PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was tun mit dem Schwurbel im Gesundheitswesen?



Seiten : 1 2 3 4 5 6 [7] 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

tarumo
30.07.2019, 12:42
Und die Anschuldigungen gehen weiter :-sleppy:-sleppy:-sleppy
Leider ist da keine Krankenkasse dabei, der ich beitreten möchte. (https://buggisch.wordpress.com/2015/04/08/homoeopathie-freie-krankenkasse-gesucht/) Da Du aber ja bestimmt einen guten Tip hast, welche der massenhaft vorhandenen Krankenkasse generell empfehlenswert ist UND Homöopathie nicht erstattet, bin ich ganz Ohr.

"Wer schweigt, macht sich mitschuldig" ist nicht persönlich gemeint, sondern seit ca 100 Jahren common sense in einer aufgeklärten Zivilgesellschaft.
Und der von Dir selbst gefundene link zählt immerhin noch 30 Krankenkassen auf, die das nicht als Marketingmaßnahme anbieten. Darf man fragen, was an den verbliebenen 30 KKs nicht gefällt? Oder nur eine faule Ausrede? Die meisten Länder der ersten Welt haben, wenn überhaupt, genau *eine* staatliche Sozialkasse anzubieten. Der eigentliche Leistungskatalog ist ohnehin für alle identisch.
Und ja, man kann auch in eine PKV gehen und einen Vertrag ohne Homöopathie abschließen.

Nur muß man halt in beiden Fällen etwas Zeit für Schreibkram investieren und aus seiner comfort zone rauskommen.

Früher waren es übrigens deutlich weniger Krankenkassen, die das übernommen haben. Es handelt sich also um einen anwachsenden Riesenmarkt, und das Geld, das umgeleitet wird, fehlt in der klassischen Medizin an allen Ecken und Enden. Dagegen stärkt es die Heilpraktiker und deren Lobbyarbeit sowie politisch teils fragwürdige Kräfte.

Aber, wie gesagt, selber Schuld. Wenn von vielleicht 70.000 gesetzlich versicherten KH-Ärzten jeder plus vielleicht zwei Angehörige in eine homöopathiefreie Kasse wechseln würden, wäre das eine Marktmacht, an der keiner vorbeikommen würde.
Solange aber selbst entsprechende Einlassungen in einem wenig frequentierten Unterforum nur "mir egal" als Reaktion hervorrufen, ist Hopfen und Malz verloren.

abcd
30.07.2019, 17:11
Hab mir die Kassenliste mal angesehen. Ist auch nicht mehr aktuell. Salus BKK erstattet auch.

tarumo
31.07.2019, 05:39
Hab mir die Kassenliste mal angesehen. Ist auch nicht mehr aktuell. Salus BKK erstattet auch.

q.e.d.
Dann bitte aber auch nicht rumheulen, wenn in zwei, drei Jahren alle kranken Kassen Homöopathiekosten übernehmen und zwar mit einem Betrag, der schon jetzt ein mehrfaches RLV eines Facharztes "Schulmediziners" beträgt.
Und wenn man schon aus Gründen der persönlichen Trägheit keinen Kassenwechsel vornimmt, kann man sich z.B. auch in der GWUP o.ä. engagieren- oder einen Betrag, der in etwa den Kassenhomöpathiekosten pro Kopf entspricht, dorthin spenden.

Haematopoesie
04.08.2019, 11:30
https://keineahnungvongarnix.de/?p=7238&fbclid=IwAR32HNDk5cOVeGwgnCbPtjfxrFKmvLKDM30Qxe7Bi ak8Y7nwP9U9MaUsWjk

"Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" - wenns um die Medizin geht, anscheinend schon? Mir war das gar nicht so bewusst, dass man einfach drauf los behandeln kann und dann 2 Jahre auf Bewährung bekommt.

