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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur: Arzt will nicht mehr mit mir zusammenarbeiten



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passerdomesticus
15.03.2019, 11:01
Hallo!

Ich mache zur Zeit eine Famulatur in der Anästhesie in einem ambulanten OP-Zentrum.
Bis jetzt war ich mega zufrieden, nur ein Arzt stellt für mich ein Problem dar. Ich will gleich im Voraus sagen, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Ärzten gut klappt und es da keine Probleme gibt.

Diese Nachricht wird etwas länger, ich möchte das Geschehene so ausführlich wie möglich darstellen, dass ihr euch in die Geschichte hineinversetzen und das Ganze nachvollziehen könnt.

Vor gut zwei Wochen gab es folgende Situation:

Ich war zu diesem Zeitpunkt den 4. Tag in diesem Betrieb und hatte die 3 Tage zuvor mit dem Chef persönlich zusammengearbeitet, was ohne Probleme geklappt hat. An besagtem Tag kam zum ersten mal ein neuer Arzt und nach kurzem, gegenseitigen Vorstellen ging es auch gleich los. Der erste Patient war schon da und der Arzt drückte mir einen Stapel Befunde vom Hausarzt und den Narkose-Aufklärungsbogen in die Hand und meinte: „In 3 Minuten will ich von Ihnen alles über den Patienten wissen“. Soweit so gut, ich hab mir die Akten durchgeschaut, habe aber das Ganze dann nicht so perfekt hinbekommen, wie es der Arzt erwartet hatte.
Im OP fand dann ein regelrechtes Kreuzverhör statt - ich wurde ausgefragt und kam bei gewissen Fragen echt ins Straucheln und musste oft zugeben, dass ich es nicht weiß. Ich habe gerade das 2. klinische Semester hinter mir, hatte auch Anästhesie im vergangenen Semester und habe die Prüfung mit einer 2 abgeschlossen (um einen Punkt hab ich die 1 verfehlt), aber die Fragen des Arztes waren manchmal so tiefgreifend und gingen ins Detail, außerdem muss ich zugeben, dass ich manches auch schon wieder vegessen habe.
Der Arzt merkte genau, dass ich noch nicht so sicher im Stoff bin, lies aber nicht locker, sondern es wurde immer schlimmer. Falsche Antworten wurden teilweise auch etwas ins Lächerliche gezogen, die falschen Antworten wurden von ihm wiederholt und laut ausgesprochen und dazu gab er einen Kommentar ab. Das ganze OP-Team hat es mitbekommen und mir war die Situation sehr unangenehm. Er hat mir während dem Ausfragen auch gesagt, dass ich mit so einem
Wissen und so einer unsicheren Ausstrahlung das Staatsexamen nicht schaffen werde und hat meinen Sprachstil kritisiert, weil ich zu der Frage was ASS im Körper macht, dies wie folgt erklärt habe: „ASS hemmt ein Enzym, die sogenannte COX. Es gibt die COX 1 und 2, das sind Enzyme, die eine Rolle in der Prostaglandinsynthese spielen...“ . Er hat darauf gesagt, dass ich so nicht mit den Prüfern im Staatsexamen reden kann, sondern dass als schlagfertige Antwort kommen muss: „ASS ist ein selektiver COX-Hemmer“.

Ich war an diesem Tag sowieso nicht in der besten Verfassung und die ganze Situation hat mich so gestresst, dass ich nach gut 2 Stunden Kreuzvehör eingeknickt bin und gemerkt habe, dass mir die Tränen ins Gesicht steigen. Um mir die Blöße vor dem ganzen Team nicht zu geben, hab ich den OP verlassen und habe mich ins Büro zurückgezogen, wo ich erstmal geweint hab. Die Anästhesie-Pflegekraft ist auf mich zugekommen und hat dann auch dem Arzt Bescheid gesagt, dass es mir zuviel wurde und dass ich eine Pause mache.
Anschließend bin ich in den Aufwachraum gegangen und hab mich dort versucht abzulenken, hab Nadeln gelegt etc. Ich hatte ehrlich gesagt Angst zurück zu dem Arzt zu gehen.
Vom Arzt wurde ich den ganzen Tag dann ignoriert, einmal ging ich dann doch kurz in den OP zurück, hab aber dann gemerkt, dass ich unerwünscht bin und bin dann nach Absprache mit der Anästhesie-Pflegekraft vor Dienstschluss nach Hause gefahren.

