfter mal etwas zur Vorgeschichte der Patienten schreibt......) länger brauche, weil ich mich nicht wirklich auf die eigene Tätigkeit konzentrieren kann. Den Kollegen geht es natürlich genau so, wenn ich rede/ telefoniere/ diktiere und auch sie fühlen sich gestört.
Irgendwie scheint es keine Lösung für das Problem zu geben, weil es nicht genug Zimmer gibt, um jedem Stationsarzt ein eigenes zur Verfügung zu stellen. Nachteilig am eigenen Zimmer wäre natürlich, daß der ultrakurze Dienstweg (Kollegen mal schnell etwas fragen; vielleicht mal kurz ein bißchen quatschen) wegfallen würde.
Aber die Arbeit wäre im eigenen Zimmer in der Tat effzienter zu erledigen.
Wie geht es Euch in Euren Arztzimmern? Könnt Ihr die vielen Störungen ignorieren, oder seid Ihr auch genervt?
Oder gibt es vielleicht Kollegen, die -schon vor Oberarztstatus- ein eigenes Zimmer haben?

Kandra
02.01.2019, 18:22
In unserem Arztzimmer werden Einläufe durchgeführt und die Blutabnahmen am Morgen. Wie die Schreibkräfte neben dem Hintergrundgeschrei irgendwas von meinem Diktat verstehen, ist mir manchmal wirklich ein Rätsel. Aber neben diesen Dingen ist das Diktat von meiner Kollegin mein kleinstes Problem ^^

WackenDoc
02.01.2019, 18:25
Drei Kollegen in einem Arztzimmer sind zu viel. Vor allem wenn ihr viele Tätigkeiten von diesem Arztzimmer aus erledigen müsst (also so dass nicht einer eh ständig irgendwo unterwegs ist, OP oder so).

Letztendlich sollte das Problem im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gem. §5 ASG angegangen werden. Ich könnte auch wetten, dass es noch deutlichen Optimierungsbedarf bezüglich der Schalldämmung und der Einrichtung der Arbeitsplätze gibt. Gibt spezielle Trennwände, Deckenverkleidungen etc.

Hilfreich ist oft ein extra Schreibzimmer, was durchaus geteilt werden kann. Das kann vergleichsweise klein und spärlich ausgestattet sein. Ist dann aber ideal wenn man mal wirklich konzentriert was in begrenzter Zeit abarbeiten muss.

Ansprechpartner wäre neben den eigenen Vorgesetzten (Oberarzt, Chefarzt) der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Lass mich raten- ihr habt auch keine Sicherheitsbeauftragten.

Muriel
02.01.2019, 18:40
Wir hatten damals ein zweigeteiltes Zimmer. Vorne ca 12qm inklusive Untersuchungseinheit, wo also jeder Patient visitiert, aufgenommen, entlassen... wurde. Ein Schreibtisch, ein Rechner. Parallel arbeiten ging dort nicht. Das Zimmer war ein fensterloser Durchgangsraum, so dass dahinter dann noch mal ein deutlich kleinerer Raum immerhin mit Fenstern anschloss. Dort ein langer Schreibtisch mit zwei Rechnern und acht Spinde im Zimmer. Mit geschlossener Durchgangstür konnten zwei Leute somit in den Räumen arbeiten. Da aber der hinten liegende Raum dann für Papierkrams genutzt wurde, wo man ja zwangsläufig immer mal noch was braucht (Optipläne, nach nem Fax, das woanders ankommt schauen etc), musste man also immer quer durch das andere Zimmer latschen, wo der Kollege gerade die Patienten visitierte. Optimal war das nicht.

Sebastian1
02.01.2019, 18:44
Drei Kollegen in einem Arztzimmer sind zu viel. Vor allem wenn ihr viele Tätigkeiten von diesem Arztzimmer aus erledigen müsst (also so dass nicht einer eh ständig irgendwo unterwegs ist, OP oder so).

Letztendlich sollte das Problem im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gem. §5 ASG angegangen werden. Ich könnte auch wetten, dass es noch deutlichen Optimierungsbedarf bezüglich der Schalldämmung und der Einrichtung der Arbeitsplätze gibt. Gibt spezielle Trennwände, Deckenverkleidungen etc.

