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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechsel der Fachdisziplin nach 2 Jahren als Assistent



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Mangekyou
28.01.2019, 14:15
Hallo zusammen,

ich arbeite seit 1,5 Jahren als Assistenzarzt in der Chirurgie eines Universitätsklinikums. Das ist soweit meine erste Stelle als Arzt. Mein Arbeitsvertrag endet damit wie üblich in einem halben Jahr und ist für mich der Grund inne zu halten. Nach zahlreichen unangenehmen und selbstkritischen Überlegungen bin ich zu dem Punkt gekommen, dass ich wohl nicht in dem Maß für die Chirurgie geeignet bin, wie ich dachte oder wie es mir in der Zeit als PJ'ler rückgemeldet wurde. Meine Begeisterung und Motivation sind auf Grund einiger frustraner Erfahrungen geschmolzen und ich habe das Gefühl, es geht für mich nicht mehr voran. Einige der Gründe, die mich zum geplanten Stellenwechsel bewegen sind vermutlich auch struktureller Natur (raues Betriebsklima, ...) oder fehlender Struktur (kein Zeitplan, ...) und nicht fachspezifisch. Das mag mit rein spielen. Ein Plan B fehlt mir und ich frage mich, wie es weitergeht.

Den common trunk habe ich nicht abschließen können, denn mir fehlen die wichtigen 6 Monate Intensivzeit. Somit hätte ich bei Fachwechsel kein spezifisches Ausbildungsziel erreicht. Eine Lösung habe ich nicht, da ich die Intensivzeit bestimmt nicht zeitnah bewilligt bekomme, bzw. ich auch nicht viel länger als nötig in der Chirurgie bleiben möchte. Es gibt einige Weiterbildungen, die die Anrechnung von Arbeitszeit in der Chirurgie ermöglichen. Allerdings bin ich mir generell unschlüssig, welches Fach nun für mich passt. In bin ein bisschen gelähmt, denn dieser Fachwechsel fühlt sich für mich wie eine Niederlage an. Zudem belastet mich, dass ich mit 37 auch nicht mehr der Jüngste bin.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit seiner ersten Stelle gehabt? Was habt Ihr getan? Habt Ihr Ratschläge oder Denkanstöße für mich?

vanilleeis
28.01.2019, 15:36
Was willst Du denn machen? Wo siehst Du Dich in 10 Jahren? Ambulant oder stationär? Eher operatives Fach oder konservativ?

Mangekyou
28.01.2019, 17:20
Frei heraus sehe ich mich eher in einer Praxis. Und da will ich auch gerne in 10 Jahren sein können. Rein konservativ kann ich mir gerade nicht vorstellen, möchte es aber auch nicht ausschließen.

davo
28.01.2019, 17:29
Woraus genau schließt du denn, dass du für die Chirurgie nicht geeignet wärst? Was genau ist da vorgefallen?

Feanna
28.01.2019, 18:01
Ich bin ja generell der Meinung dass auch viel am Team hängt, ob jetzt mehr oder weniger als am Fach kann man diskutieren, aber wenn man mit netten und kompetenten Leuten in ner einigermaßen venünfitigen Umgebung zusammenarbeitet hat das super viel Einfluss!

Du könntest ja z.B. auch in verschiedenen Abteilungen man hospitieren und schauen ob du wieder neue Energie für das Fach bekommst.

Ansonsten kann man sicher auch in einem anderen Fach anfangen, dort ein Jahr arbeiten, und dann überlegen ob man bleiben will, oder zurück geht und die erweiterten Erfahrungen mitnimmt. Über den Tellerrand schauen ist auch nicht verkehrt.
Ich habe auch mal jemanden getroffen der mindestens 3 fachlich verschiedene Assistenzarztstellen gehabt hatte bevor er dann man in die Praxis gegangen ist. Es ist sicherlich nicht einfach, aber wenn man will ist vieles möglich.

Tarwah
28.01.2019, 19:40
Wenn die neue Weiterbildungsordnung genehmigt wird, kannst du dir die 2 Jahre ja auch für die Allgemeinmedizin anrechnen lassen, oder? Oder wäre das nichts für dich?

WackenDoc
28.01.2019, 20:18
Ich finde es eh gut von verschiedenen Lehrern/Ausbildern zu lernen. Gerade wenn man in die eigene Praxis will.

Mangekyou
30.01.2019, 14:37
Gibt es jemanden, der die Chirurgie nach ein paar Jahren verlassen hat? Was habt ihr danach gemacht? Habt ihr es bereut? Kann vielleicht jemand mit mir Erfahrungen zum Disziplinwechsel teilen?

Espressa
30.01.2019, 15:38
Ich hatte nie Zweifel was meine Fachwahl betrifft, aber bei dir hätte ich spontan an ein semi-chirurgisches Fach wie HNO oder evt Gyn gedacht, lässt sich auch prima in der Niederlassung machen.
Als Vollblutchirurg ist man doch an die Klinik gebunden.

][truba][
01.02.2019, 14:25
Hey,

ich habe gerade meinen Common Trunk abgeschlossen (ebenfalls 2 Jahre Allgemein- und Viszeralchirurgie) und bin ebenfalls Mitte 30.
Ich hatte zwar ein nettes Team aber habe mich langfristig nicht in der ACH/VCH gesehen und auch operativ wenig machen können. Zusätzlich habe ich im Studium lange Zeit mit Urologie geliebäugelt, wohin ich jetzt auch wechseln würde.

Da wir in einer ähnlichen Situation stecken, würde ich nochmal reflektieren warum du denkst, nicht für die Chirurgie geeignet zu sein. Dass man in der Uni nun als junger Assistent wenig bis nichts operiert ist ja relativ normal. Auch, dass die Anleitung warhscheinlich eher schlecht ist. Sind es nur diese Gründe? Dann Wechsel nur das Haus.