Die Wochen nach dem Vorfall liefen mit den anderen Ärzten wieder gut, aber gestern kam dann der Super-GAU, als der besagte Arzt wiederkam.

Ich wollte mit ihm das Gespräch suchen, wollte meine Situation erklären und sagen, dass ich sehr an einer guten Zusammenarbeit interessiert bin. Jedoch kam ich nicht so weit und nach 2 ausgesprochenen Wörtern, fiel er mir ins Wort. Er sagte, dass er in seiner gesamten Laufbahn noch nie so eine schlechte Studentin gesehen hat, wie mich, die zudem noch so ein Verhalten an den Tag legt. Am liebsten wollte er meine Uni verständigen und dort nachfragen, was dort eigentlich gelehrt wird. Er sagte, dass ich null wusste und dass sogar 17-jährige Praktikanten mehr über Schmerzmittel bescheid wissen, als ich. Auch meinte er, dass er sich frage, wie ich die Anästhesieprüfung überhaupt bestanden habe und dass er mich beim letzten Mal am liebsten schon nach den ersten 5 Minuten rausgeschmissen hätte. Er hat mir geraten mein Studium abzubrechen und mir was anderes zu suchen, denn seiner Meinung nach bin ich in keinster Weise geeignet für den Arztberuf - ich habe weder das nötige Wissen noch die psychische Verfassung dazu.
Auf die Frage, ob wir trotzdem einen Neustart machen könnten, erwiderte er, dass er von mir nichts mehr wissen will, er behandelt mich den restlichen Tag wie Luft und ich kann mir
überlegen, ob ich mich in den Aufwachraum verkrieche, wieder den ganzen Tag rumstehe oder gleich nach Hause fahre. Er wollte mir dann abschließend noch die Hand geben und hat mir ein schönes Leben gewunschen, ich hab den Händedruck aber nicht erwidert.

Zwischendurch habe ich versucht mich zu wehren, weil es nicht stimmt, dass ich nichts weiß und dass ich nicht für den Beruf geeignet bin. Aber daraufhin hat er mir zu verstehen gegeben, dass es eine Frechheit von mir ist, Widerstand zu setzen.


Es hat mich sehr verletzt und ich stand erstmal da und stand unter Schock.
Ein ehemaliger Oberarzt benimmt sich einem unerfahrenen Famulanten gegenüber so - hat das was mit Professionalität zu tun?
Es war vielleicht nicht die beste Entscheidung den OP zu verlassen und zu heulen, aber in dem Moment ging es nicht anders und ich hätte ihm das ja auch gesagt, dass ich nächstes mal besser reagieren werde, aber das hab ich dann nicht mehr rausgebracht, weil mir die Stimme versagt hat.


War mein Verhalten denn so verwerflich, dass mir dieser Arzt keine zweite Chance mehr gibt?
Ich komm mit dieser Situation nicht so gut klar und möchte deshalb euch als Außenstehende fragen, wie ihr das beurteilt.


Danke schon im Vorraus für Antworten!

Liebe Grüße!

Hoppla-Daisy
15.03.2019, 11:24
Ganz ehrlich? Aufstehen, Krönchen richten, abhaken, weitermachen. Und ich würde wohl meinerseits die Uni verständigen (sofern Lehrpraxis) und mich dort über die unmöglichen Zustände beschweren.

