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lux12345
31.01.2019, 15:16
Hallo,

nun bin ich seit einiger Zeit als angestellter FA hausärztlich tätig (btw: beste Entscheidung ever ;-) ). Mittelfristig wird sich die Möglichkeit bieten, eben diese Praxis dann auch zu übernehmen. Die Austattung, allgemeine Lage, etc. passt soweit alles. Von Tür zu Tür brauche ich ca. 20 Min mit dem Auto.

Nun ist es so, dass es bei uns im Ort (Fahrtzeit wären dann so 5-7 Min) die nächste Zeit auch einige Praxen geben wird, die einen neuen Besitzer suchen werden, sodass ich diesbezüglich etwas ins Grübeln komme.
Wenn man mal davon ausgeht, dass die Praxen an sich (d.h. auch inkl. betriebswirtschaftlichen Dingen - hypothetisch natürlich - gleich wären), was wäre denn auch erfahrungsgemäß geschickter:
- Eher nahe an der Praxis wohnen? Kurzer Arbeitsweg (auch hinsichtlich Mittagspause), dafür aber auch weniger Abstand zur Arbeit (Patienten kennen einen möglicherweise auch privat und laufen einem öfters über den Weg) oder doch lieber
- längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen (wobei 20 Min ja noch nicht riesig lang ist), dafür aber dann zu Hause "fernab" der Patienten...

Natürlich muss diese Frage jeder für sich selbst beantworten, eine pauschale Antwort darauf gibts daher nicht, aber Argumente pro/contra oder eben auch eigene Erfahrungen könnten ja hier auch helfen. Vielleicht gibts den ein oder anderen, der im Nachhinein sich dann doch denkt "Wenn ich das vorher gewusst hätte..." ;-)

Espressa
31.01.2019, 16:16
Also für mich als Mutter wäre die nähere Variante attraktiver.
Mein Fach (Augen) ist aber auch weniger „intim“, da finde ich persönliches Kennen nicht schlimm.
Die Diskussion betrifft ja auch die MFAs; ob es nun günstig ist wenn eine Dorf-tratschtante Einblick hat in Akten der halben Einwohner? Bzw ob es kein Hemmnis gibt für Patienten was zu offenbaren?

infusomator
31.01.2019, 20:05
Kann nicht ganz so viel beitragen, aber ein mir gut bekannter Hausarzt lebt auch im Stadtteil seiner Praxis und ist damit sehr zufrieden, eben aufgrund des nahen Weges. Patientenkontakt im Supermarkt kommt bei ihm häufiger vor, versucht er aber aus dem Weg zu gehen.

Mano
01.02.2019, 02:00
Tür zu Tür 20 Minuten (wenn das wirklich alles ist und du nicht doch regelmäßig im Stau stehst oder auf Parkplatzsuche oder sonstwas) finde ich keine schlechte Zeit. Habe mal während des PJs direkt auf dem Klinikgelände gewohnt - ich habe den Arbeitsweg (um auch mental abzuschalten) vermisst.
Aber natürlich spielt sowas wie Kinder, Dauer der Mittagspause (in Praxen ja oft länger als in der Klinik) usw. auch eine Rolle...

xyl15
01.02.2019, 05:14
Für mich hat die Nähe eine sehr hohe Priorität und würde das wählen.

annekii
01.02.2019, 07:13
Ich fahre mit dem Auto 22 min und mit eBike 36 min zur Praxis. In der Weiterbildung habe ich in der Praxis gearbeitet, die zu Fuß 5 min von mir ist. Daher kenne ich beides. Klar ist es praktisch, wenn man kurze Wege hat, aber der Nachteil, dass man gefühlt alle Patienten im Alltag trifft und in meinem Fach dann auch auf dem Spielplatz mit dem eigenen Kind teilweise angesprochen und um medizinischen Rat gefragt wird, hat mich sehr gestört. Ich bin froh, dass ich meine Patienten nur sporadisch mal treffe, wenn sie hier in der größeren Stadt zum Einkaufen oder für Freizeitangebote sind.

