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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Internistische Intensivmedizin nach dem FA für Innere - Empfehlungen, Chancen?



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Julius86
28.02.2019, 13:18
Liebe Kollegen,

aktuell bin ich in den letzten Zügen zum Facharzt für Innere Medizin. Alle Unterlagen sind eingereicht und ich warte auf den Prüfungstermin. Nach dem Facharzt werde ich meine aktuelle Stelle aufgeben und zu meiner Freundin ins Rheinland ziehen. Jetzt bin ich mir Gedanken am machen, wie es am besten weitergehen soll.

In meiner bisherigen Weiterbildung hat mir die internistische Intensivmedizin eigentlich am allermeisten Freude gemacht. In den 6 Monaten Intensivzeit bin ich eigentlich immer richtig motiviert auf die Arbeit gegangen, was man von der restlichen Zeit auf Normalstation sicherlich nicht sagen kann. Genau aus diesem Grund ist mir Idee gekommen, vielleicht nach dem Facharzt eine Weiterbildungsstelle für die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin zu suchen.

Ein bisschen Kopfschmerzen bereitet mir jedoch, dass ich mich trotz anstehendem Facharzt nicht wirklich gut ausgebildet fühle. Intensivmedizinisch haben wir zwar schon (gerade im Dienst) ein relativ breites Spektrum betreut, gerade die Anzahl wirklich schwerst kranker Intensivpatienten war aber sehr wechselhaft, sodass man irgendwie immer mal wieder ein ARDS, einen kardiogenen Schock oder sowas hatte, dann aber auch wieder wochenlang nur Überwachungspatienten á la Delir, Suizidalität oder Intox. So kommt halt nur sehr schleppend Routine auf, gerade weil die oberärztliche Betreuung auch eher mäßig war. Und auch funktionsmäßig fühle ich mich nicht so richtig fit. Koloskopieren kann ich gar nicht, bronchoskopiert hab ich nur auf Intensiv bei Beatmeten, ein Gastroskop kriege ich mit Mühe ins Duodenum und die ganzen Ultraschalluntersuchungen (Echo, TEE, Abdomen, Duplex) habe ich irgendwie über die Jahre mangels Teaching eher autodidaktisch (und mit ein paar Kursen) betrieben.

Nun wollte ich Euch um ein bisschen Input bei der Entscheidungsfindung bitten. Vielleicht war ja auch schon jemand in einer ähnlichen Situation.

Findet ihr es überhaupt eine gute Idee, nach dem Allgemeininternisten direkt die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin zu machen oder würdet ihr eher vorher noch einen Schwerpunkt anstreben? Habe mir irgendwie gedacht, dass die Zusatzbezeichnung ja nochmal eine weitere Qualifikation ist, die es einem dann vielleicht für die Weiterbildungsstelle im Schwerpunktbereich dann nochmal bessere Verhandlungspositionen gibt.

Würdet ihr für die Zusatzbezeichnung eher ein großes Haus (ggf. sogar Maximalversorger bzw. Uniklinik) oder doch einen normalen städtischen Schwerpunktversorger empfehlen? Hat man als Facharzt aus einem eher kleineren Haus (und mit wie gesagt jetzt auch nicht immens guter Ausbildung) überhaupt eine Chance auf eine Stelle auf der Intensiv in einem Maximalversorger/Uniklinik?

Hat jemand eventuell konkrete Tipps für empfehlenswerte Abteilungen? Prinzipiell wäre ich innerhalb des Städtedreiecks Düsseldorf-Koblenz-Aachen flexibel was den Arbeitsort angeht.

Vielen Dank für Eure Tipps und Meinungen.

TinkPink
28.02.2019, 15:01
Empfehlungen fürs Rheinland hab ich nicht, da falsche Richtung - aber ich befinde mich quasi in derselben Situation.
Der Prüfungstermin steht allerdings bereits... :eek:

