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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was tun mit dem Schwurbel im Gesundheitswesen?



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WackenDoc
09.01.2019, 20:45
Auf dem letzten Ärztetag ist ja die Zusatzbezeichnung Homöopathie erhalten geblieben (oh Wunder). Aber wie kann das sein, dass wir noch so eine Zusatzbezeichnung haben? Wie kann es sein, dass med. Fakultäten immer wieder Veranstaltungen dazu anbieten?
Tut sich da berufspolitisch etwas?

Wie sieht es aus mit Sanktionieren von Kollegen, die Impfgegnerpropaganda betreiben, Bioresonanz und andere Scharlatanerei anbieten? Das wird doch noch mit "aber das hat doch mein Arzt so empfohlen" oder "aber wenn es doch auch Studierte Ärzte das anbieten..." geadelt.

Was ist mit dem Heipraktikerwesen? Gibt es da berufspolitische Möglichkeiten, da endlich dran zu kommen?

Was ist mit Hebammen, die berufswidrig Impfgegnerpropaganda betreiben?

Espressa
09.01.2019, 20:53
Homöopathie-Seminare werden ja schon an Unis gestrichen.
Und einzelne Apotheken zeichnen sich Homöopathie-frei aus.

Bei den impfgegnern wäre interessant, ob der Staat auch bei impfschäden haftet, wenn man vom Plan abweicht und eben später impft, wie manchmal gewünscht. Du sagtest ja dass sonst impfen ohne Empfehlung nicht abgedeckt ist.

Hijadelaluna
09.01.2019, 21:09
Das mit dem Abweichen von dem empfohlenen Impfregime ist halt so ne Sache....
Wenn bei uns in der Gegend Eltern gerne ihr Kind normal impfen lassen wollen, aber zu dem Ich-impfe-grundsätzlich-nie-im-1. LJ- Arzt gehen, empfehlen wir teils schon bei der Entlassung oder aber wenn die in der Notaufnahme auftauchen, dass sie doch (nur) fürs Impfen zu einer anderen Niedergelassenen gehen, die das auch so anbietet. Wenn die jetzt dafür bestraft werden würde, wäre das schon mies....
Fun fact: wir hatten letztens 2 ungeimpfte Kinder stationär, die Eltern standen da total dahinter. Bei Kind Nr 1 aufgrund der Angst, dass Kind würde davon Krampfanfälle bekommen, weil der Vater mal als Kind einen Fieberkrampf nach Impfung hatte. Doof, dass dieses Kind nun schon wegen dem 2. komplizierten Fieberkrampf stationär war. Kind 2: lag glaub einfach an der Mutter, die total alternativ drauf war. Bei dem lief gerade eine Autismus-Abklärung (da kann man wenigstens nicht sagen, es käme von der Impfung....)

Heilpraktikerwesen finde ich auch total schrecklich. Vor allem was einige Kassen da zahlen, aber beim Zahnarzt oder viele andere Therapien darf man dann schön aus der eigenen Tasche zahlen... aber soweit ich weiß, tut sich da aktuell nichts...

WackenDoc
09.01.2019, 21:24
Ja, später impfen ist abgedeckt, da es Nachholimpfpläne gibt. Die Ärzte wären evtl. wegen Falschberatung dran.
Problematisch sind nicht zugelassen Impfstoffe (gerade die Einzelimpfstoffe haben entweder gar keine deutsche Zulassung oder keine für die Grundimmunisierung oder für das Alter). Ein bekannter Impfgegnerarzt lässt sich von den Eltern einen Haftungsausschluss unterschreiben.

Es gibt halt Ärzte, die explizit vom empfohlenen Impfschema abweichen. Explizit entweder zu alternativen Plänen raten oder generell abraten (ein bekannter Impfgegner Kinderarzt aus Leipzig). Teilweise auch ohne dass die Eltern das von vorne herein wollen.

Das kann doch nicht sein, dass die machen können was sie wollen. Dabei bedienen sie sich oft irgendwelcher abstruser Lügenmärchen. Man bekommt sie nicht dran, weil man genau im Einzelfall das Fehlverhalten nachweisen müsste. Also in der konkreten Behandlung. Und die Eltern wollen ja nicht melden.