Salzi19
01.02.2019, 07:52
Ich habe bisher auch lieber einen gewissen pendelweg in Kauf genommen als meinen Patienten vor Ort ständig über den Weg zu laufen. Jetzt mit Kleinkind nach der Elternzeit sieht es anders aus, deswegen werde ich mir als nächstes eine nähergelegene Praxis (wenn möglich aber in den angrenzenden Orten, nicht im Wohnort selbst) suchen.

UweWoellner
01.02.2019, 12:26
Ich bin in einer ähnlichen Situation und tendiere aktuell zu einer Praxis direkt im Ort. Dass man Patienten dann in der Freizeit trifft nehme ich in Kauf. Dafür spare ich pro Woche 2.5 Stunden Zeit (=Freizeit) und Spritkosten ein. Außerdem ist es für Hausbesuche praktischer, kommt ja trotz Notdienst ab und zu mal vor dass man doch nochmal zu einem Patienten nach Hause muss. Außerdem bedeutet es für mich Lebensqualität in der Mittagspause mal kurz nach Hause zu gehen und die Kinder zu sehen. Insgesamt überwiegen da für mich die Vorteile.

Muriel
01.02.2019, 17:58
Ich habe in die eine Praxis eine Fahrzeit von unter zehn Minuten und in die andere verkehrsbedingt ca 25 (jeweils Auto). Der kürzere Weg ist natürlich toll, aber mir macht die Mehrzeit für die andere Praxis nichts aus, das, was nervt, ist das ewige Stop-and-Go. In der nahen Praxis gibt es einige Patienten, die in meinem Ort (6000 Einwohner) wohnen, das hat bisher keinerlei Probleme gegeben, nur nettes Grüßen. Bei haus- oder kinderärztlicher Versorgung stelle ich es mir aber problematischer vor und würde, sofern dies das einzige Argument wäre, eher die andere Praxis wählen. Im Zweifelsfall gewinnt aber immer die Praxis an sich mit den ganzen anderen Bedingungen und nicht ein Fahrzeitunterschied von 15min.

vanilleeis
01.02.2019, 18:17
Für mich wäre die Praxis direkt im Wohnort nichts - habe ich ausprobiert und fand ich ganz ätzend.
Wenn die Patienten zufrieden und nett sind, ist alles gut. Aber gerade in kleineren Orten gibt es schnell Gerede, wenn die Wartezeiten lang sind, Patienten unzufrieden sind etc. Das kann dann auch Auswirkungen auf die ganzen Familie (Schule!) haben. Nein, danke.

Hoppla-Daisy
02.02.2019, 09:27
Zwei Minuten Fußweg.... :-))

Patienten im Ort werden nett gegrüßt. Gab bisher noch nie Probleme ;-)

Feuerblick
03.02.2019, 00:54
Hab in der benachbarten Stadt in einer Praxis gearbeitet und fand es mehr als befremdlich, wenn ich in irgendwelchen Läden in der Mittagspause von Patienten (deren Namen mir mehr als einmal eben nicht einfiel) angelabert wurde. Nee, 20 Minuten Anfahrt halte ich für einen beruhigenden Sicherheitsabstand.

Evil
03.02.2019, 19:32
Man sollte halt lernen, sich freundlich abzugrenzen. Ich wohne im selben, bzw. derzeit im Nachbarort meiner Praxis und grüße Patienten freundlich, wenn ich sie in der Stadt treffe. Gelegentlich gibt es auch einen kleinen Schwatz, der geht aber medizinisch nicht mehr in die Tiefe als anderswo: Wie isses? - Muss! - Achjo..

