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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Exper. Doktorarbeit ohne ein Semester auszusetzen ???



Königspinguin
11.11.2003, 16:59
Hallo zusammen!

Ich würde gern eine Doktorarbeit im Labor machen.
Hab jetzt schon in verschiedenen Labors rumgefragt, alle meinten, ohne ein Freisemester würde es nicht gehen.
Ein Freisemester kommt für mich aber aus verschiedenen Gründen ( v.a. finanzielle ) nicht in Frage.
Reicht es nicht, ein oder zwei mal die Semesterferien komplett zu investieren und während dem Semester hat man doch auch Zeit fürs Labor?
Mir ist schon klar, dass eine exper. Arbeit viel Zeit kostet.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht ?

der Königspinguin

Die Niere
11.11.2003, 17:23
Ich habe eine experimentelle Arbeit in einem Labor gemacht...dabei sind insg. 3 Semesterferien und gute 3 Semester bei drauf gegangen. Habe halt nur noch Pflichtkurse besucht und meine Famulaturen ans Ende gestellt, damit hat es sehr gut geklappt. Man muß aber auch dazu sagen, dass meine Arbeit hervorragend betreut worden ist und ich auch Arbeitschritte mal an einen Kollegen und eine MTA bzw. meinen Doktorvater selbst übertragen konnte...ach ja und das eine oder andere WE war natürlich auch verplant...aber es war es wert. Mir hat es sehr viel Spass gemacht und ein Freisemester hätte ich nicht benötigt.

gruesse, die niere

blanko
11.11.2003, 17:39
Machbar ist es aufjedenfall. Wichtig ist, was Du für eine Methodik hast. gerade Zellkulturen z.B. wo Du immer best zeit bis zum ernten/reifen warten mußt sind da weniger günstig. Habe eine Molekulargenetische gemacht, hatte einen eigenen laborschlüssel, eine hervorragende MTA und konnte auch mal morgens 2 h, dann abends 2 h und sehr viel am Wochenende machen.

Lisa
13.11.2003, 21:17
Eine experimentelle Arbeit ohne Freisemester, also neben den Unikursen, hat einen entscheidenden Nachteil: sie ist wenig zeitökonomisch.

Ich finde es unglaublich nervig, dass ich durch Pflichtveranstaltungen nicht in der Lage war und bin, hintereinander weg zu arbeiten. Man verliert eine Menge Zeit dadurch, dass man immer nach einer Weile gezwungen ist, den Arbeits- und Denkprozess zu unterbrechen und sich später in selbigen wieder reinzufinden.

Das mag vielleicht bei studidem Pipettieren, Zentrifugieren und Werteablesen nicht weiter tragisch sein. Aber sobald der Denkapparat - zum Beispiel im Rahmen einer Methodenentwicklung - gezwungen ist, mitzuarbeiten und eventuell sogar strategisch und analytisch tätig zu werden, sorgt jede Unterbrechung und Ablenkung durch Semesterverpflichtungen für enorme Verzögerungen und führt oft genug dazu, dass spontane Ideenansätze schlicht und einfach von einem zum nächsten Mal vergessen werden.

Das sind jedenfalls meine leidigen Erfahrungen.

Allerdings ist mein Argument dafür, möglichst kein Semester auszusetzen, folgendes: Gerade experimentelle Arbeiten haben eine enorm hohe Abbruchrate (in manchen Horrordarstellungen habe ich schon Angaben von zwei Dritteln gelesen!)

Der Erfolg einer experimentellen Arbeit ist relativ fraglich. Deshalb wäre es quasi ein Doppel-Fiasko, wenn zum Scheitern der Arbeit auch noch der sinnlose Verlust eines Semesters käme.

DerBlinde
14.11.2003, 04:19
Nun, sicher braucht der Doktorant eine gewisse Einarbeitungszeit, um die Techniken zu lernen. Wenn man boeswillig ist, kann man das auch als "Etablieren der Methoden" bezeichnen, trifft es aber nicht ganz. Wenn man als Betreuer einen "Frischling" wirklich Methoden etablieren laesst, also dies in dem Labor bisher nicht praktiziert worden ist, finde ich persoenlich das unfair. Da stimmt dann die Relation nicht mehr. Zumal man auch als Betreuer auf eine moeglichst rasche Bearbeitung angewiesen ist, sonst ist die Chance der Publikation meist vertan.
Man sollte sich natuerlich im Klaren sein, dass eine experimentelle Arbeit, welcher Art auch immer, grundsaetzlich aufwendiger ist. Somit auch eine gute Mitarbeit des Doktoranten erfordert. Da kommt es oft vor, dass auch mal nachts oder am Wochenende gearbeitet werden "muss". Forschung ist eben kein "9 to 5 job". Wenn mam sich aber halbwegs organisieren kann, ein bisschen Selbstdisziplin mitbring und auch "Zeitmanagement" kein Fremdwort ist, kann man auch eine experimentelle Arbeit machen, ohne ein Semester auszusetzen.
Ich habe meine experimentelle Arbeit damals auch geschafft, ohne ein Studiensemester wegen der Arbeit zu verlieren. Allerdings war ich nie ein grosser VL-Gaenger... ;-) Doch das mag letztendlich stark von der Arbeit, dem Betreuer und auch dem Studenten abhaengen. Eine verbindliche Aussage ist unmoeglich zu machen.