PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Minister Spahn will Auswanderung von Ärzten erschweren



Seiten : [1] 2 3 4

tarumo
14.01.2019, 19:46
Achtung: politisch!
Die nichts hören- nichts sehen- nichts sagen - Fraktion möge bitte weiterscrollen.

Minister Spahn vom Ministerium für Staatsmedizin (MfS) will ein Ausreisev...äh, neue Regeln in der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit für Ärzte und Pflegepersonal

https://www.deutschlandfunk.de/auswandernde-aerzte-spahn-schlaegt-neue-regeln-vor.1939.de.html?drn:news_id=965818

ausführlich mit Kommentaren:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article186971892/Jens-Spahn-haette-ins-Ausland-abgewanderte-deutsche-Aerzte-gern-zurueck.html

Das Originalinterview im Sonntagsblick gibt es auch noch online.

Den Migrationspakt forcieren, aggressiv in Ost-EU und außerhalb (Balkan, Albanien, Irak usw) Ärzte und Pfleger abwerben und für die eigenen Landsleute soll das dann nicht mehr gelten. Genau mein Humor...

Dem Spahnsinnigen dürfte auch nicht entgangen sein, daß mit Schweiz, Norwegen, USA, UK (demnächst), AUS, CA, NZ viele Topdestinationen für Emigranten alle nicht EU-Mitglieder sind. Aber es wird den Politikern schon was einfallen.

Ich tippe mal auf so eine Art "Reichsfluchtsteuer", wie man es mit der "Laumann-Falle" in NRW schon mal antestet. Entweder 250.000 EUR zahlen oder mit so einer Art vorläufigen Approbation in eine defizitäre Landarztpraxis irgendwo gesetzt werden. Die "vorläufige" Approbation hatten wir ja schon mal. Ist man die Verpflichtungen dann los, ist man mit 45 Jahren oder so für viele Länder schon zu alt.

Wie man das mit der Pflege machen will, weiß ich nicht, aber da kommt die neugeschaffene "Pflegekammer" ja gerade recht.

Vielleicht kommt ja nach dem Gute-Kita und Starke-Familien-Gesetz auch noch ein Ärzte-müssen-hierbleiben-Gesetz. Das ganze flankiert mit gehässiger Porsche-Golfplatz-Berichterstattung

Mauer geht derzeit nicht, weil die Grenze ja offen bleiben muß. Oder Mauer nur zur Schweiz?

Übrigens, zum Thema "Spahn will": er ist ja kein Hinterbänkler, sondern der entsprechende Minister und diese Vorschläge sind sicher auch mit "Mutti" abgesprochen. In den letzten Monaten hat Spahn gewollt und bekommen:

- Klientelpolitik (PreP auf Kasse), damit Verbreitung von STD. Impfstoffmangel? Egal...
- verpflichtende offene Sprechstunden für diverse Fächer
- Aufhebung der freien Arztwahl in der Psychotherapie
- unentgeltliche Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 25% in Praxen
- IT Schrott und Patientendaten ins Internet verpflichtend
- Terminvergabe nach extern (TSVG)
- demnächst Fettabsaugung auf Kasse, was zur Folge haben wird, daß hunderttausende Kosmetikprobleme flugs zu Lipödemen deklariert werden und zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten dann in den üblichen Klinikkonzernen Liposuktion "auf Kasse" vorgenommen werden und so mancher ästhetisch-plastischen Privatpraxis den Todesstoß geben wird.

Kurz: ich sehe nichts, warum gerade diesem Vorschlag kein Gesetz folgen sollte.

Kackbratze
14.01.2019, 20:00
Ich habe das Interview zur Kenntnis genommen und mich gewundert, dass gerade die CDU die Ideale der SED wiederaufleben lassen will.

Reflex
14.01.2019, 20:29
Das ist doch schon seit Jahren Spahn Strategie. "Viel Lärm um nichts!" Erst viel polarisierendes, populistisches in den Raum werfen, um im Gespräch zu sein und möglichst laut viel Wirbel zu machen alla "schlechte Presse ist auch Presse" und später wird nur sehr wenig davon umgesetzt. Der will nur auffallen, um weiter an Muttis Stuhl zu sägen, und sich als maximal politisch aktiv präsentieren...