Ganz selten nur kommen genauere Fragen, aber „Das tut mir leid, aber da müssen Sie sich einen Termin in der Praxis geben lassen, das muss ich mir ganz in Ruhe anschauen.“

Hoppla-Daisy
04.02.2019, 07:09
Mein Gebiet bringt es Gottseidank mit sich, dass die Leut ihre Probleme nicht auf der Straße diskutieren wollen;-). Ansonsten Evils Sprüchlein, in leicht abgewandelter Form ...

Feuerblick
04.02.2019, 07:12
Ähm, in meinem Fall wollten die Leute auch nix Medizinisches diskutieren sondern Smalltalk machen. Wer mich kennt, weiß, dass Smalltalk nicht gerade das ist, was ich gerne mag. Schon gar nicht mit Patienten.

annekii
04.02.2019, 09:14
Also bei mir ist es schon so, dass die Eltern dann meinen, mich interessieren ihre Kinder ganz außerordentlich und fragen auch nach Pickeln, Beratung zu Erziehungsthemen oder so allgemein.

Evil
04.02.2019, 12:26
Auf seinen Abszeß hat mich ein einziges Mal jemand angequatscht, worauf er von mir einen ordentlichen Rüffel bekam, daß er seine Krankengeschichte doch bitte nicht in der hellhörigen Öffentlichkeit verbreiten soll. Das hat gewirkt ;-)

jonusKade
25.05.2022, 17:39
Hallo zusammen, ich wollte hierfür keinen neuen Thread aufmachen und hoffe, ich hab den richtigen alten gefunden, der zumindest grob darum geht:

Wer von euch ist auch schon mal für eine begrenzte Zeit (solange man familiär noch nicht umziehen kann bzw. das nähere KH / Praxis noch keine Stelle hat, also bei mir Ziel nicht länger als ein Jahr) richtig lange gependelt? Ich spreche von über einer Stunde und wie habt ihr das bewältigt?
Bei mir wären es knapp 1h10min einfache Fahrt... nach mehreren Gesprächen und Hospitation werden wohl echt keine Überstunden anfallen aber es sind trotzdem über 2h täglich "verloren"... da sehr bescheidene Zugverbindungen aufgrund einer Großbaustelle wäre ich mit Öffis noch deutlich länger unterwegs.

Moonchen
25.05.2022, 18:09
Ich hatte mal eine Stelle knappe 50km weg von mir - zum Spät- und Nachtdienst konnte ich mit dem Auto fahren, das waren dann so 45min; aber im Frühdienst hatte ich - dank Dauerstau - die Öffis genommen - das waren dann ca 1:10-1:30h einfache Fahrt (es sei denn irgendein Zug hatte mal wieder Verspätung ;)) Bei mir war klar dass ich das Ganze nur für eine begrenzte Zeit mache, von daher war es zwar anstrengend aber machbar. Unter der Woche gab es halt abends so gut wie keine Freizeitaktivitäten mehr.
Wenn du aktuell sowieso keine Alternative hast und das Ganze für einen begrenzten Zeitraum machen willst spricht das denke ich nichts dagegen, eine Dauerlösung wäre das aber zumindest für mich nichts .

Endoplasmatisches Reticulum
25.05.2022, 19:00
Würdest du zur Überbrückung für unbestimmte Zeit in einer Klinik arbeiten, die dir einen Vertag üner 50 Wochenstunden zum normalen 40-Stunden-Tariflohn abzüglich monatlich 300-500 € (Pendelkosten) vorlegt?

Für mich ist Pendelzeit Arbeitszeit, auch wenn ein gesundes Maß zum Abschalten und Distanzgewinnen ganz gut tut. Ich würde mich in so einer Konstellation sehr schwer damit tun, morgens die Motivation zum Aufstehen zu finden. Abgesehen davon ist, wie schon richtig angemerkt wurde, die Lebensqualität allgemein ziemlich im Eimer ist. Dienste kommen bei uns ja regelhaft noch obendrauf und sind in den Wochenstunden nicht inbegriffen. Da müsste es schon saftige Umstandszwänge geben, die das insgesamt aufwiegen.