Ich weiß, es ist schwer, so etwas abzuhaken. Aber dass das menschlich unter aller Sau war, brauch ich wohl nicht zu betonen. Geht gar nicht! Es scheint mir eher, als sei dieser ehemalige Oberarzt einfach ziemlich frustriert von was auch immer. Anders kann ich mir so ein Verhalten nicht erklären. Einen Studenten (zumal im 2. klinisch Semester) so dermaßen runter zu putzen - und das auch noch vor der versammelten Mannschaft - zeugt nicht von besonderer menschlicher Größe. Und du kannst dir ziemlich sicher sein, dass er sich mit diesem Verhalten eigentlich am meisten selbst disqualifiziert hat. Auch beim OP-Team, die das alles mitbekommen haben.

Wer ist denn da der Chef? Hast du mal mit dem darüber gesprochen? Falls nicht, würd ich das wohl am Ende tun. Dass du Studierender bist und erwartet hast, dass man dir ein wenig etwas beibringt, anstatt deine Unfähigkeit öffentlich zu mokieren.

Wie gesagt, es ist schwer, das abzuschütteln. Aber fang bloß nicht an, an dir und deinem Wissen zu (ver-) zweifeln!

Kopf hoch!

PS: Ach ja, ich hab sowas auch schon einmal sowas Ähnliches in meiner allerersten Famulatur erlebt. Seltsamerweise waren alle anderen mit meiner "Arbeit" und meinem Wissen total zufrieden, so dass ich sogar noch mehrere Famulaturen dort absolvierte (er war dann gottseidank auch schon in Rente)

kreuzheld
15.03.2019, 11:27
Es gibt tatsächlich eine Sache die Du lernen musst - solche Spinner nicht zu ernst zu nehmen. Klingt blöd ist aber unheimlich wichtig.

Gerade in der Medizin finden sich solche Leute gehäuft. Sein Verhalten ist erbärmlich. Schaff' Dir eine Strategie an um mit sowas umzugehen - und lass es nicht zu nah an Dich ran. Schüttel' es ab und schaff Dir ein paar Vokabeln und Sprüche an um beim nächsten Spinner adäquat zu reagieren.

Es gibt keinen Grund für sein Verhalten - ausser Probleme die er selbst hat - für die Du nichts kannst.

Evaluier' die Famulatur - schreib einen Bericht und im Zweifel sprich / schreib mit der Uni und seinem Vorgesetzten. Man kann sich nicht alles gefallen lassen und auch als Famulant hast Du Rechte: Du bist zum Lernen dort. Sieh' es als Lektion an der Du persönlich reifen kannst und sei froh das Sie jetzt auftaucht und nicht später im Leben - denn dann hast Du bereits eine Antwort auf solche Affen. Je schneller Du Dich später positionieren kannst desto besser auch für Deine persönliche Laufbahn und ggf. Karriere. Also: Schütteln und weitermachen.

Feuerblick
15.03.2019, 11:29
Sei doch froh, dass diese Pappnase dir keine weitere Chance mehr geben will. Geh zum Chef, sag ihm, dass der Kollege nicht mehr mit dir arbeiten möchte und dass du dich auch nicht in der Lage siehst, angesichts der Anschuldigungen und seines Verhaltens mit ihm zu arbeiten und mach den Rest der Famu bei anderen Ärzten des Zentrums. Aus und Ende. Soll er sich einen anderen Studenten suchen, den er fertigmachen kann.
Solchen Idioten wirst du immer wieder begegnen. Gerade unter den Oberärzten gibt es solche Typen nicht selten, die sich selbst nur toll finden, wenn sie andere dissen können. Aufstehen, Krone richten, weitermachen.
Als Famulus musst du eigentlich gar nix wissen bei solchen Fragerunden.

Und kleiner Tipp fürs nächste Mal: Solche Leute werden genau dann friedlich, wenn du ihnen klarmachst, dass du dir das nicht gefallen lässt. Sobald sie dich in die Defensive drängen können, fühlen sie sich toll und machen weiter. Wenn du dich aber hinstellst und sagst „Hey, das wird mir jetzt alles zuviel. Ich bin Famulant und muss das alles jetzt noch nicht wissen sondern SIE sollen mir das beibringen. Und ob ich mein Stex irgendwann schaffe, kann man jetzt überhaupt noch nicht beurteilen. Also lassen sie das!“, dann ist vermutlich schnell Ruhe.