Evil
09.01.2019, 21:47
Die Welt ist schlecht!

WackenDoc
09.01.2019, 22:11
https://www.youtube.com/watch?v=fUxxDmvbyac

Der Mann äußert das öffentlich, rät explizit von Impfungen ab, Impft nur wenn die Eltern es unbedingt wollen. Letzter Stand war, dass er 50€ für die Impfberatung verlang.

Hat wohl noch eine Kassenzulassung.

WackenDoc
11.01.2019, 18:16
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/heilerin-prozess-olg-muenchen-passau-1.4282225?fbclid=IwAR1tZVWoCyKM43xhm5ugYZTyXg5V7n4 pIWIzLZge60VaEcO0x4WVRd5dBp0

WackenDoc
11.01.2019, 19:07
http://www.praxisvantreek.de/impfschaden.html
http://www.praxisvantreek.de/naturheilverfahren.html?fbclid=IwAR14ioUaLxSinetQl dgRqHsuYo701rMymJY_CT4jAL0Puhpi1uXsP0TCYWI#kinderh eilkunde

Warum hat so jemand noch seine Approbation?

WackenDoc
12.01.2019, 12:07
https://www.psiram.com/de/index.php/Rolf_Kron

Hier ein besonders irrer Kollegoide, der Ausreden für Eltern erfindet, die ihre Kinder schütteln.

milz
12.01.2019, 12:12
Ich würde das auch sehr befürworten, dass KV und ÄK durchgreifen. Es ist hochgradig unethisch solche Ärzte weiterarbeiten zu lassen. Und HP am besten auch gleich verbieten.

Evil
12.01.2019, 13:26
Ihr könntet einen Lynchmob gründen, so als Fortsetzung des Pranger hier im Thread.

Relaxometrie
12.01.2019, 14:05
Einerseits muß man wohl leider sagen, daß es unrealistisch ist, sämtlichen "Schwurbel" auszurotten. Manche Menschen sind halt einfach dumm und glauben den unhaltbaren Heilsversprechen; andere sind vielleicht nicht wirklich dumm, wollen aber an den Schwurbel glauben :-nix
Andererseits fällt es natürlich schon schwer, die Dinge, die in den Links (habe allerdings nicht alle Links dieses Threads angeklickt) propagiert werden, so stehen zu lassen.
Aber meine Freizeit ist mir zu schade, gegen den Schwurbel der Welt vorgehen zu wollen. Realistisch gesehen ist das ein Kampf gegen Windmühlen.
So ganz unkommentiert sollten wir es als Ärzte aber vielleicht doch nicht stehen lassen. Gibt es eine Instanz, der man das vielleicht melden könnte, die sich eh schon im "Anti-Schwurbel-Kampf" :-oopss engagiert?
Es gibt doch z.B. eine Ärztin, die als Homöopathin niedergelassen war, sich inzwischen aber gegen Homöopathie engagiert. Ich werde das mal recherchieren, ob die Dame vielleicht eine Ansprechpartnerin wäre.
Zusammenfassend: wenn mir Megaschwurbel begegnet, würde ich es einer solchen Institution, die sich hauptberuflich damit beschäftigt, melden. Aber mehr Zeit würde ich für Schwurbel auch nicht opfern.

Feuerblick
12.01.2019, 14:19
Sehe ich ähnlich.
Jeder Mensch hat außerdem das Recht, sich auf die ihm genehme Art und Weise selbst zu schädigen und ggf. auch umzubringen. Wer meint, dass Schwurbelmedizin das Ideale ist - bitte!
Man hat in der heutigen Zeit wirklich alle Möglichkeiten, sich umfassend und differenziert zu informieren. Wer stattdessen Geschwurbel glauben möchte und alles andere für Lüge hält: Bitte - willkommen im selbstgewählten Schicksal! Und: Not my fucking problem!
Und wenn Kollegoiden das mit ihrem Gewissen vereinbaren können - mir egal, deren Problem und vielleicht Problem höherer Instanzen, die ganz sicher längst wissen, dass es solche Leute gibt.