Siehst du dich wirklich eher in der Praxis gibt es ja durchaus kleine Fächer, die auch ambulante Operationen (bzw. Eingriffe) ermöglichen (Urologie, Gyn, HNO, Derma) bzw. als Belegabteilungen (Neurochirurgie, selbst Herzchirurgie) die operative Seite nicht gänzlich aufgeben. Kopf hoch. Auch du arbeitest noch weit über 20 Jahre. Genug Zeit um den Platz zu finden!

LG Thomas

Mangekyou
20.02.2019, 12:18
[truba][;2087837']
Da wir in einer ähnlichen Situation stecken, würde ich nochmal reflektieren warum du denkst, nicht für die Chirurgie geeignet zu sein. Dass man in der Uni nun als junger Assistent wenig bis nichts operiert ist ja relativ normal. Auch, dass die Anleitung warhscheinlich eher schlecht ist. Sind es nur diese Gründe? Dann Wechsel nur das Haus.

Die Gründe sind vielfältig aber auch, dass ich neben der 50 Stunden Woche einfach zu wenig Energie habe mich konsequent um die nötige Wissenschaft zu kümmern. Da wird einem relativ schnell eklig Druck gemacht. Das ging nach einem halben Jahr los. Ich glaube, ich fühle mich auf Dauer nicht dafür geeignet, auch da Ambitionen über den Doktortitel hinaus nur Sinn machen, wenn man den PD anstrebt, oder? Abgesehen davon gefällt es mir aber gut an der Uni ohne einen Vergleich zu haben. Mittlerweile bin ich auch halbwegs örtlich gebunden und möchte vorerst ungern die Region wechseln. Leider sagt mir von den wenigen lokal möglichen Alternativen zur Uni wenig zu. Aber vielleicht gibt es Fächer an der Uni, die nicht so vereinnahmend sind wie Chirurgie?

Mera1412
24.02.2019, 21:55
Hallo, bist du ich?
Exakt selbe Vitae. Kein Common Trunk bei fehlender intensivzeit. Und Chirurgie an der Uni.
Ich hatte mir überlegt einen ähnlichen Thread zu eröffnen.

Genau dasgleiche Problem habe ich auch. An sich fand ich die Arbeit an der Uni toll, ich würd auch gerne zurück zur Uni, ein wenig im Labor hab ich arbeiten können und Lehre hab ich geliebt. Aber neben den 50-60 Wochenstunden war parallel mal ein Paper zu schreiben für mich irgendwie nicht drin, ich bin so dermaßen pingelig, dass mich das extrem viel Kraft kostet. Hatte daher auch den Vertrag nicht verlängert bekommen :/
Und rein konservativ mag ich auch nicht arbeiten. Auch wenn ich nicht viel operieren durfte, fielen ja genug hands-on arbeiten auf station an, und sei es die Vac Pumpe neu anbringen oder Wunden zu säubern. Darum mag ich irgendwie den Gedanken an die Chirurgie zwar nicht verlieren, weiß aber nicht, was ich tun soll.
Eine Idee war es, intensivmediziner zu werden, aber auch dafür fehlt ja der FA. Zumal du auch in die Praxis willst.

Wie wäre es mit Gefäßmedizin? Bisschen Angios, feine Chirurgie, niederlassungsmöglichkeit besser als bei der reinen Chirurgie.
Uro ist ähnlich gut. Wieso nicht Uro?

tragezwerg
25.02.2019, 09:00
Ich würde eher an ein nichtuniversitäres Haus wechseln als das Fach an sich zu wechseln, wenn man es doch eigentlich mag.
Es wird ja nicht nur an Unikliniken gute Medizin gemacht! Ich habe an einem mittelgroßen kirchlichen Haus und an der Uni gearbeitet und die Chirurgen am kleineren Haus waren da sehr zufrieden, durften schon im ersten Jahr viel operieren etc.. Ich glaube es liegt eher an der einzelnen Klinik als am Fach!

Mera1412
25.02.2019, 11:26
Mal so aus Interesse. Wieviele Bewerbungen habt ihr gebraucht, um an so ein "nicht universitäres, mittelgroßes Haus" zu kommen?

pottmed
25.02.2019, 11:41
Kommt ja sehr aufs Fach an, aber bisher immer nur eine.

tragezwerg
25.02.2019, 11:50
Eine Bewerbung bei mir.
Gerade in der Chirurgie dürfte es kein Problem sein, als Assistent mit Vorerfahrung ne Stelle zu kriegen.

Meuli
25.02.2019, 12:06
Eine. Und die war eher pro forma, wurde im PJ eingekauft :-))

Mera1412
25.02.2019, 12:43
Hmmm- interessanter Tatbestand.
Ich hatte mich auf 2 Stellen beworben und beide Bewerbungen ohne jegliches Gespräch abgelehnt bekommen. Dabei hab ich Erfahrung aus der Uniklinik, was ja bekanntlich mit vielen Krankheitsbildern und langen Arbeitszeiten(ergo mehr Erfahrung in kurzer Zeit) einhergeht.
Muss wohl weiterbewerben. Chirurgie solls werden.

Feuerblick
25.02.2019, 13:02
Ist schon ein paar Jahre her, aber... Chirurgie (obwohl aus dem PJ bekannt war, dass ich das Fach sicher nicht dauerhaft machen möchte) eine halbherzige Bewerbung am PJ-Haus, 5 Minuten Gespräch mit dem Chef, Stelle...

Mera1412
25.02.2019, 22:41
Irgendwas mach ich irgendwie falsch :D