tarumo
14.01.2019, 20:36
Zum einen setzt Spahn relativ viel in kurzer Zeit durch (siehe meine Liste) und zum anderen gibt es für ihn eher keine "schlechte Presse" sondern im Gegenteil Jubel in der mainstream-Presse und beim Wahlvolk. Wer könnte auch etwas gegen PreP und Fettabsaugung auf Kasse, erweiterte Sprechstunden, "Termingarantien", Ausreiseverbote für "gierige Ärzte" und ähnliches sagen. Daß es seiner persönlichen Karriere hilft, solche nachgerade gefährlich-populistischen Forderungen trumpmäßig zu ersinnen und umzusetzen (!), ist sicher so, braucht jetzt aber nicht in einem Ärzteforum diskutiert werden. Wenn Gesetze erst mal in der Welt sind, werden sie nur im äußersten Notfall zurückgenommen.
Ach ja: wer auffallen will, muß so ein Interview besser in Deutschland geben.

Kackbratze
14.01.2019, 20:39
"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." - in Die Brüsseler Republik, Der Spiegel, 27. Dezember 1999.

Das hat Juncker gesagt zum Thema EU, genauso wird aktuell in Deutschland auch Politik gemacht (z.B. Pflegekammer). Einen raushauen, Shitstorm abwarten, entweder zurückrudern und in 6 Monaten nochmal vorschlagen, bei fehlendem Shitstorm hinter den Kulissen weitermachen und am Ende ein Gesetz präsentieren mit der Begründung, man hätte ja früh genug über die Pläne informiert.

freak1
14.01.2019, 22:19
Wer den drift richtig DDR nicht schon seit Jahren bemerkt hat auch wohl Tomaten auf den Augen...

Espressa
15.01.2019, 08:06
Ich hab die Artikel jetzt nicht gelesen; aber an sich schon irgendwie nachvollziehbar, dass wenn ein Land viel Geld in die Ausbildung einer Fachkraft investiert, es auch wünscht dass diese im Land verbleibt, vor allem wenn es genug offene Stellen gibt?

Sebastian1
15.01.2019, 08:32
Jo, und da rütteln wir halt mal eben an so Grundpfeilern der EU wie eben der Freizügigkeit von Personen und Dienstleistungen.
Ich habe die Klausel, wonach mich das Studium zu ewiger Dankbarkeit und Knechtschaft verpflichtet, irgendwie gar nicht gesehen.

Bullshit.

Kackbratze
15.01.2019, 08:51
Wenn ein BWLer nach dem Studium zu PWC nach New York geht, freuen sich alle. Ein Volkswirt nach London zu Barclays ist auch toll. Ein ARZT ist automatisch ein Vaterlandsverräter, der seine kostenlose (ich habe 600€ pro Semester gezahlt und keinen Bafög bekommen) Luxusausbildung nutzt, um ins Ausland zu gehen.
Logisch.

Und einen polnischen oder syrischen Arzt schicken wir nicht zurück, obwohl es in seinem Heimatland ja auch einen Mangel gibt.
Anstatt die Bedingungen zu verbessern, wird bigott argumentiert um Verbote durchzusetzen.

...und alle Politiker wundern sich, warum sich die Leute abwenden und ihr Ruf so schlecht ist.

Schubbe
15.01.2019, 08:52
Ich habe die Klausel, wonach mich das Studium zu ewiger Dankbarkeit und Knechtschaft verpflichtet, irgendwie gar nicht gesehen

Die Ausbildungskosten hast du Papa Staat sicherlich auch schon in der einen oder anderen Form erstattet.

Espressa
15.01.2019, 09:03
Dann lasst das studieren richtig Geld kosten, dann kann jeder kommen und gehen wie es ihm passt. Dann hört auch das ewige Gejammer über die Platzvergabe aus weil sicherlich jeder einen Platz kriegt der einen will.


*duckundweg*

OhDaeSu
15.01.2019, 09:36
Dann lasst das studieren richtig Geld kosten, dann kann jeder kommen und gehen wie es ihm passt. Dann hört auch das ewige Gejammer über die Platzvergabe aus weil sicherlich jeder einen Platz kriegt der einen will.

Alternativvorschlag:

Deutschland wird weder zur Planwirtschaft noch entzieht sich der Staat seiner Bildungsverantwortung durch flächendeckende Umstellung auf Privatunis, sondern versucht im Hinblick auf den Markt für Fachkräfte wie Informatiker, Ärzte und Forscher wieder wettbewerbsfähig zu werden. Sonst kann doch gar nicht laut genug "Fluchtursachen bekämpfen" geschrien werden.

Kackbratze
15.01.2019, 09:53
Die Privatuni-Idee ist gut. Die katalysiert den Fluchteffekt, da mit einem hohen Kreditvolumen der Wille unter schlechter Bezahlung in Deutschland zu bleiben noch geringer werden wird.