.... https://medwatch.de/2019/06/05/heilpraktiker-prozess-in-krefeld-masja-w-setzte-3-bp-ab-diese-entscheidung-hat-vermutlich-ihr-leben-gerettet/?fbclid=IwAR1P3OKDjjCSxZvCuXKy4UEvlYtV0ApzE4H3Elx2 4x-8XwVZQ9NE2ukbm0s

Ich komm aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Vielleicht wäre ein allgemeines Gesundheitsfach doch nicht so schlecht, wenn man das liest:


Die Ärzte schlugen eine Chemotherapie mit anschließender Operation und Bestrahlung vor. „Ich habe mich dagegen entschieden“, sagt Masja W. „Ich wollte zuerst wissen, was Krebs ist.“ Eine Chemotherapie sei für sie dasselbe wie Napalm. Bei ihrer Zeugen-Aussage wirkt Masja W. noch immer sehr überzeugt von dieser Sichtweise, obwohl sie mittlerweile sowohl Operation als auch Chemotherapie hinter sich gebracht hat.
Nach ihrer Diagnose 2016 recherchiert sie im Internet, sie will verstehen, „wodurch Krebs wächst, was ihn verursacht.“ Im Netz stößt sie auf die Praxis von Klaus R. und vereinbart dort einen ersten Termin.

Shizr
04.08.2019, 12:25
"Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" - wenns um die Medizin geht, anscheinend schon? Mir war das gar nicht so bewusst, dass man einfach drauf los behandeln kann und dann 2 Jahre auf Bewährung bekommt.
Aber es ist eigentlich folgerichtig.

Verurteilt wurde er nicht für die völlig freihändige Verwendung von 3-BP.
Verurteilt wurde er dafür, dass er das durch Schlampigkeit überdosiert hat.

Hätte er formal korrekt gearbeitet, hätte er noch tausend Patienten umbringen können, er wäre irgendwie damit durchgekommen.

Und das finde ich den eigentlichen Skandal.
Dass Heilpraktiker offensichtlich in einem weiten Bereich völlig willkürlich agieren können, ohne das, WAS sie da tun, irgendwie überprüfen lassen zu müssen.

Ich meine, ich muss technisch gesehen für jede geburtshilfliche Spinalanästhesie darüber aufklären, dass intrathekales Sufentanil ein off-label-Gebrauch ist.

Und Heilpraktiker könnten auch ihre eigenen Exkremente in Globuli pressen, etwas davon schwurbeln, dass sie die energetisch aufgeladen und positive Schwingungen darauf fokussiert haben, die ihren Patienten für teuer Geld verkaufen, sie damit von effektiven Therapien fernhalten, und das ist so einfach erlaubt?



Ich komm aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Vielleicht wäre ein allgemeines Gesundheitsfach doch nicht so schlecht, wenn man das liest:
Ich bin ein großer Fan eines Schulfaches "Gesundheitserziehung".
Aber bitte nach einem klar evidenzbasierten Lehrplan.
Und keine Schwurbelopathen.

Haematopoesie
04.08.2019, 12:54
Ja, das habe ich damit gemeint - dass, sobald man sagen kann "aber eigentlich habe ich das nicht studiert und keine Ahnung, was ich da mache...." eine akzeptierte "Ausrede" hat, die praktisch einer Monopoly-Sie-kommen-aus-dem-Gefägnis-frei-Karte entspricht.
Der hat ein bisschen Arzt gespielt und das ist anscheinend nicht verboten, so lange man nicht behauptet, wirklich Arzt zu sein (wobei das den Patienten auch nicht 100% klar war). Ich finde, da sollte zusätzlich das "ärztliche Handeln" abgesichert werden, damit man gegen solche Fälle irgendeine Handhabe hat.

Espressa
04.08.2019, 19:15
32090

Hehe, und ich dachte schon das wäre ein Phantasiewort...

WackenDoc
10.08.2019, 14:56
https://www.facebook.com/diebandbreite/videos/2423054664648981/?hc_location=ufi

Damit ihr wisst, mit welcher Art von Demagogie wir es zu tun haben.