Hilfreich ist oft ein extra Schreibzimmer, was durchaus geteilt werden kann. Das kann vergleichsweise klein und spärlich ausgestattet sein. Ist dann aber ideal wenn man mal wirklich konzentriert was in begrenzter Zeit abarbeiten muss.

Ansprechpartner wäre neben den eigenen Vorgesetzten (Oberarzt, Chefarzt) der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Lass mich raten- ihr habt auch keine Sicherheitsbeauftragten.Hehre Ziele.
Ich erinnere mich an meine damalige ITS: Arztzimmer für 2 Personen geplant. Nicht an die Klimatisierung angeschlossen.
Realität: 4 Ärzte regelhaft im Frühdienst + Common-Trunk-Chirurg + PJ, also manchmal bis zu 6 Leute. Dazu 2 PCs, ein Groß- und ein Normalformatdrucker, ein weiterer PC mit 2 Befundungsmonitoren für die PACS-Software + ein weiterer uralter und lärmender PC für die Nebenstelle der Überwachung, dessen Festplatte so gedröhnt hat, dass ich das Ding regelmäßig lieber ausgemacht habe. Selbst der Austausch war nicht möglich, da zu alt und keine entspechenden Ersatzteile mehr, also bis zur Neubeschaffung nix möglich.

Arbeitsschutz, EDV, Chefärzte waren alle eingeschaltet aufgrund der diversen Probleme, getan hat sich da ... nix. War ansonsten sehr angenehm, da zu arbeiten, aber das AZ war ne Katastrophe.

Relaxometrie
02.01.2019, 18:44
Danke für die hilfreichen Tips, Wacken :-)
Ja, ein paar Schalldämmwände zwischen den Schreibtischen wären schon super. Habe ich den Kollegen auch mal vorgeschlagen; aber die meckern zwar über die Geräuschkulisse, unternehmen aber nichts dagegen.
Einem OA habe ich das Problem mit den durch Lärm verursachten Störungen mal geschildert. Obwohl er sonst nett ist, meinte er nur, daß man vor OA-Status kein eigenes Zimmer bekommen würde. Tja....war nie, soll also auch nie so sein. Klasse Argument.

Ich habe tatsächlich schon länger darüber nachgedacht, dir Betriebsärztin einzuweihen. Das werde ich vielleicht auch machen. Aber erstmal werde ich herausfinden, ob wir einen Sicherheitsbeauftragten haben.
Obwohl......warum nicht zweigleisig fahren? Ich werden einfach beides machen: Termin beim Betriebsarzt und den Sicherheitsbeauftragten ausfindig machen.

Relaxometrie
02.01.2019, 18:47
In unserem Arztzimmer werden Einläufe durchgeführt und die Blutabnahmen am Morgen.
Wehrt Euch!

Relaxometrie
02.01.2019, 18:50
Arbeitsschutz, EDV, Chefärzte waren alle eingeschaltet aufgrund der diversen Probleme, getan hat sich da ... nix. War ansonsten sehr angenehm, da zu arbeiten, aber das AZ war ne Katastrophe.
So wird es bei uns wohl auch ausgehen. Aber ich möchte nicht unversucht lassen, etwas zu verändern. Es wäre langfristig sogar billiger fürs Haus, denn es würden weniger Überstunden anfallen (die ja immerhin bezahlt werden; trotzdem sind sie nicht mein Ziel).

fallenangel30487
02.01.2019, 18:55
Mich nervt das bei uns teilweise auch. In den meisten Arztzimmern ist man alleine oder zu zweit, bei mir auf Station sind wir leider meistens zu 3. In der Regel geht das schon ganz gut, aber je nach dem wer gerade da ist kann das auch ganz schön laut werden. Wir habe so ein paar Kollegen die gefühlt in 100 db Lautstärke diktieren und telefonieren und wenn man dann zu 3. gleichzeitig diktiert oder telefoniert kann man sich wirklich kaum konzentrieren.
Ich versuche dann immer in der Zeit was anderes zu erledigen, dass wir nicht zu 3. diktieren, aber das lässt sich auch nicht immer vermeiden.