Mich hat eigentlich auch nur Intensivmedizin und Notfallmedizin/Notarzt-Fahren wirklich interessiert, reguläre Stationsarbeit fand ich grauenhaft und die Funktionen haben mich auch nicht so wahnsinnig begeistern können.
Somit steht fest - ich mache Intensivmedizin!
Hierfür werde auch ich meine aktuelle Klinik verlassen und strebe zumindest für die Weiterbildung eine Uniklinik oder Maximalversorger mit Kardiochirurgie an, da wir zB nicht über Extrakorporale Verfahren verfügen, keine Pulmonaliskatheter etc machen und ich mir eine möglichst breite Weiterbildung wünsche, gern mal "alles" gesehen haben möchte. Beworben hab ich mich noch nicht, denke aber, als FA nicht so schlechte Chancen zu haben. Zu naiv? Keine Ahnung...
Unsere Ausbildung läuft wohl ähnlich wie bei Euch, man wird viel allein gelassen und man lernt alles ein bisschen und nichts wirklich gut, wenn man nicht seine Nische in den Funktionen findet und sich dort engagiert...
Denke aber, dass man das für die ITS auch nicht wirklich braucht - eigentlich braucht man dort ja nur Echo/Sono und die üblichen ITS Skills, also Broncho bei invasiv Beatmeten, Katheter-Anlagen, Intubation etc. - und das scheinst Du ja zu können, den Rest lernt man halt dann?
Wenn man kein anderes besonderes Interessengebiet der Inneren Medizin hat, muss man auch nicht zwingend noch eine andere Spezialisierung machen, finde ich, sondern eben das, was einem Spass macht.
Ich habe insgesamt auch den Eindruck, dass Intensivmedizin nicht so wahnsinnig beliebt ist und man dann vielleicht ganz gute Chancen haben kann, dort seine Nische zu finden - zumindest werde ich bei den meisten Kollegen für mein Weiterbildungsziel eher bemitleidet ;)

Mano
28.02.2019, 16:11
Glaube auch, dass man als internistischer Intensivmediziner problemlos was finden sollte. Würde dann aber tatsächlich eher nach mittelgroßen bis großen Häusern schauen, wo halt auch wirklich Intensivtherapie betrieben wird und nicht jedes schwere ARDS sofort weiterverlegt wird.
Mittelgroße Häuser haben oft den Vorteil das es eine (große) allgemeine ITS gibt ohne weitere Aufteilungen - ein chirurgischer ITS-Patient hat halt ganz andere Probleme als ein neurologischer als ein internistischer - da ist man dann hinterher sicher sehr breit aufgestellt. Dafür hat man dort dann nicht umbedingt die maximal-invasiven Verfahren (ECLS, MARS, etc.) die man dann eher auf spezialisierten Intensivstationen beim Maximalversorger findet. Fachlich interessant (und vermutlich wirst du dort mit Kusshand genommen) können auch herzchirurgische Intensivstationen sein - wenn man mit den Persönlichkeiten von Herzchirurgen klarkommt...
Oder eben nach einem Jahr nochmal wechseln/ rotieren um ein wirklich breites Spektrum zu sehen. Stellen dürfte man überall problemlos finden und mit Zusatzbezeichnung Intensivmedizin auch als Oberarzt. Nachteil ist natürlich die 24/7 Arbeitszeiten und die oft frustranen Verläufe - aber da kann man als Internist sich nach 10 Jahren ja immer noch niederlassen ;-)

ninakatharina
28.02.2019, 19:55
Ich arbeite an der Uni, wir haben ne große intern. ITS auf der quasi alles gemacht wird außer spezifischere Kardio-Sachen (Herzzentrum ist extern da rotieren wir aber alle hin, auch auf die ICU). Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie jemanden mit dem von dir beschriebenen Profil mit kusshand nehmen würden. Ist nun grad ne ganz andere Ecke, aber ich schätze, das wird ganz im Westen auch nicht viel anders sein. Hospitiere doch mal an einem großen städtischen Haus und an der uni, dürfte es beides in dem Eck zur genüge geben!?

"normale Stationsarbeit" auf der Gastro, etc fand ich auch immer öd, in meinem Spezialfach aber prima, vor allem auf der Stammzelltransplantationseinheit. Aber das ist auch ne halbe ICU ;)

Julius86
01.03.2019, 10:17
Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Es freut mich schonmal, dass mein Plan nicht komplett verwegen erscheint.

Ja, mit Ausbildung hört sich das von TinkPink beschriebene genauso wie in meinem aktuellen Haus an. Man macht irgendwie alles mal, aber nichts wirklich strukturiert ausgebildet oder besonders gut.