WackenDoc
10.09.2019, 18:18
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105885/Aerztekammer-Bremen-beschliesst-neue-Weiter%C2%ADbildungs%C2%ADordnung?fbclid=IwAR2nXc3 Q4EbXT58EX4ysuqdZQg4dl_Of7VcdP8IBaa67qW-3W3H9cWdU_7c

Relaxometrie
10.09.2019, 18:52
Super!!! Ein Schritt in die absolut richtige Richtung (die Zusatzbezeichnung Homöopathie wurde in Bremen laut neuer Weiterbildungsordnung abgeschafft). Hoffentlich folgen dem viele -oder sogar alle- andere Bundesländer.

tarumo
25.09.2019, 05:56
Als Nachtrag wäre noch zu bemerken, daß letzte Woche Spahn entschieden hat (oder die KK entschieden haben, daß Spahn entscheiden muß), daß Homöopathie weiterhin von der GKV übernommen werden darf. Alles andere hätte mich doch auch sehr gewundert. Gegen die KK macht in ´schland niemand Politik.

Bei der ganzen öffentlichen Diskussion handelte es sich also um eine Nebelkerze. Weiterhin nicht übernommen von der GKV werden diverse anerkannte Therapiemethoden, z.B. in meinem Fach leberspezifisches MRT-Kontrastmittel.

Nachdem Bremen mittlerweile RRG regiert wird, kann ich mir auch vorstellen, daß die dortige Ärztekammer ihre Entscheidung noch einmal "überdenkt", will man doch weiterhin zum Schnittchenessen eingeladen werden.

Der ganze Faden hier hat vermutlich genau 0,0 Leser zu einem Kassenwechsel bewegt- von daher scheint das ganze für "die Ärzte" dann doch in Ordnung zu sein. Geld ist ja auch nie weg- es bekommt dann nur jemand anders.
PS: Und wir von der GWUP freuen uns auch über neue Mitglieder

EDIT: aus aktuellem Anlass. Zwei Menschen könnten noch leben, wenn die Kassen nicht auf die Erstattung von fertig angemischten OGTTs aus Kostengründen verzichtet hätten. In einer Fabrik ist es jetzt eher unwahrscheinlich, daß Methadon (?) auf der gleichen Produktionsstraße hergestellt wird wie Traubenzucker...
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/71779/Diabetologen-streiten-mit-Kassen-in-Bayern-ueber-Fertigloesungen-fuer-Screeningtests

Shizr
30.09.2019, 20:37
Gerade über das hier gestolpert:

http://www.gesundheits-lexikon.com/Therapie/Komplementaermedizinische-Verfahren/Oxyvenierung.html
http://www.oxyven.de/
http://www.oxyvenierung.com/


What the actual f*cking f*ck?

Ich mein, dass Heilpraktiker jede noch so unbelegte Schei**e gierig aufnehmen, solange man nur Geld damit scheffeln kann, geschenkt.

Aber Himmel, was läuft mit den Ärzten schief, die diesen gemeingefährlichen Schrott anbieten?

h3nni
30.09.2019, 20:47
Noch viel schlimmer, dass Anbieter von Kursen für Notfallmedizin (ein Anbieter in Ti.rol) auch Info Veranstaltungen dazu anbietet. Was soll das?

WackenDoc
30.09.2019, 21:16
https://www.sterntv.de/so-skrupellos-ist-das-geschaeft-mit-dem-krebs

Die Patientin ist inzwischen verstorben. Die HP hat weiter ihre Zulassung und die Praxis läuft weiter. Die Tochter hat übrigens ein abgeschlossenes Medizinstudium, hat aber wohl keine Approbation und arbeitet in der Praxis ihrer Mutter als HP.