Allerdings halte ich es nicht für zielführend, aus einem Thread in einem Medizinerforum einen Pranger zu machen und irgendwelche Links und Verunglimpfungen zu veröffentlichen. Man muss den Schwurblern und ihren Jüngern nun wirklich nicht noch eine Plattform für ihre Ideen bieten. Früher oder später schlägt der erste Jünger hier auf und wir haben den/die dann am Hals. Braucht kein Mensch!
Und wer sich in einem Forum wie diesem dafür interessiert, was so manch ein Kollegoide von sich gibt, der kann sich das selbst ergoogeln. :-meinung

Relaxometrie
12.01.2019, 14:23
Ich muß zugeben, daß mir zwar das Ausmaß mancher Idiotien, die hier verlinkt sind, nicht klar war, aber wundern tut mich nichts von den Dingen. Es gibt halt nichts, was es nicht gibt :-((

WackenDoc
12.01.2019, 15:40
Natalie Grams ist die ehem. Homöopathin. Die "Größen" der Szene sind ihr bekannt. Sie hat aber selber kaum Möglichkeiten, als immer nur wieder aufzuklären.
Es gibt jetzt auch eine Apothekerin, die homöopathische Mittel aus ihrer Apotheke verbannt hat und nur noch auf expliziten Kundenwunsch bestellt.

Die Frage ist eben was man dagegen tun kann. Patienten glauben u.a. an die Homöopathie weil Ärzte es anbieten (wenn sogar mein Arzt dran glaubt, der hat doch studiert). Ärzte bieten es an weil die Patienten es wollen.

Irgendwie ist das Thema ja beim letzten Ärztetag sang und klanglos untergegangen- wurde übrigens von den Homöopathen als "der Ärztetag bekennt sich zur Homöopathie" gefeiert.

Es kann doch nicht sein, dass unser Berufsstand eine offizielle Zusatzbezeichnung für Hokuspokus hat???

Feuerblick
12.01.2019, 15:45
Warum sollte man was dagegen tun? Lass die Leute doch glauben, was sie wollen. Ist ihre Gesundheit, ist ihr Geld.

Und wenn ich mich in meinem weiteren Umfeld so umschaue... da ist es immer noch besser, wenn die Kinder nach dem Hinfallen oder bei Unwohlsein ein paar Zuckerkügelchen bekommen als dass diese Eltern irgendwelche Kinderarztwartezimmer oder Notaufnahmen wegen Nichtigkeiten verstopfen. Schaden tut es nicht, helfen auch nicht... wo ist das Problem?

WackenDoc
12.01.2019, 15:50
Weil es eben nicht nur Erwachsene sind, die sich dafür entscheiden.

Es werden auch ernsthafte Erkrankungen mit Zuckerkügelchen behandelt und Kinder lernen schon von klein auf für jede Befindlichkeitsstörung was einwerfen zu müssen.
Kinder mit MOE werden mit den Kügelchen vollgestopft und das reissen des Trommelfells wird als Erfolg gefeiert.
Hohes Fieber wird mit homöopathischen Zäpfchen behandelt.

Am schlimmsten sind die Neurodermitisgruppen. Wobei es da eher um Kolloidales Silber und dubiose Cremes geht, oft aber eben auch um homöopathische Mittel.

https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/faq/18-auch-wenn-es-nur-placebo-ist-was-macht-das-schon

Freunde von mir sind an der Seite beteiligt. Es ist ein NEtzwerk, was sich für die Aufklärung über Homöopathie einsetzt.

Gesocks
12.01.2019, 15:55
Die Begründung ist doch völlig offensichtlich: Auch Berufspolitik ist demokratisch.

Feuerblick
12.01.2019, 16:00
Wie gesagt: Jeder Mensch hat das Recht, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Auch für seine Kinder.
Dann schmeissen die Kids halt bei jedem Unwohlsein Zuckerkügelchen ein. Wir haben früher nen Lutscher bekommen. Dürfte ähnlich wirksam und/oder schädlich gewesen sein. So what?

Man kann sie nicht alle retten und muss auch der Evolution mal ne Chance geben :-))

WackenDoc
12.01.2019, 16:06
Aber warum muss so ein Hokuspokus dann noch mit einer Zusatzbezeichnung und Apothekenpflicht geadelt werden?