Wie sind denn Eure Erfahrungen inwiefern man an größeren Häusern auf der ITS auch bei Diagnostik/Interventionen mitwirken kann?
Wenn (überspitzt formuliert) für Echo/TEE der Kardiologe, fürs Abomen-Sono der Gastroenterologe, für den Shaldon der Nephrologe, für die Intubation der Anästhesist und für die Broncho der Pneumologe angerufen wird, weil eben für alles immer irgendeiner greifbar ist, der nur das eine den ganzen Tag macht, ist das für das Sammeln praktischer Erfahrung ja eher hinderlich. Bin mir aber auch mangels Erfahrung unsicher, ob diese Darstellung eher ein Maximalversorger-Klischee als Realität darstellt.

Mich auf einer fachfremden Intensivstation zu bewerben, wie oben zum Beispiel die vorgeschlagene Herzchirurgie, hatte ich auchschon überlegt. Aber da fehlt doch dann die spezielle Weiterbildungsermächtigung, oder?

Corinna
01.03.2019, 10:46
Wie sind denn Eure Erfahrungen inwiefern man an größeren Häusern auf der ITS auch bei Diagnostik/Interventionen mitwirken kann?
Wenn (überspitzt formuliert) für Echo/TEE der Kardiologe, fürs Abomen-Sono der Gastroenterologe, für den Shaldon der Nephrologe, für die Intubation der Anästhesist und für die Broncho der Pneumologe angerufen wird, weil eben für alles immer irgendeiner greifbar ist, der nur das eine den ganzen Tag macht, ist das für das Sammeln praktischer Erfahrung ja eher hinderlich. Bin mir aber auch mangels Erfahrung unsicher, ob diese Darstellung eher ein Maximalversorger-Klischee als Realität darstellt.

Mich auf einer fachfremden Intensivstation zu bewerben, wie oben zum Beispiel die vorgeschlagene Herzchirurgie, hatte ich auchschon überlegt. Aber da fehlt doch dann die spezielle Weiterbildungsermächtigung, oder?


Klar wird tendentiell in großen Häusern alles eher spezifisch abgearbeitet, aber wenn du als Generalist Echo/Sono/Broncho kannst, solltest du es ja auch machen können. Liegt dann an der Struktur und Orga des Hauses und der Station, ob du als INtensivmediziner auch zB das TEE noch machst, Gastro sicher eher nicht. Aber wenn du für nen Pleurasono den Pulmologen rufen musst, läuft wohl was falsch.
Intensivmedizin ist ja eher noch jung als "eigenständige" Spezialisierung, kommt aber ja mehr und mehr. Liegt dann wirklich viel halt an der Organisation der Station und Zusammenarbeit mit den Spezialisten. Denen kanns ja aber eigentlich auch nur recht sein, wenn die Intensiv ihre 0815-Bronchos zB, und dann halt auch nachts, auch selber kann?

Ich würde auf jeden Fall empfehlen, einen Teil der Zeit für die ZB am Maximalversorger zu machen.
Bewerbungssituation als FA halte ich auch für unkompliziert, sodass man auch auf Arbeitsbedingungen achten kann.
WBO des Bundeslandes lesen, teils kann man 6 der 24 Monate fachfremd machen- finde ich sehr attraktiv und sinnvoll.

LasseReinböng
01.03.2019, 11:34
An meiner Klinik gibt es ein Dauerinserat für die ITS, das sich sowohl an Internisten als auch Anästhesisten richtet, gerichtet sowohl an WB-Assistenten als auch FÄ.
Unter den Internisten bei uns sind diejenigen, die tatsächlich freiwillig nach dem FA die Zusatzbezeichnung Intensiv machen, aber eine große Ausnahme...eine internistische Subspezialisierung oder gleich der Wechsel in die Niederlassung ist sicherlich sowohl finanziell als auch vom Aspekt der work/life Balance deutlich attraktiver und die wenigen internistischen OÄ bei uns auf der ITS sind nach 2-3 Jahren auch wieder weg.
24h Dienste gehen halt an die Substanz.

Ich denke der Markt ist aber gut und wenn man es als Bereicherung ansieht, warum nicht eine Zeit lang zumindest Intensiv machen und die Zusatzbezeichnung erlangen.

Für Gastros/Kolos kommt bei uns der Endoskopiedienst rein. TTEs werden selber gemacht, wenn es denn beherrscht wird, TEEs eigentlich nur durch die Kardiologie bzw. OÄ mit entsprechender Erfahrung ( aber eher selten). Da wird auch aus forensischen Gründen, z.B. vor Kardioversion, lieber der Kardiologe geholt.

Flexible Bronchsoskopien zur BAL bzw. Sekretmobilisation macht jeder Assi nach eins, zwei Wochen.