Paradoc
15.03.2019, 11:39
Hui, das klingt ja wirklich übel! Tut mir echt leid, dass du so eine Erfahrung machen musstest. Leider begegnet man solchen Charakteren wie dem von dir beschriebenen Exemplar immer mal wieder, auch wenn das in dieser Form zum Glück doch eher die Ausnahme ist. Der Arzt scheint den Sinn einer Famulatur völlig missverstanden zu haben - es sollte keine Prüfungsathmosphäre herrschen, sondern die Studierenden sollten in ihrem Interesse und ihren Fähigkeiten an dem jeweiligen Fachgebiet bestärkt und gefördert werden. Natürlich dürfen Fragen gestellt werden - einerseits um auszuloten, welche Aufgaben entsprechend dem Ausbildungsstand zumutbar und vertretbar sind, vor allem aber, um positive Anreize zu schaffen, das Wissen in bestimmten Bereichen weiter zu vervollständigen. Dich dabei ins Lächerliche zu ziehen, ist absolut unfair und kontraproduktiv. Du darfst zum jetztigen Zeitpunkt soviel nicht wissen, wie du möchtest. Auch die geäußerte Einschätzung, dass du für den Beruf nicht geeignet seiest, ist wirklich anmaßend. Wenn er das für sich denkt, bitte schön - dir ein derartiges Feedback zu geben ist aber nicht seine Aufgabe und geht mit keinem Gewinn einher (außer vielleicht, dass er sich vor dem Team dabei sehr toll fühlt, wobei ich nicht glaube, dass das Team diese Sichtweise teilt).

So wie du die Situation beschreibst, hast du alles getan, um für eine Klärung zu sorgen - ihm war dabei aber sein Rechthaben wichtiger. Solche Personen sind wirklich eine "Bereicherung" für jedes Team und sollten sich eigentlich mal fragen, wer hier ungeeignet ist. Ich kann dir nur raten, dich nicht entmutigen zu lassen und dich trotz dieses Vorfalls auf die nächste Famulatur zu freuen, die dir dann hoffentlich, wie auch die positive Zusammenarbeit mit den anderen Ärzten, bestätigt, dass solche Erfahrungen zwar vorkommen können, aber nicht die Regel sind und du mit Spaß und Motivation deine Praktikumstage verbringst.

Alles Gute!

throni
15.03.2019, 12:23
Du musst dir vor allem klarmachen, dass das Verhalten solcher Menschen nichts aber auch gar nichts mit dir selber zu tun hat. Da geht es entweder um den projektiven Abbau persönlicher Frustration oder, tieferliegend, um die narzisstische Stabilisierung eines zu geringen Selbstwertgefühls. Vor allem als "kleiner" Famulant wird eine direkte Konfrontation mit solchen Individuen nichts bringen. Ansonsten wurde hier ja schon viel geschrieben. Du wirkst in deinem Schreiben verständlicherweise verunsichert, aber das ist eigentlich nicht nötig.

passerdomesticus
15.03.2019, 13:23
Vielen Dank für deine Nachricht.

Die Praxis ist leider keine Lehrpraxis. Ich bin dort auch die erste Famulantin überhaupt. Der Chef ist sehr sympathisch und ich habe mit ihm vor der Famulatur telefoniert. Er meinte, dass er mir soviel wie möglich über Anästhesie beibringen möchte und das hat mich überzeugt. Das Problem liegt nicht an der Praxis selbst, sondern nur an diesem einen Arzt. Der Rest vom Team ist super.

Inzwischen habe ich mit dem Chef auch schon gesprochen. Ihm ist es sehr unangenehm und er wird ein persönliches Gespräch mit seinem Mitarbeiter führen. Wir haben auch schon eine Lösung gefunden für diejenigen Tage an denen der besagte Arzt wieder Dienst hat - ich werde da einfach an einem anderen Standort eingesetzt. Es gab wohl schon häufiger Probleme mit ihm.