Moorhühnchen
02.01.2019, 18:56
Ich hab ja gerade doch noch sehr positive Erfahrungen gemacht, wenn man mal den Betriebsarzt mit ins Boot holt - der muss dann aber auch engagiert sein. Mit unserem alten BA hätten wir die Renovierung unseres BD-Zimmers nie und nimmer durchgekriegt, die neue war aber wirklich eine große Hilfe.
Vorangegangen war eine mehrfache Überflutung des Zimmers mit Fäkalien aus einer verstopften Rohrleitung - über mehrere Jahre rezidivierend. Letztlich ist es jetzt so, dass das Zimmer nen neuen Estrich und PVC-Boden in Laminatoptik bekommen hat, die Wände frisch tapeziert und gestrichen sind, wir neue Schränke im Wert von mind. 2000 Euro bekommen haben und die verstopften Rohre ausgetauscht wurden. Bin gespannt, ob's hält.

Die älteren Kollegen hat der vorherige Zustand auch nie so wirklich gestört, ich bin nach der zweiten Überschwemmung in 4 Jahren jetzt aber Amok gelaufen und habe die BÄ eingeschaltet und wenn das nicht gefruchtet hätte, wäre das Gewerbeaufsichtsamt auch durchaus ne Option gewesen.

100% zufrieden bin ich mit dem Endergebnis aktuell nicht, aber der Umbau ist auch noch nicht abgeschlossen. Es scheint, als würde das Zimmer nun eher in eine Komfort-Umkleide verwandelt, in der zufällig ein Bett und ein Schreibtisch steht. Aber es ist eine Kompromisslösung von 11 Kollegen. Kann also immer passieren, dass man etwas "erreicht", das nicht unbedingt besser ist. ;-)

Wir müssen ja zum Glück keine Briefe schreiben, aber unser OP-Koodinator hat zuletzt das Zimmer als Büro genutzt. Das wird zukünftig wohl eher schwierig. :-))

WackenDoc
02.01.2019, 19:06
@Sebastian: Ich weiss wie mühselig das ist. Aber schadet ja nicht zu wissen, wo man ansetzen kann. Bzw. welche Argumente man anbringen kann. Irgendwie kann es ja nicht sein, dass die Arbeitskraft von hochqualifizierten Spezialisten durch solche organisatorischen Mängel verbraten wird und die auch noch denken, dass das normal ist.

Relaxo: Sicherheitsfachkraft= Längere und festgelegte Ausbildung. zuständig für alle Sicherheitsfragen im Unternehmen. Meist der Krankenhausingenieur.
Sicherheitsbeauftragter= 2-3 Tages-Schulung. Kommt aus der Belegschaft und soll ein Bindeglied zwischen Geschäftsführung/Betriebsarzt/Sifa und den anderen Mitarbeitern sein. Da er aus der "Basis" kommt sieht er auch eher mal Sicherheitsprobleme. Die Sicherheitsbeauftragten nehmen üblicherweise auch an der ASA (Arbeitsschutzausschusssitzung) teil und bringen da die Belange der Belegschaft ein.

@Huhn: Immerhin sind die Fäkalien raus und jeder kann sein Zeug ordentlich verstauen. Aber ja, ideal ist was anderes.

Der Betriebsarzt kann übrigens auch erst handeln, wenn er was weiss.

Kandra
02.01.2019, 19:08
Wehrt Euch!

Tja, Ärzte haben in meinem Haus keine Lobby ^^

Relaxometrie
02.01.2019, 19:22
Tja, Ärzte haben in meinem Haus keine Lobby ^^
Dann fang an, eine Lobby aufzubauen. Und wenn es nur -schwer erkämpfte- Kleinigkeiten sind.

Relaxometrie
02.01.2019, 19:24
ich bin nach der zweiten Überschwemmung in 4 Jahren jetzt aber Amok gelaufen und habe die BÄ eingeschaltet und wenn das nicht gefruchtet hätte, wäre das Gewerbeaufsichtsamt auch durchaus ne Option gewesen.
Super!!!

Von der Geschichte hattest Du ja schonmal berichtet und ich fand es damals schon unglaublich, daß eine Geschäftsleitung nicht von alleine auf die Idee kommt, das Zimmer nach Fäkalienüberflutung zu renovieren. Wie es wohl gewesen wäre, wenn das Büro des ärztlichen Direktors oder des kaufmännischen Direktors überflutet worden wäre.