Julius86
01.03.2019, 16:48
Die Informationen helfen mir schonmal sehr weiter. Seid ihr, die auf größeren Intensivstationen arbeiten, denn mit der praktischen Ausbildung zufrieden? ZVK und Arterien lernt man ja eigentlich schon (selbst in einem mittelgroßen Haus wie bei uns) während der Intensivzeit für den Facharzt in angemessenen Zahlen. Aber kommt man dann an die erweiterten Sachen wie Tracheotomien, Passagere Schrittmacher und ggf. PEG, SPK und Jejunalsonden (falls nicht durch eine Spezialabteilung konsilarisch gemacht) heran als FA in WB zum Intensivmediziner?

@LasseReinböng
Wenn ihr Anästhesisten und Internisten einstellt, betreut ihr dann konservative und operative Patienten gemischt? Und werden die Internisten genauso wie die Anästhesisten eingesetzt? (oder läuft der Internist quasi immer nur als 2. Mann) In meinem jetzigen Haus betreuen wir die internistischen und getrennt die Anästhesie die operativen Patienten, wobei gerade die Oberärzte der Anästhesie schon sehr proaktiv die Meinung vertreten, Internisten hätte auf der Intensiv ausser für Konsilaruntersuchungen eigentlich nichts verloren.

Spitzenpumpe
01.03.2019, 17:22
Wie sehen eigentlich die Chancen für einen Fachwechsel aus, wenn man sich als FA für Anästhesie mit ZB Intensivmedizin in der Inneren als Intensivmediziner bewerben würde? Würden die einen als WB–Assistenten einstellen und bezahlen oder gibt einem die Stellensituation? Bin mehr Intensivmediziner als Saalanästhesist und habe keine Lust mehr auf meine Pflicht–OP–Einsätze.

LasseReinböng
01.03.2019, 20:48
@LasseReinböng
Wenn ihr Anästhesisten und Internisten einstellt, betreut ihr dann konservative und operative Patienten gemischt? Und werden die Internisten genauso wie die Anästhesisten eingesetzt? (oder läuft der Internist quasi immer nur als 2. Mann) In meinem jetzigen Haus betreuen wir die internistischen und getrennt die Anästhesie die operativen Patienten, wobei gerade die Oberärzte der Anästhesie schon sehr proaktiv die Meinung vertreten, Internisten hätte auf der Intensiv ausser für Konsilaruntersuchungen eigentlich nichts verloren.

Anästhesisten und Internisten machen bei uns grundsätzlich die gleiche Arbeit. Operative und internistische ITS sind räumlich (noch) getrennt und Internisten behandeln überwiegend internistische und die Anästhesie überwiegend operative Patienten aber es ist schon ein großer Mix da und teilweise hat man dann doch zu 50% Patienten des jeweiligen anderen Fachs...je nachdem, wo noch Betten frei sind landet halt der Patient. Also auch der Internist kann das Polytrauma oder die SAB bekommen. Insgesamt sind aber "operative" Patienten einfach auch häufiger, zumindest in meinem Haus (nichtuniversitärer Maximalversorger). Vielleicht ist sowas für den Einstieg ganz gut. Spezielle Organersatzverfahren haben wir z.B. allerdings nicht bis auf Dialyse und ganz selten iLA bzw. vvECMO. Wenn es wirklich ITS sein soll kann man ja dann immer noch mal an ein universitäres Haus gehen für spezielle Dinge.

Die Ansicht eurer Anästhesisten kann ich als Narkosearzt nicht teilen...die Internisten bei uns kriegen das alles ohne Hilfe von der Anästhesie hin. Und es ist schon praktisch, internistisches Hintergrundwissen zu haben bzw. apparativ-diagnostisch was zu können und differenzialdiagnostisch besser aufgestellt zu sein. Da arbeiten bei uns erfahrene Anästhesisten jahrzehntelang auf der ITS aber wenn es um Abdomen-Sono, TTE, Nierensono usw. geht muß immer ein Konsil gestellt werden...der Internist macht dann manches eben einfach mal selber.