Ich werde wohl noch ein paar Tage brauchen, um das zu überwinden. Aber aufgeben tu ich bestimmt nicht und bald wird meine Krone auch wieder perfekt sitzen. Als „kleine“ Studentin zweifelt man nach so einer Ansage natürlich an sich selbst, sucht den Fehler bei sich und reflektiert sein eigenes Verhalten.

Und schade zu hören, dass es dir auch mal so ähnlich ging!

passerdomesticus
15.03.2019, 13:26
Vielen Dank für deine Nachricht.

Die Praxis ist leider keine Lehrpraxis. Ich bin dort auch die erste Famulantin überhaupt. Der Chef ist sehr sympathisch und ich habe mit ihm vor der Famulatur telefoniert. Er meinte, dass er mir soviel wie möglich über Anästhesie beibringen möchte und das hat mich überzeugt. Das Problem liegt nicht an der Praxis selbst, sondern nur an diesem einen Arzt. Der Rest vom Team ist super.

Inzwischen habe ich mit dem Chef auch schon gesprochen. Ihm ist es sehr unangenehm und er wird ein persönliches Gespräch mit seinem Mitarbeiter führen. Wir haben auch schon eine Lösung gefunden für diejenigen Tage an denen der besagte Arzt wieder Dienst hat - ich werde da einfach an einem anderen Standort eingesetzt. Es gab wohl schon häufiger Probleme mit ihm.


Ich werde wohl noch ein paar Tage brauchen, um das zu überwinden. Aber aufgeben tu ich bestimmt nicht und bald wird meine Krone auch wieder perfekt sitzen. Als „kleine“ Studentin zweifelt man nach so einer Ansage natürlich an sich selbst, sucht den Fehler bei sich und reflektiert sein eigenes Verhalten.

Und schade zu hören, dass es dir auch mal so ähnlich ging!

Die Nachricht bezieht sich auf Hoppla Daisy.

passerdomesticus
15.03.2019, 13:32
Es gibt tatsächlich eine Sache die Du lernen musst - solche Spinner nicht zu ernst zu nehmen. Klingt blöd ist aber unheimlich wichtig.

Gerade in der Medizin finden sich solche Leute gehäuft. Sein Verhalten ist erbärmlich. Schaff' Dir eine Strategie an um mit sowas umzugehen - und lass es nicht zu nah an Dich ran. Schüttel' es ab und schaff Dir ein paar Vokabeln und Sprüche an um beim nächsten Spinner adäquat zu reagieren.

Es gibt keinen Grund für sein Verhalten - ausser Probleme die er selbst hat - für die Du nichts kannst.

Evaluier' die Famulatur - schreib einen Bericht und im Zweifel sprich / schreib mit der Uni und seinem Vorgesetzten. Man kann sich nicht alles gefallen lassen und auch als Famulant hast Du Rechte: Du bist zum Lernen dort. Sieh' es als Lektion an der Du persönlich reifen kannst und sei froh das Sie jetzt auftaucht und nicht später im Leben - denn dann hast Du bereits eine Antwort auf solche Affen. Je schneller Du Dich später positionieren kannst desto besser auch für Deine persönliche Laufbahn und ggf. Karriere. Also: Schütteln und weitermachen.


Danke für deine Nachricht!
Du hast vollkommen recht. Ich werde versuchen die ganze Geschichte aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich kann daraus für die Zukunft lernen und so betrachtet kann man wirklich froh sein, dass das jetzt schon passiert ist, als dass ich später erst als Ärztin mit sowas konfrontiert werde. Sicherlich ist es mega unangenehm im Moment, aber später kann ich bestimmt über diesen Arzt lachen.

Hoppla-Daisy
15.03.2019, 13:43
Ich hatte mich damals während einer langen OP beim Hakenhalten mal gestreckt und leicht bewegt (ohne die Haken wirklich locker zu lassen, hatte aber eben eine kleine Reckbewegung gemacht).

"Was ist los? Wird Ihnen das hier zu anstrengend? Dann sollten Sie vielleicht was Patientenfernes machen, wo Sie sich nicht anstrengen müssen. Vielleicht Labormedizin.... oder aber, vielleicht hören Sie auch am besten ganz mit dem Studium auf und suchen sich ein anderes Betätigungsfeld".