Colourful
15.01.2019, 11:07
Richtig.

Shizr
15.01.2019, 11:10
Ich hab die Artikel jetzt nicht gelesen; aber an sich schon irgendwie nachvollziehbar, dass wenn ein Land viel Geld in die Ausbildung einer Fachkraft investiert, es auch wünscht dass diese im Land verbleibt, vor allem wenn es genug offene Stellen gibt?
Ich habe ein grundsätzliches Problem damit.

Das Studium ist ja kein Gnadenakt von Vater Staat, für den ich mich mit ewiger Schuldknechtschaft zu revanchieren habe.
Es ist die Ausübung eines Grundrechtes.

Ebenso wie die Freizügigkeit ein Grundrecht ist.


Man könnte sich halt die Frage stellen, warum so viele Ärzte auswandern.
Und könnte dann auf die Idee kommen, dass es möglicherweise mit den teils desolaten Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen zusammenhängt. Oder mit dem Kostendruck im Gesundheitswesen, der eine Niederlassung zunehmend unattraktiv macht.
Und dieser Gedankengang könnte dann dazu führen, gewisse Regelungen, Strukturen und Zwänge zu überprüfen und möglicherweise auch mal wegen erwiesener Nutzlosigkeit abzuschaffen.


Stattdessen wird geschaut "Wie sollte es in unserer Vorstellung sein?", und anschließend werden dann irgendwelche Maßnahmen beschlossen, die eben diesen Wunschzustand herbeiführen sollen.
Und weil so ziemlich keiner unserer Politiker irgendeine Ahnung vom echten Leben hat, weil sie sich immer nur von Parteifinanzierung zu Mandat zu Parteifinanzierung zu Mandat zu Aufsichtsratsposten hangeln und keinen dieser Posten erhalten, weil sie dafür qualifiziert wären, sondern nur, weil sie halt "dran" sind (Proporz lässt grüßen), funktioniert nichts davon so, wie es erwünscht ist.
Also fängt man wieder von vorne an.
Und unter keinen Umständen darf man Leute einbeziehen, die von der Realität Ahnung haben, denn deren sinnvolle Verbesserungsvorschläge könnten unter Umständen mit politischen Überzeugungen kollidieren.

Matzexc1
15.01.2019, 14:10
@Shizr:
top ausgedrückt.

Ich hab nächste Woche ein Gespräch mit dem Chef und werde mich mal erkundigen wie die Chancen aussehen, bzw. wie man in der Schweiz am besten in den Facharzt startet. Der finanzielle Effekt scheint übrigens bei àrzten geringer zu sein als viele glauben, dafür ist die Lebensqualität besser. Übrigens, für Pflegekräfte: OP-Pflege D ohne Fachweiterbildung 1600 netto. Schweiz, OP Fachpersonal: 6000 Franken

Der Facharzt ist hier auch besser strukturiert als in D, dafür komplexer mit Anatomie, Zugangsprüfung und einer 3 teiligen Facharztprüfung.

Was meine "Verpflichtung" an D angeht:
Ich habe diese bereits ausreichend vergolten.

Für mich entwickeln sich D und die EU gesamt so langsam zur Sowjetunion 2.0. Ich bin mal gespannt wie das nach 2025 wird und habe bereits jetzt keine Lust mir das direkt anzusehen.

Heerestorte
15.01.2019, 14:32
Herzlich Willkommen in der Epoche der "geisteskranken" (Politiker)....

Ein Jammer, dass es Kanada selbst Fachärzten so schwer macht, einzuwandern und den FA anzuerkennen.

davo
15.01.2019, 15:32
Erschreckend, wie verbreitet die DDR-Denke bei manchen Ärzten ist.

EVT
15.01.2019, 17:35
Was ist denn in der Schweiz so viel besser? Die Wochenstunden sind nicht niedriger und viele haben doch nur 20 Urlaubstage, was ich so von Freunden mitbekommen habe. Die hohen Kosten fressen das höhere Gehalt auf und Elternzeit gibt es z.B. auch nicht. Klar es ist ein schönes Land, wenn man die Berge mag.

Kackbratze
15.01.2019, 18:03
Es geht nicht um die Schweiz, es geht um ein Verbot der Arbeitsmigration von deutschen Ärzten. Die dezente Anprangerung der Schweiz lenkt weniger aufmerksame Geister von der eigentlichen Kernaussage ab...klassisches politisches Stilmittel.