Ich kenne auch Häuser in meiner Umgebung, wo Internisten mehr IMC-Tätigkeiten ausüben und ein Patient, sobald er intubations- oder katecholaminpflichtig wird zu den Anästhesisten wandert. Möglicherweise resultiert dann aus solch einer Arbeitsteilung die Haltung bestimmter Anästhesisten, daß Internisten es nicht drauf haben... oder es sind Minderweretigkeitskomplexe ? :-)

Mano
01.03.2019, 23:02
Auf eine Intensivstation gehört ein Intensivmediziner und kein Internist/ Anästhesist/ whatever :-peng

Was die Station selber macht und wofür Konsile gestellt werden ist auch aus meiner Sicht sehr abhängig von Haus/ Abteilung/ Politik und vor allem auch individueller Entscheidung durch die jeweiligen ITS-Oberärzte. Generell gilt aber sicher: Was man kann macht man selber; was man nicht kann, kann man aber eben auch schwer auf der ITS lernen. Dafür sind die Fallzahlen an PEGs/ TEEs usw. oft einfach zu gering. Häufig kenne ich es aber auch so, dass Rountine-Eingriffe von Station gemacht werden und für die Bronchoskopie zur Probenentnahme/ TEE vor Klappenersatz/ Tracheotomie bei Struma eben die jeweiligen Fachabteilungen gerufen werden.

Julius86
02.03.2019, 16:59
@ LasseReinböng
Darf ich fragen, in welcher Ecke Deutschlands sich Dein Krankenhaus befindet?

@all
Vielen Dank für Eure Meinungen und Einschätzungen. Hat noch jemand Tipps für die von mir angepeilten Region für empfehlenswerte Kliniken mit größerer internistischer Intensivmedizin? (alles zwischen Köln, Düsseldorf, Koblenz und Aachen käme infrage, darf auch gerne eine ansonsten nicht so attraktive Stadt sein, geht ja "nur" um die Arbeitsstelle)

LasseReinböng
03.03.2019, 10:53
@ LasseReinböng
Darf ich fragen, in welcher Ecke Deutschlands sich Dein Krankenhaus befindet?


Klinik befindet sich im Nordwesten :-)

Ac2012
03.03.2019, 12:26
Ich kann ein bisschen was vom PJ auf der kardiologischen ITS im Uniklinikum Aachen berichten: Die Station betreut primär kardiologische und pneumologische, weniger auch onkologische und thoraxchirurgische Patienten, für gastroenterologische und primär nephrologische Patienten gibt es eine weitere ITS. Also ein relativ spezialisiertes (und vor allem sehr krankes) Patientengut mit viel ECMO, Z.n. Reanimation etc. Die oberärztliche Betreuung fand ich im Vergleich zu den operativen Intensivstationen sehr gut, tagsüber ist immer ein fester OA auf der Station. Für die praktische Erfahrung ist es glaube ich recht brauchbar, die Assistenten haben unter Aufsicht einiges selbst gemacht (PAK-Anlage, Punktionstracheotomie, Bronchoskopie, Intubationen etc.). Bzgl. Echo, TEE oder gar Kathetern gilt auch hier: Was man nicht vorher schon kann, wird man auf der ITS wohl eher nicht gut lernen. Typisch Uniklinik findet man natürlich immer irgendeinen Experten, den man rufen kann, aber gerade im Dienst muss man dann doch einiges selbst erledigen. Es gibt immer ein paar Fachärzte (Internisten und Anästhesisten) auf der Station, die die spezielle Intensiv machen. Bei der aktuellen Stellensituation wirst du glaube ich als Facharzt relativ problemlos eine Stelle finden, aber das ist wohl mittlerweile in fast allen Häusern incl. Unikliniken der Fall. Gutes habe ich auch von der Inneren im KH Eschweiler gehört, der dortige Chef ist bekanntermaßen sehr Intensiv-affin und man wird wohl als Assistent ganz gut ausgebildet, aber das weiß ich nur vom Hörensagen..

Julius86
10.03.2019, 12:03
Vielen Dank für Eure ganzen Erfahrungsberichte. Darf ich gerade diejenigen, die an größeren Häusern arbeiten, fragen, wie eigenständig ihr tagsüber und vorallem nach der Regelarbeitszeit Entscheidungen trefft und auch in Notfallsituationen Verantwortung übernehmen müsst? Auch wenn das die stressigsten Dienste sind, so lernt man (subjektiv) ja gerade für Akutsituationen am meisten, wenn der OA (oder ein anderer deutlich erfahrerener Kollege) eben nicht dabei ist (und einfach alles macht). Und auch wenn man selber überlegen muss, welche Antibiose man jetzt nimmt, welches Katecholamin- oder Sedierungsregime und auch Probleme die damit einhergehen lösen muss, lernt man ja häufig mehr, als wenn man vom OA angeordnetes einfach umsetzt.