Aber es freut mich für dich, dass du das Gespräch mit dem Chef gesucht hast. Ist ja auch was Konstruktives bei herum gekommen :-top.

Man muss sich echt nicht alles gefallen lassen! Auch nicht als Student (das Pendant des "Stifts" im Ausbildungsbetrieb).

passerdomesticus
15.03.2019, 13:45
Sei doch froh, dass diese Pappnase dir keine weitere Chance mehr geben will. Geh zum Chef, sag ihm, dass der Kollege nicht mehr mit dir arbeiten möchte und dass du dich auch nicht in der Lage siehst, angesichts der Anschuldigungen und seines Verhaltens mit ihm zu arbeiten und mach den Rest der Famu bei anderen Ärzten des Zentrums. Aus und Ende. Soll er sich einen anderen Studenten suchen, den er fertigmachen kann.
Solchen Idioten wirst du immer wieder begegnen. Gerade unter den Oberärzten gibt es solche Typen nicht selten, die sich selbst nur toll finden, wenn sie andere dissen können. Aufstehen, Krone richten, weitermachen.
Als Famulus musst du eigentlich gar nix wissen bei solchen Fragerunden.

Und kleiner Tipp fürs nächste Mal: Solche Leute werden genau dann friedlich, wenn du ihnen klarmachst, dass du dir das nicht gefallen lässt. Sobald sie dich in die Defensive drängen können, fühlen sie sich toll und machen weiter. Wenn du dich aber hinstellst und sagst „Hey, das wird mir jetzt alles zuviel. Ich bin Famulant und muss das alles jetzt noch nicht wissen sondern SIE sollen mir das beibringen. Und ob ich mein Stex irgendwann schaffe, kann man jetzt überhaupt noch nicht beurteilen. Also lassen sie das!“, dann ist vermutlich schnell Ruhe.

Danke für deine Nachricht.
Du hast vollkommen recht.

Beim Chef war ich schon und er findet das Verhaltem seines Mitarbeiters auch als sehr fragwürdig. Ich werde jetzt nur noch mit den anderen Anästhesisten zusammenarbeiten und darüber bin ich wirklich glücklich.

Gerade als junge Studentin ist es für mich schwierig so einem Arzt selbstbewusst gegenüber zu treten und ihm die Meinung zu sagen. Ich stehe dann da mit zittriger Stimme und mir schießen vor Wut/Enttäuschung/Ärger auch schnell die Tränen in die Augen. Ich muss da noch viel Übung darin bekommen, aber sehe es optimistisch, dass ich irgendwann für solche Situationen gewappnet bin und selbstsicher auftrete.

passerdomesticus
15.03.2019, 13:57
Hui, das klingt ja wirklich übel! Tut mir echt leid, dass du so eine Erfahrung machen musstest. Leider begegnet man solchen Charakteren wie dem von dir beschriebenen Exemplar immer mal wieder, auch wenn das in dieser Form zum Glück doch eher die Ausnahme ist. Der Arzt scheint den Sinn einer Famulatur völlig missverstanden zu haben - es sollte keine Prüfungsathmosphäre herrschen, sondern die Studierenden sollten in ihrem Interesse und ihren Fähigkeiten an dem jeweiligen Fachgebiet bestärkt und gefördert werden. Natürlich dürfen Fragen gestellt werden - einerseits um auszuloten, welche Aufgaben entsprechend dem Ausbildungsstand zumutbar und vertretbar sind, vor allem aber, um positive Anreize zu schaffen, das Wissen in bestimmten Bereichen weiter zu vervollständigen. Dich dabei ins Lächerliche zu ziehen, ist absolut unfair und kontraproduktiv. Du darfst zum jetztigen Zeitpunkt soviel nicht wissen, wie du möchtest. Auch die geäußerte Einschätzung, dass du für den Beruf nicht geeignet seiest, ist wirklich anmaßend. Wenn er das für sich denkt, bitte schön - dir ein derartiges Feedback zu geben ist aber nicht seine Aufgabe und geht mit keinem Gewinn einher (außer vielleicht, dass er sich vor dem Team dabei sehr toll fühlt, wobei ich nicht glaube, dass das Team diese Sichtweise teilt).