Krötino
02.01.2019, 19:39
Freut mich auch Hühnchen! Mir kam damals auch das kalte Würgen bei der Story. (Vor allem, dass es anscheinend niemand anderen gestört hat der sich darin aufhalten musste?!)

Ich kann nur PJ Erfahrung zum Besten geben: Da war ich in der Radio in einem Haus mit Einzel-Boxen zum Diktieren. Herrlich. Der ein oder andere hatte da drin zwar das Legehennen-Gefühl, aber es war so schön leise. So jeder in seiner eigenen Welt. Und wenn man den "Ultra-kurzen Dienstweg" gebraucht hat, hat man die Verbindungstüre aufgeschoben.

Milana
02.01.2019, 19:44
Tja, Ärzte haben in meinem Haus keine Lobby ^^
Ich kämpfe ja seit meinem Arbeitsbeginn quasi non-stop um immer andere Kleinigkeiten, man muss die Kollegen mitreißen und sich eben eine Lobby bilden.

Also wenn ich über was an meinem Job nicht meckern kann, dann über unsere Arztzimmer. Wir sind immer allein auf Station, haben also quasi "unser eigenes Zimmer" höchstens mal mit PJ geteilt. Wohingegen unsere OAs sich alle ein Zimmer teilen müssen :-)) Und wir diktieren nicht. Trotzdem sitze ich nachts lieber mit im Schwesternzimmer als alleine im Arztzimmer zu vereinsamen (und die Akten immer griffbereit haben ist auch net schlecht).

morgoth
02.01.2019, 20:55
Ich habe immer nur eigene Arztzimmer gehabt, in der Psychiatrie zwei Stationsärzte mit tatsächlich jeweils zwei Arztzimmern je Station. Das ist dann wohl eines der vielen Dinge, für die ich meinem Chef dann dankbar sein muss …
In der Neurologie ein Stationsarzt mit eigenem Zimmer, wobei da die Stroke-/Aufnahmeärzte irgendwo saßen mussten, um ihr Zeugs zu schreiben, das hat aber wegen Dienstfrei irgendwie immer geklappt.
Du bist doch auch Psychiaterin Relaxometrie, wie führt ihr denn eure "tieferen" Gespräche?

Moorhühnchen
02.01.2019, 21:27
Tja, Ärzte haben in meinem Haus keine Lobby ^^Es muss tatsächlich immer erst einen geben, der den Mund aufmacht.
Ich bin zwar nicht die neueste Kollegin in unserer Abteilung, aber mit einigem Abstand die jüngste. Lustigerweise wurde mir nach der Aktion über 3 Ecken zugetragen, dass sich unser Afrika-OA, der die Sanierung ja eher abgelehnt hat, wohl darüber "beschwert" hätte, wer ich denn sei, dass ich so eine Stimme im Haus hätte. Zu gerne würde ich antworten "Wer keine Stimme hat, wird auch nicht gehört". ;-)

Ich bin zwar ein bißchen stolz, dass wir eine gescheite Renovierung durchsetzen konnten, das war mir das Wichtigste. Dennoch muss ich sagen, dass mir das Endergebnis wahrscheinlich nicht so wirklich gefallen wird und es sicher auch noch Krach geben wird, wenn gewisse Leute nächste Woche aus dem Urlaub zurückkehren. Aber die Entscheidung, wie es letztendlich nun (schranktechnisch) gestaltet wurde, ist nicht auf meinem Mist gewachsen - da haben sich andere erwachsene Menschen "geeinigt", während ich (Gott sei Dank) im Urlaub war.

Ein 'schönes' Dienstzimmer ist es nun nicht mehr. Und ich habe definitv nicht mein Ziel erreicht, dass wir ein Bereitschaftsdienstzimmer bekommen, welches den Namen auch verdient. Aber wir haben trotzdem etwas erreicht. :-)

WackenDoc
02.01.2019, 21:39
Bleib weiter dran. Irgendwann habt ihr ein zweites Zimmer- eins um in der Bereitschaft vernünftig zu ruhen und eins für Schreibkram.

Kandra
03.01.2019, 05:27
Bei uns sind ja sogar die OÄ der Meinung, dass das so nicht funktioniert. Aber die Pflege und die Geschäftsleitung sagen, dass es sich platztechnisch nicht anders lösen lässt, also wird es nicht gelöst ^^