@LasseReinböng
Wenn du Nordwesten sagst aber vermutlich nicht mehr in erreichbarer Distanz aus dem Kölner Raum?

@ Ac2012
Das hört sich natürlich schon sehr spezialisiert an. Aber die Betreuung scheint ja gut zu sein wie du beschreibst.

freak1
10.03.2019, 15:09
Würde dann aber tatsächlich eher nach mittelgroßen bis großen Häusern schauen, wo halt auch wirklich Intensivtherapie betrieben wird und nicht jedes schwere ARDS sofort weiterverlegt wird.

Schwere ARDS als Kriterium zu nehmen finde ich ein bisschen fragwürdig. Die verlegen z.T. Unikliniken nicht ohne Grund in die "richtigen" ARDS-Zentren.

Ich arbeite an einem solchen Maximalversorger der (sehr) hohe Zahlen an ECMO/ECLS (teilweise auch MARS) und co. hat und regelmäßig aus ganz Deutschland ARDS Patienten an der ECMO zuverlegt bekommt. Die Kollegen der anderen Intensivstationen sind heilfroh wenn sie einen Patienten mit schwerem ARDS auf die entsprechende Intensiv verlegen können, eben weil unsere Anästhesisten sich damit richtig gut auskennen.

Das ist nichts was man im mittelgroßen Wald-und-Wiesen-KH machen sollte, schon alleine weil einem die Fallzahlen fehlen.

kartoffelbrei
11.03.2019, 08:29
Unser Haus ist auch deutlich zu weit nördlich für dich, hätte aber sonst deine Anforderungen erfüllt. Unsere herzchirurgische ITS ist anästhesiologisch geführt, man kann ziemlich selbstbestimmt arbeiten und es gibt viele Möglichkeiten für TTE/TEE. Es werden auch andere Fächer außer Anästhesie oder Herzchirurgie genommen, wenn intensivmedizinische Erfahrung vorliegt.

LasseReinböng
14.03.2019, 17:48
@LasseReinböng
Wenn du Nordwesten sagst aber vermutlich nicht mehr in erreichbarer Distanz aus dem Kölner Raum?



Nein, sind 3h mit der Bahn.

Odile1
19.03.2019, 14:57
Hallo :) Ich habe eine Frage, die in eine ähnliche Richtung geht wie der erste Beitrag in diesem Thema.
Ich arbeite zur Zeit im ersten Jahr in der Chirurgie (war von Anfang an nur als Fremdjahr geplant) und merke immer mehr, dass mir die Notfallmedizin am meisten Spaß macht. Stationsarbeit ist dafür nicht so meines :-dagegen
Mein Plan ist, meine nächste Stelle in der Inneren zu suchen (mit dem Ziel, dort einen Facharzt zu machen). Ich habe mich mal ein bisschen durch die WBO gelesen: es gibt wenn ich das richtig verstehe keine Mindestzeit, die ich auf Station verbringen muss, oder? Wäre es möglich, einen Großteil der Weiterbildung in der Notaufnahme zu sein? Und ist das aus eurer Sicht sinnvoll? Immer vorausgesetzt natürlich, ich finde einen Arbeitgeber, der mir das ermöglichen würde.
Vielen Dank und liebe Grüße :)

Heerestorte
19.03.2019, 19:51
Hallo :) Ich habe eine Frage, die in eine ähnliche Richtung geht wie der erste Beitrag in diesem Thema.
Ich arbeite zur Zeit im ersten Jahr in der Chirurgie (war von Anfang an nur als Fremdjahr geplant) und merke immer mehr, dass mir die Notfallmedizin am meisten Spaß macht. Stationsarbeit ist dafür nicht so meines :-dagegen
Mein Plan ist, meine nächste Stelle in der Inneren zu suchen (mit dem Ziel, dort einen Facharzt zu machen). Ich habe mich mal ein bisschen durch die WBO gelesen: es gibt wenn ich das richtig verstehe keine Mindestzeit, die ich auf Station verbringen muss, oder? Wäre es möglich, einen Großteil der Weiterbildung in der Notaufnahme zu sein? Und ist das aus eurer Sicht sinnvoll? Immer vorausgesetzt natürlich, ich finde einen Arbeitgeber, der mir das ermöglichen würde.
Vielen Dank und liebe Grüße :)

Wieso nicht Anästhesie, wenn du Station nicht magst und Notfallmedizin machen willst?
Da wäre das doch das perfekte Fach!