So wie du die Situation beschreibst, hast du alles getan, um für eine Klärung zu sorgen - ihm war dabei aber sein Rechthaben wichtiger. Solche Personen sind wirklich eine "Bereicherung" für jedes Team und sollten sich eigentlich mal fragen, wer hier ungeeignet ist. Ich kann dir nur raten, dich nicht entmutigen zu lassen und dich trotz dieses Vorfalls auf die nächste Famulatur zu freuen, die dir dann hoffentlich, wie auch die positive Zusammenarbeit mit den anderen Ärzten, bestätigt, dass solche Erfahrungen zwar vorkommen können, aber nicht die Regel sind und du mit Spaß und Motivation deine Praktikumstage verbringst.

Alles Gute!


Vielen Dank für deine Antwort!

Ich sehe den Sinn einer Famulatur auch darin, dass der Wissensstand des Studenten durch den Arzt erweitert werden sollte und dass man nicht erwarten kann, dass ein Student bereits schon alles weiß, wie ein Arzt kurz vor seiner Facharztprüfung.

Gegen Fragen an mich hab ich nichts einzuwenden - auch die anderen Ärzte fragen mich was, entweder ich kann es beantworten und sie knüpfen an dem an oder ich kann es nicht beantworten und sie erklären es mir. So stelle ich es mir im Normalfall auch vor.

Entmutigen lassen tu ich mich auf keinen Fall, sicherlich bin ich verletzt und lieg momentan noch am Boden, aber ich kämpfe mich schon zurück! Ich habe durch andere Ärzte und auch in meiner letzten Famulatur öfters Lob bekommen und das zählt letztendlich.
Traurig, dass ein solch erfahrener Arzt, der sicherlich auch schon Rückschläge in seiner beruflichen Laufbahn hatte (wie jeder Mensch) so unsensibel ist und kein Verständnis für Schwäche/Fehler hat.

passerdomesticus
15.03.2019, 14:00
Du musst dir vor allem klarmachen, dass das Verhalten solcher Menschen nichts aber auch gar nichts mit dir selber zu tun hat. Da geht es entweder um den projektiven Abbau persönlicher Frustration oder, tieferliegend, um die narzisstische Stabilisierung eines zu geringen Selbstwertgefühls. Vor allem als "kleiner" Famulant wird eine direkte Konfrontation mit solchen Individuen nichts bringen. Ansonsten wurde hier ja schon viel geschrieben. Du wirkst in deinem Schreiben verständlicherweise verunsichert, aber das ist eigentlich nicht nötig.

Danke für deine Worte.
Ich denke auch, dass der Arzt ziemliche Probleme mit sich selbst hat, anders kann ich es mir nicht erklären.
Ich habe es anfangs wirklich persönlich genommen, aber nach all den Nachrichten hier, denke ich auch, dass es nicht an mir liegt.

Rettungshase
15.03.2019, 21:10
Als Famulus musst du eigentlich gar nix wissen bei solchen Fragerunden.

Hm.. also ich erwarte von einem Famulanten schon so grob, dass er zumindest mal kurz in ein Buch über mein Fachgebiet reingeguckt hat, bevor er bei meinen Patienten intubieren, Arterie legen und sonstwas machen will. Nun aber zurück zum Thema :)

@ passerdomesticus:
Damit du an dieser blöden Situation ggf. wachsen kannst:
Wenn Kritik kommt, muss man sich immer Folgendes fragen:
1) Ist die Kritik angebracht und sinnvoll?
2) Von wem kommt sie?
3) In welcher Absicht wurde sie geäußert?
4) Ist sie konstruktiv? Hilft sie mir, in dem was ich tue/denke/wie ich agiere, besser zu werden?
[5) Sind Ort und Zeit passend, an dem sie geäußert wurde?]