Die Frage, warum Ärzte den Schuwrbel anbieten: DIie meisten glauben wohl selber an das was sie anbieten. Viele wollen ja nicht die bösen Pharmaknechte sein, geraten auf die Alternativschiene und dann schlägt der Bestätigungsfehler zu.

nie
30.09.2019, 21:46
Es steht ja jedem Menschen zu, die Medizin, die Pharmalobby oder was auch immer kritisch zu hinterfragen aber es will mir einfach nicht in den Kopf, wie Menschen jeglicher Medizin so extrem kritisch gegenüberstehen und der Meinung sind, dass ihnen die Pharmalobby nur das Geld aus den Taschen ziehen will (und das obwohl eigentlich die Krankenkasse für sämtliche Behandlungen aufkommt) und gleichzeitig völlig kritiklos tausende Euros an Heilpraktiker gezahlt werden für irgendwelche fragwürdigen Wundernmittel. Warum wird das nie hinterfragt? Warum haben die Menschen so Angst vor der Geldgier von „Big Pharma“ aber sehen überhaupt kein Problem darin, bei Heilpraktikern horrenden Summen zu zahlen?

Feuerblick
01.10.2019, 04:37
Weil der Heilpraktiker sich mehr Zeit nimmt und daher besser sein muss als der Arzt, der nur schnell irgendwas verschreibt :-nix

Warum Ärzte zweifelhafte Methoden anbieten? Weils Geld bringt...

Salzi19
01.10.2019, 09:42
Ich versuch meiner leider sehr hp-affinen schwiegerfamilie immer wieder zu erklären, dass sich ein Hausarzt auch viel mehr Zeit nehmen könnte, wenn er das gleiche Honorar wie ein HP bzw. Schwurbelarzt bekommen würde.... Ich sag nur "homöopathische erstanamnese", die bringt mal eben gute 150 Euro in die Kasse :-keule aber sowas will immer keiner hören.

WackenDoc
03.10.2019, 13:42
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/doc-esser/video-sanfte-medizin--wann-hilft-sie-100.html

Hat nur bedingt mit Schwurbel zu tun (ok, so halb). Hab ne Frage dazu: Weiss jemand wie die Ambulanz von Prof. Esch finanziert wird? Zahlt die KK so viel? Oder wird da Geld innerhalb der Klinik verschoben? Drittgelder?

Was genau hat das mit "sanft" "alternativ" oder "integrativ" zu tun??? Dass Entspannungstechniken und regelmäßige Bewegung bei so einem Krankheitsbild hilfreich ist, kan einem jeder Hausarzt erzählen. Nur uns normalsterblichen Ärzten glaubt das ja keiner. Da muss schon ein stundenlanger Hokuspokus drum betrieben werden.

Dass deftige Hausmannskost nicht DIE Ernährung für einen nierenkranken Diabetiker ist, hat doch auch nichts mit Ayurveda zu tun.

Shizr
04.10.2019, 08:11
Was genau hat das mit "sanft" "alternativ" oder "integrativ" zu tun???
Wen juckt das schon?

Man kann ganz andere Preise aufrufen, wenn man etwas als "alternativ" bezeichnet. "sanft" und "integrativ" geben ja nicht nur im Bullshitbingo Bonuspunkte, sondern werden auch von den Patienten finanziell stark honoriert.

Dass man dabei entweder Binsenweisheiten etwas hübscher verpackt oder völlig absurdes Geschwurbel absondert, interessiert dann ja nicht.

Und die Patienten haben in der Regel ja nicht das Verständnis, um zu merken, dass sie gerade wahlweise böswillig oder fanatisch über den Tisch gezogen werden und viel Geld für unwirksamen Schwurbelschrott ausgeben und ihre Krankheit sich währenddessen ins Fäustchen lacht.

milz
04.10.2019, 08:53
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/doc-esser/video-sanfte-medizin--wann-hilft-sie-100.html Die Ärzteschafft müsste sich vom Hokuspokus viel stärker distanzieren. Ich kenne einige, die Globuli verschreiben.