In deinem Fall (so wie du ihn schilderst):
1) Scheinbar nicht.
2) Hier ist die Schwierigkeit, der du dich gegenüber gesehen hast. Als Famulant besteht ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis. Daraus hat sich das Problem ergeben, dass du nicht sagen konntest: "Sie blöder Arsch, ich glaube, Sie haben den Schuss nicht gehört." Du hast dich der Situation dann entzogen und es bestmöglich professionell gelöst.
3) Offenbar nicht, damit du besser wirst, sondern nur, damit er auf jemandem rumhacken kann.
4) Überhaupt nicht.
[5) War überhaupt nicht der Fall. Man sollte Kritik niemals vor "versammelter Mannschaft" derart äußern.]
In der Regel kann man sich - wenn wenigstens einer dieser Punkte ungefällig beantwortet wird - auf Schulterzucken, Durchzug oder Gegenangriff einstellen.

Wenn mein Chef mir zum Beispiel in einer ruhigen Minute erklärt, dass ich vielleicht besser so und so intubieren sollte, weil ich immer mindestens zwei Zähne ausheble, wenn ich intubiere, ist das angebrachte und konstruktive Kritik von einem mir Vorgesetzten, der es mutmaßlich besser kann als ich/von dem ich was lernen kann; die Kritik sollte ich annehmen und versuchen sie umzusetzen. Und wertschätzend nehme ich zur Kenntnis, dass er es respektvoll getan hat.
Wenn mich hingegen der dermatologische Assistenzarzt im ersten Monat vor versammelter Mannschaft anblökt, dass er viel besser intubieren kann als ich, lache ich ihn aus oder hau ihm einen blöden Spruch um die Ohren ;D

Feuerblick
15.03.2019, 21:14
@Rettungshase: Solch hochtrabende Anforderungen hab ich mir irgendwann abgewöhnt :-)) Mir reichte, wenn die Famulanten die grobe Augenanatomie drauf hatten ;-)
Nee, Spaß beiseite: Die Art, wie hier abgefragt wurde, erinnert mich schon eher an eine Prüfung. Das hat nichts damit zu tun, dass man den Famulus vor Durchführung einer Tätigkeit fragt, was genau er da nun tun will und was er beachten muss. Bei derartigen Prüfungsrunden muss ein Famulant nichts wissen. Solche Befragungen sind aber auch unangebracht. Dass ein Famulus zumindest mal wissen sollte, wo beim Tubus vorn und hinten ist oder wie eine Spaltlampe aussieht, ist ja klar ;-)

Hoppla-Daisy
15.03.2019, 21:21
hihi, nun hab ich glatt noch Schiss vor Funkel - und das nach zwei Famulaturen bei ihr :-))

Feuerblick
15.03.2019, 21:35
hihi, nun hab ich glatt noch Schiss vor Funkel - und das nach zwei Famulaturen bei ihr :-))Du kannst sicher bestätigen, dass ich toootal fies zu Famulanten bin, oder? *funkelt*

Hoppla-Daisy
15.03.2019, 21:44
Total, war ne füüüüüüüürchterliche Famulatur! Und ich durfte gaaaaaar nix machen! Wenn ich allein dran denke .... :-))

Feuerblick
15.03.2019, 21:53
Wo bitte kämen wir hin, wenn Famulanten irgendwas machen dürften????

Aber mal zurück zum Thema ;-)

davo
16.03.2019, 07:19
Ich seh das jetzt einmal ganz pragmatisch: Der Hauptsinn und -zweck einer Famulatur ist, dass du das Famulaturzeugnis bekommst. Solange du das bekommst, kann dir völlig egal sein, ob der Typ nicht mehr mit dir redet, irgendeinen Unsinn labert, oder sonstwas geschieht.

Natürlich sollte man im Idealfall auch was dabei lernen, aber wenn einer deiner vier Monate schlecht ist, dann ist das halt so. Kann man jetzt nicht mehr ändern. Nachher eine entsprechende Bewertung abgeben um potenzielle zukünftige Famulanten zu warnen, und gut ists.